Beitrag unseres wissenschaftlichen Beraters PD Dr. Rainer Schäfer: Die Objektivität moralischer Werte

  • Rainer Schäfer (Autor/in)
    Philosophisches Seminar Heidelberg

Abstract

Im Hintergrund dieser Untersuchungen steht die Frage, ob es Werte ohne Wünsche geben kann? Bzw. ob man Werte wollen kann, ohne sie sich zu wünschen? Wenn man die Fragen verneint, ist man ethischer Subjektivist; bejaht man sie, ist man Objektivist. Insofern handelt es sich um zentrale Fragen der Ethik. „Wert” wird in diesem Kontext in einem sehr weiten Sinne verstanden, er bezeichnet einen Platzhalter, der im Rahmen einer nach ethischen und überindividuellen Gesichtspunkten durchgeführten Evaluation positive Valenz zugesprochen bekommt. Ein Wert in diesem weiten Sinne kann also sowohl eine Tugend, eine Pflicht, ei- ne ethische Idee, eine Weltanschauung etc. sein. Die Differenz zum Wunsch besteht darin, dass dieser nur eine vom Individuum abhängige positive Evaluation erfährt. Der Zusammen- hang von Wunsch und Wert und die unterschiedlichen Möglichkeiten diesen Zusammenhang zu denken, wird zugleich die Mannigfaltigkeit von Konzeptionsmöglichkeiten in der Ethik demonstrieren.

Das soll einerseits in einem ersten Teil dadurch geschehen, dass ich zunächst den Unterschied von objektivistischen und subjektivistischen Theorien, sowie ihre Mischformen aufzeige. Die- ser erste Teil leistet einen eher systematisch-methodologischen Zugang zur Ethik. Der zweite Teil besteht in einem argumentanalytischen Zugang zur Auseinandersetzung von Subjektivis- mus und Objektivismus in der Ethik. Dort soll argumentanalytisch gezeigt werden, dass einer der mir besonders am Herzen liegenden Ethiktypen nicht — wie es in den meisten gegenwärti- gen Ethikkonzeptionen gesehen wird — widerlegt ist. Im zweiten Teil soll es darum gehen, die von John Leslie Mackie durchgeführte Widerlegung des Objektivismus in der Ethik zunächst auf ihr wesentliches Argument hin zu analysieren und zu kritisieren. Ich hoffe mit dieser Kritik zeigen zu können, dass die objektivistische Ethik nicht von vornherein als widerlegt zu betrachten ist, sondern im Konzert der vielstimmigen Ethikkonzeptionen eine durchaus wichtige Stimme innehat. Das soll jedoch nicht heißen, dass die objektivistische Ethik die anderen aus dem Rennen geschlagen oder widerlegt hätte; vielmehr sind auch Mischformen von Subjektivismus und Objektivismus denkbar.

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Veröffentlicht
2011-07-01
Rubrik
Sprache
de