De la révolte de l’esprit au matérialisme dialectique
Henri Lefebvre, le groupe »Philosophies« et le Parti communiste
Identifier (Artikel)
Abstract
Schon lange bevor die Frühschriften Karl Marx’ durch die Neue Linke in den 1960er Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden, formulierte der Philosoph Henri Lefebvre ausgehend vom Begriff der Entfremdung eine Kritik des Stalinismus. Dieser Artikel zeichnet die Entstehung einer heterodoxen Marx-Lesart in Frankreich ab den 1920er Jahren nach, die eng mit dem Werk Henri Lefebvres verbunden ist. Indem seine Marx-Interpretation, sein Engagement in der Avantgarde-Gruppierung »Philosophies« und seine konflikthafte Beziehung zur kommunistischen Partei in Bezug gesetzt werden, wird das Frühwerk des Philosophen in seinen spezifischen ideologischen und politischen Kontext eingebettet. Dabei wird untersucht, wie sich die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges, der Rifkrieg und das Erstarken des Faschismus auf Lefebvres Marx-Interpretation auswirkten. So geht der vorliegende Aufsatz von der These aus, dass diese Krisen Lefebvre nicht nur zu einer Abkehr vom Neo-Kantismus Henri Bergsons veranlassten, der damals den universitären Diskurs beherrschte, sondern auch maßgeblich zu seiner Abneigung gegenüber einer evolutionistischen Interpretation des Marxismus beitrugen, wie sie von der Parteiorthodoxie der PCF propagiert wurde. Für Lefebvre stellte der Marxismus keine Wissenschaft dar. Vielmehr betrachtete er ihn als eine Art erneuerte Philosophie, die sich wieder stärker von der Erfahrung und dem echten Leben leiten ließ. Ausgehend vom hegelschen Begriff der Entfremdung entwickelte Lefebvre eine Kritik des modernen Progressivismus, die auch seine theoretischen Überlegungen zum Aufstieg des Faschismus in den 1930er Jahren stark prägte.