Es handelt sich um den im Layout geringfügig veränderten Nachdruck der 2002 erschienenen knappen Einführung in für literarische Texte geeignete editorische Methoden und Usancen; selbst die Druckfehler (etwa S. 68 in den Anmerkungen 49f.) und mäßig qualitätsvollen Abbildungen (S. 116f.) wurden getreu übernommen. Immerhin wurde ein bibliografisches Supplement für die Jahre 2006–2016 ergänzt (S. 255–257), im Gegenzug jedoch auf ein Inhaltsverzeichnis verzichtet. Der Band rekurriert vor allem auf den ersten Faszikel der Reihe (»Conseils généraux«), der zuerst 2001 erschien (nachgedruckt 2005 und 2014). Er richtet sich an angehende, noch unerfahrene Editoren lateinischer, französischer und okzitanischer Texte des Mittelalters, die von den ersten vorbereitenden Recherchen bis zur Indexerstellung nach dem Abschluss der Edition an die Hand genommen werden.

Nach einer instruktiven Einleitung zur Geschichte der editorischen Methoden und Textkritik sowie zur Typologie kritischer Textausgaben (S. 10–26) werden in einem lateinisch geprägten Grundlagenkapitel (S. 27–103) die Arbeitsschritte des Editors entfaltet, der auf die Wechselfälle der Überlieferungsgeschichte eingestimmt wird. Unter den sieben Fallbeispielen (S. 111–207) ist das Lateinische indes mit der »Regula magistri« nur mehr am Rande präsent. Ein kurzes Glossar (S. 209–216) und eine annotierte systematische Bibliografie (S. 217–254) schließen sich an. Der Konzeption des Bandes ist geschuldet, dass in der Regel affirmativ Regeln und Ratschläge erteilt werden, aber eine wissenschaftliche Diskussion etwa der unterschiedlichen Ansätze zur Handhabung der Interpunktion unterbleibt (vgl. S. 67). Auch die Entwicklung der digitalen Editions- und Textverarbeitungstechniken in den vergangenen zwei Jahrzehnten wird hier nicht gewürdigt. Gleichwohl sind die editorischen Ratschläge als praktische Handreichung neben den grundlegenden Darstellungen von Paul Maas und Martin L. West als erste Orientierung auch außerhalb der Frankophonie nützlich.