Mit dem vorliegenden »Heft« der Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern kann der bereits dreizehnte Regionalband dieses Herrschers der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit den insgesamt 774 Regesten (Voll- bzw. Kurzregesten) des Regionalheftes, das angesichts der Überlieferungslage weit über das heutige Bundesland Hessen ausgreift, dürften nun, so die Schätzung der Münchener Arbeitsstelle (http://www.regesta-imperii.de/unternehmen/abteilungen/vii-ludwig-der-bayer.html; 30.6.2024), gut zwei Drittel der bekannten Gesamtüberlieferung in Form von Vollregesten bereits publiziert sein – die Überlieferungen der deutschen Archive (und auch, ebenfalls nicht zu vergessen: Bibliotheken) könnten sich damit absehbar einem Abschluss nähern.

Der vorliegende Band deckt die Überlieferung aus den Archiven und Bibliotheken in Hessen ab. Hier ist, wie beschrieben, zu beachten, dass der in den Regesten zum Vorschein kommende historische Raum weit über das heutige Bundesland reicht. Berührt werden zahlreiche mehr oder weniger angrenzende Regionen, ausgehend von Thüringen, über Unterfranken bzw. den Bayerischen Untermain und das benachbarte heutige Baden‑Württemberg (wichtig auch die ehemalige Reichsstadt Bad Wimpfen samt Kollegiatstift!) bis hin zum Elsass (z. B. Herren von Lichtenberg), dem heutigen Saarland (z. B. Herrschaft Homburg) und natürlich Rheinland-Pfalz (Mittelrhein, Rheinhessen, ehemalige Reichsstädte Odernheim, Oppenheim, Pfeddersheim, Worms, Mainz usw.). Dass das Reichsland Wetterau mit Frankfurt, aber auch Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen eine wichtige Rolle einnimmt, versteht sich von selbst. Die Liste der im gesamten historischen Raum im Regestenheft zu vermerkenden weltlichen und geistlichen Fürsten, Grafen, Herren usw. ist lang und muss an dieser Stelle nicht im Detail aufgeführt werden. Der Bearbeitungsraum bzw. die betroffenen Regionen hatten für Ludwig eine erhebliche Bedeutung.

Wie nicht anders zu erwarten, trugen die Arbeiten in den drei staatlichen Archiven Darmstadt, Marburg und Wiesbaden einen ganz erheblichen Teil der Gesamtüberlieferung bei, gefolgt vom Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main. Dass weitere kommunale Archive Hessens, speziell das Stadtarchiv Wetzlar (aber natürlich auch Gelnhausen, Limburg an der Lahn und Friedberg, und andere), nicht unwesentlich zu den Regesten beigetragen haben, dies sei an dieser Stelle hervorgehoben. Mehreren Adelsarchiven sowie Bibliotheken (diese mit Nachlässen und Kopialbüchern) stehen wenige Überlieferungen aus Archiven in kirchlicher Trägerschaft gegenüber. Die UB Frankfurt am Main verfügt über zwei Nachlässe, die zurecht in der Einleitung ausführlicher erwähnt werden: Einerseits befindet sich dort der schriftliche Nachlass des Kirchenhistorikers und Wormser Weihbischofs Stephan Alexander Würdtwein (1719–1796), aus dem immerhin 48 Kurzregesten erschlossen werden konnten. Andererseits wird dort der Nachlass des Regesta Imperii‑Begründers Johann Friedrich Böhmer (1795–1863) selbst verwahrt.

Von den 774 Regesten existieren noch annähernd 390 Urkunden im Original. 544 Regesten sind dabei in Form ausführlicher Vollregesten formuliert worden, der Rest besteht aus kurzen Regesten (mit Hinweis auf ältere Überlieferungen bzw. Vollregesten, also bessere Überlieferungen, in den bisherigen Heften der Reihe). Die Aufteilung der Urkundenempfänger gestaltet sich wie folgt (bezogen hier auf die Vollregesten): 227 Urkunden wurden für Bürger bzw. Städte oder Dörfer ausgestellt; 219 Urkunden hatten adlige Empfänger, 89 geistliche Empfänger (daneben noch mehrere Stücke für Dienstleute). Die markante Rolle der Reichsstädte, allen voran Frankfurts, zeigt sich auch hier deutlich. Im Fall der erhaltenen Originale liegt der Anteil lateinischer Urkunden bei ca. 28 %, die zumeist in der ersten Hälfte der Regierungszeit des Herrschers ausgestellt worden sind. An gänzlich unbekannten Urkunden Ludwigs sind im vorliegenden Heft übrigens ca. 7 % der Gesamtmenge zu bezeichnen. So oder so ist aber festzuhalten, dass mit der einheitlichen und stringenten Aufarbeitung der Arbeitsstelle der Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern in den zurückliegenden Jahrzehnten ein im besten Wortsinn Grundlagenwerk entstanden ist – dass der Band dabei bereits in die Gesamtdatenbank der Regesta Imperii eingearbeitet worden ist, dies versteht sich von selbst (http://www.regesta-imperii.de/regesten/7-13-0-ludwig.html, 30.6.2024). Das voluminöse Heft umfasst neben einer umfangreichen Einleitung und dem zentralen Regestenteil unter anderem auch eine Archivübersicht, Hinweise zu vorliegenden Digitalisaten sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis. Weitere Anhänge (Empfängergruppen bzw. ausführlichere Empfängerlisten sowie ein Register) schließen den verdienstvollen Band ab.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Joachim Kemper, Rezension von/compte rendu de: Johann F. Böhmer, Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern (1314–1347) nach Archiven und Bibliotheken geordnet. Die Urkunden aus den Archiven und Bibliotheken Hessens, bearbeitet von Sigrid Oehler-Klein, Wien, Köln 2023, LVII–564 S. (Regesta Imperii, Heft 13), ISBN 978-3-412-52952-9, EUR 80,00., in: Francia-Recensio 2024/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2024.3.106283