Am 13. September 2017 jährte sich der Todestag Julius Echters von Mespelbrunn, des von 1573 bis 1617 regierenden Fürstbischofs von Würzburg zum vierhundertsten Mal. Dieses Jubiläum bot Anlass zu mehreren Tagungen, Ausstellungen und Publikationen rund um das Pontifikat Julius Echters, welches als eines der prägendsten für die Geschichte des fränkischen Bistums und insbesondere der Kathedralstadt am Main angesehen werden darf. In diesem Kontext ist auch die hier angezeigte Monografie Robert Meiers zu sehen, die sich auf schlanken 150 Seiten mit dem Leben und Wirken des Kirchenfürsten beschäftigt. Das erklärte Ziel des Autors ist hierbei die verschiedenen historiografischen Bilder des Fürstbischofs zu dekonstruieren, um einen Blick auf »das Bild des ›echten‹ Echter« (S. 13) zu werfen. Wie etwa an der Darstellung des Konfliktes zwischen Fürstbischof und den Grafen von Löwenstein-Wertheim um die Jurisdiktionshoheit über das Kloster Bronnbach, zu erkennen ist, stellt die Monografie Meiers hierbei erfreulicherweise nicht nur eine Zusammenschau der bisherigen Forschungsliteratur dar, sondern basiert punktuell auch auf der Analyse archivalisch überlieferter Quellen.
Meier wählt in seiner Darstellung zunächst einen chronologischen Zugriff und wirft den Blick auf die familiäre Herkunft sowie die Ausbildung Echters, seine Karriere in der Germania Sacra, seinen Weg auf die Würzburger Kathedrale sowie seine Bischofsweihe. Das Pontifikat des Fürstbischofs wird sinnvollerweise unter systematischen – und nicht etwa chronologischen oder ereignisgeschichtlichen – Gesichtspunkten betrachtet und konzis in allgemeine Entwicklungen und Strukturen des 16. und 17. Jahrhunderts kontextualisiert. Hiermit ermöglicht es der Autor auch der mit dem Gegenstand weniger vertrauten Leserschaft, sich in der Thematik zurecht zu finden. Die kleineren Unschärfen in der Formulierung – so gab es etwa auch noch im 18. Jahrhundert Fürstbischöfe, die keine Priester waren (S. 34)1 – vermögen es dabei nur bedingt, den guten Gesamteindruck zu trüben. Insgesamt widmen sich sechs Kapitel der Regierungszeit Julius Echters und werfen ein Schlaglicht auf das Wirken des Fürstbischofs, und dies sowohl in seiner Funktion als Bischof der Würzburger Diözese, vor allem jedoch als Landesherr des Hochstifts. In den Fokus der Betrachtungen geraten neben fast schon klassischen Themenfelder der Echter-Forschung wie der Konfessions- oder Baupolitik auch die fürstbischöflichen Maßnahmen, die sich gegen das Konkubinat der Priester richteten, die Ordenspolitik oder auch die Publikation von liturgischen Büchern durch den Fürstbischof. Insgesamt gelingt es Robert Meier auf diese Weise, dem Leser bzw. der Leserin einen facettenreichen Einblick in den Echter-Pontifikat zu geben.
Ein eigenes Kapitel nehmen die Hexenprozesse im Hochstift Würzburg ein. An seine bisherigen Publikationen anknüpfend2 hinterfragt Meier hierbei kritisch das Bild des dem »Hexenwahn«3 verfallenen Fürstbischofs und zeichnet ein differenziertes Bild der Hexenverfolgungen im Hochstift Würzburg im Pontifikat Julius Echters. So habe es in den ersten Jahrzehnten dessen Regierungszeit keinerlei Hexenverfolgungen gegeben, spätere Verfolgungen seien durchweg auf Initiativen der Bevölkerung zurückzuführen. Einzig in Gerolzhofen sei es zwischen 1616 und 1617 einer »Hinrichtungswelle« (S. 142) gekommen, die zwar singulär für das Würzburger Hochstift sei, es aber dennoch vermocht habe, das Bild Julius Echters weithin zu prägen.
In den Hintergrund tritt demgegenüber die Rolle Julius Echters als Fürst des Alten Reiches, auch wenn diese nicht gänzlich unbelichtet bleibt. Nach einer kurzen Passage zu den Fuldaer Händel widmet sich Meier auf zwei Seiten der Reichspolitik und kommt nach einem kursorischen Überblick zu dem Ergebnis, dass »Echter die Aufgaben, die aus seiner Rolle als katholischer Reichsfürst entstanden, wahrnahm« (S. 132). Gerade vor dem Hintergrund der nicht gerade ausufernden Literatur zur Reichspolitik des Fürstbischofs, wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Begründung dieser These etwas mehr Raum zugestanden worden wäre oder etwa auch die in der Forschung diskutierten Frage nach der politischen Isolation des Echter-Bischofs auf Reichsebene um das Jahr 1600 kritisch beleuchtet worden wäre4.
Insgesamt betrachtet kann das Werk Robert Meiers keine komplette Neuinterpretation der Regierungszeit leisten und wartet auch nicht mit umfangreichen methodisch-theoretischen Überlegungen zum Genre der Biografie auf. Dies ist aber auch gar nicht der Anspruch dieses kleinen Bändchens. Vielmehr bietet Robert Meier nicht nur dem (Kirchen-)Historiker, sondern auch der interessierten, fachfremden Öffentlichkeit eine kompakte, flüssig zu lesende, informative und fundierte Lektüre über das Leben und Wirken Julius Echters von Mespelbrunn. Dass auf den rund 150 Seiten nicht alle Aspekte des fast 44 Jahre dauernden Pontifikates gleichermaßen intensiv behandelt werden können, erscheint hierbei geradezu einleuchtend. Gerade weil jedoch die Monografie von Robert Meier als Überblickswerk konzipiert ist, das einen kurzen Aufriss, aber eben auch nur einen Aufriss des Echter-Pontifikates bieten möchte, wäre eine übersichtliche Aufstellung der verwendeten bzw. weiterführenden Literatur hilfreich gewesen. So bleibt der interessierten Leserschaft auf der Suche nach weiterer Literatur zu einzelnen Aspekten des Echter-Pontifikates nur die Suche im Endnotenapparat, in dem zudem nach der ersten Nennung einer Publikation mit Kurztiteln gearbeitet wird.
Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:
Jan Turinski, Rezension von/compte rendu de: Robert Meier, Julius Echter. 1545–1617, Würzburg (echter) 2017, 168 S., ISBN 978-3-429-03997-4, EUR 14,90., in: Francia-Recensio 2018/2, Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500–1815), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2018.2.48504