Sing unto the Lord a New Song
Rewriting the »Vita Melanii« in Eleventh-Century Rennes
Identifier (Artikel)
Abstract
Der Beitrag analysiert die »Vita secunda Melanii« und fragt danach, wie sich die Verehrung des hl. Melanius im 11. Jahrhundert in Rennes entwickelte und aus welchen Gründen seine Vita neu verfasst wurde. Dabei fällt ein neues Licht auf die östliche Bretagne und ihre wenig erforschten gallo-römischen Heiligen, denen häufig zugunsten der stärker »keltischen« Heiligen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zunächst wird für eine Datierung der »Vita secunda« ins frühe 11. Jahrhundert plädiert; sodann folgt ein Vergleich der Vita mit ihren karolingischen Quellen, die zum Verständnis der Änderungen, die der Verfasser der neuen Version vornahm. beitragen. Die Einordnung der »Vita secunda« in den Kontext der Geschichte der Abtei Saint-Melanie in Rennes erhellt die Umgestaltung der Melanius-Verehrung: Sie sollte den zeitgenössischen politischen Anforderungen gerecht werden und sich dem sich wandelnden Wettbewerb der Institutionen und Heiligen anpassen. Die Darstellung von Melanius als Mönch und als Bischof ist vor dem Hintergrund der bischöflichen Kontrolle von Saint-Melanie zu verstehen und seine Beschreibung als vermeintlicher Märtyrer als Reaktion auf die Verbreitung neuer Heiligenkulte. Dieser Beitrag zur Verehrung des hl. Melanius liefert ein Beispiel dafür, wie ein Kloster auf die sich öffnenden Horizonte der hochmittelalterlichen Bretagne reagierte. Er zeigt, wie nützlich es ist, neu bearbeitete Viten als historische Quellen zu analysieren, selbst wenn die Änderungen am Quellenmaterial, das dem Verfasser vorlag, auf den ersten Blick gering zu sein scheinen.