Archäologisches Korrespondenzblatt https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak <div style="margin-top: 1.5em;"><a title="zur aktuellen Ausgabe" href="/index.php/ak/issue/current"><img id="titleImg" src="/public/journals/98/cover_issue_3146_de_DE.jpg" alt="" /></a> Das Archäologische Korrespondenzblatt, das vom <a href="http://web.rgzm.de/">Römisch-Germanischen Zentralmuseum </a>herausgegeben wird, erscheint vierteljährlich und informiert die Fachwelt in kurzen Beiträgen über neue Ergebnisse der archäologischen Forschung. Es versteht sich als aktuelle wissenschaftliche Zeitschrift zu Themen der vor- und frühgeschichtlichen sowie provinzialrömischen Archäologie und ihrer Nachbarwissenschaften in Europa. Neben der Forschungsdiskussion finden hier Neufunde und kurze Analysen von überregionalem Interesse ihren Platz.<br />Der Umfang der Artikel beträgt bis zu 20 Druckseiten; Beiträge auf Englisch und Französisch werden ebenfalls angenommen.<p>Unabhängige Redaktoren begutachten die eingereichten Artikel (peer review).</p><p>Das Archäologische Korrespondenzblatt wird zukünftig zeitverzögert mit einem Jahrgang Abstand über die Universitätsbibliothek Heidelberg digital erscheinen.</p><p>Alle Zeitschriftenbeiträge erhalten einen digitalen Objektbezeichner (Digital Object Identifier, doi), der das Zitieren und Verlinken der Artikel vereinfacht. Das Hosting für das Archäologische Korrespondenzblatt online übernimmt die Universität Heidelberg, die Kooperationspartner in diesem Projekt ist und die Langzeitarchivierung der Beiträge garantiert.</p></div> Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz de-DE Archäologisches Korrespondenzblatt 0342-734X Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101999 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 10.11588/ak.2023.3.101999 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101998 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 10.11588/ak.2023.3.101998 Die portable energiedispersive Röntgenfluoreszenzanalyse und ihre Anwendung zur Untersuchung von archäologischer Keramik https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101730 <p><strong>Die portable energiedispersive Röntgenfluoreszenzanalyse und ihre Anwendung zur Untersuchung von archäologischer Keramik. Zum aktuellen Stand des Messverfahrens in der Keramikanalytik</strong><br>Die moderne Archäometrie verfügt inzwischen über ein breites Instrumentarium zur naturwissenschaftlichen Analyse von Keramikartefakten. Im Gegensatz zu den sich stetig weiterentwickelnden Messinstrumenten und Verfahren zeichnet sich die Keramikarchäometrie in Deutschland aufgrund von strukturbedingten Gegebenheiten durch veraltete Konzepte zur Untersuchung von Keramik aus. Im Rahmen des Beitrags werden der Umgang mit einem der jüngsten Verfahren, der portablen energiedispersiven Röntgenfluoreszenzanalyse, kritisch beleuchtet und grundlegende Gesichtspunkte für die erfolgreiche Anwendung von Spektrometern beschrieben. Darüber hinaus wird die Evaluation des Spektrometers Vanta M der Firma Olympus für die Analyse von Keramik vorgestellt. </p> Markus Helfert Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 409 432 10.11588/ak.2023.3.101730 Bits and Pieces https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101729 <p><strong>Krimskrams. Zwei neue Funde aus Norwegen und eine Aktualisierung der Deutung von Alsengemmen</strong><br>Es werden zwei neue fragmentarische Alsengemmen aus der Altstadt von Oslo vorgestellt, von denen das erste in einem Grab aus dem 13. Jahrhundert und das andere im Boden eines Gebäudes aus dem späten 12. Jahrhundert gefunden wurde. Alsengemmen wurden lange Zeit als Pilgerzeichen der Heiligen Drei Könige in Köln interpretiert. Diese Hypothese von M.&nbsp;Schulze-Dörrlamm ist nicht mehr haltbar.<br>In Anlehnung an M.&nbsp;Roslund und A.&nbsp;Håkansson gelten Alsengemmen als soziale Marker, die von friesischen Händlern getragen wurden. Alsengemmen wurden höchstwahrscheinlich in Friesland hergestellt. Es wird vermutet, dass es sich bei den Waren der friesischen Händler möglicherweise um Getreide, insbesondere Hafer, handelte, das für die aufstrebende Brauindustrie bestimmt war.</p> Vincent T. van Vilsteren Michael Derrick Magnus Helstad Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 391 407 10.11588/ak.2023.3.101729 Bracelets with Splayed Ends and Decorated Appliqués in the Carpathian Basin in the Second Half of the Avar Period (7th – 8th Centuries AD) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101728 <p><strong>Armringe mit verbreiterten Enden und verzierten Appliken im Karpatenbecken in der zweiten Hälfte der Awarenzeit (7.–8. Jahrhundert n. Chr.). Neue Erkenntnisse über die Beziehungen von awarischen Artefakten zu Norditalien und dem Alpenraum</strong><br>Dieser Artikel behandelt Armringe mit verbreiterten Enden und verzierten Appliken aus der zweiten Hälfte der Awarenzeit (7.–8. Jh. n. Chr.). Diese Art von Schmuck war im Awaren-Khaganat ungewöhnlich, da die meisten Funde im westlichen Teil des Karpatenbeckens gemacht wurden. Anhand der Verzierung der Enden lassen sich sechs verschiedene Arten von Armringen unterscheiden. Die ältesten sind mit einem Rand aus Perlen und Perlenschnüren verziert ein typisches Merkmal für das Wiener Becken und die Balatonregion. Diese Art von Armringen ist aus der Emilia-Romagna, Südtirol und der Steiermark bekannt. Die ersten Exemplare, die ursprünglich aus Norditalien stammen, gelangten im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts über die Alpen zu den Awaren. Die anderen Verzierungsvarianten sind möglicherweise das Ergebnis interner Entwicklungen. Diese Art von Schmuck blieb bis in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts in Mode. Die Kontakte zwischen Awaren und Langobarden wurden hauptsächlich für die frühe awarische Periode untersucht. Armbänder mit verbreiterten Enden und verzierten Appliken bestätigen jedoch sehr wohl die Beziehungen der Awaren zum Südwesten nach der zweiten Hälfte des 7 Jahrhunderts.</p> Bence Gulyás Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 377 390 10.11588/ak.2023.3.101728 CIL XIII 7290: ein victimarius legionis XXII aus Mainz-Kastel? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101727 <p><strong>CIL&nbsp;XIII 7290: ein <em>victimarius legionis XXII</em> aus Mainz-Kastel?</strong><br>J.&nbsp;Huttich, ein aus Hessen stammender Humanist des frühen 16. Jahrhunderts, hat in seiner 1520 erschienenen <em>Collectanea antiquitatum</em> zahlreiche römische Denkmäler aus Mainz und der näheren Umgebung überliefert, die heute leider verschollen sind. Eines dieser Denkmäler, der in Mainz-Kastel gefundene Grabstein CIL&nbsp;XIII 7290, ist im Verlaufe der Zeit ganz unterschiedlich und zum Teil auch fehlerhaft kopiert worden. Besonders interessant sind dabei die unterschiedlichen Auflösungsvorschläge, die sich auf die militärische Funktion des Stifters beziehen, wobei nicht nur die kritische Auseinandersetzung mit der Überlieferungsgeschichte, sondern auch die zur Verfügung stehende Quellenlage die Möglichkeit in Erwägung ziehen lässt, den Dedikanten als <em>victimarius legionis XXII</em> bzw. <em>victimarius legati legionis XXII</em> zu identifizieren.</p> Thierry Groff Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 365 376 10.11588/ak.2023.3.101727 Der Main als militärischer Nachschubweg in römischer Zeit https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101726 <p><strong>Der Main als militärischer Nachschubweg in römischer Zeit. Neue archäologische und geoarchäologische Untersuchungen</strong><br>Die Flüsse Lahn, Main und Neckar sind die größten Flüsse der römischen Provinz Obergermanien, die den Rhein mit den östlichen Teilen der Provinz verbinden. Der Main ist derjenige von den drei Flüssen, der außerhalb des Mittelgebirges den längsten Lauf durch flaches Gelände hat. Der Fluss und sein Fließgewässernetz spielen eine zentrale Rolle für die Versorgung des Militärs im nördlichen Grenzabschnitt der Provinz. Zugleich diente er dem Transport von Rohstoffen von der Grenze ins Hinterland. In den letzten Jahren wurden sowohl archäologische als auch geoarchäologische Untersuchungen entlang des Flusses durchgeführt, die dieses Bild des genutzten und kontrollierten Wasserlaufs ergänzen und erweitern. Dies gibt Aufschluss über die unterschiedliche Nutzung des Flusses vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.</p> Thomas Becker Andreas Vött Anna-Lena Dixius Lea Obrocki Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 349 363 10.11588/ak.2023.3.101726 The Early Iron Age Hoard from Jodłowno (pow. Gdański), Northern Poland https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101725 <p><strong>Der früheisenzeitliche Hort aus Jodłowno (pow. gdański / PL), Nordpolen. Technologische Untersuchung der metallischen Rohmaterialien</strong><br>Dieser Artikel befasst sich mit archäologischen Objekten aus dem Hortfund von Jodłowno in Nordpolen, die mit dem Metalldetektor entdeckt wurden. Einige der Artefakte wurden <em>in situ</em> belassen; daher ist die Anordnung der meisten Objekte bekannt. Der Hortfund wird in die frühe Eisenzeit datiert, wahrscheinlich in Ha&nbsp;D (ca. 650/600–500/450 v. Chr.). Der größte Teil des Inventars besteht aus Barrenfragmenten. Jeder der 49 Barren wurde auf seine chemische Zusammensetzung hin untersucht. Es wurden vier Rohstoffgruppen unterschieden, wobei Kupfer mit einem hohen Anteil an Verunreinigungen die größte darstellte. Auch Blei war ein wichtiger Zusatz. Die erzielten Ergebnisse bereichern unsere Kenntnisse über die Rohstoffe in Nordpolen, Pommern, Großpolen und Schlesien in solchen Objektkategorien wie Barren, Hohlwulstringen und bogenförmigen Halsringen.</p> Kamil Nowak Paweł Gan Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 333 347 10.11588/ak.2023.3.101725 A Bronze Age Sauna in Nijmegen (prov. Gelderland / NL): An Exceptional Site in Mainland Europe https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101724 <p><strong>Eine bronzezeitliche Sauna in Nimwegen (prov. Gelderland / NL): eine außergewöhnliche Fundstelle auf dem europäischen Festland</strong><br>In diesem Artikel wird eine bronzezeitliche Fundstelle in den Niederlanden vorgestellt, die den <em>burnt mounds</em> der Britischen Inseln ähnelt. <em>Burnt mounds</em> sind jedoch auf dem europäischen Festland sehr ungewöhnlich, besonders in Kombination mit tiefen Wassergruben. Die in Nimwegen gefundene Anlage datiert um das 16. Jahrhundert v. Chr. und scheint mindestens eine Schwitzhütte und zwei Tauchbecken zu umfassen, die sich in einem von Eichen dominierten Wald befinden. Als Wärmequelle wurden nicht nur Steine, sondern vor allem Tonkugeln verwendet. Einige Votivgaben, die im und in der Nähe des angrenzenden Altarms gefunden wurden, unterstreichen den rituellen Charakter des Ortes. Die lange Nutzungsdauer in Verbindung mit dem Fehlen von Gegenstücken in der weiteren Umgebung wirft die Frage auf, ob die Nutzerinnen und Nutzer der Anlage möglicherweise von der anderen Seite der Nordsee eingewandert sein könnten. </p> Peter van den Broeke Liesbeth van Beurden Kirsti Hänninen Caroline Vermeeren Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 315 332 10.11588/ak.2023.3.101724 Sollte auch der Bautypus Geleen in der Ursprungsregion der Bandkeramik entstanden sein? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/101723 <p><strong>Sollte auch der Bautypus Geleen in der Ursprungsregion der Bandkeramik entstanden sein? Erste und älteste Nachweise dieser Hausform aus Schwechat bei Wien</strong><br>Im Spätherbst 2020 kamen bei einer Rettungsgrabung vor Errichtung der Park &amp; Ride-Anlage für den Bahnhof Schwechat erstmals in Österreich zwei Gebäude des Typus Geleen zu Tage. Diese Hausgrundrisse werden hier zusammen mit datierendem Fundmaterial und einer kleinen Serie von fünf Radiokarbondaten präsentiert. Auf Basis der Keramik aus den begleitenden Längsgruben sind beide Häuser in die Spätphase der älteren Linearbandkeramik (Phase&nbsp;I b) zu datieren. Die <sup>14</sup>C-Daten sind sehr homogen und weisen auf eine Zeitspanne von 5299–5209 cal. BC. – Bis jetzt sind 103 Hausgrundrisse mit Y-Konstruktion von 40 Fundplätzen bekannt, aber nur von sehr wenigen aus dem Rheinland und den Niederlanden liegen absolute Daten vor. Die neuen Daten aus Schwechat sind zwar deutlich älter, aber die zeitliche Distanz ist nicht sehr groß. Aus diesem Grunde kommt Schwechat wohl nicht als Ursprungsort dieses Konstruktionsprinzips in Frage, wohl aber die nähere Umgebung im östlichen Mitteleuropa. Derzeit gibt es allerdings in dieser Region keine weiteren Nachweise dieses Haustyps, was durch den Forschungsstand bedingt sein kann. </p> Eva Lenneis Judith Schwarzäugl Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-12-20 2023-12-20 53 3 297 314 10.11588/ak.2023.3.101723 The Eifel – Wuppertal-Elberfeld – Mainz Connections of the Archaeologist Adolf Schulten and the Painter Curtius Schulten https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100135 <p><strong>Die Eifel – Wuppertal-Elberfeld – Mainz-Verbindungen des Archäologen Adolf Schulten und des Malers </strong><strong>Curtius Schulten. Ein neu zugeschriebenes Mainzer Ölgemälde der keltiberischen und römischen Stätte von </strong><strong>Numantia, Spanien</strong><br>Als der Verfasser an einer englischen Übersetzung von Adolf Schultens Monographie »Die Stadt Numantia« (München 1931) über Schultens Ausgrabungen in der keltiberischen und römischen Stadt Numantia im Jahr 1905 arbeitete, stieß er unerwartet auf eine Fußnote, in der erwähnt wird, dass der Künstler Curtius Schulten ein Gemälde von Numantia geschaffen habe, das im Besitz von Adolf Schulten sei. Die anschließenden Nachforschungen führten zur Identifizierung eines bisher unbekannten Ölgemäldes dieses bekannten deutschen, hauptsächlich in der Eifel arbeitenden Künstlers aus dem 20. Jahrhundert. Ironischerweise ist es seit Langem im Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM; seit 2023: Leibniz-Zentrum für Archäologie [LEIZA]), Mainz, ausgestellt. Durch die Mithilfe des Sohnes des Malers, Marius Schulten, konnten auch noch erhaltene und in einigen Fällen unveröffentlichte Stiche und Fotografien von Curtius Schultens Besuch in Numantia 1925 entdeckt werden. Darauf befinden sich Personen aus der Umgebung, die Adolf Schulten gekannt und auf seinen Ausgrabungen beschäftigt haben könnte, sowie eine unveröffentlichte und undatierte Fotografie von Numantia von Adolf Schulten. In diesem Beitrag werden der Auftrag, Zweck und Kontext des Gemäldes im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Kunstwerken mit Bezug zu Numantia und das Gemälde selbst behandelt und mehrere von Curtius Schulten geschaffene, dazugehörige Bilder vorgestellt.