In der deutschsprachigen Mittelalterforschung wurden in den letzten Jahren zahlreiche Studien veröffentlicht, die sich mit Schulden und den damit verbundenen Praktiken auseinandersetzen. Dazu gehören unter anderem die Monographien von Andreas Büttner, Benjamin Hitz, Mathias Franc Kluge und Maria Weber, um nur einige zu nennen. Auch die vorliegende Dissertation von János Incze, die 2018 an der CEU (Central European University) in Budapest eingereicht wurde und nun überarbeitet und aktualisiert erschienen ist, befasst sich mit einem Teilaspekt, nämlich der Praxis der Verpfändungen. Zudem knüpft der Autor an das Forschungsfeld von »Herrschaft und Finanzen« an. Konkret befasst sich die englischsprachige Studie mit der Verpfändungspraxis Sigismunds von Luxemburg in Ungarn. Der Autor konzentriert sich damit auf ein klar umrissenes Untersuchungsgebiet aus der weitläufigen Herrschaft Sigismunds und analysiert detailliert die Verpfändungspraxis.

Gleich zu Beginn sei hervorzuheben, dass wohl eines der größten Verdienste von János Incze ist, dass er aus zahlreichen edierten Quellen und Archivalien systematisch Verpfändungen dokumentiert und diese im Anhang auf knapp 40 Seiten tabellarisch mit ausgiebigen Nachweisen erfasst hat. Die Studie ist somit sehr transparent in ihrem Vorgehen und stellt auf diese Weise Ansatzpunkte für zukünftige Forschung bereit. Hinzu kommen noch weitere Tabellen in den jeweiligen thematischen Kapiteln sowie zahlreiche Karten und Statistiken, die unterschiedliche Aspekte und Befunde seiner Forschung gelungen visualisieren. Abgerundet wird der Band durch ein Ortsverzeichnis (inkl. Konkordanz für die Bezeichnungen), ein Ortsregister sowie ein Namensregister.

Die konzise Einleitung legt den Forschungsstand dar, aus dem der Fokus auf die Verpfändungen in Ungarn herausgearbeitet wird. Darauf folgen drei Kapitel grundlegender Natur, die sich mit der Verpfändungspraxis in Nord- und Mitteleuropa, den Kosten für die Erlangung des Throns und Sigismunds Einnahmen in Ungarn befassen. Diese drei Kapitel können als erweiterte Einleitung verstanden werden, die zusammen ca. 40 Seiten umfassen. Sie sind für das Verständnis der weiteren Kapitel, aber auch für die spätmittelalterliche Herrschafts- und Verpfändungspraxis, grundlegend. Im letzten dieser Kapitel (Kapitel 4) werden unter anderem die begrifflichen Varianten aus den Quellen sowie die durch Verpfändungen entstandenen Verbindungen und Beziehungen herausgearbeitet. Zudem wird ferner auf die wichtige Frage eingegangen, wie und ob ein Pfand wieder eingelöst wurde. Es konnte unter anderem gezeigt werden, dass ein Pfand durch Sigismund nicht nur gegen Geldzahlungen, sondern auch im Austausch für Gefälligkeiten, Beförderungen und andere Gegenleistungen ausgelöst werden konnte.

Den größten Teil der Arbeit (ca. 150 Seiten) bilden vier Kapitel zu den Verpfändungen Sigismunds, die sich fallstudienartig mit unterschiedlichen Aspekten dieses Phänomens beschäftigen. Der Autor konnte auf Grundlage seiner Erfassung zunächst zeigen, dass das Verpfändungsvolumen sich über die Herrschaftszeit auf über eine Million Florin belief und damit deutlich höher lag als in der älteren Forschung angenommen (62). Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung dieser Praxis für die Herrschaft Sigismunds und deren Finanzierung. An diesen Befund schließen sich räumliche, typologische und akteurszentrierte Analysen an. Das letzte Kapitel befasst sich mit der Frage, wofür die durch die Verpfändungen eingenommenen Gelder verwendet wurden.

Obwohl der Autor sich in seiner Studie bewusst auf Ungarn beschränkt, verortet er die dortigen Verpfändungen auch immer wieder im größeren Kontext von Sigismunds Herrschaft. So bietet er unter anderem Vergleichszahlen aus der Forschung zu anderen Regionen und anderen Herrschern der Zeit (81–84). Für Ungarn konnte der Autor zeigen, dass sowohl Städte und Burgen als auch ganze Grafschaften beziehungsweise Regionen verpfändet wurden. Entsprechend waren die Gläubiger vielfältig. Diese Analysen werden wiederum durch Tabellen und Graphiken bereichert, die einen schnellen Überblick über die Verpfändungen bzw. Gläubiger geben oder die Entwicklung der Finanzvolumen veranschaulichen. Auf ein abschließendes Kapitel wurde wohl aufgrund der recht ausführlichen zusammenfassenden Schlussfolgerungen am Ende der einzelnen Fallstudien verzichtet.

János Incze hat mit dieser Studie eine gelungene und konzise Untersuchung vorgelegt, die sich mit einem klar umrissenen Raum beschäftigt. Auf den ersten Blick mag der Fokus nur auf Ungarn eng erscheinen. Jedoch rechtfertigt die große Zahl an Quellen, die der Autor zu den Verpfändungen aufgetan hat, diese Engführung. Gleichzeitig regt die Arbeit an, die Finanzen Sigismunds von Luxemburg systematisch vergleichend für alle seine Herrschaftsgebiete zu untersuchen. Diese würde jedoch weit über ein einzelnes Dissertationsprojekt hinausgehen. Dem Autor ist es mit der vorliegenden Arbeit gelungen, einen wichtigen Aspekt der langjährigen und geographisch weitreichenden Herrschaft Sigismunds von Luxemburg auszuleuchten und transparent aufzubereiten.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Paul Schweitzer-Martin, Rezension von/compte rendu de: János Incze, »Our Lord the King Looks for Money in Every Corner«. Sigismund of Luxembourg’s Pledgings in Hungary, Köln (Böhlau) 2024, 275 p., 68 col. fig. (Regesta Imperii – Beihefte: Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters, 50), ISBN 978-3-412-53197-3, EUR 55,00., in: Francia-Recensio 2025/2, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2025.2.111096