Die angelsächsische Mediävistik hat in den letzten Jahrzehnten eine Fülle von literaturwissenschaftlichen Werken hervorgebracht. Sie bilden den Hintergrund dieser Dissertation eines australischen Doktoranden. Auf Seite 10 beschreibt James L. Smith sein Werk: »This book is a synthesis of approaches from these constituent parts – history, philosophy, and literary criticism – incorporating elements of all three. Its hybridity has outcomes in its constituent disciplines, and yet mingles them. In order to develop of [a?] model for the study of fluid thought, it was necessary to intermingle a consideration of the events, key moral and philosophical ideas, practises of thought and composition, and literary practices that created it.« Entsprechend sind Kapitel 1 und 2 als »breite Einführung in die methodologischen und konzeptuellen Herausforderungen einer Wasserstudie als komplexe Metapher« zu verstehen.

Es gibt also theoretische Kapitel und etwas konkretere Fallstudien, gewidmet einzelnen Autoren wie Gottfried von Saint-Victor und seiner »Fons philosophiae« oder den »liquid models« im Briefstil des Benediktinerabtes Pierre de la Celle (Petrus Cellensis). Bekannter ist der Text der dritten Fallstudie, sie inspiriert sich aus der Beschreibung des burgundischen Zisterzienserklosters Clairvaux und seiner Wasserwerke am Fluss Aube. Das Ganze hat nach Smith mit »semiotischer Ökologie« zu tun: »The vitality of water is intrinsically linked to its connotations« (S. 12). Der Autor liebt die literarische Trias. Sie erscheint als mathematisches Venn-Diagramm mit drei Kreisen: mittelalterliche intellektuelle Künste, mittelalterliche Umweltgeschichte und mittelalterliche Wassergeschichte. Auch die Beschreibung von Clairvaux wird als Trias gestaltet: als »hydrologisches Register«, als Sammlung rhetorischer Colores und Tropen sowie als Realisierung monastischer Bestrebungen im Sinne eines Bernhard von Clairvaux, anders formuliert: literarisch, allegorisch und anagogisch (S. 159). Auch hier dominiert die vielfältige Belesenheit des Autors aus (wohl ausschließlich schon übersetzten) Quellen und der reichen Sekundärliteratur. Zu den technischen Anlagen, die im Zentrum der Beschreibung von Clairvaux stehen, notiert der Theologe (S. 159): »It was a world of industry and toil [gemeint die Gerber- und Walkmühlen], but also beauty and quiet, Eden and Jerusalem merged into one.« Er übersieht ein wenig, dass der fleißige Fluss Aube unterhalb auch die Abwässer des Klosters wegtrug.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Dietrich Lohrmann, Rezension von/compte rendu de: James L. Smith, Water in Medieval Intellectual Culture. Case-Studies from Twelfth-Century Monasticism, Turnhout (Brepols) 2017, XIV–209 p., 2 fig. (Cursor Mundi, 30), ISBN 978-2-503-57233-8, EUR 75,00., in: Francia-Recensio 2018/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2018.3.51778