</p> Mike Dobson Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 273 295 10.11588/ak.2023.2.100135 »... kam der erste Stoß bei nahe an die Mitte des Haubts, ... die 2 andern Stöße ... im Genicke« https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100134 <p><em><strong>»... kam der erste Stoß bei nahe an die Mitte des Haubts, ... die 2 andern Stöße ... im Genicke«. </strong></em><strong>Die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Todesstrafe des Räderns im archäologischen Befund</strong><br>Leibes- und Lebensstrafen aus dem endenden Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind durch Schriftquellen – aus Gesetzen ebenso wie aus verhängten und vollzogenen Urteilen – bekannt: Hängen, Köpfen, Rädern und viele andere mehr. Die Archäologie hat zahlreiche Überreste von Delinquenten ausgegraben, die mithilfe von Ketten und Stricken gehängt oder durch das Richtschwert geköpft worden waren. Dagegen sind Skelettfunde von geräderten Übeltätern ausgesprochen selten angetroffen worden. Vorliegender Aufsatz stellt die sicheren Befunde zusammen, die von geräderten Richtopfern stammen, und bietet eine Erklärung für deren Seltenheit.</p> Jost Auler Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 253 272 10.11588/ak.2023.2.100134 Lateinische Inschriften auf merowingerzeitlichen Keramikgefäßen https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100133 <p><strong>Lateinische Inschriften auf merowingerzeitlichen Keramikgefäßen. Studien zum Schriftgebrauch </strong><strong>im Merowingerreich</strong><br />Im Raum nördlich und nordöstlich von Paris wurden zwischen ca. 530 und 630 Keramikgefäße mittels Rollrädchen mit Inschriften verziert. Diese Verzierungstechnik erlaubt die gleichartige Dekoration großer Serien von Gefäßen, sodass von einem weit umfangreicheren Auftreten »beschrifteter« Knickwandbecher auszugehen ist. Die kurzen Inschriften nennen christliche Inhalte ebenso wie Namen von Herstellern bzw. Auftraggebern. Zumeist sind die Buchstaben durch gleicharmige Kreuze eingefasst. Der Raum, in dem sie auftreten, ist im 6. Jahrhundert nur relativ locker in kirchliche Strukturen eingebunden. Wir vermuten, dass mit den Gefäßen mit Inschriften an spätantike Praktiken angeknüpft und die Becher zur Verbreitung und Vergegenwärtigung des neuen gemeinsamen religiösen Überbaus genutzt wurden. Die wenigen merowingerzeitlichen Gefäße mit individuellen, eingeritzten Graffiti stellen als Nachahmungen die Wertschätzung der eventuell bei Festen verteilten Exemplare mit Rollrädchenverzierung heraus.</p> Dieter Quast Rotraut Wolf Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 239 252 10.11588/ak.2023.2.100133 From Inspiration to Imitation – the Unusual Imitation of a Solidus of Honorius from Års (Vesthimmerlands Komm. / DK) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100132 <p><strong>Von der Inspiration zur Imitation – die ungewöhnliche Imitation eines Solidus des Honorius </strong><strong>aus Års (Vesthimmerlands Komm. / DK)</strong><br>In einem Brakteatenfund aus Års in Nordjütland wurde eine lokal hergestellte Imitation eines Solidus des Honorius gefunden. Dies ist die bisher erste und einzige bekannte skandinavische Imitation eines spätantiken, beidseitig geprägten Solidus, die im westlichen Teil Skandinaviens entdeckt wurde. Tatsächlich sind analoge Nachahmungen typisch für den östlichen Teil, d. h. Gotland (wo sie wahrscheinlich hergestellt wurden), Öland, Südschweden und Bornholm. Zwei Funde stammen auch aus Pommern. Da es sich um eine spiegelbildlich geprägte Imitation handelt, ist davon auszugehen, dass sie von einem ungelernten Handwerker angefertigt wurde, der vielleicht mit der täglichen Herstellung von Matrizen für die Brakteatenherstellung beschäftigt war. Da sich die Herstellungstechnik von Brakteaten von der Herstellung von Matrizen und der Prägung von Münzen unterscheidet, war das Ergebnis des Experiments eine Münze, die spiegelverkehrt zum ursprünglichen Solidus des Honorius geprägt wurde, der als Vorlage diente.</p> Anna Zapolska Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 229 238 10.11588/ak.2023.2.100132 Die westlichste Kharoṣṭhī-Inschrift – ein Elfenbeingriff aus Wels https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100131 <p><strong>Die westlichste Kharoṣṭhī-Inschrift – ein Elfenbeingriff aus Wels. </strong><strong>Mit einem Anhang zu fernöstlichen Funden des 1. bis 2. Jahrhunderts n. Chr. im Römischen Reich</strong><br>Der Elfenbeingriff samt Silbermanschette aus dem Welser Stadtgebiet datiert ins 2. Jahrhundert n. Chr. Längs zur Griffachse verläuft zwei Mal eine von rechts nach links zu lesende Kharoṣṭhī-Ritzinschrift. Übersetzt lautet sie: »Dieser Grabstichel ist ein Geschenk des Königs« – gegenwärtig westlichster Beleg dieser indischen Schrift. Die Männerbüste auf dem Griffabschluss zeigt das Porträt des Königs. Das Werkzeug gelangte nicht durch Handel in den Westen, sein Besitzer brachte es bei einer Reise über die Seidenstraße aus dem heutigen China mit.</p> Harry Falk Renate Miglbauer Stefan F. Pfahl Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 199 227 10.11588/ak.2023.2.100131 Eine frühkaiserzeitliche Überfangperle von der Krim in Urmitz (Lkr. Mayen-Koblenz / DE) am Mittelrhein https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100130 <p><strong>Eine frühkaiserzeitliche Überfangperle von der Krim in Urmitz (Lkr. Mayen-Koblenz / DE) am Mittelrhein</strong><br>Unter den Sekundärbeigaben einer Brandbestattung claudischer Zeit im Umfeld der Militäranlagen von Urmitz sticht eine ungewöhnliche Glasperle hervor. Es handelt sich um eine Überfangperle mit Silberfolie, die wahrscheinlich aus dem <em>regnum Bospori</em> an der nordöstlichen Schwarzmeerküste stammt. Ab der frühen Kaiserzeit lässt sich hier die Stationierung römischen Militärs belegen. Die Perle könnte etwa durch Handelskontakte oder im Zuge von Truppenbewegungen über Donau und Rhein an ihren Fundort gelangt sein. Eine eindeutige Überlieferung hierzu fehlt bislang jedoch. Aus Westeuropa liegt derzeit kein direktes Vergleichsstück für die Perle vor.</p> Lennart S. Niehues Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 187 197 10.11588/ak.2023.2.100130 A New Late Hallstatt Complex of Metal Ware from Panivtsi, Western Podolia / UA https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100129 <p><strong>Ein neuer späthallstattzeitlicher Komplex von Metallwaren aus Panivtsi, Westpodolien / UA. </strong><strong>Vorläufiger Bericht</strong><br>Ein neuer Komplex von Metallobjekten wurde Ende 2014 bei landwirtschaftlichen Arbeiten in der Nähe von Panivtsi in der Oblast Ternopil in der Ukraine entdeckt. Die Autoren konnten dokumentieren, dass zunächst der Boden eines großen, auf dem Kopf stehenden Bronzeeimers ausgegraben wurde; die Situla bedeckte zwei Bronzekessel, die übereinander gestellt worden waren. Die Gefäße waren in einer flachen Grube von etwa 1 m Durchmesser in einer Tiefe von 0,45–0,50 m unter der Oberfläche aufgestellt worden. Die jüngsten Bronzesitulas des Panivtsi-Typs kommen nur bis zur ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. vor. Der hier vorgestellte Depotfund der westpodolischen Gruppe zeigt die Koexistenz von Metallimporten aus dem östlichen Alpenraum und Oberitalien mit Metallprodukten aus rein lokaler<br>Herstellung (Kessel usw.) in geschlossenen Komplexen. Wie konnten solche »frühen« Gefäße und sicher »späte« Kessel in einem Fundkomplex gemeinsam vorkommen? Bis vor kurzem wurde angenommen, dass die Verwendung ähnlicher Gefäße (des »skythischen« Typs) in der modernen Ukraine erst im 5. Jahrhundert v. Chr. begann. Nach der Entdeckung in Shvaikivtsi, wo ein ähnlich geformter Kessel aus dem dritten Viertel des 8. Jahrhunderts v. Chr. gefunden wurde, und nun auch in Panivtsi, verschiebt sich die Datierung der ersten Verwendung dieser Art von gegossenen Gefäßen im untersuchten Gebiet jedoch um mindestens eineinhalb Jahrhunderte nach hinten. Nach der Entdeckung der beiden deformierten Kessel in Panivtsi ist die Funktion der Gefäße klarer geworden. Offenbar konnte der Kessel bei den rituellen Handlungen eine doppelte Rolle spielen: Entweder wurde er manipuliert, um militärisches Glück und göttlichen Beistand zu sichern, oder die Beisetzung der Gefäße stand im Zusammenhang mit dem Tod eines bedeutenden Würdenträgers oder Dynasten der damaligen Zeit. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die frühesten Funde von gegossenen Bronzekesseln in der modernen Ukraine in Westpodolien (Shvaikivtsi, Panivtsi) gemacht wurden. Am Beispiel der Kesselkomplexe sehen wir, dass die Verbindungen zwischen der mittleren Dnjestr-Region (einschließlich Westpodolien) und den Kulturen der Adriaküste, des ostalpinen Raums und Oberitalien, die zu Beginn der Ha-B3-Periode entstanden, in der Folgezeit nicht abbrachen und noch im 7. Jahrhundert v. Chr. existierten.</p> Mykola Bandrivskyi Mykhailo Bilyk Marianne Mödlinger Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 175 186 10.11588/ak.2023.2.100129 Auf dem Weg von oder nach Hallstatt? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100098 <p><strong>Auf dem Weg von oder nach Hallstatt? Neue Forschungen zur Rolle der hallstattzeitlichen Seeufersiedlung </strong><strong>in Traunkirchen (Bez. Gmunden / AT)</strong><br>Auf einer Halbinsel des Traunsees befindet sich die einzige bekannte Seeufersiedlung der Hallstattzeit in Österreich. Aufgrund der verkehrsgeografischen Lage sowie von Grab- und Siedlungsfunden wird seit Langem eine Funktion im Handel mit dem Salz aus der Saline von Hallstatt vermutet, die sich rund 33 km südlich von Traunkirchen befindet. Mittels minimalinvasiver Prospektionen unter Wasser und an Land gelang es in den Jahren 2020 und 2021, die Ausdehnung und Mächtigkeit der ältereisenzeitlichen Siedlungsschichten in Traunkirchen und ihre exakte Datierung zu klären. Durch die Bohrungen lässt sich eine ehemalige Bucht des Traunsees nachweisen, die einen idealen natürlichen Hafen an der Spitze der exponierten Halbinsel bot. Aufgrund der neuen Prospektionsergebnisse und umfangreicher Recherchen zeichnet sich ab, dass Traunkirchen seine Bedeutung während der Hallstattzeit nicht primär als Umschlagplatz im Salztransport, sondern vielmehr als Ausgangspunkt für die Versorgung der Saline mit Lebensmitteln und als Basis für die Lastenträger, Säumer oder Bootsleute erlangte.</p> Peter Trebsche Helena Seidl da Fonseca Markus Staudt Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 153 174 10.11588/ak.2023.2.100098 Chronology of the Mesolithic Ihren 8 Site (Central Ukraine) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100092 <p><strong>Chronologie der mesolithischen Fundstelle Ihren 8 (Zentralukraine)</strong><br>Der Beitrag schlägt eine präzisere Chronologie für die mesolithischen Ensembles der Fundstelle Ihren 8 in der zentralukrainischen Dnjepr-Region vor. Sie basiert auf einer kritischen Analyse der 33 bereits vorhandenen 14C-Datierungen sowie auf zwei neuen AMS-Datierungen an Knochenfunden. Die Ergebnisse weisen auf mindestens vier mesolithische Phasen hin: Drei liegen in der Zeitspanne zwischen 8200 und 7600 cal BC und eine weitere, deutlich jüngere Phase ist nach 6650 cal BC einzuordnen. Die Ensembles mit regelmäßigen Klingen sind also deutlich älter als sonst für das Spätmesolithikum üblich, sodass für die Südukraine eine mittelmesolithische Phase vorgeschlagen wird.</p> Dmytro Kiosak Ebbe Nielsen Sönke Szidat Willy Tinner Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 137 151 10.11588/ak.2023.2.100092 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100090 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 10.11588/ak.2023.2.100090 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/100088 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-09-19 2023-09-19 53 3 10.11588/ak.2023.2.100088 Early Medieval Finds from Czechowice (Gliwice / PL) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97404 <p><strong>Frühmittelalterliche Funde aus Czechowice (Gliwice / PL)</strong></p> <p>Mehrere polnische und deutsche Institutionen bewahren in ihren Sammlungen Archivdokumente auf, die Informationen über den Zufallsfund frühmittelalterlicher Objekte im Dorf Czechowice (heute im Stadtgebiet von Gliwice) in Oberschlesien enthalten. Die 1879 beim Bau einer Eisenbahnlinie gefundenen Artefakte wurden vom Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin erworben und gingen während des Zweiten Weltkriegs verloren. Erst kürzlich wurden einige von ihnen in der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin identifiziert. Zu den wichtigsten Funden gehören ein langes, gerades, einschneidiges Schwert, bei dem es sich um einen hybriden altungarischen Waffentyp handelt, und eine schmale Hammeraxt vom mährischen Typ. Beide Stücke wurden an derselben Stelle gefunden und gehörten wahrscheinlich zur Ausstattung eines Brandgrabes, das um die Mitte des 10. Jahrhunderts datiert.</p> Michał Grygiel Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 113 136 10.11588/ak.2023.1.97404 Die Gräber von König Ludwig II. dem Deutschen († 876) und König Ludwig III. dem Jüngeren († 882) im Kloster Lorsch https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97401 <p><strong>Die Gräber von König Ludwig II. dem Deutschen († 876) und König Ludwig III. dem Jüngeren († 882) im Kloster Lorsch</strong></p> <p>Im Kloster Lorsch (Kr. Bergstraße) sind die ostfränkischen Könige Ludwig II. der Deutsche († 876) und Ludwig III. der Jüngere († 882) bestattet worden. Ihre Gräber gelten als verschollen, seit das Kloster 1621 im Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstört wurde. Zwei Augenzeugenberichte der damaligen Zeit sowie Befunde und Funde von Ausgrabungen erlauben aber den Schluss, dass Ludwig II. in dem riesigen Porphyrsarkophag ohne Inschrift beigesetzt worden war, der sich in der Krypta / Grabkirche hinter dem Chor der Basilika befunden hatte. Sein Sohn Ludwig III. ruhte in dem ringsum mit den Flachreliefs ionischer Pilaster verzierten Pilastersarkophag, der auf Säulchen im Mittelschiff gestanden und bei seiner Entdeckung im Jahre 1800 noch den ungestörten Leichnam dieses Königs enthalten hatte. Ludwig III. trug ein braun (?) kariertes Seidengewand mit Goldborten sowie Stiefel mit Sporen, von denen noch ein goldener Riemenschieber vorhanden ist. Diese wertvolle Beschreibung eines spätkarolingischen Königsgrabes ist dem Oberforstmeister und laienhaften Ausgräber Carl Freiherr von Hausen zu verdanken.</p> Mechthild Schulze-Dörrlamm Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 93 112 10.11588/ak.2023.1.97401 Eine Mühlenachse aus Doliche (Şehitkamil, Gaziantep / TR) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97398 <p><strong>Eine Mühlenachse aus Doliche (Şehitkamil, Gaziantep / TR)</strong></p> <p>Im Zentrum der antiken Stadt Doliche auf dem Keber Tepe wurde bei Ausgrabungen in einem monumentalen Gebäude zusammen mit weiteren verlagerten Eisenfunden ein Mühleisen gefunden. Diese Mühlenachse stammt wahrscheinlich aus römischer Zeit und gehörte zu einer Getriebemühle. Getriebemühlen unterscheiden sich von einfachen Mühlen durch ein festes Getriebe mit zwei Getrieberädern, durch die die eingespeiste Kraft übersetzt und die Leistung der Mühle erhöht wird. Die Entwicklung der Getriebemühlen erfolgte vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr.; sie sind bislang in Deutschland, England, Rumänien und Ungarn durch entsprechende Mühleisen nachgewiesen. Mit dem Fund aus Doliche liegt nun auch ein Nachweis aus dem Ostmediterraneum vor. Noch kann der Standort der Mühle in Doliche nicht lokalisiert werden, aber es ist zu vermuten, dass sie in einer Bäckerei im Zentrum der Stadt betrieben wurde.