Parallelgesellschaften? Paläogenetik und stabile Isotopen an mesolithischen und neolithischen Menschenresten aus der Blätterhöhle

  • Jörg Orschiedt (Autor/in)
  • Ruth Bollongino (Autor/in)
  • Olaf Nehlich (Autor/in)
  • Flora Gröning (Autor/in)
  • Joachim Burger (Autor/in)

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Abstract

Neolithische und mesolithischen Menschenreste aus dem 9. und 4. Jahrtausend vor Christus sind nicht nur im Bereich der Mittelgebirge Westfalens (Sauerland) selten belegt. Durch die Entdeckung der Blätterhöhle in Hagen im Jahre 2004 änderte sich die Situation. Die derzeit verfügbaren 14C-Datierungen belegen ein Alter der Menschenreste zwischen 9200 und 8600 sowie 3900 und 3000 calBC.
Neolithische Kollektivbestattungen des 4. Jahrtausends in Höhlen und unter Felsdächern sind in verschiedenen Regionen wie Belgien, Luxemburg und den britischen Inseln bekannt, jedoch bislang für Westfalen nicht belegt. Die Funde der Blätterhöhle stellen den ersten Beleg für diese Praxis im Bereich der Mittelgebirge dar. Dabei verläuft die Grenze zu der Zone in der die Megalithgräber verbreitet sind, ca. 50 km weiter nördlich. Obwohl die sehr gut erhaltenen Menschenreste aus gestörtem (bioturbierten) Kontext stammen, stellen sie eine reiche Informationsquelle dar. Die Beprobung von mesolithisch und neolithisch datierten Resten ergab in fast allen Fällen Ergebnisse. Diese Resultate zeigen, dass die mesolithisch datierten Menschenreste alle zur mitochondrialen Haplogruppe U gehören, wie es für europäische Jäger Sammlerpopulationen des Paläolithikums und Mesolithikums bislang nachgewiesen wurde. Bei den neolithischen Menschenresten dagegen ließen sich sowohl die Haplogruppen U, H und andere nachweisen. Zusätzlich wurden auch stabile Isotopen (13C/15N/34S) untersucht um Aussagen zur Ernährung treffen zu können. Die Ergebnisse lassen drei unterschiedliche Gruppen erkennen, die sich voneinander unterscheiden. Eine terrestrische Ernährung war sowohl bei der mesolithischen als auch bei einer neolithischen Gruppe nachweisbar. Dagegen ließ eine der beiden neolithischen Gruppen eine abweichende Ernährung, basierend auf Süßwasserfisch erkennen. Die Angehörigen dieser Gruppe wiesen alle Haplogruppe U5 auf. Anhand dieses Ergebnisses kann eine „nicht-neolithischen“ Lebensweise im 4. Jahrtausend v. Chr. belegt werden.

Statistiken

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Veröffentlicht
2015-01-16
Sprache
de
Schlagworte
Mesolithikum, Neolithikum, Analyse stabiler Isotopen, aDNA, Menschenreste, Höhlenfundstelle, DNA, DGUF Tagung 2013