»Natio«, Gemeinschaft, Kult und Nation
Gemeinschaftskonzepte des Früh- und Hochmittelalters. Teil 1
Identifier (Artikel)
Abstract
Die Studie behandelt die enge Kohäsion der historischen Phänomene »natio, Gemeinschaft, Kult und Nation« in den sozialen Gemeinschaften Europas im Früh- und Hochmittelalter. Dabei werden sowohl die sozialen Mechanismen des Zusammenschlusses als auch die der Ausgrenzung anderer sozialer Gruppen untersucht. Leitend wirkten bei diesen sozialen Prozessen autoritative Texte von Theologen und Rechtsgelehrten. Eine starke gentile Trennung nach dem Prinzip der Religionszugehörigkeit nahm mit dem Siegeszug der christlichen, an Rom orientierten Religion ihren Lauf. Allerdings ist eine nachhaltige Wirkung der Rechtstheorie Bischof Isidors von Sevilla (um 555–636) während der späteren Phase der Verschriftlichung der gentilen Rechte im Karolingerreich feststellbar. Die in dem Beitrag vorgestellten Gemeinschaftskonzepte implizieren in jeder Form eine dynamische Perspektive des Lebens und zeigen das Bild einer menschlichen Gemeinschaft, die sich stets erneuert. Insofern wird in dieser Studie auch von der Hermeneutik der Begriffe natio und Nation ausgegangen. Dabei werden die Phänomene des Rückgriffs auf kulturhistorisch bedeutende politische und kulturelle Erscheinungsformen von Gemeinschaft und deren Renaissance ebenso thematisiert wie das theologische Prinzip der Unvergänglichkeit und damit ein Gemeinschaftskonzept mit einer zweiten Perspektive, nämlich auf ein Fortleben nach dem Tod.