Der Band handelt von Maklern und Handelsvermittlern im westlichen Europa vom 16. bis 18. Jahrhundert und geht aus einer Tagung hervor, die 2014 an den Universitäten Paris 1 Panthéon-Sorbonne und Paris Nanterre stattgefunden hat. Einem kurzen Vorwort von Jacques Bottin folgen eine Einleitung durch die zwei Herausgeber und die Herausgeberin und neun Kapitel, die das Maklerwesen in verschiedenen Handelszentren der Frühen Neuzeit zum Gegenstand haben.

Die Herausgeber und die Herausgeberin weisen darauf hin, dass die Geschichte der Makler im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa bisher vor allem aus dem Blickwinkel der Normen- und der Institutionengeschichte geschrieben wurde. Dabei hätte die Normengeschichte am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem einen lokalgeschichtlichen Schwerpunkt gehabt, obgleich Makler in dieser Periode auch das Interesse einiger Wirtschaftshistoriker erweckt hätten. In der Folgezeit hätten die Makler und das Maklerwesen lediglich in rechtshistorischen Enzyklopädien und Wörterbüchern eine Rolle gespielt. Erst seit den 1980er und 1990er Jahren hätten sich immer mehr Historikerinnen und Historiker für diese Handelsvermittler interessiert.

Einerseits sei dieses Interesse durch die Beschäftigung – in den Sozialwissenschaften – mit Information und Zirkulation von Information erweckt worden, andererseits habe die Neue Institutionenökonomie hier wichtige Impulse für die Geschichtswissenschaft geliefert. Mit dem erneuerten Interesse an Maklern habe sich in der Folge auch die Quellenbasis erweitert und die Anzahl an Studien zugenommen bis zu einem Punkt, wo Makler als broker nicht mehr ausschließlich mit der Wirtschaft und dem Maklerwesen assoziiert werden, sondern als cultural broker in verschiedensten Kontexten und Feldern untersucht werden. Das Ziel des Bandes sei es, entgegen diesem Trend das Augenmerk ausschließlich auf Finanz- und Handelsmakler zu richten und von der Akteursperspektive ausgehend zu untersuchen, welche Funktionen ihnen attribuiert wurden und welche direkte, und indirekte, Möglichkeiten sie hatten, das Handelsgeschehen auf einigen der wichtigsten Handelsplätzen Europas zu beeinflussen. Anstatt sich auf einige wenige bekannte Makler zu konzentrieren, interessieren sich die hier ausgewählten Studien für die große, weitgehend anonyme Masse von Maklern und zeigen die Diversität ihrer Rollen und Profile auf.

Der Beitrag von Daniel Velinov öffnet mit einer Kritik der älteren Forschungen à la Henri Pirenne, welche den Korporatismus der Händler als rückständig darstelle, wie auch der Neuen Institutionenökonomie à la Oscar Gelderblom, welche auf die Transaktionskosten fokussiere und auf Grundlage von normativen Quellen die Makler isoliert von ihrer sozialen Umgebung betrachte. Der Autor entlarvt die teleologischen Argumentationsweisen dieser Studien und zeigt, wie erstaunlich uniform die von den Maklern erhobenen Gebühren zum Ende des 17. Jahrhunderts waren. Damit können Maklergebühren nicht als Erklärung dienen, wenn es um den Fall oder den Aufstieg von gewissen Handelsplätzen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa geht. Vielmehr käme es darauf an, die Quellenbasis zu erweitern und Makler im Verhältnis zu anderen Marktakteuren und sozialen Gruppen zu untersuchen.

Arnaud Bartolomei fragt in seinem Beitrag zu Cádiz am Ende des 18. Jahrhunderts, welches das Handelsvolumen der offiziell autorisierten Makler (corredores del número) war und für welche Operationen die städtischen Händler auf Makler zurückgriffen. Er gelangt zum Ergebnis, dass sowohl kleine als auch große Marktakteure punktuellen Gebrauch von Maklern machten. Ihre Vermittlertätigkeit war vor allem gefragt, wenn es um Versicherungen, Kommissionshandel und spekulative Geschäfte ging.

Ein Makler aus der Stadt Lorient im 18. Jahrhundert, André Vanderheyde, steht im Mittelpunkt des Beitrags von Pierrick Pourchasse. Er zeigt einerseits die Vielseitigkeit der Tätigkeiten als Makler, Übersetzer und Kommissionär und andererseits die Bedeutung der Makler als Vermittler von Marktwissen über Preise, Risiken und Akteure des Marktplatzes.

