Logos, I. Antike
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Abstract
Das Wort logos bezeichnet allgemein das (gesprochene) Wort, wobei zu bedenken ist, dass damit nicht ein einzelnes Wort, sondern die Verbindung mehrerer Wörter gemeint ist. Konzis fasst ein antiker Lexikoneintrag – die 100. der pseudo-platonischen Begriffsbestimmungen – den logos als „in Zeichen gefasste Stimme, die jedes einzelne Seiende benennen kann“ (Horoi). Das zu logos gehörende Zeitwort ist legein, es benennt ein Sprechen ebenso wie Auflesen oder Sammeln. Somit kann logos als auswählendes und sinnvoll zusammenstellendes Auflesen oder als Sammlung verstanden werden. Daraus wiederum wird ersichtlich, dass logos als Versammlung oder „Verknüpfung“ (Platon) von Wörtern in großer Bedeutungsvielfalt ebenso auf eine Erzählung, einen Satz, eine Rede oder ein Argument wie auch auf eine Proportion oder ein Maß referieren kann. Im frühgriechischen Denken kann man bei Heraklit mit logos eine Instanz benannt sehen, welche die widerstrebenden Kräfte des Kosmos zusammenhält. In der platonisch-aristotelischen Philosophie ist, wie schon in der Sophistik, der Umgang mit verschiedensten logoi zu beobachten, denen Wahrheit und Falschheit zugeschrieben wird. In der Stoa wird der logos zum (materiell aufgefassten) Göttlichen, das alles in der Welt vollkommen rational bestimmt. In der antiken christlichen Literatur, die massiv vom Neuplatonismus beeinflusst ist, begegnet der logos schließlich im „Christusereignis“ (Bultmann) als „das WORT“, als der göttliche Anspruch, der sich den Menschen zu verstehen gibt. Die herausragende Bedeutung der verschiedenen logos-Konzeptionen in der europäischen Geistesgeschichte zeigt sich nicht zuletzt in der Kritik am Logozentrismus, wie sie vor allem im 20. Jahrhundert formuliert wurde.
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