Mathilde von England, die nach dem Tod ihres Vaters den englischen Thron beanspruchte, hat schon mehrmals die Fantasie von Autoren und Autorinnen historischer Romane beflügelt. Mit Matilda: Empress, Queen, Warrior liefert Catherine Hanley nun eine gut lesbare englischsprachige Biografie zu dieser Persönlichkeit, mit der sie sich explizit an die geschichtsinteressierte Öffentlichkeit wendet. Das Werk liegt der Rezensentin als unkorrigierter Andruck vor.

In der Einleitung macht die Autorin ihr Publikum mit den Schwierigkeiten bekannt, die eine Biografie mittelalterlicher Königinnen mit sich bringt, nennt einschlägige wissenschaftliche Werke zu Mathilde, erläutert die wichtigsten Quellen und gibt einige Hinweise zur Terminologie und ihrem Vorgehen. Letzteres ist grundsätzlich chronologisch, legt aber einen deutlichen Schwerpunkt auf Mathildes Kampf um den englischen Thron: Sie beginnt mit einem kurzen Kapitel über ihre Kindheit, die Eheverhandlungen mit dem zukünftigen Kaiser Heinrich V. und ihrer 15 Jahre als Königin des römisch-deutschen Reichs. Danach wendet sie sich der Ausgangssituation vor dem Thronstreit zu und erläutert Mathildes Handeln in dessen Verlauf und Ausgang. Dabei webt sie die nötigen Informationen zum historischen Kontext geschickt um Mathildes Lebenslauf herum, sodass eine sehr gut lesbare Erzählung entsteht. Wo die Quellen schweigen, ergänzt Catherine Hanley die Darstellung teilweise durch Verweise auf die Erkenntnisse der Forschung zu anderen Königinnen respektive zu Traditionen und üblichen Vorgehensweisen im hochmittelalterlichen Adel. Sie zeichnet ein sehr lebendiges Bild ihrer Protagonistin, indem sie versucht, sich und ihr Publikum in deren Vorstellungs- und Gefühlswelt hineinzuversetzen. Dafür wählt die Autorin an einigen Stellen einen eher empathischen Zugang, der insgesamt wenig durch Quellen gestützt ist oder diese eher intuitiv interpretiert.

Bei dem Buch handelt es sich um eine biografische Erzählung, die im Text regelmäßig auf Quellen und Darstellungen hinweist, aber insgesamt ohne Fuß- oder Endnoten auskommt. Für die wissenschaftliche Arbeit ist es somit weniger geeignet. Hierfür sei auf Marjorie Chibnalls Biografie »The Empress Matilda. Queen Consort, Queen Mother and Lady of the English« (Oxford 1991) verwiesen, die immer noch grundlegend ist und von Hanley auch intensiv genutzt wurde. In deutscher Sprache bietet Claudia Zeys Aufsatz im Sammelband »Die Kaiserinnen des Mittelalters«1 einen aktuellen biografischen Überblick. Für die geschichtsinteressierte Öffentlichkeit liefert Catherine Hanley eine sehr ansprechende, informative Biografie Mathildes, die auch die Forschungsdebatten zur Frauen- und Geschlechtergeschichte berücksichtigt.

1 Claudia Zey, Mathilde von England, in: Amalie Fößel (Hg.), Die Kaiserinnen des Mittlelalters, Regensburg 2011, S. 161–180.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Anne Foerster, Rezension von/compte rendu de: Catherine Hanley, Matilda. Empress, Queen, Warrior, New Haven, London (Yale University Press) 2019, XVIII–268 p., 21 b/w ill., 2 maps, 3 tabl., ISBN 978-0-300-22725-3, GBP 20,00., in: Francia-Recensio 2019/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2019.3.66333