Romantische Naturphilosophie

  • Kristian Köchy (Author)

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Abstract

Romantische Naturphilosophie gilt den Naturwissenschaften seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Irrweg und fungiert für Neubestimmungen von Naturphilosophie im Zuge einer Krise der Wissenschaften oder einer Krise menschlicher Naturverhältnisse im 20. Jahrhundert als Negativfolie. Sie gewinnt in dieser Abgrenzung vermeintlich klare Kontur und wird zum spekulativen, metaphysischen Gegenmodell für empiriebasierte Ansätze. Auch steht sie für die harmonieorientierte philosophisch-religiöse Hoffnung auf Einheit von Mensch und Natur, die den Gefährdungs- und Konfliktpotenzialen in Mensch-Natur-Verhältnissen moralisch kaum Rechnung trägt. Betrachtet man die tatsächlich historisch vorliegenden Konzepte romantischer Naturphilosophie, dann verliert sich dieses klare Bild. Die romantische Bewegung erweist sich als individualisiertes, weit verzweigtes, übernationales und disziplinen-übergreifendes Netzwerk von Akteuren und Programmen, das sich im ausgehenden 18. Jahrhundert formiert und mit vielen Filiationen bis ins 19. Jahrhundert reicht. Die folgende Darstellung reagiert auf diesen Befund und setzt mit einer vorläufigen, allgemeinen Bestimmung von „romantischer Naturphilosophie“ ein. Danach würdigt sie die innere Vielheit der Romantik durch Ausrichtung auf konkrete Ansätze und inhaltliche Überlegungen. Zentraler Gesichtspunkt ist das Verhältnis zu den Naturwissenschaften, weil in der nachträglichen Rezeption die vermeintlich wissenschaftsferne, phantastische, mythologische oder spekulative Tendenz der Romantik als wesentlich erachtet wird. Abschließend ist der Vorwurf eines blinden Flecks der Romantik hinsichtlich der Gebrochenheit und Gefährdung von Mensch-Natur-Verhältnissen kritisch zu erörtern, womit die mögliche naturethische Dimension romantischer Naturphilosophie in den Blick gerät.

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Published
2021-06-07
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Language
Deutsch
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