Erinnerungskultur in der Spannung zwischen Völkermord und Kolonialismus
Identifier (Artikel)
Abstract
Deutschlands Erinnerungskultur hat sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts geformt und hat das Erinnern an die Shoah im Zentrum. Die in jüngster Zeit vorgeschlagene Erweiterung um den Kolonialismus erscheint auf den ersten Blick unproblematisch, erzeugt aber dennoch ein paar interessante Spannungen. Diese rühren von der Unterschiedlichkeit der jeweiligen Phänomene: Genozid und Kolonialismus. Im politisch-moralischen Verhalten zum Völkermord gibt es keine Uneindeutigkeit, wenn man den zivilen Diskurs nicht verlassen will. Der Kolonialismus dagegen ist, wie Jürgen Osterhammel es genannt hat, ein Phänomen „kolossaler Uneindeutigkeit“. Aus diesen unterschiedlichen Einschätzungen erwachsen Spannungen, wenn Kolonialismus und Genozid in unmittelbare erinnerungspolitische Nähe gerückt werden. Entweder besteht dann die Versuchung, den Kolonialismus zu vereindeutigen oder es entsteht die Gefahr, dass der Genozid in den Sog der „Uneindeutigkeit“ hineingezogen wird. An einem Vergleich der Situationen in Deutschland und Ruanda soll dieser Spannung vergleichend nachgegangen werden.
Statistiken

Lizenz

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International.