Giovanni Ceccarelli geht am Beispiel von Florenz der Frage nach den starken Verbindungen zwischen spezialisierten Maklern und Seeversicherungen im 14. bis 16. Jahrhundert nach. Diese Spezialisierung kam zustande, weil die Versicherungsnehmer von den Maklern umfangreiche Bankiersleistungen erwarteten und weil die Makler über ein Erfahrungswissen verfügten, das ihnen erlaubte, Risiken rational einzuschätzen.

Für Nürnberg zeigt Christof Jeggle, dass die Makler wichtige Serviceleistungen insbesondere für diejenigen Marktakteure anboten, die nicht über die lokalen Verhältnisse informiert waren, und für Händler, die einen soliden Partner suchten, um eine bestimmte Wechseltransaktion durchzuführen. Es gab nie eine allumfassende Reglementierung des Maklerwesens in der Stadt. Stattdessen entwickelte sich im 17. Jahrhundert eine Differenzierung zwischen Waren- und Finanzmaklern, ohne dass die Grenze zwischen den Tätigkeitsfeldern für die Zeitgenossen besonders klar gewesen wäre.

Matthieu Scherman zeigt in seinem Beitrag zu italienischen Maklern in London im 15. Jahrhundert, wie toskanische Firmen gezielt auf diese Makler zurückgriffen und ihre Geschäfte durch verschiedene spezialisierte Makler abwickelten. Diese Abhängigkeit von italienischen Vermittlern sei dagegen nicht an einem Handelsplatz wie Brügge zu finden, wo italienische Firmen weitaus längere Zeit und zahlreicher etabliert gewesen waren.

Die Börse von Rouen und ihre Makler stehen im Zentrum der Untersuchung von Guillaume Foutrier. Er stellt zunächst fest, dass per Orderpapiere gewährte Diskontkredite im 18. Jahrhundert den Markt revolutionierten. Ihre Verbreitung produzierte aber zugleich ein Vertrauensproblem, indem es zunehmend schwierig wurde, echte und gefälschte Scheine und Unterschriften voneinander zu trennen. Eingeschworene Makler sollten dieses Problem lösen, entwickelten sich aber zugleich, entgegen der städtischen Regelungen, zunehmend zu Bankiers.

Um die Börse von Paris im Ancien Régime geht es im Beitrag von T. J. A. Le Goff. Er zeigt auf der Grundlage von normativen Texten und der detaillierten Untersuchung der Geschäfte einzelner Makler, wie regelabweichendes Verhalten der Makler nicht zuletzt deswegen geduldet wurde, weil die Krone massiv von den Leistungen gewisser Wechselmakler profitierte.

Der Band schließt mit einem Aufsatz von Vincent Demont und Anne Wegener Sleeswijk. Sie vergleichen das Maklerwesen in Amsterdam und Hamburg am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert. Dabei wird der Markt als eine soziale Struktur und die Makler als soziale Gruppe begriffen. Wenngleich es zwischen den zwei Städten erhebliche Unterschiede in Bezug auf Einwohnerzahl, Anzahl der Makler und Organisation des Maklerwesens gab, geht es den Autoren darum, die Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Handelsmetropolen aufzuzeigen und die Bedeutung von Akteuren im Vergleich zu Normen hervorzuheben.

Der Band leistet einen soliden Beitrag zur Geschichte der Makler als wirtschaftliche Akteure und zeigt die Vielfältigkeit ihrer Tätigkeiten in verschiedenen europäischen Städten der Frühen Neuzeit. Die einzelnen Beiträge sind durchgehend von guter Qualität. Dennoch hätte hier mit einer stärkeren Konzeptualisierung noch mehr erreicht werden können.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Hanna Sonkajärvi, Rezension von/compte rendu de: Vincent Demont, Matthieu Scherman, Anne Wegener Sleeswijk (dir.), Le pouvoir des courtiers. Univers marchand et acteurs du courtage en Europe (XIVe–XVIIIe siècle), Paris (Éditions rue d’Ulm/Presses de l’École normale supérieure) 2018, 275 p. (Sciences sociales), ISBN 978-2-7288-0588-4, EUR 22,00., in: Francia-Recensio 2018/4, Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500–1815), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2018.4.57458