</p> Constanze Höpken Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 83 92 10.11588/ak.2023.1.97398 Miniatures en plomb d’une sépulture d’Alba-la-Romaine (dép. Ardèche / FR) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97396 <p><strong>Bleiminiaturen aus einem Grab in Alba-la-Romaine (dép. Ardèche / FR)</strong></p> <p>Im Rahmen einer archäologischen Präventivgrabung 2020 bei <em>Alba Helviorum</em>, dem heutigen Alba-la-Romaine und Hauptort der Helvier, kamen mehrere Gräber aus der frühen Kaiserzeit zutage, die um ein kreisförmiges Monument gruppiert waren. Diese Gräber könnten zu einem Familiengrabkomplex gehören, der mit einer nahe gelegenen <em>villa</em> in Verbindung steht. Das südlich des Grabmonuments entdeckte Grab DP 5294 ist eine gemischte Brandbestattung für eine vermutlich weibliche Person und datiert zwischen 60–100 n. Chr. Das Grab enthielt eine recht umfangreiche Ausstattung, darunter eine Reihe von Bleiminiaturen, ein Paar Sandalen, die an einer Patera befestigt waren, und ein Satz Strigiles mit Ringen. Zunächst werden die Gegenstände beschrieben und in ihren typologischen Kontext eingeordnet, dann wird die Hypothese aufgestellt, sie als Anspielung auf das <em>otium</em> und seine alltäglichen Manifestationen in einem relativ privilegierten Umfeld zu deuten: das Bad und die Körperpflege.</p> Marie Gagnol Fabien Isnard Michel Feugère Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 67 81 10.11588/ak.2023.1.97396 Un »cold case« irritant: les mandibules humaines de la Grotte de Han à Han-sur-Lesse (Rochefort, prov. Namur / BE) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97394 <p><strong>Ein irritierender »Cold Case«: die menschlichen Unterkiefer aus der Grotte de Han in Han-sur-Lesse (Rochefort, prov. Namur / BE)</strong></p> <p>Bei den Ausgrabungen von M.-E. Mariën 1964–1965 an der Plage des Petites Fontaines in der Grotte de Han in Han-sur-Lesse (Belgien) wurde in einer der späten Eisenzeit zugeordneten Schicht ein Depot von sieben menschlichen Unterkiefern entdeckt. Von Anfang an wurde angenommen, dass diese Überreste von abgetrennten Köpfen stammen, allerdings nur auf der Grundlage einer vorläufigen Untersuchung, die kurz nach dem Fund durchgeführt und bisher noch nicht durch eine detaillierte Analyse bestätigt worden war. Darüber hinaus schien eine Reihe von direkten Radiokarbondatierungen zu Beginn der 2000er-Jahre zu zeigen, dass die Köpfe aus verschiedenen Perioden von der Mittellatènezeit bis zur frühen römischen Epoche, also aus einer nacheisenzeitlichen Niederlegung, stammen.</p> <p>Unsere eingehende Studie der Unterkiefer zeigt zunächst, dass die vorläufige Untersuchung zwar größtenteils fehlerhaft war, dass aber mehrere Unterkiefer tatsächlich Enthauptunsspuren aufweisen, was die ursprüngliche Vermutung bestätigt. Zum anderen weist ein Teil von ihnen thermische Schäden auf, die wahrscheinlich darauf zurückzuführen sind, dass die Köpfe vollständig und noch mit Fleisch bedeckt dem Feuer ausgesetzt waren. Parallel dazu wurde eine neue Reihe von Radiokarbonanalysen durchgeführt, deren Ergebnisse teilweise im Widerspruch zu den Ergebnissen der früheren Analysen stehen, was dazu führt, dass die Datierungen insgesamt infrage gestellt werden. Es ist daher weder möglich zu beweisen, dass die Unterkiefer unterschiedlichen Alters sind, noch ihre Niederlegung direkt zu datieren, die in LT&nbsp;C oder D stattgefunden haben muss, wenn man sich auf die Grabungsergebnisse verlässt. Mehrere Argumente sprechen dafür, dass nur die Unterkiefer deponiert wurden, und zwar in einem einzigen Vorgang und relativ schnell nach dem Tod. Über den Verbleib der restlichen Köpfe wissen wir dagegen nichts, aber es gibt auch keine Hinweise darauf, dass sie in die Höhle gebracht wurden. Schließlich hat die Deponierung wahrscheinlich eine kultische Dimension, über ihre Bedeutung lässt sich jedoch nichts Genaueres sagen. Trotz einiger Gewissheiten bleibt dieser faszinierende Fund, der einzigartig ist, bis heute uninterpretierbar.</p> Bruno Boulestin Anthony Denaire Michel Timperman Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 39 66 10.11588/ak.2023.1.97394 The Oldest Evidence of Silver Processing in Europe https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97393 <p><strong>Das älteste Zeugnis der Silberverarbeitung in Europa. Ein Hort aus Košíky (okr. Uherské Hradiště / CZ)</strong></p> <p>Im Frühneolithikum (4300–3800 v. Chr.) traten in Europa vermehrt sowohl einzelne Kupferfunde als auch Horte auf. Seit kurzem können wir ihnen einen kleinen Hort aus Košíky (Südostmähren / CZ) hinzufügen. Der Hort von Košíky ist einzigartig, da er eine neue Art von Artefakt enthielt&nbsp;– einen Kupferhammer mit einem verengten Griff und einer flach gehämmerten Arbeitsfläche anstelle einer Schneide. Die Autoren führten eine Rasterelektornenmikroskop-Analyse (REM) durch, die das Vorkommen von Silberplättchen nachwies, die an der Arbeitsfläche des Hammers klebten. Die Studie stellt nicht nur eine noch unbekannte Art der Kupferindustrie vor, sondern liefert auch den ersten Nachweis für die frühe Verwendung von Silberhämmern in Europa.</p> Jaroslav Peška Jaroslav Bartík Marek Fikrle Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 23 37 10.11588/ak.2023.1.97393 Petrographic Analysis of Ceramics from Swifterbant S3 (Prov. Flevoland / NL) (c. 4300–4000 cal BC) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97390 <p><strong>Petrografische Analyse von Keramik aus Swifterbant S3 (prov. Flevoland / NL) (ca. 4300–4000 cal BC)</strong></p> <p>In diesem Artikel wird eine petrografische Analyse von 18 Keramikscherben aus Swifterbant S3 vorgestellt. Die Swifterbant-Keramik ist recht homogen. Die meisten Gefäße wurden aus einem Ton hergestellt, der Kieselalgen, Schwammnadeln und Glimmer enthält, und wurden mit Steinstückchen gemagert, die möglicherweise vor Ort gesammelt wurden. Wir vermuten, dass es sich bei den Pflanzenfragmenten in unseren Proben hauptsächlich um natürliche Einschlüsse handelt. Die aktuelle Probe wurde mit Scherben verglichen, die von de Roever (2004) aus S3 und benachbarten Fundorten untersucht wurden. Diese Scherben enthalten einige mit Schamotte gemagerte Tone. Dies bedeutet, dass die Stichprobengröße der vorliegenden Studie nicht ausreicht, um die Variabilität von Ton und Magerung zu erfassen. Unsere Analyse hat auch deutlich gemacht, dass die vorgeschlagene Korrelation zwischen Magerung und Funktion nicht so eindeutig ist, wie früher von Raemaekers et&nbsp;al. 2013 vorgeschlagen, und dass Emmer in Gefäßen aus allen Tonen und mit fast allen Magerungen gefunden wurde. Die petrografische Analyse unterstreicht die Unterschiede in der Keramiktechnologie zwischen der Swifterbant-Kultur und der Ertebølle-Kultur. Die Verwendung von Tonen, die reich an Pflanzenmaterial sind, ist typisch für die Swifterbant-Keramik.</p> Daan C. M. Raemaekers Ole Stilborg Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 1 22 10.11588/ak.2023.1.97390 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97389 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 10.11588/ak.2023.1.97389 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97388 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-07-04 2023-07-04 53 3 10.11588/ak.2023.1.97388 Byzantine Zaba: A Case Study of the Mail Coat from the Iviron Monastery (Athos / GR) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96452 <p><strong>Byzantinische <em>Zaba</em>: Eine Fallstudie des Kettenpanzers aus dem Iviron-Kloster (Athos / GR)</strong></p> <p>Der vorliegende wissenschaftliche Artikel untersucht die Kettenpanzer, die in den Klöstern Iviron, Hilandar und Diony­siou aufbewahrt werden, nachdem die Klöster die freundliche Erlaubnis gegeben haben, die betreffenden Objekte zu dokumentieren und zu studieren. Unseres Wissens nach sind dies die einzigen Kettenhemden, die aus der byzantinischen Zeit in Griechenland bekannt sind. Die Studie konzentriert sich auf den Iviron-Kettenpanzer mit dem Ziel, seine typologischen Merkmale zu erforschen, Informationen, die die Identifizierung und Datierung des Objekts erleichtern. Darüber hinaus werden in der Studie auch historische Bezüge zu derartigen Objekten und ihren Darstellungen in der Kunst als Vergleichsmittel herangezogen, wobei der Schwerpunkt auf den archäologischen Zeugnissen liegt. Der Überlieferung nach wird der Iviron-Kettenpanzer mit dem byzantinischen General Johannes Tornikios in Verbindung gebracht, der Ende des 10. Jahrhunderts das Iviron-Kloster gründete. Der General war ein Spross der großen Tornikios-Familie von Iberia, deren Mitglieder seit dem 10. Jahrhundert hohe Ämter bekleideten. Obwohl bereits Mönch, diente Johannes Tornikios in Basilius‘ II. erfolgreichem Feldzug gegen den Rebellen Bardas Skleros, und der Kaiser gab ihm die Erlaubnis, einen Teil der Beute zu behalten und um das Jahr 980 das Kloster Iviron zu gründen.</p> Errikos Maniotis Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 563 573 10.11588/ak.2022.4.96452 Two Unusual Funerary Deposits from the Migration Period at the Hypogeum D, Modica-Scorrione W (Prov. Ragusa, Siciliy / I) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96451 <p><strong>Zwei ungewöhnliche Grabausstattungen aus der Völkerwanderungszeit im Hypogäum D, Modica-Scorrione&nbsp;W (prov. Ragusa, Sizilien / I)</strong></p> <p>Die in den Jahren 2020 und 2021 durchgeführten Grabungskampagnen in der Hypogäen-Nekropole von Scorrione&nbsp;W (Modica, Ragusa, Sizilien) haben zur Dokumentation mehrerer architektonischer Strukturen geführt, die in die natürlichen Felswände eingetieft wurden, sowie von gut erhaltenen Gräbern und deren Beigaben. Darunter sind zwei Gruppen von Metallobjekten, die im regionalen Kontext einen außergewöhnlichen Charakter haben und aus mittel­europäischer Sicht von besonderem Interesse sind. Das Depot in Grab 7 stammt aus der Zeit der Vandalenüberfälle und ihrer angeblichen Herrschaft über Sizilien, während das Depot in Grab 6 in die Zeit von Odoaker und Theoderich gehört. Beide Grabausstattungen weisen Verbindungen zu mitteleuropäischen Bekleidungs- und Bestattungstraditionen auf und könnten mit einem militärischen Umfeld in Verbindung stehen. Es wird argumentiert, dass die Funde von Scorrione eine militärische Stationierung im Randgebiet von Syrakus zwischen der Mitte und dem Ende des 5. Jahrhunderts widerspiegeln könnten.</p> Joan Pinar Gil Miroslav Pleska Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 545 562 10.11588/ak.2022.4.96451 Digitising a Roman Tabula Cerata from Alburnus Maior (Roşia Montană, Jud. Alba / RO) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96450 <p><strong>Digitalisierung einer römischen <em>tabula cerata</em> aus Alburnus Maior (Roşia Montană, jud. Alba / RO)</strong></p> <p>Die Studie konzentriert sich auf eine der Wachstafeln aus den römischen Minen von Alburnus Maior (TC XV&nbsp;= TabCerD&nbsp;XVI), die kürzlich in der Sammlung des Museums von Aiud (Rumänien) wiederentdeckt und von den Autoren digitalisiert wurde. Der Artikel präsentiert den Fundkontext und seine komplexe Geschichte von 1855 bis zur Wiederentdeckung des Objekts im Jahr 2018, eine detaillierte Analyse der physischen Merkmale und des aktuellen Zustands der Wachstafel sowie eine vollständige Neuinterpretation und digitale Rekonstruktion des Inschriftenfeldes, die erste seit der Lesung von Theodor Mommsen. Wir stellen die alte Interpretation des fragmentarisch erhaltenen Textes der Wachstafel in Frage und schlagen vor, dass er als eine Form einer <em>adversaria</em> kontextualisiert werden muss. Die Autoren stellen auch die Bedeutung der H-RTI-Technik bei der Digitalisierung von fragilem, schwer zugänglichem archäologischem Erbe vor, insbesondere im Fall von Alburnus Maior, das 2021 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewählt wurde.</p> Csaba Szabó Ernő Szabó Horaţiu Cociş Călin Şuteu Paul Scrobotă Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 521 544 10.11588/ak.2022.4.96450 Ein Moorskelett der Römischen Kaiserzeit aus Schleswig-Holstein – neue Untersuchungen zum Fund von Kühsen (Kr. Hezogtum Lauenburg) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96449 <p><strong>Ein Moorskelett der Römischen Kaiserzeit aus Schleswig-Holstein&nbsp;– neue Untersuchungen zum Fund von Kühsen (Kr. Hezogtum Lauenburg)</strong></p> <p>Die aus Schleswig-Holstein bekannten Moorleichen der Römischen Kaiserzeit sind archäologisch und forschungsgeschichtlich gesehen eine Befundkategorie von internationaler Bedeutung. Im Rahmen einer interdisziplinären Neuuntersuchung des 1960 entdeckten Moorskeletts von Kühsen (Kr. Herzogtum Lauenburg) konnten nun erstmals eine aDNA-Untersuchung, eine Isotopenanalyse und eine <sup>14</sup>C-Bestimmung erfolgen. Zusammen mit den anthropologischen Untersuchungsergebnissen und einer Neubetrachtung des archäologischen Befundes wird das Moorskelett von Kühsen in den Kontext schleswig-holsteinischer und nordeuropäischer Moorleichen eingeordnet.</p> Angelika Abegg-Wigg Ben Krause-Kyora Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 507 519 10.11588/ak.2022.4.96449 A Greek Stamp on an Imitation Rhodian Amphora from the Dava at Popeşti (Jud. Giurgiu, South-Eastern Romania) and Its Relevance for the Hellenistic Influence in the North-Thracian Hinterland https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96447 <p><strong>Ein griechischer Stempel auf einer nachgeahmten rhodischen Amphore aus dem <em>Dava</em> von Popeşti (jud. Giurgiu, Südostrumänien) und seine Bedeutung für den hellenistischen Einfluss im nordthrakischen Hinterland</strong></p> <p>Dieser Artikel behandelt ein einzigartiges Stück: ein Henkelfragment einer nachgeahmten rhodischen Transportamphore mit einem Stempel eines rhodischen Namens in griechischen Buchstaben, das in der getischen <em>Dava</em> von Popeşti (jud. Giurgiu, Südostrumänien) gefunden wurde. Es ist seit langem bekannt, dass im nordthrakischen Hinterland Nachahmungen hellenistischer (vor allem rhodischer) Transportamphoren hergestellt wurden. Ihre Stempel sind aber anepigraphisch, besser geeignet für eine Welt, in der nur wenige Menschen lesen konnten. Kürzlich wurde argumentiert, dass nördlich der Donau ägäische Trauben akklimatisiert wurden und eine lokale Weinindustrie&nbsp;– auf Basis von akklimatisierten und lokalen Trauben&nbsp;– entwickelt wurde&nbsp;– ein einzigartiges Phänomen in der sog. barbarischen Welt. Betrachtet man den Henkel im größeren Kontext seiner Entdeckung, so argumentiert dieser Artikel, dass er von einem Rhodier hergestellt wurde, der unter den Geten in der lokalen Weinindustrie arbeitete. Dies wiederum weist darauf hin, dass sich der hellenistische Einfluss nicht nur&nbsp;– wie früher angenommen&nbsp;– auf die gelegent­liche Produktion von Luxusgütern beschränkte, die von den Eliten im sozialen Wettbewerb zur Schau gestellt wurden, sondern auch auf die Entwicklung der lokalen Wirtschaft erstreckte.