Geschlecht (sex and gender)
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Abstract
In der politik- und naturphilosophischen Ideengeschichte existiert wohl kaum ein Begriff, der so stark mit kontroversen Deutungen aufgeladen war und ist wie „das Geschlecht“. Von der zeitlich und räumlich nahezu ubiquitär unterstellten Naturnähe der Frauen bis zur radikalen Zurückweisung aller Zusammenhänge zwischen dem biologischen (sex) und dem sozialen Geschlecht (gender), wie es die heute dominante Strömung der Gender Studies formuliert, existiert keine ‘neutrale‘ Definition des Geschlechts, obgleich es sich doch auf den allerersten Blick um eine unabweisbare Tatsache handelt. Die vielfältigen Dimensionen und konträren
Definitionen können ideengeschichtlich dennoch sortiert werden: insbesondere entlang der Vorstellungen zur Natur-Kultur-Relation sowie entlang der wichtigsten Positionen innerhalb der feministischen Theorie der Moderne, also jenem Ort, der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts das Zentrum der Auseinandersetzungen um die Definition von Geschlecht bildet. Die Frage, die alle Positionen durchdringt, bleibt stets die nach dem ‘Anteil‘ des Kulturellen (Symbolischen) im Verständnis von sex und dem ‘Anteil‘ des Natürlichen (Materialen) im Verständnis von gender. Der Streit um die Deutung des berühmtesten feministischen Satzes – „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ (Simone de Beauvoir) – steht paradigmatisch für alle denkbaren Kontroversen.
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