Dieser Sammelband vermittelt einen Eindruck der Ergebnisse von Forschungsprojekten zum Thema »Hof und Stadt« und zur Wirtschafts- und Finanzgeschichte christlicher Gebiete der Iberischen Halbinsel im 14. und 15. Jahrhundert. Der geografische Raum umfasst die Kronen von Aragón, Kastilien, Navarra und Portugal, einschließlich der von Aragón beherrschten italienischen Gebiete und Mittelmeerinseln, das Königreich Neapel sowie Sardinien, Mallorca und Sizilien.

Im Zentrum stehen Aufnahme, Versorgung, Finanzierung und Folgen der mehr oder weniger dauerhaften Niederlassung von Höfen in Städten. Waren solche Aufenthalte wichtige Katalysatoren der örtlichen Wirtschaftsentwicklung und außergewöhnlich gute Chancen, neue Privilegien, Rechte, Einflussmöglichkeiten und hochrangige Kontakte zu bekommen? Oder waren sie eher eine schwere und manchmal sogar ruinöse finanzielle Belastung, die zu überhöhten Preisen, Versorgungskrisen, Konflikten und hoher Verschuldung führte? Wie wirkte sich die Präsenz des Hofes auf Infrastruktur, Topografie, Logistik, Bausubstanz, Handel und Gewerbe, Konsum und Sozialstruktur der Städte aus?

Am Anfang steht eine sehr kenntnisreiche, gut dokumentierte Einführung von Alexandra Beauchamp und María Narbona Cárceles zum Forschungsstand, die erfreulicherweise jüngere mehrsprachige Literatur zu weiteren Teilen Europas miteinbezieht. Aus dem Blickwinkel der Reichsgeschichte ergeben sich sehr interessante Vergleichsmöglichkeiten und Parallelen: Iberische Herrscher waren ebenfalls lange Zeit ständig auf Reisen, sie wurden erst spät »sesshaft«. Ihre Reiche wiesen eine polyzentrische Struktur mit mehreren Hauptstädten und Verwaltungsmittelpunkten auf.

Der Band gliedert sich in drei große Sektionen mit neunzehn Aufsätzen. Die erste beschäftigt sich mit der Niederlassung des Hofes in der Stadt, die zweite mit seiner dortigen Versorgung und die dritte mit der Finanzierung und den wirtschaftlichen Folgen seiner Anwesenheit für die jeweiligen Städte.

Roxane Chilà stellt mit der Niederlassung des Hofes Alfons’ des Großmütigen in Neapel (1442–1458) eine besonders reizvolle Fallstudie vor, die kulturgeschichtlich von großem Interesse ist, da hier ein fremdes, katalanisch-aragonesisches Gefolge und Amtsträger in Stadt und Königreich integriert werden mussten. Dies schlug sich in der Stadttopografie, in Baumaßnahmen und der Wahl der Grablege der neuen Dynastie nieder.

Derselbe Herrscher und die Anfänge seiner Regierung 1416–1432, vor allem die Zeit in Valencia vor der Niederlassung in Neapel, stehen auch im Mittelpunkt der Studie von Juan Vicente García Marsilla zu seinen italienischen Lieferanten. Der als Förderer des Humanismus gerühmte König suchte nach Neuem und Exotischem und regte die zeitgenössische Mode an. Teure Stoffe, besondere Farben, Geschenke und Luxus waren wichtige Elemente herrscherlicher Selbstdarstellung. Der dritte diesem Monarchen gewidmete Aufsatz von Enza Russo, der sich auf in Rechnungsbüchern aus Neapel 1446–1447 dokumentierte Ausgaben stützt, bestätigt dieses Bild, auch wenn damals Kriegsausgaben noch stärker ins Gewicht fielen.

Die hochinteressante Studie Antoni Furiós analysiert die wirtschaftlichen Folgen der Residenzfunktion Valencias zur Zeit Alfons’. Furió kommt zu dem Ergebnis, dass sich für diese große (Haupt-)Stadt, ein bedeutendes Handels- und Gewerbezentrum, der Aufenthalt des Hofes letztlich auszahlte und wirtschaftliches Wachstum förderte. Valencia leistete jahrelang von sich aus Zahlungen, um den König zum dauerhaften Bleiben zu veranlassen (was letztlich trotzdem nicht gelang).

Manuela Santos Silva zufolge war das Reiseverhalten der portugiesischen Könige zunächst durch zahlreiche relativ kurze Aufenthalte im gesamten Land gekennzeichnet. Ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden spezielle Residenzbauten dafür errichtet. Die königliche Familie reiste oft getrennt. Es kam immer wieder zu städtischen Beschwerden, in Gebäuden wurden Räume multifunktional genutzt. Laut Rita Costa Gomes war im portugiesischen Fall die Übertragung stabiler interner Hofstrukturen während des Aufenthalts in wechselnden Städten sehr bedeutungsvoll. Sie weist auf die Aushandlung von Verträgen und die Ausbildung einer dauerhaften Aufnahme-Infrastruktur wie festen Residenzgebäuden des Königs und Sitzen hochadeliger Familien in wichtigen Städten wie Lissabon, Santarém und Évora bzw. für das erweiterte königliche Gefolge von Beherbergungsmöglichkeiten wie dem Paço des Estaus in Lissabon hin (eine Einrichtung, deren Charakter sie mit Funduks und dem Fondaco dei Tedeschi in Venedig vergleicht).