</p> Nona Palincaş Alexandru Avram † Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 489 506 10.11588/ak.2022.4.96447 The Flözerbändli – a Late Palaeolithic / Early Mesolithic site in the Muota Valley (Canton Schwyz / CH) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96446 <p><strong>Das Flözerbändli&nbsp;– eine spätpaläolithische / frühmesolithische Fundstelle im Muotatal (Canton Schwyz / CH)</strong></p> <p>In den Sommern 2020/2021 untersuchte ein Archäologen- und Paläoökologenteam die Fundstelle »Flözerbändli«, eine überhängende Felswand auf 740 m ü. M. direkt über dem rechten Ufer der Muota. Dabei entdeckten sie frühmesolithische Schichten, die Holzkohlen aus der Zeit von 9746-8294 v. Chr., Steinartefakte, darunter Geschosseinsätze, sowie Tierknochen und botanische Reste lieferten. Bemerkenswert ist der Fund eines verzierten Hirschgeweihfragments mit regelmäßigen Grübchenreihen, das in die Zeit von 10519-10028 v. Chr. datiert. Solche Objekte aus dem Spätpaläolithikum sind sehr selten. Auf dem Gebiet der Gemeinde Muotathal sind weitere mesolithische Fundstellen bekannt.</p> Urs Leuzinger Jehanne Affolter Claudia Beck Simone Benguerel Marcel Cornelissen Benjamin Dietre Pere Gelabert Regula Gubler Jean Nicolas Haas Irka Hajdas Walter Imhof Reto Jagher Roger JeanRichard Theis Z. T. Jensen Ferdinand Kleyhons Werner Kofler Caroline Leuzinger Catherine Leuzinger-Piccand Werner Müller Walter Oberhuber Caroline Posch Christine Pümpin Werner H. Schoch Sarah Stadler Hannah Stanger Pascal Staub Alberto J. Taurozzi Timothy Taylor Shevan Wilkin Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 461 488 10.11588/ak.2022.4.96446 Jahresinhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96445 <p>Jahresinhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 10.11588/ak.2022.4.96445 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96444 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 10.11588/ak.2022.4.96444 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96443 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 10.11588/ak.2022.4.96443 The Bird of Prey Hunts a Hare/Quadruped https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96442 <p><strong>Der Raubvogel jagt einen Hasen/Vierbeiner. Ein neues Motiv im Rahmen eines Gürtelbeschlags eines byzantinisch-spätawarischen Khaganat-Typs aus Südmähren, Tschechische Republik</strong></p> <p>In diesem Artikel wird ein neuer Fund eines Gürtelbeschlags aus Weißmetall mit dem Motiv »Raubvogel jagt Hasen« aus Südmähren analysiert. Der Beschlag byzantinischen Ursprungs (mit byzantinischen Schließen?) hat nur eine Analogie im Karpatenbecken, und eine ähnliche Darstellung befand sich auf der silbernen Gürtelgarnitur aus Fotovizh (Sumy&nbsp;obl./UA). In diesem Depot befanden sich acht Stücke von Hauptbeschlägen, die in die Mitte des 8.&nbsp;Jahrhunderts datieren. In derselben Region wie unser Fund, in Moravský Svätý Ján (okr.&nbsp;Senica/CZ), wurde ein Hort/Depot mit einer Riemenzunge mit der Darstellung eines Mannes und eines Raubvogels&nbsp;– wohl eines Falken&nbsp;– aus derselben Zeit gefunden. Es handelt sich um ein lokales Produkt. Die lokalen Eliten nutzten Selbstbestätigungssymbole byzantinisch-spätawarischer Art, wobei sie die byzantinischen Originale kopierten oder imitierten.</p> Nad’a Profantová Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 451 459 10.11588/ak.2022.3.96442 Geological Hazards in Archaeological Heritage. Building Damage in the Roman Domus Casa de la Exedra at Italica (Santiponce, Prov. Sevilla/E) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96441 <p><strong>Geologische Risiken im archäologischen Erbe. Gebäudeschäden in der römischen <em>domus</em> Casa de la Exedra in Italica (Santiponce, prov.&nbsp;Sevilla/E)</strong></p> <p>Durch Setzungsdifferenzen ausgelöste Bauschäden, die durch instabile Böden und Fundamente verursacht werden, sind ein erhebliches Problem. Sie stellen eine kontinuierlich steigende Gefahr dar, und zwar nicht nur für die kritische Infrastruktur, sondern gleichermaßen auch für alle antiken oder modernen Gebäude. Es ist entscheidend, die Ursache, die Geschwindigkeit und die Richtung des Abrutschens und des Absenkens zu verstehen und zu bestimmen, um die notwendigen Gegenmaßnahmen zum Schutz von Kulturdenkmälern oder heutigen Gebäuden in Angriff nehmen zu können. Die römische Stadt Italica (Santiponce) im Süden Spaniens und am nördlichen Stadtrand von Sevilla gelegen, steht im Mittelpunkt dieser Fallstudie. Die Stadt wurde auf plastischen Tonen aus dem Miozän, den <em>Margas azules</em>, errichtet, die bei erhöhter Belastung zum Kriechen, Rutschen und Verformen tendieren. In Verbindung mit der geringen Zugfestigkeit des römischen Betons traten innerhalb eines Jahrhunderts Bauschäden an den in kurzer Zeit errichteten Gebäuden im neuen hadrianischen Stadtviertel, der Nova Urbs, auf. Diese konnten für die Casa de la Exedra exemplarisch untersucht werden. Terrestrische Laserscandaten (TLS) halfen dabei, die Bauschäden, d. h. die Brüche und Risse, in der Casa de la Exedra zu kartieren und zu klassifizieren. Im Ergebnis ließ sich eine Gleitrichtung des gesamten Gebäudes nach N (NW-NE) feststellen, offensichtlich das Resultat des Anschwellens und Zusammenziehens der plastischen Tone der <em>Margas azules</em>.</p> Beate Brühlmann Rafael Hidalgo-Prieto Alexander von Schéele Clara Tello-Martín Klaus Reicherter Félix Teichner Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 429 450 10.11588/ak.2022.3.96441 Bleitafeln aus Charterhouse-on-Mendip (Somerset /GB) mit Inschriften aus der Samtherrschaft der Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus – Neubewertung und Neudatierung https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96439 <p><strong>Bleitafeln aus Charterhouse-on-Mendip (Somerset /GB) mit Inschriften aus der Samtherrschaft der Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus&nbsp;– Neubewertung und Neudatierung</strong></p> <p>Bei den beiden mit einer Kaiserinschrift versehenen Bleifragmenten aus Charterhouse-on-Mendip (Somerset/GB) handelt es sich nicht um Teile von Bleibarren, sondern um dünnwandige Tafeln mit einer anhand des Inschriften­formulars zu rekonstruierenden Länge von ungefähr 50&nbsp;cm und einer Höhe von ca. 10&nbsp;cm. Die Inschrift selbst entspricht dem Formular von bislang drei pyramidenstumpfförmigen Bleibarren, die im Bergbaugebiet Mendip Hills im Südwesten Englands zutage kamen. Mit Hilfe der Kartuscheninschriften lassen sich die Inschriftenreste auf den Bleitafeln ergänzen: Gegenüber den bisherigen Datierungen gehören sowohl die Bleitafeln als auch die Bleibarren in die Jahre 164-166 n.&nbsp;Chr. während der Samtherrschaft der Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus.</p> Norbert Hanel Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 421 427 10.11588/ak.2022.3.96439 Für immer verschlossen? Zur transzendentalen (?) Bedeutung der frühkaiserzeitlichen Kästchenbeigabe https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96438 <p><strong>Für immer verschlossen? Zur transzendentalen&nbsp;(?) Bedeutung der frühkaiserzeitlichen Kästchenbeigabe. Ein Fallbeispiel aus Urmitz (Lkr.&nbsp;Mayen-Koblenz)</strong></p> <p>Zwischen 1978 und 1982 wurde bei Urmitz (nahe Koblenz) das römische Brandgräberfeld »Auf’m Bungert« ausgegraben. Aus Grab 1980_0054, St.&nbsp;48 stammen unter anderem Teile eines frühkaiserzeitlichen Spreizfederschlosses mit Parallelen aus dem Gräberfeld von Badenheim. Der Fund aus Urmitz erlaubt erstmals eine technische Rekonstruktion und wirft Fragen nach der Funktion des Kästchens im Kontext spätlatènezeitlich geprägter Beigabensitten auf. Vielleicht hatte das Kästchen eine rein sepulkrale Funktion, da die Möglichkeit zum Öffnen fehlte. Zudem ermöglicht eine im Grab aufgefundene eiserne Kragenfibel eine grundlegende Zusammenstellung und zeitliche Einordnung dieser sonst ausschließlich aus Bronze gefertigten Fibelform.</p> Lennart Niehues Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 405 420 10.11588/ak.2022.3.96438 Ein »hellenistischer« Goldohrring aus Reiden-Brättschällenberg (Kt. Luzern/CH) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96437 <p><strong>Ein »hellenistischer« Goldohrring aus Reiden-Brättschällenberg (Kt.&nbsp;Luzern/CH)</strong></p> <p>Der Fund eines Goldohrrings aus Reiden-Brättschällenberg (Kt.&nbsp;Luzern/CH) ist bis anhin einmalig nördlich der Alpen. Obwohl das Stück am besten mit hellenistischen Ohrringen zu vergleichen ist, kann eine lokale Herstellung nicht ausgeschlossen werden. Der Fund konnte nicht stratigraphisch eingeordnet werden. Die Fundstelle hat Funde aus beinahe allen Phasen seit dem Neolithikum geliefert. Einige Siedlungsbefunde konnten noch nicht eindeutig datiert werden. Vergleiche mit mediterranen Funden weisen aber auf eine latènezeitliche Datierung des Ohrrings hin. Der Charakter der Fundstelle bleibt ungeklärt, eventuell handelt es sich um eine befestigte Hügelsiedlung, die den Nord-Süd-Verkehr im Wiggertal (Jura/Mittelland-Alpen) dominiert hat. Das reiche Fundmaterial und die topographische Situation weisen auf eine besondere Stellung der Siedlung hin.</p> Ebbe H. Nielsen Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 393 404 10.11588/ak.2022.3.96437 Das frühlatènezeitliche Wagengrab auf dem Petrisberg in Trier https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96436 <p><strong>Das frühlatènezeitliche Wagengrab auf dem Petrisberg in Trier</strong></p> <p>Ein Kammergrab mit zweirädrigem Wagen oberhalb der Moseltalweite von Trier ermöglicht im Anschluss an ältere Befunde eine weitgehend eindeutige Rekonstruktion frühlatènezeitlicher Wagen. Ein zugehöriger durchbrochen verzierter Eisenbeschlag lässt sich der Formierungsphase des Frühlatènestils zuordnen. Für das in typischer Weise exponiert platzierte Prunkgrab konnte in geringer Distanz die zugehörige Siedlung festgestellt werden.</p> Hans Nortmann Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 363 392 10.11588/ak.2022.3.96436 Late Bronze Age Bronze Detachable Barbed Harpoons with Line Hole and a Spur from Hungary https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96435 <p><strong>Spätbronzezeitliche abnehmbare Harpunen mit Widerhaken, Fangleinenloch und Sporn aus Ungarn</strong></p> <p>Die Studie beschäftigt sich mit ostmitteleuropäischen abnehmbaren Harpunenspitzen mit Widerhaken und einem Sporn aus Bronze. Diese einzigartigen spätbronzezeitlichen (Br D-Ha B1) Fischerei- und Jagdinstrumente waren in den Gebieten des heutigen Ungarn, Serbien und Bulgarien entlang der großen Flüsse wie Donau und Theiß verbreitet. Wie ihre Gegenstücke aus Geweih, die während der Kupferzeit in Europa aufkamen, finden sich für diese Harpunenspitzen aus Metall gute funktionale Entsprechungen im ethnographischen Material der Nunavut-Kultur in Nordkanada und Grönland, insbesondere in der klassischen Thule-Kultur (900-1600 n.&nbsp;Chr.). Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Harpunen in der Vorgeschichte des Karpatenraums für die Ausbeutung von Großfischen (Karpfen, Wels, Hecht, Beluga-Stör, etc.) genutzt wurden, die in den lokalen Strategien der spätbronzezeitlichen Nahrungsmittelproduktion eine wichtige Rolle gespielt haben könnten. Die Studie untersucht die Funktion und den Gebrauch von Harpunenspitzen aus Metall, ihre Befestigungsmöglichkeiten und die Bedeutung des Harpunierens im täglichen Leben der spätbronzezeitlichen Gesellschaften im Karpatenbecken.</p> János Gábor Tarbay Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 331 361 10.11588/ak.2022.3.96435 Diskoide Grundformenproduktion mit »Blattspitzen«: ein Fundplatz des späten Mittelpaläolithikums bei Albersdorf, Stadt Vilshofen a. d. Donau (Lkr. Passau) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96434 <p><strong>Diskoide Grundformenproduktion mit »Blattspitzen«: ein Fundplatz des späten Mittelpaläolithikums bei Albersdorf, Stadt Vilshofen a.&nbsp;d. Donau (Lkr.&nbsp;Passau)</strong></p> <p>Durch die Tätigkeit von Sammlern ist in den letzten Jahrzehnten am bayerischen Donaulauf eine ganze Fundprovinz mit spät-mittelpaläolithischen Siedungsplätzen zu Tage getreten, die auf die Anwesenheit der spätesten Neandertaler in dieser Region deuten. Gemeinsames Merkmal sind die »Blattspitzen« (als Geschossbewehrungen oder Messer verwendet), doch unterscheiden sich die Inventare in den verschiedenen Rezepten der Grundformenproduktion: Das Beispiel des Inventars von Albersdorf belegt zum ersten Mal die Nutzung des Diskoiden Konzeptes der Grundformenproduktion zur Herstellung von »Blattspitzen«. Die nach ihrer technischen Achse asymmetrischen Grundformen wurden hierbei nach einer intendierten Symmetrieachse erneut ausgerichtet und entsprechend formüberarbeitet.</p> Jürgen Richter Thomas Albert Sebastian Szyja Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 309 330 10.11588/ak.2022.3.96434 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96433 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 10.11588/ak.2022.3.96433 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/96427 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-05-31 2023-05-31 53 3 10.11588/ak.2022.3.96427 Returning to the Disc Brooch from Grave 422 in Chiaromonte, San Pasquale (Prov. Potenza / I): Observations and Interpretative Proposals https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94345 <p><strong>Nochmal zur Scheibenfibel von Grab 422 in Chiaromonte, San Pasquale (Prov. Potenza / I): Beobachtungen und Interpretationsvorschläge</strong></p> <p>Die Scheibenfibel aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Chiaromonte, San Pasquale (Prov. Potenza / I), stellt ein wertvolles Goldschmiedeprodukt aus Süditalien dar und ist seit Mitte der 1990er Jahre bekannt. Die ausführliche Studie der technischen und dekorativen Analyse der Fibel ermöglichte eine umfassendere Reflexion über den Herstellungsprozess des Schmuckstücks und über die Beziehung zwischen dem Handwerker und seinem Kunden. Diese Informationen sind zusammen mit den Daten aus dem Fundkontext äußerst nützlich, um die tatsächliche Kaufkraft einer elitären Gruppe zu ermitteln, die sich während des 7. Jahrhunderts im mittleren Sinni-Tal niederließ und dort bestattet wurde. Zu dieser Gruppe gehörte ein kleines Mädchen (Grab 422), das in der Nähe einer mutmaßlich frühmittelalterlichen Kirche mit der reichsten Grabbeigabe des Friedhofs bestattet wurde.</p> Martina Dalceggio Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 297 307 10.11588/ak.2022.2.94345 Arme ou symbole: étude d’une singulière pointe de flèche en os de la période mérovingienne découverte en Alsace https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94344 <p><strong>Waffe oder Symbol: Untersuchung einer im Elsass entdeckten einzigartigen Pfeilspitze der Merowingerzeit aus Knochen</strong></p> <p>Während einer archäologischen Präventivgrabung in Merxheim (dép. Haut-Rhin / F) im Jahr 2014 wurde ein frühmittelalterlicher Grabkomplex (6.-10. Jh.) freigelegt. In Grab 55 wurde eine Pfeilspitze aus Knochen gefunden, die aufgrund ihrer Form in die Merowingerzeit einzuordnen ist. Bei der Analyse konnten in der merowingischen Welt keine Parallelen für diese Knochenpfeilspitze identifiziert werden. Daher war es notwendig, diesen Mangel an Parallelen und die Gründe für die Herstellung einer Pfeilspitze aus Knochen zu verstehen. Das Hauptproblem bestand darin, herauszufinden, ob die Wahl dieses Materials von ballistischem Interesse gewesen sein könnte, insbesondere für die Jagd auf Kleinwild. Zu diesem Zweck wurden die verschiedenen Faktoren, vom Bogen bis zu den Bestandteilen eines Pfeils, in Betracht gezogen. Es scheint nichts gegen die Verwendung von Knochen für eine Pfeilspitze zu sprechen. Da Parallelen fehlen und ein solches Objekt aus Knochen statt aus Eisen relativ leicht geformt werden kann, kann jedoch auch die Möglichkeit eines symbolischen Objekts in Betracht gezogen werden, das die Jagdpraxis in der Grabstätte repräsentieren sollte.