Hommes d’État français travestis en magiciens
L’escamoteur politique dans la caricature, de la Révolution à la Troisième République
Identifier (Artikel)
Abstract
Unterstützt von Vorarbeiten des Sammlers Georges Naudet, verfolgt der Beitrag erstmals die Rolle und die Metamorphosen der Figur des politischen Hütchenspielers in der französischen Druckgrafik. Das Spektakel des umherziehenden Magiers, der auf Straßen, Plätzen und Märkten seinen Tisch aufklappte, vor den Augen der Zuschauer seine Bälle oder Muskaten von einem Becher zum andern wandern ließ und am Schluss z.B. einen Hasen hervorzauberte, erreichte im 19. Jahrhundert seine größte Popularität. Karikaturisten politisierten dieses Bildschema, um eine Reihe von Regierenden öffentlich der Täuschung und des Betrugs zu bezichtigen. Dabei symbolisieren die Muskaten und Becher politische Prinzipien, Versprechen oder Personen, welche der Bühnenmagier durch fingerfertige Manipulationen verschwinden oder auftauchen lässt. Die Reihe der so angeprangerten Politzauberer reicht von Finanzminister Necker über Napoleon, Karl X. und Louis-Philippe bis zu den Parlamentariern Adolphe Thiers und Léon Gambetta. Der eine manipuliert die Staatsfinanzen, der andere ersetzt die Republik durch das Empire, die anderen eskamotieren nacheinander die Revolution, die Pressefreiheit sowie das Programm einer demokratischen und sozialen Republik. Aber – so die Argumentation der Bildsatiren – die Tricks funktionieren keineswegs immer: Kommen Napoleon und Louis-Philippe durch Manipulationen zur Macht, aber durch misslungene Auftritte zu Fall, so stürzt Karl X., bevor er sein »Kunststück« überhaupt vorführen kann. Durch ihre sinnfälligen Darstellungen, ihre gut informierte Treffsicherheit und ihren Hintersinn erweisen sich die untersuchten Karikaturen als suggestive Sinnbilder der politischen Kultur Frankreichs.