Nach Band 16 zu Auxerre behandeln die »Fasti«, die nun auch über eine neue Webseite verfügen, Toul und damit das jüngste, von seiner Ausdehnung her aber größte der drei Trierer Suffraganbistümer. Die magere Quellenüberlieferung mag dazu beigetragen haben, dass die letzte Gesamtdarstellung zur Geschichte der Diözese und ihrer Bischöfe noch vom Anfang des vorigen Jahrhunderts stammt (Émile Martin, Histoire des diocèses de Toul, de Nancy et de Saint-Dié, Bd. 1-3, Nancy 1900-1903). Wenngleich Toul bis 1552 zum Reich gehörte, machte sich der französische Einfluss spätestens seit 1285, als die Champagne der Krondomäne einverleibt wurde, immer stärker bemerkbar.

Auf die »Notice institutionnelle« und einen ausführlichen Abschnitt zur Baugeschichte folgt der prosopografische Teil mit Viten der Bischöfe von Mathieu de Lorraine (1198/99–1210) bis zu Olry de Blâmont (1495–1506) – darunter auch diejenige von Guillaume Fillastre dem Jüngeren (1449–1460), der am burgundischen Herzogshof eine wichtige Rolle spielte, – sowie Angaben zu Herkunft und Karriere der Domkanoniker und weiterer Amtsträger der Diözese.

Wohl an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert gegründet, ist Auspicius, der um 470 in einem Brief des Sidonius Apollinaris (IV, 17) erwähnt wird, der erste sicher bezeugte Bischof von Toul. Das Diözesangebiet entsprach weitgehend dem der antiken Civitas der gallischen Leuker. Daher rührt die Bezeichnung des Bischofs als episcopus Leucorum, die im gesamten Mittelalter in Gebrauch war. Erst seit dem 12. Jahrhundert wurde er auch episcopus Tullensis genannt. Die Diözesangrenzen waren zunächst noch nicht genau festgelegt, sodass es bis ins frühe 12. Jahrhundert zu Streitigkeiten kam. In sie griff 1106 Papst Paschalis II. ein (JL 6069). Der erste Beleg für einen Archidiakon findet sich 916, doch scheinen die territorialen Zuständigkeiten erst an der Wende zum 12. Jahrhundert geregelt worden zu sein. Das früheste Zeugnis für eine bischöfliche Kanzlei stammt aus dem Jahr 1156.

Das Domkapitel verfügte am Ausgang des Mittelalters über 42 Pfründen, die mäßig dotiert waren. Die meisten Kanoniker stammten aus der Diözese, der Anteil des Adels war gering. Gegenüber dem Bischof, der nur an bestimmten Festen die Messe in der Kathedrale feiern durfte, genossen sie eine starke Stellung, die ihnen Papst Leo IX. verbriefte (JL 4240). Neben dem Domkapitel gab es lediglich ein weiteres Stift in Toul, die Kirche Sankt Gangolf, eine Gründung Bischof Gerhards aus den Jahren zwischen 973 und 986. Die Behauptung der Autoren, es sei als Regularkanonikerstift eingerichtet worden (S. 9), kann für das 10. Jahrhundert natürlich nicht zutreffen. Obgleich vom Domkapitel abhängig, entwickelte es sich als Kirche der Bürger zu dessen Rivalen. Wichtigstes Stift außerhalb der Bischofsstadt war Saint-Dié, das im 15. Jahrhundert immerhin über 30 Pfründen verfügte. Auch hier dürften die Angaben zu einem chapitre régulier korrekturbedürftig sein (S. 9).

Ein eigener Abschnitt ist der Baugeschichte der Kathedrale gewidmet. Wahrscheinlich im 6. oder 7. Jahrhundert wurde eine Kathedralgruppe errichtet, bestehend aus den drei Kirchen Sankt Stephan, Sankt Marien und Sankt Johannes der Täufer. Sie hatte bis ins 10. Jahrhundert Bestand. Der Bau der heutigen Kathedrale wurde 1220/1221 begonnen und im 16. Jahrhundert abgeschlossen. Der noch erhaltene Kreuzgang aus dem späten 13., frühen 14. Jahrhundert gilt als einer der größten Frankreichs.

Im Verzeichnis der Quellen und Literatur fehlen Hermann Meinert, Papsturkunden in Frankreich. Neue Folge, Bd. 1: Champagne und Lothringen, Berlin 1932–1933 sowie Gerold Bönnen, Toul, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, München 1997, Sp. 904–907. Hinzuweisen ist nun auch auf den jüngst erschienenen Aufsatz von Joachim Dahlhaus, Lothringen – Paris. Wege der Überlieferung mittelalterlicher Urkunden in der Neuzeit, in: Klaus Herbers, Harald Müller (Hg.), Lotharingien und das Papsttum im Früh- und Hochmittelalter. Wechselwirkungen im Grenzraum zwischen Germania und Gallia, Berlin, Boston 2017, S. 213–243.

Der Band bietet wichtige Informationen und wird der Erforschung der mittelalterlichen Geschichte des Bistums Toul sicher neue Impulse geben.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Rolf Große, Rezension von/compte rendu de: Pierre Pégeot, Mathias Bouyer, avec la collaboration de Philippe Masson, Jean-Michel Matz, Laurent Vallière, Fasti Ecclesiae Gallicanae. Répertoire prosopographique des évêques, dignitaires et chanoines de France de 1200 à 1500. T. 17: Diocèse de Toul, Turnhout (Brepols), 2017, XIII–442 p., n/b ill., ISBN 978-2-503-57595-7, 65,00 EUR., in: Francia-Recensio 2018/2, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2018.2.48325