</p> Thomas Fischbach Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 285 296 10.11588/ak.2022.2.94344 Sag mir, wo die Siedlungen sind – frühmittelalterliche Fundstellen in den südwestfälischen Mittelgebirgen und ihr keramisches Fundgut https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94343 <p><strong>Sag mir, wo die Siedlungen sind&nbsp;– frühmittelalterliche Fundstellen in den südwestfälischen Mittelgebirgen und ihr keramisches Fundgut</strong></p> <p>In diesem Beitrag werden vier in den letzten Jahren ergrabene frühmittelalterliche Siedlungen im südwestfälischen Mittelgebirgsraum exemplarisch auf ihre Standortfaktoren sowie ihr keramisches Fundgut hin untersucht und näher vorgestellt. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Lage der Fundstellen in unmittelbarer Nähe eines Vorfluters&nbsp;– in drei von vier Fällen überdeckt von kolluvialen Ablagerungen&nbsp;– ihre Detektion anhand von Oberflächenfunden erschwerte bzw. unmöglich machte. Diese Maskierung der Fundstellen bietet einen Erklärungsansatz für die Tatsache, dass wir bislang vergleichsweise wenige aussagekräftige archäologische Fundstellen des Frühmittelalters anhand von (keramischen) Oberflächenfunden erfassen konnten. Darüber hinaus ist die damals genutzte Handaufbauware von Keramik aus älteren Perioden nur schwer zu unterscheiden, sodass eine Datierung der Fundplätze in allen Fällen nur durch größtenteils importierte Drehscheibenware (aus dem Rheinland oder hessischen Raum) möglich war. Die Durchsicht des keramischen Materials erbrachte zudem erste Hinweise darauf, dass im südwestfälischen Schiefer­gebirge unter Nutzung der lokalen Ressourcen (u. a. Schiefer als Magerung) im Frühmittelalter drehscheibengefertigte Wölbwandtöpfe produziert wurden.</p> Eva Cichy Michael Baales Manuel Zeiler Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 265 283 10.11588/ak.2022.2.94343 Einer oder zwei? Ein Stabgürtelhaken der Form Traunstein vom Gräberfeld Brzyno, Fundplatz 7 (woj. pomorskie / PL) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94342 <p><strong>Einer oder zwei? Ein Stabgürtelhaken der Form Traunstein vom Gräberfeld Brzyno, Fundplatz&nbsp;7 (woj. pomorskie / PL)</strong></p> <p>In einem Brandgrab der Oksywie-Kultur im Gräberfeld von Brzyno, Fpl.&nbsp;7 wurde ein Gürtelhaken der Form Traunstein aus Bronze entdeckt. Nach der Restaurierung zeigte sich, dass das Stück repariert worden war. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde dafür eine zweite derartige Schließe desselben Typs verwendet. Diese Annahme wird gestützt von Spuren auf dem Objekt selbst, aber auch durch metallkundliche Analysen. Die Beobachtung bezeugt, dass derartige prestigeträchtige Bestandteile der Frauentracht in Pommern häufiger verwendet wurden als bislang angenommen. Ferner scheint die Kenntnis von solchen importierten Gürtelhaken einheimische Schmiede zur Fertigung ähnlicher Gürtelschließen inspiriert zu haben. Den Rahmen dafür bildeten überregionale Kontakte mit Mitteldeutschland, die für die Phasen A2 und A3 erkennbar sind.</p> Anna Strobin Jarosław Strobin Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 249 264 10.11588/ak.2022.2.94342 Missing Lactase Persistence in Late Iron Age Central Europe https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94341 <p><strong>Fehlende Laktasepersistenz im Mitteleuropa der Jüngeren Eisenzeit</strong></p> <p>Die Fähigkeit, auch nach der Säuglingszeit Milchzucker zu verdauen, ist ein relativ neues Merkmal beim Menschen. Das errechnete Alter der verantwortlichen Mutation stimmt weitgehend mit der Einführung der Milchwirtschaft überein. Moderne europäische Bevölkerungen zeigen ein Gefälle für die Laktosetoleranz, mit hohen Werten im Norden und niedrigeren im Süden des Kontinents. Die Laktasepersistenz soll als selektiver Vorteil zusammen mit der Landwirtschaft bzw. Viehhaltung entstanden sein. Allerdings fehlen bislang paläogenetische Daten prähistorischer Individuen dafür, dass die Ausbreitung der Mutation für Laktasepersistenz bereits vor der römischen Epoche eintrat, während sie im Mittelalter ständig zunahm. Im Gegensatz dazu reichen die Belege für eine Milchverarbeitung bis zur Einführung der Landwirtschaft im Neolithikum zurück. In der vorliegenden Studie wird die Laktasepersistenz während der Latènezeit der europäischen Eisenzeit untersucht. Dazu wurde der Genotyp von 39 Individuen aus Österreich, Frankreich, Ungarn und der Schweiz erfolgreich auf die zwei mit Laktosetoleranz assoziierten SNPs 13910C/T und 22018G/A analysiert. Bei keinem der Individuen fand sich eine homozygote Variante eines der beiden SNPs, dagegen tragen vier Individuen heterozygot das Allel 22018G/A. Dies deutet darauf hin, dass während der Eisenzeit verarbeitete Milchprodukte wie Käse oder Joghurt noch immer die Hauptquelle milchbasierter Nährstoffe darstellten, während Frischmilch in den hier untersuchten Regionen wohl nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die bevölkerungsübergreifende Verbreitung der Laktosetoleranz fand demnach erst nach der Eisenzeit statt.</p> Ole Warnberg Corina Knipper Brigitte Röder Guido Lassau Norbert Spichtig Peter C. Ramsl Friederike Novotny Maria Teschler-Nicola Stéphane Marion Martin Schönfelder Christopher F. E. Pare Anna Szécsényi-Nagy Jörg Schibler Stephan Schiffels Kurt W. Alt Sandra L. Pichler Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 225 248 10.11588/ak.2022.2.94341 Zu einem verlorenen Helmtyp der Hallstattzeit https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94340 <p><strong>Zu einem verlorenen Helmtyp der Hallstattzeit</strong></p> <p>Die Frage nach der Wirkungskraft griechischen Einflusses auf die Kriegergemeinschaften des Caput Adriae wird nochmals aufgeworfen und anhand einer bisher nicht erkannten Helmform des Nordwestbalkans spezifiziert. Dieser Helmtyp greift das Vorbild der »Illyrischen Helme« auf und vermittelt es weiter in den Südostalpenraum, zum venetischen Raum und in das zentrale Picenum.</p> Olaf Dörrer Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 213 224 10.11588/ak.2022.2.94340 L’ or dans la tombe 505 de Hallstatt https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94339 <p><strong>Das Gold im Grab&nbsp;505 von Hallstatt</strong></p> <p>Im Grab 505 von Hallstatt (Ha&nbsp;D1 datiert) wirft die Goldfibel interessante Identifizierungsprobleme auf. Neuere technische Beobachtungen stellen ihre angebliche griechische Herkunft in Frage und bilden den Ausgangspunkt für eine erweiterte Untersuchung der anderen Goldobjekte, die später diesem Grab zugeschrieben wurden. Wiederholt aufgeworfene Zweifel bezüglich der Zugehörigkeit des Goldensembles sind bisher nie wirklich ausgeräumt worden; daher ist dies die Gelegenheit, erste Überlegungen anzustellen und einige Hypothesen vorzubringen.</p> Christiane Eluère Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 189 211 10.11588/ak.2022.2.94339 Ukrainian-Italian Connections during the Early Iron Age and How These Are Being Destroyed by Illicit Excavations and the Art Market https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94338 <p><strong>Ukrainisch-italische Verbindungen in der frühen Eisenzeit und wie diese durch illegale Ausgrabungen und den Kunsthandel zerstört werden</strong></p> <p>Mehrere Bronzehelmfunde aus der südwestlichen Ukraine deuten auf enge Verbindungen dieser Region mit Italien, insbesondere mit Etrurien, in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit hin. Es ist darauf hinzuweisen, dass keiner dieser Funde aus einer offiziellen archäologischen Ausgrabung stammt. Gerade in den letzten Jahren wurden in der Ukraine vermehrt Helme mittels Metalldetektor gefunden und auf einer lokalen Online-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten. Mit Ausnahme zweier Stücke, die mittlerweile in lokalen Museen sind, werden die hier vorgestellten Helme voraussichtlich bald auf dem internationalen Markt auftauchen. Es ist das Ziel dieser Publikation, einerseits die Funde vor- und ihre Fundumstände klarzustellen sowie eine spätere Repatriierung zu erleichtern, und andererseits anhand von Bronzehelmfunden einen Einblick in die Verbindungen zwischen der Ukraine und Italien während der frühen Eisenzeit zu gewähren und einen Überblick über weitere illegale Helmfunde aus der Ukraine aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit zu geben.</p> Marianne Mödlinger Mykola Bandrivskyi Mykhailo Bilyk Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 181 188 10.11588/ak.2022.2.94338 Håga Revisited https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94337 <p><strong>Håga neu interpretiert. Neue Analysen aus dem bronzezeitlichen Großgrabhügel Håga (Uppsala län) in Schweden</strong></p> <p>Trotz seiner Bedeutung gab es nur sehr wenige Forschungen zu den Funden aus dem Großgrabhügel von Håga bei Uppsala in Schweden seit seiner Ausgrabung 1902-1903 (Almgren 1905). Der Grabhügel mit einem Durchmesser von ca. 45 m und einer Höhe von etwa 7 m enthielt hochrangige Gegenstände aus Gold und Bronze. Die Bestattung stammt aus der Montelius-Periode IV (1100-900 v. Chr.). In einer Studie von 2017-2021 wurden neue Analysen durchgeführt, die hier vorgestellt werden, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Chronologie und den Praktiken im Zusammenhang mit den menschlichen und tierischen Knochenresten im Grab liegt. Außerdem wurden einige Artefakte erneut untersucht.</p> Inga Ullén Leena Drenzel Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 157 180 10.11588/ak.2022.2.94337 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94334 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 10.11588/ak.2022.2.94334 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94333 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 10.11588/ak.2022.2.94333 A New Late Viking-age Hoard from Poland: Coins and Gold Jewellery as Evidence for the History of Central Europe https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94332 <p><strong>Ein neuer spätwikingerzeitlicher Hort aus Polen: Münzen und Goldschmuck als Quellen für die Geschichte Mitteleuropas. Eine vorläufige Präsentation</strong></p> <p>Im Spätherbst 2020 unternahm eine Gruppe von Archäologen aus der Stadt Kalisz in Polen Untersuchungen im Dorf Słuszków (woj. wielkopolskie/PL). In dieser Ortschaft ist 1935 einer der größten, an den Anfang des 12. Jahrhunderts datierenden Horte entdeckt worden (»Słuszków 1«). Das Ziel der Expedition war nur, den Fundort dieses Horts zu bestimmen, aber im Laufe einer Metalldetektoruntersuchung geschah etwas Unerwartetes – ein neuer Hort (»Słuszków 2«) wurde gefunden. Der erste Hort, der unter der Dorfbevölkerung aufgeteilt worden war, war ursprünglich umfangreich. Er könnte bis zu 20&nbsp;000 Münzen enthalten haben und wahrscheinlich mehr Silberschmuck, als von diesem Fund erhalten geblieben ist. Es wird geschätzt, dass der ursprüngliche Fund 15 kg wog und somit der größte bekannte Hort von der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert in Polen wäre. Der zweite Hort aus Słuszków enthält 6500 Objekte, die meisten davon Münzen, hauptsächlich sog. sächsische und polnische Kreuzdenare und mehrere Dutzend verschiedene europäische Münzen, sowie flache Silberbarren, Bleistücke und vier goldene Fingerringe. Letztere sind die ersten Funde dieser Art in polnischen Horten aus der Wikingerzeit. Einer dieser Ringe ist mit einer kyrillischen Inschrift verziert, was seine Herkunft aus dem Fürstentum Kiew nahelegt. Die drei anderen Ringe wurden möglicherweise nach byzantinisch-karolingischer Tradition in Deutschland in der Ottonen- oder Salierzeit hergestellt. Zwei große Gruppen von »Kreuzdenaren«, die in dem Hort entdeckt wurden, waren bisher fast ausschließlich aus dem Hort Słuszków 1 bekannt. Sie wurden um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert geprägt, wahrscheinlich in der Münzstätte in Kalisz oder in der Umgebung dieser Stadt. Ihre Emission kann hypothetisch dem polnischen Herrscher Zbigniew († 1111?) zugeschrieben werden. Bemerkenswert ist auch ein Fragment einer offiziellen Münze des Herzogs Władysław Herman († 1102), die seinen Namen und sein Bild zeigt und in Krakau nach 1080 geprägt wurde. Andere bedeutende Funde sind Exemplare von sehr seltenen großen Denaren, die vom Pfalzgraf Sieciech († um 1110) ausgegeben wurden. Diese Münzen sind die ersten Privatemissionen von Anlagemünzen in Polen von einem bekannten und anerkannten Magnaten. Unter den mehreren Dutzend ausländischer Münzen scheint ein Denar des ungarischen Königs Ladislaus I. dem Heiligen († 1095) am jüngsten zu sein. Diese Münze wurde frühestens in den 1080er Jahren geprägt. Was die zwei Horte aus Słuszków betrifft, kann das Verbergen einer so großen Anzahl von Edelmetallgegenständen wahrscheinlich mit einem gewalttätigen Ereignis, wie etwa dem Krieg zwischen zwei Brüdern aus der Herrscherfamilie, Zbigniew und Bolesław, in Verbindung gebracht werden. Dieser Aufsatz bietet eine vorläufige Präsentation dieses neuen Horts und seines Inhalts.</p> Władysław Duczko Adam Kędzierski Karol Kollinger Dariusz Wyczółkowski Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 145 156 10.11588/ak.2022.1.94332 Pietas et Virtus – Aurum et Memoria https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94328 <p><strong><em>Pietas et Virtus – Aurum et Memoria</em>. Zur Interpretation der Fundkomplexe aus Pietroasa und Şimleul Silvaniei in Rumänien</strong></p> <p>Reiche frühgeschichtliche Horte werden oftmals als Versteckfunde interpretiert, die in politisch unruhigen Zeiten niedergelegt wurden. Hierzu erfolgt eine Verknüpfung mit in den Schriftquellen erwähnten Ereignissen. Diese Krisensituationen sind aber zumeist eher von lokaler Bedeutung, wobei »lokal« durchaus ein größeres Gebiet – etwa den Balkan – meinen kann. Nun zeichnet sich aber in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts ein weitreichender Horizont an reichen Niederlegungen von Südskandinavien bis in die Ukraine ab. Deshalb wird in diesem Artikel ein anderer Ansatz verfolgt: Die großen völkerwanderungszeitlichen Schatzfunde aus Şimleul Silvaniei und Pietroasa werden in einen großen geographischen Kontext gestellt. Dabei zeichnet sich ab, dass sie oftmals der Ausgestaltung von Erinnerungslandschaften im direkten Umfeld von Zentralorten dienten. Gerade die großen Goldhorte zeigen, wie nördlich der Donau etwas Neues entstand und neue räumliche Strukturen geschaffen wurden.</p> Dieter Quast Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 127 143 10.11588/ak.2022.1.94328 Untersuchungen zu einer möglichen fullonica in der Zivilstadt von Carnuntum https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94327 <p><strong>Untersuchungen zu einer möglichen <em>fullonica</em> in der Zivilstadt von Carnuntum</strong></p> <p>Das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie führte im Zuge des »ArchPro Carnuntum«-Projekts eine geophysikalische Prospektion der archäologischen Landschaft von Carnuntum (Bez. Bruck an der Leitha/A) durch. Die Messdaten zeigen Anomalien im Westen der antiken Zivilstadt, die als römische <em>fullonica</em> (Wäscherei) interpretiert werden können. Der Messbefund und seine Interpretation werden im Kontext der Forschungen zu <em>fullonicae</em> in der römischen Welt und zur Textilwirtschaft in den Nordprovinzen des Reiches vorgestellt.