Leib

  • Hermann Schmitz (Autor/in)

Identifier (Artikel)

Abstract

Das Wort Leib, ein Sondergut der deutschen Sprache, das in der Umgangssprache den lebendigen Körper meint, ist in der modernen Philosophie wichtig geworden aus Ungenügen an der traditionellen Zerlegung des Menschen in Körper und Seele (oder Geist, mentale Inhalte), wobei die Seele als Innenwelt abgesondert ist und mit der übrigen Welt nur durch den Körper zusammenhängt, während der Körper dem Bewussthaber zwar unmittelbar vor Augen steht, von diesem aber als Objekt der Betrachtung, Überlegung und Benutzung distanziert ist. Für das unmittelbare Betroffensein, mit dem das Wirkliche den Menschen nahegeht, sind beide Seiten nicht geeignet, die Seele nicht wegen ihrer Entlegenheit und Einkapselung, der Körper nicht wegen seiner Distanzierung. Man sucht im Menschen einen Treffpunkt für das unmittelbar Ergreifende, besonders auch im Raum, und braucht dafür auch den spürbaren Leib, der im leiblichaffektiven Betroffensein für das Ergreifende offen ist, das den Menschen zwingt, auf sich selbst zu achten, sei es durch das bloße Spüren oder auch mit Reflexion, weil er von etwas getroffen wird, das ihn auf sich selbst stößt. Daher ist für die moderne Leibphilosophie die Identifizierung des Menschen mit seinem Leib charakteristisch, weil man am Leiblichsein sich selbst merkt.

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Veröffentlicht
2019-08-12
Ausgabe
Rubrik
Sprache
Deutsch