Der Gerichtsprozess als Aufführung
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Abstract
Die künstlerische Arbeit Please, Continue (Hamlet) von Yan Duyvendak und Roger Bernat lässt denselben Fall, angelehnt an das Shakespeare’sche Drama Hamlet, von unterschiedlichen Gerichten wiederholt verhandeln. Am Ende der Prozesse werden die Geschworenen per Zufall aus dem Publikum ausgewählt, um über Hamlet Recht zu sprechen. Das Ergebnis: Mehr als 125 Aufführungen führten zu fast genauso vielen Schuld- wie Freisprüchen. Zeitgleich inszeniert Milo Rau mit Jurist_innen, Journalist_innen und persönlich Involvierten Die Zürcher Prozesse, in denen die rechtspopulistische Schweizer Wochenzeitung „Die Weltwoche“ und ihre journalistischen Darstellungsstrategien in Bezug auf die muslimische Gemeinschaft in der Schweiz angeklagt werden. Während die Anklage sich auf die gesellschaftlichen Verantwortung der Medien konzentriert, plädiert die Verteidigung für das Prinzip der Meinungsfreiheit. Am Ende siegt letztere: Die Geschworenen sprachen die Wochenzeitung in allen Anklagepunkten frei. Lässt sich das gerichtliche Urteil also auf eine dem Prozess vorgängige Wahrheit zurückführen, oder beruht es nicht viel mehr auf den einmaligen, unwiederholbaren Darstellungsleistungen von Anklage, Verteidigung und Betroffenen? Da sie gleichzeitig Theater und Gericht sind, werden die Aufführungen mit dem Begriff der Performances als hybride Institutionalisierung analysiert. Durch die Verknüpfung von theater- bzw. performancetheoretischen Positionen mit rechtsphilosophischen Ansätzen kann das herausgearbeitet werden, was ich den performative Charakter rechtlicher Verfahren nenne möchte.
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