</p> Michael Teichmann Mario Wallner Eduard Pollhammer Wolfgang Neubauer Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 113 125 10.11588/ak.2022.1.94327 Oder doch? Nachtrag zum Senklot eines militärischen mensor/librator in Köln https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94326 <p><strong>Oder doch? Nachtrag zum Senklot eines militärischen <em>mensor/librator</em> in Köln</strong></p> <p>Im AK 4/2020 veröffentlichten wir ein bronzenes Lot mit Punzinschrift aus Köln. Zu unserer Lesung und Interpretation haben W. Eck und M. A. Speidel im AK 2/2021 kritisch Stellung genommen und eine alternative Lesung vorgeschlagen. Diese ist zwar möglich, aber hypothetisch, weil die entscheidenden Ergänzungen keinen gesicherten Punkten entsprechen. Auch die Abstände der Punkte, Hasten und der beiden Namen begünstigen die von uns vorgeschlagene Lesung &gt; IVDEAII / LEVBONI. Wir erwägen den Namen des Zenturios Iudeaius als eine Varianz oder Verschreibung von Iudaeus.</p> <p>&nbsp;</p> Constanze Höpken Markus Scholz Markus Scholz Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 109 112 10.11588/ak.2022.1.94326 Computertomographische Messungen an den frühkaiserzeitlichen römischen Schilden aus Kalkriese (Lkr. Osnabrück) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94325 <p><strong>Computertomographische Messungen an den frühkaiserzeitlichen römischen Schilden aus Kalkriese (Lkr. Osnabrück). Neue Erkenntnisse zu Aufbau, Herstellung und Vorteilen römischer Sperrholzschilde</strong></p> <p>Die Schildrandfragmente aus Kalkriese sind seit Jahren bekannt und vorgelegt. Durch neue naturwissenschaftliche Verfahren konnten die einzelnen Lagen der Sperrholzschilder erstmals nicht-invasiv und wesentlich genauer untersucht werden als bisher. Die dabei erschlossenen Ergebnisse erlauben eine neue Sichtweise auf die Herstellung und Gestaltung von römischen Sperrholzschilden und eröffnen Vergleichsmöglichkeiten zu Funden aus anderen Regionen. Drei Kernthesen konnten herausgearbeitet werden: 1) Es muss von einem deutlich geringeren Gewicht der Sperrholzschilde ausgegangen werden. 2) Aus diesem Grund muss auch der Einsatz des Schildes im Kampf überdacht werden. 3) Die Schildränder mit Resten einer Silberfolienverzierung belegen, dass verzierte Waffen im Kampf getragen wurden.</p> Uta Schröder Ingo Petri Katrin Zerbe Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 91 107 10.11588/ak.2022.1.94325 Enter the Matrix https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94323 <p><strong>»Enter the Matrix«. Spätbronzezeitliche Gussformen aus »La Motte« (Agde, dép. Hérault/F) in ihrem Kontext</strong></p> <p>Die Ausgrabungsstätte La Motte 1, derzeit unter Wasser im Fluss Hérault in Agde gelegen, ist vor allem wegen der Entdeckung eines spektakulären Depots von Schmuck- und Trachtelementen bekannt, die in Verbindung mit einer Siedlung stehen. Seitdem haben neue Kampagnen von Unterwasserausgrabungen weitere Details zu Chronologie, Größe und Wirtschaft der Fundstätte zutage gebracht, die in der späten Bronzezeit und zu Beginn der Eisenzeit besiedelt war. Unter den Zeugnissen für handwerkliche Aktivitäten liefern vier Fragmente von Gussformen neue Informationen zur spätbronzezeitlichen Metallproduktion im mediterranen Frankreich – besonders zu deren Organisation und zur Verbreitung der Bronzemodelle. Während eine dieser Gussformen zur Herstellung von Werkzeugen diente, die in der Region und am Fundort selbst gut belegt sind – Tüllenbeile ohne Öse des Typs Frouard –, wurden mit anderen Objekte geformt, die in der Region seltener oder sogar unbekannt sind. Einige wurden sogar bis vor Kurzem als exotisch angesehen. Dies ist der Fall bei einer Gussform für Speerspitzen des Typs Vénat, die hauptsächlich an der französischen Atlantikküste auftreten, und bei einer anderen für Nadeln mit einem großen konischen Kopf, die besonders im nördlichen Adriaraum verbreitet sind. In Anbetracht der archäologischen und ethnographischen Daten ist die Hypothese vorzuziehen, dass Metallurgen ihr Handwerk vor Ort in der Siedlung ausübten. Die Entdeckung von mehreren Metallgussformen an einem Fundort ist selten im mediterranen Frankreich und legt nahe, dass diese Siedlung eine zentrale Rolle spielte in der Produktion und Distribution von Objekten und Halbfabrikaten aus Kupferlegierungen, die zumindest teilweise aus dem Erz des Cabrières-Gebiets hergestellt worden sein könnten. Die Form der hergestellten Objekte zeigt, dass die Siedlung in Netzwerke eingebunden war, die weit über den regionalen Rahmen hinausgingen, manchmal über sehr große Entfernungen. Dies deutet auf die prominente Rolle hin, die die Region um Agde im Austausch zwischen dem Mittelmeer und der keltischen Welt in der frühen Eisenzeit spielen sollte.</p> Thibault Lachenal Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 65 90 10.11588/ak.2022.1.94323 A Mining Subsidence Event around 920 BC in the Late Bronze Age Copper Mine of Prigglitz-Gasteil (Lower Austria) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94322 <p><strong>Ein Bergschaden um 920 v. Chr. im spätbronzezeitlichen Kupferbergbau von Prigglitz-Gasteil (Niederösterreich)</strong></p> <p>Mit Hilfe von Kernbohrungen gelang es im Jahr 2017, Hinweise auf einen Kupfererz-Tagebau im Bereich der urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung von Prigglitz-Gasteil am Rand der Ostalpen zu finden. Der Tagebau erstreckte sich über mindestens 48 m in Nord-Süd-Richtung und erreichte eine Tiefe von mehr als 32 m unter der heutigen Geländeoberfläche. Die Kupfererzgrube am Fuß des Berges Gahns war bereits teilweise mit Haldenmaterial verfüllt, als eine Massenbewegung stattfand und eine mächtige Gleitscholle den Tagebau verschüttete. Dieses Ereignis fand um ca. 920 v. Chr. statt, wie die Auswertung einer Serie von Radiokarbondaten zeigt, die an Grubenhölzern und weiteren organischen Resten gemessen wurden. Nach dem Bergschaden wurde die Kupfergewinnung ohne erkennbare Unterbrechung weitergeführt, allerdings änderte sich die räumliche Struktur der Bergbausiedlung.</p> Peter Trebsche Günther Weixelberger Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 41 64 10.11588/ak.2022.1.94322 Marble as a Material for the Production of Bracelets in Neolithic Central Europe https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94321 <p><strong>Marmor als Material für die Herstellung von Armringen im neolithischen Mitteleuropa</strong></p> <p>Marmorarmringe sind charakteristische Artefakte der Stichbandkeramik-Kultur (5100/5000-4500/4400 v. Chr.) in Mittelböhmen, im gleichen Zeithorizont treten sie auch im Bereich der Rössener Kultur an der Saale in Deutschland auf. Diese Funde zogen seit dem 19. Jahrhundert das Interesse auf sich und die Frage nach der Herkunft ihres Materials galt seit mehreren Jahrzehnten geklärt. Eine neue mineralogische Untersuchung hat jedoch gezeigt, dass die Hauptquelle des Materials an anderer Stelle zu lokalisieren ist und dass die Gesamtzahl der genutzten Marmorvorkommen höher war. In diesem Artikel werden die Ergebnisse der Untersuchung der Artefakte und die Befunde aus einer Geländeuntersuchung der vielversprechendsten natürlichen Vorkommen des Materials in der Tschechischen Republik vorgestellt. Die Kombination dieser beiden Ansätze hat zur Entdeckung der wichtigsten möglichen Quelle geführt.</p> Pavel Burgert Antonín Přichystal Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 27 40 10.11588/ak.2022.1.94321 Zur Forschungsgeschichte der Großen Grotte bei Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94320 <p><strong>Zur Forschungsgeschichte der Großen Grotte bei Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis)</strong></p> <p>Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Forschungsgeschichte und den derzeitigen Stand der Forschungen zur Fundstelle Große Grotte, mit dem Ziel, die 60 Jahre alten Ergebnisse der Ausgrabungen und die Quellenlage in einem modernen Licht darzustellen, damit diese in zukünftigen Untersuchungen und Beurteilungen der Fundstelle Berücksichtigung finden werden. Die Fundstelle, direkt unterhalb der Ruine des Rusenschlosses bei Gerhausen, einem Stadtteil von Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis, gelegen, wurde in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren unter der Leitung von G. Riek ausgegraben. Mit insgesamt zehn dem Mittelpaläolithikum zugewiesenen Schichten (sehr wahrscheinlich alle MIS&nbsp;4 und 3) ist sie die Fundstelle mit der auf der Schwäbischen Alb längsten mittelpaläolithischen Stratigraphie. Durch eine in den 1980er Jahren publizierte Dissertation wurde die Fundstelle auch überregional bekannt. Seit dieser Arbeit wurden die Funde wiederholt nach dem jeweiligen Stand der Zeit analysiert. Durch unsere Analysen des lithischen Materials war es möglich, Kernfragmente zusammenzusetzen, die neuen Aufschluss über die Abbaustrategien innerhalb der Fundstelle liefern. Ebenso konnte durch den Fund von bislang unpublizierten Fotos der Grabungen im Archiv der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen der Grabungsablauf rekonstruiert werden.</p> Jens Axel Frick Benjamin Schürch Berrin Çep Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 1 25 10.11588/ak.2022.1.94320 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94319 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 10.11588/ak.2022.1.94319 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/94318 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-03-15 2023-03-15 53 3 10.11588/ak.2022.1.94318 Jahresinhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93272 <p>Jahresinhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 605 608 10.11588/ak.2021.4.93272 Private Badestuben am mittelalterlichen Stadthaus – Neuinterpretation archäologischer Befunde aus Regensburg https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93271 <p><strong>Private Badestuben am mittelalterlichen Stadthaus – Neuinterpretation archäologischer Befunde aus Regensburg</strong></p> <p>Öffentliche Badestuben waren wichtiger Bestandteil des Alltags in der mittelalterlichen Stadt. Archäologische und bauhistorische Befunde zeigen Architektur und Funktion der erhalten, vor allem spätmittelalterlichen Gebäude. Für private Badestuben fehlten jedoch bislang bauliche Nachweise. Mit einem interdisziplinären Ansatz unter Zuhilfenahme von archivalischen Hinweisen und literarischen Texten werden bereits länger bekannte und bislang als handwerkliche Einrichtung interpretierte archäologische Befunde aus Regensburg erstmals als Überreste von hochmittelalterlichen privaten Badestuben am städtischen Wohnhaus gedeutet.</p> Iris Nießen Barbara Perlich Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 585 604 10.11588/ak.2021.4.93271 »Gefäßdeponierungen« aus den Töpfereien von Mayen – Einblicke in Gedanken- und Lebenswelten römischer und mittelalterlicher Menschen? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93270 <p><strong>»Gefäßdeponierungen« aus den Töpfereien von Mayen – Einblicke in Gedanken- und Lebenswelten römischer und mittelalterlicher Menschen?</strong></p> <p>Nur selten kann man aufgrund von Ausgrabungsbefunden tiefer greifende Einblicke in das menschliche Handeln und das Denken der Individuen in den damaligen Gesellschaften gewinnen. Völlig unerwartet traten nach Meinung des Autors solche Möglichkeiten bei den Untersuchungen der Jahre 1986/1987 nahe der Siegfriedstraße in den Burggärten der Genoveva (Flur 21 »Oben auf dem Glacis«) in Mayen ein. Denn in den zu den Töpfereien gehörenden Bauwerken fanden sich intentionell ausgeführte »Gefäßdeponierungen«, die auf einen wohl zumindest vom 4./5. bis in das 12./13. Jahrhundert in Mayen praktizierten Ritus der Bevölkerung hinweisen dürften. Der Ursprung dieser rituellen Handlungen der Opferung von keramischen Fehlbränden könnte in dem Bestreben der Menschen nach persönlichem Schutz oder individueller Dankbarkeit an »höhere Mächte« gelegen haben. Dem materiellen Niederschlag des sich hier abzeichnenden Ritus und der Begründung der Interpretation gilt dieser Beitrag.</p> Lutz Grunwald Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 561 584 10.11588/ak.2021.4.93270 Ein Grab mit silbertauschiertem Reitersporn von Pinneberg-Ratsberg (Kr. Pinneberg) aus der Übergangsphase zur jüngeren Römischen Kaiserzeit https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93269 <p><strong>Ein Grab mit silbertauschiertem Reitersporn von Pinneberg-Ratsberg (Kr. Pinneberg) aus der Übergangsphase zur jüngeren Römischen Kaiserzeit. Ein Beispiel für die Elitenkommunikation zwischen Südskandinavien, Schleswig-Holstein und dem Donauraum</strong></p> <p>Ein 1983 geborgenes Brandgrab aus Pinneberg-Ratsberg (Kr. Pinneberg, Schleswig-Holstein) enthält als Beigaben persönliche Ausrüstungsteile, Geräte und Waffen. Das Männergrab datiert in die Übergangsphase von älterer zu jüngerer Römischer Kaiserzeit (Phase B2/C1a) und somit in die Zeit der Markomannenkriege. Ein im Beigabeninventar enthaltener silbertauschierter Reitersporn belegt die zu dieser Zeit bestehenden Kontakte elbgermanischer Eliten in einem Gebiet zwischen Südskandinavien und dem Donauraum.</p> Angelika Abegg-Wigg Helene Agerskov Rose Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 547 560 10.11588/ak.2021.4.93269 Breslau-Hartlieb Revisited: New Light Cast on the Amber Deposits from the Pre-Roman Iron Age Site of Wrocław-Partynice 1 (Woj. Dolnośląskie / PL) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93268 <p><strong>Breslau-Hartlieb neu betrachtet: Neues Licht auf die Bernsteindepots von Wrocław-Partynice 1 (woj. dolnośląskie / PL) aus der vorrömischen Eisenzeit</strong></p> <p>Die drei riesigen 1906 und 1936 in Wrocław-Partynice (Breslau-Hartlieb) entdeckten Bernsteindepots wurden bisher ins 1. Jahrhundert v. Chr. datiert, d. h. in die Zeit, als die Siedlungsstrukturen der Latènekultur in diesem Teil Europas zusammenbrachen. Die Deponierungen wurden zunächst mit den »germanischen« Bewohnern des Ortes und später mit der Przeworsk-Kultur in Verbindung gebracht. Die Untersuchung der im Archäologischen Museum von Wrocław vorhandenen Keramikfunde hat uns jedoch dazu veranlasst, die Chronologie der Fundstelle zu revidieren und ihre kulturelle Interpretation zu modifizieren. Wir haben zwei Siedlungsphasen identifiziert, die auf die Zeit um die Wende vom 3. zum 2. Jahrhundert v. Chr. zu datieren sind. Die Funde der ersten Phase weisen typische Merkmale des späten Jastorf-Horizonts in der polnischen Tiefebene auf, während die zweite Phase bereits Merkmale der frühen Przeworsk-Kultur zeigt. Der Ort scheint also ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Bernsteinstraße in der Mittellatènezeit gewesen zu sein. Er war zeitgleich mit Bernsteinfundstellen der Latènekultur, wie etwa Nowa Cerekwia, Samborowice und der Anfangsphase von Staré Hradisko.