Physis

  • Alfred Dunshirn (Author)

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Abstract

Physis bezeichnet, als griechisches Pendant zum lateinischen natura, die Verfasstheit und Herkunft von in verschiedenen Unabhängigkeitsgraden aus sich selbst entstehenden Komplexen. In großer Bedeutungsbreite kann physis den „Wuchs“ von Pflanzen und Tieren sowie die Beschaffenheit einer Gattung oder den Ursprung bzw. die Beschaffenheit des gesamten Kosmos (physis ton panton) benennen. In der Frage nach der Herkunft und dem Aufbau der Phänomene, die mit dem Überbegriff physis erfasst wurden, wurzeln die Betrachtungen der frühen griechischen Weisheitslehrer ebenso wie diejenigen der alle Weltbereiche erschließenden Philosophen in der Tradition des Platon, des Aristoteles, der Atomisten oder der Stoa. Ein vielfach angesprochener Gegensatzbegriff zur physis ist die techne, die das (meist vom Menschen ausgehende) Verfertigen von Objekten meint, die den Ursprung ihres Werdens nicht in sich selbst haben. Im Bereich der Handlungen kann die physis als der Orientierungspunkt gelten, an dem ein gelingen sollendes Leben auszurichten ist – man soll „in Übereinstimmung mit der physis leben“. Hinsichtlich einer die vordergründige Betrachtung von Gegenständen überschreitenden Erfassung der Erscheinungen in der Welt steht physis bis in die Spätantike sowohl für die konkrete und komplexe Bestimmtheit von Dingen und Lebewesen als auch für das „Wesen“ Gottes.

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Published
2019-08-15
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Section
Language
Deutsch