Gab es konsensual, d.h. unter verantwortlicher Mitwirkung der Großen getragene politische Entscheidungen im Frühmittelalter? Durchaus, und zwar vor allem im Bereich des Rechts. Weil die Rechtseinheit des römischen Imperiums im 5. Jh. mit der politischen Einheit verloren gegangen war, mussten die Rechtsordnungen der neuen gentilen Königreiche auf den Konsens der ethnisch und religiös heterogenen Bevölkerungsgruppen gegründet werden. Normsetzende Konzilsbeschlüsse fußten in theologischer Deutung auf dem inspirierten Wahrheitskonsens der Teilnehmer. Das Bild der sog. Völkerwanderungsepoche als kriegerischer Krisenzeit wird in diesem Band daher modifiziert durch die Beobachtung und Analyse vielfältiger Anwendungen des Konsenses als Prinzip der Herstellung von Recht und Legitimität. Als Überführung von Fremdbestimmung in Selbstzwang konnte er integrierend auf die neuen politischen Einheiten wirken, weil er ethnische und religiöse Differenzen zu überwinden half.
Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte e.V.Benediktinerplatz 5
D-78467 Konstanz
Jan Thorbecke Verlag
Senefelderstraße 12
D-73760 Ostfildern
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