</p> Przemysław Dulęba Joanna E. Markiewicz Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 517 545 10.11588/ak.2021.4.93268 Mitterbergkupfer am Bodensee? Ein Gusskuchenfragment aus der mittelbronzezeitlichen Siedlung von Engen-Anselfingen (Lkr. Konstanz, Baden-Württemberg) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93267 <p><strong>Mitterbergkupfer am Bodensee? Ein Gusskuchenfragment aus der mittelbronzezeitlichen Siedlung von Engen-Anselfingen (Lkr. Konstanz, Baden-Württemberg)</strong></p> <p>Im Jahr 2016 wurde bei Rettungsgrabungen im Bereich eines mittelbronzezeitlichen Siedlungsareals bei Engen-Anselfingen (Lkr. Konstanz / D) ein knapp 2 kg schweres Gusskuchenfragment geborgen. Nachdem in der Frühbronzezeit in Mitteleuropa noch elaboriertere, ring- und spangenförmige Kupferbarren zirkulierten, wurde ab der Mittelbronzezeit vermehrt mit einfacheren Rohbarren gehandelt. Welche Lagerstätten bzw. Abbaugebiete jedoch bei der Versorgung des nordwestlichen Alpenvorlands zu jener Zeit eine Rolle spielten, war mangels konkreter Rohmaterialfunde und -analysen bislang nicht gut belegt. Mit seiner chemischen Zusammensetzung, die mit größter Wahrscheinlichkeit auf eine Herkunft aus dem Mitterbergrevier im Salzburger Land (Bez. Pongau / A) schließen lässt, bestätigt das Anselfinger Gusskuchenfragment nun, dass in der Mittelbronzezeit tatsächlich ostalpines Kupfer in das heutige Gebiet des südlichen Baden-Württemberg und der Nordostschweiz importiert wurde.</p> Benjamin Höpfer Joachim Lutz Sebastian Krutter Sascha Scherer Peter Kühn Thomas Scholten Thomas Knopf Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-11-15 2023-11-15 53 3 501 516 10.11588/ak.2021.4.93267 New Data for Research on the Early Bronze Age in Northern Poland (2350-1600 BC) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93266 <p><strong>Neue Daten für die Erforschung der frühen Bronzezeit in Nordpolen (2350-1600 BC)</strong></p> <p>In diesem Beitrag werden im Depot aufbewahrte archäologische Objekte und einige jüngere Streufunde aus dem nördlichen Zentralpolen vorgestellt, die in die frühe Bronzezeit datiert werden können und hauptsächlich aus Lachmirowice in Kujawien stammen, darunter Keramikgefäße und ein Steinwerkzeug, das als Pfeilschaftstrecker identifiziert werden kann. Bei den anderen Artefakten handelt es sich um zwei Tondüsen aus dem Kulmerland und um drei Bronzedolche aus Großpolen und Masowien, die mit der Aunjetitzer Metallindustrie in Verbindung gebracht werden können. Um weiterführende Informationen zu den Objekten zu erhalten, wurden ihre chemische Zusammensetzung sowie die verwendete Technologie bestimmt und diese anschließend mit den stilistischen und technologischen Entwicklungen dieser Epoche kombiniert. Die gewonnenen Ergebnisse erweitern unsere Kenntnisse zur frühen Bronzezeit in Nordpolen und ermöglichen ein besseres Verständnis, wie die lokalen postneolithischen Gemeinschaften in dieser Region in die Glockenbecher- und Aunjetitzer Kultur integriert wurden.</p> Łukasz Kowalski Kamil Adamczak Andrzej Zdzisław Bokiniec † Beata Bielińska-Majewska Łukasz Karczmarek Andrzej Krzyszowski Grzegorz Osipowicz Aldona Garbacz-Klempka Paweł Gan Grażyna Szczepańska Bogusława Wawrzykowska † Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 473 499 10.11588/ak.2021.4.93266 Zwei außergewöhnliche Silexklingenkomplexe aus dem Domleschg (Kt. Graubünden / CH): Paspels-Canova und Rothenbrunnen-Hochjuvalt https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93265 <p><strong>Zwei außergewöhnliche Silexklingenkomplexe aus dem Domleschg (Kt. Graubünden / CH): Paspels-Canova und Rothenbrunnen-Hochjuvalt</strong></p> <p>Im Zuge einer Aktualisierung und Digitalisierung des Fundstelleninventars des Kantons Graubünden fielen zwei bisher unpublizierte Silexensembles aus Rothenbrunnen-Hochjuvalt und Paspels-Canova im Domleschg auf. Beide wurden in der 1860er Jahren entdeckt und in der Folge in der Literatur verschiedentlich erwähnt und auch verwechselt. Eine sorgfältige Aufarbeitung der Überlieferungsgeschichte sowie die technologische und morphologische Analyse erlauben eine sichere Separierung der beiden Ensembles. Anhand von kulturhistorischen Vergleichen lassen sie sich gut als Deponierungen ansprechen. Das Ensemble aus Paspels-Canova – bestehend aus zwei Klingen aus Rohmaterial aus den Monti Lessini (prov. Verona / I) und einer Radiolaritklinge mit unbekannter Rohmaterialherkunft – kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Jungneolithikum datiert werden. Das Depot ist sicherlich im Kontext des alpenquerenden Transportes solcher Klingen zu sehen, wobei die genauen Gründe der Deponierung unklar bleiben. Denkbar ist eine Deponierung an einem markanten Ort in der kognitiven Karte des prähistorischen Menschen, zumal der Ort der Niederlegung – von Süden her begangen – unweit der letzten beiden schwer passierbaren Schluchten am Weg ins Alpenrheintal liegt. Das Ensemble aus Rothenbrunnen-Hochjuvalt – bestehend aus zwei Klingen aus Silex aus Świeciechów-Lasek (woj. lubelskie / PL) – kann hingegen nicht mit Sicherheit datiert werden. Am plausibelsten erscheint uns, dass die Deponierung innerhalb des spätmittelalterlich-neuzeitlichen Sperrwerkes in historischer Zeit durch Truppen erfolgte, die die Stücke aus Osteuropa mitgebracht hatten, etwa während der Bündner Wirren (1620-1637) oder der sog. Franzosenzeit (1798-1802).</p> Kurt Altorfer Hannes Flück Anna Haesen Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 449 471 10.11588/ak.2021.4.93265 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93263 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 10.11588/ak.2021.4.93263 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93262 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2023 Archäologisches Korrespondenzblatt 2023-01-06 2023-01-06 53 3 10.11588/ak.2021.4.93262 Bewusste geometrische Gestaltung bei Homo heidelbergensis? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93146 <p>Beim Faustkeil von Bad Salzuflen (Kr. Lippe) handelt es sich wohl um eines der ältesten – wenn nicht das älteste – Artefakte, das bisher in Ostwestfalen bzw. ganz Westfalen zutage kam. Der Einzelfund dieses komplex gearbeiteten Faustkeils dient als Anlass dafür, eine standardisierte Form der Arbeitsschrittanalyse vorzustellen, die eine genaue Charakterisierung der technologischen Eigenheiten und der Rezeptur des Faustkeils ermöglicht. Es handelt sich um einen symmetrischen, plan-konvex formüberarbeiteten Faustkeil der Gruppe »biface-outil« mit Arbeitskanten für die Funktionen Spitze/Schneiden, Schaben und Trennen. Das geometrische Konzept des Faustkeils kombiniert zwei verschiedene Körper: einen Spitzenteil in der Form einer aufgeschnittenen (halben) Pyramide und einen Basisteil in der Form eines plattigen Quaders oder Zylinders. Zur Überbrückung der beiden Körper wurden eigens zwei alternierende Verdünnungsschläge angelegt, die vermuten lassen, dass die geometrische Konzeption dem Hersteller bewusst war. Nach formenkundlichen und technologischen Vergleichen entstand der Faustkeil wahrscheinlich vor 350 000-300 000 Jahren und gibt damit Einblick in die konzeptuellen und technischen Fähigkeiten der spätesten Vertreter des Homo heidelbergensis, nahe dem zeitlichen Übergang zu den frühen Neandertalern. Wenn die Datierungshypothese für diesen ohne stratigraphischen Kontext aufgefundenen Faustkeil richtig ist, handelt es sich um eines der seltenen Zeugnisse des Acheuléens in Mitteleuropa. Zugleich zeigt der Faustkeil den Einsatz eines technologischen Gestaltungsmittels, das auf die bewusste Wahrnehmung eines geometrischen Problems schließen lässt. </p> Jürgen Richter Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-12-22 2022-12-22 53 3 1 17 10.11588/ak.2013.1.93146 Tragejoche aus den Mühlsteinbrüchen von Mayen und Niedermendig (Lkr. Mayen-Koblenz) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/93145 <p>Tragejoche aus den Mühlsteinbrüchen von Mayen und Niedermendig (Lkr. Mayen-Koblenz)<br>In den Eifeler Mühlsteinbrüchen wurden im Zuge modernen Abbaus drei eiserne Tragejoche gefunden. Diese bestehen aus je zwei eisernen Kettenpaaren. Jedes Paar ist über einen gebogenen eisernen Nackenbügel verbunden. Die losen Enden der Ketten sind jeweils mit größeren Eisenringen zur Aufnahme von Trageholmen versehen. Die Joche dienten zum Transport von Mühlsteinen. Dabei wurden die Steine auf Tragen gelegt, die vorne sowie hinten von einer Person bewegt wurden. Die Joche übertrugen einen Teil des Gewichts auf den Nacken, um so schwerere Steine bis max. 200kg transportieren zu können. Nur ein Joch ist datierbar: Es stammt aus dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Dennoch geben diese Funde eine Vorstellung davon, wie vielleicht bereits in früheren Zeiten hier und auch andernorts schwere Lasten getragen wurden.</p> Fritz Mangartz Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-12-21 2022-12-21 53 3 131 139 10.11588/ak.2013.1.93145 Ein Opfer der Ungarneinfälle des 10. Jahrhunderts in Kempten, Stadt Bingen am Rhein https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90890 <p><strong>Ein Opfer der Ungarneinfälle des 10. Jahrhunderts in Kempten, Stadt Bingen am Rhein</strong></p> <p>Bei Ausgrabungen, die Laien kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem alten Gräberfeld am Nordostrand des Rochusberges zu Kempten, Stadt Bingen am Rhein, durchgeführt haben, kamen zwei rautenförmige Schaftdornpfeilspitzen altungarischen Typs aus dem 10. Jahrhundert zutage. Sie stammen offenbar aus dem Grab eines von ungarischen Bogenschützen erschossenen Frankenkriegers, das die kleine Gesamtzahl derzeit bekannter Gräber von Opfern der Ungarneinfälle in das Ostfrankenreich (899-955) um ein weiteres erhöht. Das Grab in Kempten und der Sarkophag von Herzog Konrad dem Roten in Worms, der in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg (955) vom Pfeil eines Ungarn getötet worden war, sind die ersten archäologischen Spuren der Ungarneinfälle, die bisher auf dem Westufer des Rheins entdeckt werden konnten.</p> Mechthild Schulze-Dörrlamm Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 431 448 10.11588/ak.2021.3.90890 Das Grab von Gorzyno / Gohren (woj. pomorskie / PL) mit Stützarmfibel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90889 <p><strong>Das Grab von Gorzyno / Gohren (woj. pomorskie / PL) mit Stützarmfibel</strong></p> <p>Im Beitrag wird ein völkerwanderungszeitlicher Grabfund behandelt, der Ende der 1930er- oder 1940er-Jahre bei Gohren, Kreis Stolp in Hinterpommern (heute Gorzyno, pow. Słupsk, woj. pomorskie / PL) geborgen wurde. Der überregionale Charakter der Grabausstattung, zu der eine Stützarmfibel mit Durchlochung zur Befestigung eines Bügelrings und ferner zwei Vogelkopfnadeln gehören, ist bemerkenswert und zeugt von weiträumigen, in verschiedene Richtungen weisenden Kontakten der Bestattungsgemeinschaft. Die Fibel gehört zu den Stützarmfibeln mit stabförmigem Bügel, schmalem Fuß und mittlerem Achsenträger, die hauptsächlich im breit verstandenen Raum beiderseits des unteren Rheins getragen wurden. Zugleich gehört sie zu einer kleinen Gruppe von Exemplaren, für die hier die Bezeichnung »Variante Rhenen« vorgeschlagen wird. Solche Stücke zeichnen sich durch eine Bügelkopfdurchlochung aus, in der zumeist noch ein Splint mit einhängendem Ring sitzt. Die beiden Nadeln des Grabes gehören in einen südskandinavischen Kontext. Der Komplex unterstreicht einmal mehr die sich immer deutlicher abzeichnenden engen Beziehungen der in der frühen Völkerwanderungszeit im Raum zwischen Oder und Weichsel ansässigen Bevölkerungsgruppen zu anderen, mitunter weit entfernten Regionen West-, Mittel- und Nordeuropas.</p> Jan Schuster Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 419 429 10.11588/ak.2021.3.90889 Fossil Brachiopod from a Roman Period Grave at Weklice, Site 7 (Woj. Warmińsko-Mazurskie / PL) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90879 <p><strong>Fossiler Brachiopode aus einem Grab der Römischen Kaiserzeit in Weklice, Fst. 7 (woj. warmińskomazurskie / PL). Über die antiken Verwendungen von Fossilien</strong></p> <p>Das Gräberfeld von Weklice befindet sich im Weichseldelta auf der Elbinger Höhe in Nordpolen und gehört zur Wielbark-Kultur. Es wurde während der Römischen Kaiserzeit (1.-4. Jh.) von einer multiethnischen Gemeinschaft genutzt, die anhand der schriftlichen Quellen als Goten und Gepiden identifiziert wurde. Die Analyse der archäologischen Funde deutet darauf hin, dass die lokale Gemeinschaft zahlreiche überregionale Kontakte zu verschiedenen Regionen Europas pflegte, dazu zählen das Römische Reich, das Schwarze Meer und Skandinavien. In diesem Artikel wird ein Fund vorgestellt, bei dem es sich um ein Objekt aus einem Körpergrab handelt, das ursprünglich für einen mineralisierten Pfirsichstein (<em>Prunus persica</em> L. Batsch) gehalten worden war. Bei einer erneuten Untersuchung konnte der Fund eindeutig als fossiler Brachiopode bestimmt werden. Aufgrund der äußeren Morphologie gehört das Exemplar höchstwahrscheinlich zu den kurzgliedrigen Terebratuliden. Angesichts der neuen Identifikation diskutieren wir, wie Fossilien in der Vergangenheit verwendet und wahrgenommen wurden. Der Brachiopode aus Weklice wurde als Anhänger verwendet oder in einem Holzkästchen ins Grab gelegt. Der Gegenstand könnte als Amulett, als medizinisches Objekt oder als Spielstein verwendet worden sein. Die Interpretation dieses einzigartigen Fundes aus Weklice wird im Zusammenhang mit anderen Funden fossiler Pflanzen- und Tierreste in Gräbern der Römischen Kaiserzeit aus dem Ostseeraum diskutiert.</p> Kalina Skóra Magdalena Natuniewicz-Sekuła Piotr Mączyński Maria A. Bitner Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 405 418 10.11588/ak.2021.3.90879 Die Münze im Lampenspiegel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90877 <p><strong>Die Münze im Lampenspiegel. Zu Vorkommen und Bedeutung des Phänomens bei römischen Grab- und Weihefunden</strong></p> <p>Der vorliegende Aufsatz geht der Frage der Deutung von Grab- und Weihefunden römischer Lampen nach, in deren Spiegel Münzen deponiert wurden. Der Verfasser sammelt Hinweise darauf, dass die Münze im Lampenspiegel, die das Einfüllloch für das Öl mehr oder weniger verdeckt, als Symbol für den Tod verstanden wurde. Insofern eigneten sich Lampen mit Münzen im Spiegel gleichermaßen als Grabbeigaben wie als Weihegaben für Götter der Unterwelt. Nach Ansicht des Verfassers dürfte so ein Fund aus Sarmizegetusa ein Opfer für die Göttin Domna und einer aus Vindonissa ein Opfer für Hekate gewesen sein.</p> Günther E. Thüry Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 397 403 10.11588/ak.2021.3.90877 Die Altburg bei Stein-Wingert (Lkr. Altenkirchen) – Neubewertung einer eisenzeitlichen Wallburg im Westerwald https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90875 <p><strong>Die Altburg bei Stein-Wingert (Lkr. Altenkirchen) – Neubewertung einer eisenzeitlichen Wallburg im Westerwald</strong></p> <p>Die Altburg bei Stein-Wingert, Rheinland-Pfalz, ist eine ausgedehnte eisenzeitliche Wallburg mit zahlreichen – bislang undatierten – Befestigungsphasen. Die bei Prospektionen dokumentierten Neufunde, wie Münzen, Waffen und Pferdegeschirr, sind in die Zeitstufen LT C und zahlenmäßig am stärksten in LT D2 zu datieren. Anhand der hier erstmals vorgelegten Funde wird die überregionale kulturelle Vernetzung der Altburg mit anderen zeitgleichen Anlagen in den rechtsrheinischen Gebieten sowie bis in das östliche Treverergebiet deutlich.