Die von der Académie des inscriptions et belles-lettres herausgegebene Reihe der »Chartes et diplômes« umfasst die Edition der französischen Königsurkunden bis 1223. Die Diplome Ludwigs VIII. (1223–1226) sind nicht in ihr Programm aufgenommen. Als Sohn Philipps II. Augustus’ und Vater Ludwigs IX. des Heiligen ist seine kurze Herrschaft im historischen Gedächtnis kaum mehr präsent. Sein Versuch, die englische Krone zu erlangen, scheiterte. Aber sein Kreuzzug gegen die Albigenser war erfolgreich und ermöglichte den Kapetingern, im Midi Fuß zu fassen.

Mangels einer kritischen Edition seiner Diplome ist die Forschung nach wie vor auf den »Catalogue des actes de Louis VIII« angewiesen, insgesamt 460 Regesten, die Charles Petit-Dutaillis im Anhang seiner 1894 erschienenen »Étude sur la vie et le règne de Louis VIII (1187–1226)« (S. 449–508) vorlegte. Es ist deshalb zu begrüßen, dass Sétsuo Watanabé, Professor an der Aoyama-Gakuin-Universität in Tokio, der 1985 als Schüler von Robert Fossier an der Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne promoviert wurde, ca. 150 bislang unveröffentlichte Diplome Ludwigs VIII. ediert hat.

Der erste Teil ist der japanischen Übersetzung der Texte vorbehalten (S. 1–268). Der zweite bietet eine kurze Einleitung zur Diplomatik der Königsurkunde in französischer Sprache und die Edition (»Recueil des actes inédits relatifs à Louis VIII [1223–1226]«, S. 269–530). Es folgen die »Actes relatifs à Louis VIII (supplément)« (S. 531–578) sowie die »Actes relatifs aux rapports de Honoré III, Henri III, Frédéric II avec Louis VIII« (S. 579–603). Bei Letzteren handelt es sich um Regesten, u. a. von zwei Diplomen Kaiser Friedrichs II. (MGH D F II Nr. 1050, 1139) und dem Bündnisvertrag seines Sohnes, Heinrichs (VII.), mit Ludwig VIII. (MGH Const. II Nr. 290).

Der Autor versteht seine Edition als »une étape efficace dans le perfectionnement du recueil de Louis VIII« (S. 274). Es bleibt zu wünschen, dass diese Initiative von der Forschung gebührend zur Kenntnis genommen wird.