Unter den Quellen über die Findung bzw. Neugründung von religiösen Ritualen ist Lukians Geschichte des Lügenpropheten Alexander von Abonouteichos besonders ausssagekräftig. Denn Lukian beschreibt en detail, mit welchen Tricks dieser 'Wahrsager' aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert seinen Kult des Neuen Asklepios vorbereitet und in jeder Beziehung erfolgreich etabliert hat. Paradigmatisch für jene Rekursivität, die als ein Bestimmungsmerkmal des Rituellen überhaupt gelten kann, ist die Kombination bewährter, zum großen Teil den Mysterienkulten entnommener Symbole und Handlungsmuster, die der 'falsche Prophet' Alexander wie ein moderner Recyclingkünstler beherrscht hat.