</p> Manuel Zeiler Peter Henrich Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 371 395 10.11588/ak.2021.3.90875 The Invisible Early La Tène Elites in Moravia? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90873 <p><strong>Die unsichtbaren Eliten der Frühlatènezeit in Mähren? Die Applike einer Bronzekanne aus Pavlov-Děvín (okr. Břeclav / CZ)</strong></p> <p>Bis vor Kurzem lag die Frühlatènezeit in Mähren am Rande des Forschungsinteresses zu dieser Phase in Europa. Dies war wahrscheinlich auf das Fehlen attraktiver Funde zurückzuführen, wie z. B. Gräber mit Prestigegütern (Goldobjekte, Ornamente des Early Style, Importe aus dem Mittelmeerraum). Der Artikels ordnet die Bronzefigur der in Pavlov-Děvín (okr. Břeclav / CZ) gefundenen Schnabelkanne in einen breiteren Kontext ein und gibt einen Überblick über die<br>Funde, die die Anwesenheit lokaler Eliten im Mähren des 5. Jahrhunderts v. Chr. belegen. Die besten Parallelen zur Pavlov-Děvín-Figur finden sich unter den bronzenen Kannenbeschlägen, die überwiegend in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. im transalpinen Raum hergestellt wurden und die von importierten etruskischen Vorbildern inspiriert waren. Der Besitzer des in den Pavlov-Hügeln gefundenen Kannenstücks gehörte höchstwahrscheinlich zu den Eliten der Frühlatènezeit, vergleichbar mit denjenigen, die in den Fürstengräbern vom Dürrnberg und Glauberg bestattet wurden. Offenbar waren diese lokalen Eliten durchaus in der Lage, sich mit prestigeträchtigen Produkten aus spezialisierten Metall verarbeitenden Werkstätten zu versorgen, auch wenn solche Gegenstände später nicht in Gräbern beigesetzt wurden.</p> Petra Goláňová Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 351 369 10.11588/ak.2021.3.90873 A House on a Holy Mountain? A Late Bronze Age Building on Mount Radunia in the Ślęża Massif (Woj. Dolnośląskie / PL) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90865 <p><strong>Ein Haus auf einem heiligen Berg? Ein spätbronzezeitliches Gebäude auf dem Berg Radunia im Zobten-Massiv (woj. dolnośląskie / PL)</strong></p> <p>Das Zobten-Massiv, ein riesiges Naturschutzgebiet und ein Komplex archäologischer Stätten, gilt seit vielen Jahren als Ort religiöser Praktiken. Neueste Forschungen werfen jedoch ein völlig neues Licht auf diese Frage. Tatsächlich spielte diese Bergregion nicht nur eine kultische Rolle, sondern diente vor allem als Refugium und für die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen von der Vorgeschichte bis in die Neuzeit. Ziel dieses Beitrags ist es, die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dem Berg Radunia (Geiersberg) im Süden des Massivs sowie der Entdeckung von Überresten eines Gebäudes bei Kacza Kałuża, einem natürlichen Wasserreservoir und dem Zentrum dieser archäologischen Stätte, vorzustellen. Das Gebäude wurde als halbunterirdische Konstruktion mit freistehendem Holzüberbau in Form eines Satteldachs errichtet. Außerdem kam bei der Erforschung des Gebäudes eine große Anzahl von Artefakten zutage, die eine spätbronzezeitliche Datierung des Gebäudes und den Nutzcharakter der Stätte auf dem Berg Radunia aufzeigen.</p> Patryk Chudzik Radosław Kuźbik Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 337 349 10.11588/ak.2021.3.90865 Ein Paar Miniaturräder aus Ton aus einer Kinderbestattung der Schnurkeramischen Kultur bei Wallerstein (Lkr. Donau-Ries / D) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90860 <p><strong>Ein Paar Miniaturräder aus Ton aus einer Kinderbestattung der Schnurkeramischen Kultur bei Wallerstein (Lkr. Donau-Ries / D)</strong></p> <p>Paarig aufgefundene durchlochte Tonscheiben mit einer deutlich ausgeprägten Radnabe aus einer Kinderbestattung bei Wallerstein (Lkr. Donau-Ries, südwestliches Bayern) stellen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Paar Miniaturräder dar und können der Schnurkeramik zugeordnet werden. Während vergleichbare Funde aus Ton und Holz nur sehr selten und stets ohne klaren Kontext in Süddeutschland gefunden wurden, gewähren diese Neufunde nun einen neuen Einblick in die mögliche Bedeutung und den Gebrauch von Miniaturrädern während des Endneolithikums / Chalkolithikums. In größerer Anzahl treten vergleichbare keramische Miniaturräder und überwiegend vierrädrige tönerne Miniaturwagen im Karpatenbecken während des 4. und 3. Jahrtausends v. Chr. auf. Gelegentlich kommen sie hier in Gräbern vor und werden meist einem symbolischen oder kultischen Zusammenhang zugeschrieben. Für das Miniaturräderpaar aus Wallerstein ist hingegen im Kontext einer Kinderbestattung und unter Berücksichtigung des Fehlens anderer Hinweise auf Wagen und Räder in zeitgleichen Bestattungen auch ein profaner Kontext im Sinne eines Spielzeugs zu bedenken.</p> Johann Friedrich Tolksdorf Manfred Woidich Sandra Kaiser Matthias Blana Eva Kropf Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 329 336 10.11588/ak.2021.3.90860 Societies Without Ancestors? Why Are So Few Graves Found in the European Upper Palaeolithic and Mesolithic? https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90859 <p><strong>Gesellschaften ohne Ahnen? Warum werden im europäischen Spätpaläolithikum und Mesolithikum so wenige Gräber gefunden?</strong></p> <p>Die meisten Fachleute sind sich einig, dass die klassischen Erklärungen (taphonomische und demographische Faktoren; Formen der Leichenbehandlung, die unter sonst gleichen Bedingungen zur Nicht-Konservierung von Überresten führen) nicht ausreichen, um die geringe Anzahl von Bestattungen und menschlichen Überresten zu erklären, die für die spätpaläolithisch-mesolithische Sequenz bekannt sind. Die Erklärung dafür könnte darin liegen, dass zu dieser Zeit ein Bestattungssystem vorherrschte, das den vermeintlichen Wunsch widerspiegelte, die Toten zu entfernen und zu vergessen, weil sie zumindest größtenteils als potenziell schädliche Wesen für die Lebenden angesehen wurden. Dieses System ist das der »Gesellschaften ohne Vorfahren« oder »Geistergesellschaften«, das wir in diesem Artikel mit einem Umweg über die Ethnologie zu charakterisieren versuchen. Zumindest ab dem Mesolithikum koexistiert es mit einem zweiten System, dem der »Ahnengesellschaften«.</p> Christian Jeunesse Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 309 327 10.11588/ak.2021.3.90859 Inhaltsverzeichnis https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90858 <p>Inhaltsverzeichnis</p> Die Redaktion Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 10.11588/ak.2021.3.90858 Titel https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90857 <p>Titel</p> Die Redaktion Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-10-07 2022-10-07 53 3 10.11588/ak.2021.3.90857 Nachts vor dem Lager? Ein außergewöhnlicher Depotfund aus Vindonissa (Kt. Aargau / CH) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90669 <p><strong>Nachts vor dem Lager? Ein außergewöhnlicher Depotfund aus Vindonissa (Kt. Aargau / CH)</strong></p> <p>Vor der südwestlichen Umwehrung des Legionslagers Vindonissa wurde 2016 eine Grube mit rätselhaftem Inhalt geborgen: Neben einer vollständigen Keramikschüssel und drei weiteren Gefäßen barg sie 22 vollständige Öllampen, 21 Bronzemünzen und Brandschutt mit verbrannten Knochen von 22 Oberschenkeln von Schaf / Ziege. Eine der Münzen, sonst überwiegend Prägungen des Nero, weist einen Gegenstempel auf, der im Vierkaiserjahr 68/69 n. Chr. eingeschlagen wurde. Das Ausheben der Grube und die Deponierung ihres ungewöhnlichen Inhalts fallen demnach sehr wahrscheinlich in die Zeit des Wechsels von der legio XXI Rapax zur legio XI Claudia Pia Fidelis. Der Fundkontext lässt auf den ersten Blick keinen klaren architektonischen oder topographischen Bezug zu einem sakralen Ort erkennen. Der bislang ohne Parallelen dastehende Fundkomplex erweitert das Bild von der Sakraltopographie Vindonissas um eine ungewöhnliche Komponente.</p> Jürgen Trumm Regine Fellmann Brogli Andrew Lawrence Sabine Deschler-Erb Michael Nick Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-09-12 2022-09-12 53 3 215 244 10.11588/ak.2019.2.90669 Étude anthropologique du dolmen du Bronze ancien du Pala 2 à Chauzon (dép. Ardèche / F) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90667 <p><strong>Anthropologische Untersuchungen von Dolmen der frühen Bronzezeit aus Pala 2 in Chauzon (dép. Ardèche / F)</strong></p> <p>Die Dolmen von Pala 2 im südfranzösischen Chauzon wurden 1985 archäologisch untersucht und durch die Ausgräber in die frühe Bronzezeit datiert. Es handelt sich um einen kollektiven Bestattungsplatz mit Resten von mind. 40&nbsp;Individuen, inklusive 14 ungeborener Individuen. Die Analyse der sterblichen Überreste ergab ein Fehlen von Individuen im Alter von 14-19 Jahren. Die Untersuchung von Karies, Zahnbelägen und Zahnabnutzung trug zur Bestimmung der Zahngesundheit dieser Bevölkerung bei. Die angewandten neuen Methoden ermöglichten eine komplette anthropo logische Studie für diesen Dolmen, dessen Resultate mit denen aus anderen megalithischen Monumenten der Gegend verglichen werden.</p> Nausicaa Jean Olivier Lemercier Virginie Durand Mélie Le Roy Bernard Gély Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-09-12 2022-09-12 53 3 183 195 10.11588/ak.2019.2.90667 Der römische Wendeltreppenschacht im territorium metallorum Tresminas / Jales (freg. Tresminas; distr. Vila Real / P) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90663 <p><strong>Der römische Wendeltreppenschacht im <em>territorium metallorum</em> Tresminas / Jales (freg. Tresminas; distr. Vila Real / P)</strong></p> <p>Im römischen Goldbergwerksbezirk von Tresminas, Gralheira und Campo de Jales im nördlichen Portugal sind dank des anstehenden festen Gesteins und in der Folgezeit weitgehend ausgebliebener Zerstörungen zahlreiche Prospektionsbaue erhalten geblieben. Unter den Stollen und Schächten stellt ein mehrfach rechtwinklig abgeknickter Wendeltreppenschacht in der Corta da Ribeirinha eine Besonderheit dar. Dessen auffällige Architektur lässt sich als Ergebnis aus situationsbedingten technischen und bergbaulichen Notwendigkeiten erschließen. Zahlreiche Planungsänderungen während seiner Errichtung deuten darauf hin, dass dessen endgültige Architektur das Resultat von sich während des Baus mehrfach ändernden Zielsetzungen und Vorgehen ist, die beim Bergbau nur als Reaktion auf erschlossene Edelmetallkonzentrationen interpretiert werden können. Die gewählte Bauweise des Abstieges, in der über Winkel der Treppen, Länge der geraden Abschnitte und Abknickwinkel der Schächte bzw. der Stollen der Verlauf und das Ende des Bauwerkes nahezu zu jeder Zeit während des Bauverlaufes neu bestimmt werden konnten, ermöglichte ohne umfangreichere Neuvermessungen ein direktes Reagieren auf die örtlichen Prospektionsergebnisse.</p> Regula Wahl-Clerici Klaus Mechelke Maren Lindstaedt Thomas Schierl Markus Helfert Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-09-12 2022-09-12 53 3 109 125 10.11588/ak.2019.1.90663 Anmerkungen zum Magdalénien und Spätpaläolithikum in Thüringen https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90658 <p><strong>Anmerkungen zum Magdalénien und Spätpaläolithikum in Thüringen</strong></p> <p>Von den über 50 archäologischen Fundstellen des Weichsel-Spätglazials in Thüringen wurden 14 Lokalitäten einer erneuten Prüfung unterzogen. Es handelt sich um Einzelfunde, fundarme Inventare sowie um Komplexe mit vermischten Funden unterschiedlicher Zeitstellung. Mit Hummelshain, Großpürschütz und Gorsleben sind kleine, aber für das Spätmagdalénien typische Inventare, in Renthendorf wahrscheinlich ein Spätpaläolithikum belegt. Weiterhin wird die bisherige Annahme diskutiert, das Vorkommen eines einzigen Stichels als Beleg für ein spätjungpaläolithisches Gerät zu sehen.</p> Clemens Pasda Sebastian Pfeifer Roland Roa Romero Juliane Weiß Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-09-12 2022-09-12 53 3 1 18 10.11588/ak.2019.1.90658 Cooking in Pestenacker – Evidence from Organic Residues in Vessels from one Household in a Late Neolithic Wetland Settlement in Bavaria (3496-3410 BC) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90655 <p><strong>Kochen in spätneolithischen Töpfen – Ergebnisse einer Analyse organischer Rückstände aus Gefäßen eines Hauses der Feuchtbodensiedlung Pestenacker in Bayern (3496-3410 v. Chr.)</strong></p> <p>Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit organischen Anhaftungen aus der jungneolithischen Feuchtbodensiedlung Pestenacker, wobei Trichtertöpfe und Ösenflaschen aus Haus 1 betrachtet wurden. Die Anhaftungen wurden auf botanische Makroreste, chemische Rückstände sowie deren Verteilung innerhalb des Gebäudes hin untersucht. Die Ergebnisse liefern Hinweise auf die Gefäßnutzung sowie auf verschiedene Tätigkeitsbereiche im Haus. Es konnten drei unterschiedliche Gruppen von Rückständen identifiziert werden. Die Ösenflaschen enthielten leicht verkohlte Rückstände, wohl Milch oder Milchprodukte von Wiederkäuern, die Trichtertöpfe ein stark verkohltes Gemisch. Dabei handelt es sich um einen stärkehaltigen Brei – teils mit Emmer – versetzt mit etwas Milch oder Fleisch. Daneben wurde Birkenrindenteer für mehrere Gefäßreparaturen beobachtet. Die Verteilung der unterschiedlichen Anhaftungen in Haus 1 bestätigt zwei Aktivitätszonen: ein Wohn-Schlafbereich sowie ein Kochbereich.</p> Tania F. M. Oudemans Barbara Limmer Lucy Kubiak-Martens Laura I. Kooistra Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-09-12 2022-09-12 53 3 19 40 10.11588/ak.2019.1.90655 Minimalinvasive Direct-push-Erkundung in der Feuchtboden(geo)archäologie am Beispiel des Karlsgrabens (Fossa Carolina) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/90652 <p><strong>Minimalinvasive <em>Direct-push</em>-Erkundung in der Feuchtboden(geo)archäologie am Beispiel des Karlsgrabens (<em>Fossa Carolina</em>)</strong></p> <p>Archäologische Grabungen in Flussauen, Feuchtböden und feuchtbodenarchäologischen Fundstätten sind aufgrund von Grundwasserzustrom und instabilem Untergrund oft teuer und schwer durchführbar. Dennoch bieten diese Standorte sehr wichtige Fundstellen und Bodenarchive. Alternativ kommen Rammkernsondierungen zum Einsatz, bei denen jedoch Kompressionseffekte in den organischen Schichten zu ungenauen Tiefenangaben führen. In dieser Studie wird der Einsatz von tiefengenauen, minimalinvasiven In-situ Direct-push-Methoden zur hochaufgelösten Erkundung von Bodendenkmälern im grundwassergesättigten Bereich vorgestellt. Exemplarisch wurde dazu die Grabenfüllung der frühmittelalterlichen Fossa Carolina (Karlsgraben) untersucht. Die Fossa Carolina repräsentiert den ersten Versuch, eine durchgehende Schiffsverbindung vom Rhein zur Donau zu schaffen, und gilt als eines der bedeutendsten frühmittelalterlichen Bodendenkmäler in Europa. Mithilfe der hochauflösenden und tiefengenauen In-situ Direct-push-Sondierungen (elektrische Leitfähigkeit und Sedimentfarbe) wurden die räumlichen Dimensionen und anhand der dokumentierten Stratigraphie die Verlandungsgeschichte der ehemaligen Kanalrinne höhengenau rekonstruiert.</p> Johannes Völlmer Christoph Zielhofer Johannes Schmidt Peter Dietrich Jörg Hausmann Ulrike Werban Lukas Werther Stefanie Berg Copyright (c) 2022 Archäologisches Korrespondenzblatt 2022-09-12 2022-09-12 53 3 577 593 10.11588/ak.2018.4.90652