Amedeo Feniello untersucht das Fürstentum Tarent zur Zeit der Orsini, ein damals durch großen wirtschaftlichen Wohlstand, hohe landwirtschaftliche Erträge, Produktvielfalt und Exporte gekennzeichnetes Gebiet, das ostentativen Konsum, Luxus und Kunstförderung ermöglichte. Mit dem Tod des Fürsten 1463 und der Integration in das Königreich Neapel sei es jedoch zu einer Periode des Niedergangs gekommen.

Merche Osés Urricelqui untersucht Luxus und Lieferanten am Hof Karls III. des Edlen von Navarra (1387–1425), darunter Beschaffungsorte von Waren und die Herkunft der damit beauftragten Kaufleute. Neben Pamplona spielten Zaragoza als Hauptbeschaffungsort und, für Luxusgüter, Barcelona eine zentrale Rolle. Fernando Serrano Larráyoz, ebenfalls zu Navarra, setzt etwas andere Akzente. Der Autor stellt städtische Maßnahmen zu Versorgungssicherung, Qualitäts- und Preiskontrolle in den Vordergrund. Er unterstreicht die Bedeutung lokaler Beschaffungsformen und relativiert die Rolle von Zaragoza und Barcelona etwas.

Lledó Ruiz Domingo befasst sich mit dem Nahrungsmittelkonsum der beiden ersten Januarwochen des Jahres 1380 an der Tafel der Königin Sibila de Fortià, der vierten Gemahlin (1377–1387) König Peters IV. »el Ceremonioso« von Aragón, den er mit dem anderer Jahre vergleicht. Die Königin verwandte ca. ein Viertel ihrer Einkünfte für Nahrungsmittel und Versorgung des Hofes. Vera-Cruz Miranda Menacho beschreibt den etwa einjährigen Aufenthalt des Thronerben Karl von Aragón, príncipe de Viana, auf Mallorca seit August 1459, der ganz im Schatten des Konfliktes mit seinem königlichen Vater stand. Salvatore Fodale präsentiert ein kurzlebiges und letztlich nicht verwirklichtes Niederlassungsprojekt des Gegenpapstes Benedikt XIII. (Pedro de Luna, Gegenpapst 1394–1423) in Sizilien.

Der Beitrag von Germán Gamero Igea behandelt Ferdinand den Katholischen. Hier zeichnen sich deutlich unterschiedliche Phasen vor und nach seiner Thronbesteigung als rey consorte in Kastilien ab. Kastilien und Aragón hatten unterschiedliche Traditionen und ursprünglich jeweils eigenes Personal. Ereignisse wie der Krieg um Granada (z. B. Militärlager und Zelte statt fester Gebäude) und der Tod Isabellas der Katholischen († 1504) hatten erhebliche Folgen für Größe und Struktur des Gefolges.

Alicia Inés Montero Málaga widmet sich mit dem als caput castellae bezeichneten Burgos einer der (Haupt-)Städte des spätmittelalterlichen Kastiliens. Hier spielte die Beherbergung des Hofes durch hochadelige Familien wie den Velasco, die über enge Beziehungen zur städtischen Regierung verfügten, eine erhebliche Rolle. 1476 kam es mit dem Bau der sog. Casa del Cordón zur Errichtung eines dauerhaft für königliche Besuche bestimmten Gebäudes, in dem auch Sitzungen des königlichen Rats stattfanden. Die Baumaßnahmen führten zu einer Dynamisierung des Raums um den Mercado Mayor. Es gab jedoch immer wieder Konflikte, Parteien mussten räumlich voneinander getrennt werden.

Die Aufsätze von Diana Pelaz Flores zum Empfang der königlichen Familie in Burgos 1441, in einer politisch angespannten Situation, in der Macht- und Einheitsdemonstrationen und Geschenke eine besonders wichtige symbolische Funktion besaßen, und von Beatriz Majo Tomé zu Valladolid als weiterer kastilischer Hauptstadt liefern eine wichtige Ergänzung. Valladolid, das z. B. während der Aufstandsbewegung der Comuneros und in Thronstreitigkeiten eine bedeutende Vermittlungs- und Führungsrolle im Verhältnis zu anderen Städten spielte. versuchte, königliche Einzüge zur Verteidigung und Durchsetzung von Rechten und Privilegien zu nutzen, und dokumentierte auch Protest. Es kam sogar zur Exkommunikation königlicher Quartiermeister und zu Widerständen gegen das flämische Gefolge des künftigen Kaisers Karls V.

María Álvarez Fernández stellt die Leistungen Oviedos für die kastilische Krone im 13.–16. Jahrhundert vor. Asturien erlebte aus kastilischer Perspektive einen Bedeutungsverlust. Oviedo wurde von den Königen am Ende des Mittelalters nicht mehr besucht, bekundete aber bei wichtigen dynastischen Ereignissen durch entsprechende Feiern seine Loyalität und trug mit Militärdiensten und Zahlungen zum Granadakrieg, zum Konflikt mit Frankreich und weiteren Kampagnen bei.

Francisco Javier Goicolea Julián beschreibt finanzielle Leistungen der Stadt und Merindad von Logroño/Rioja zur Zeit der Katholischen Könige. In den 1480er und 1490er Jahren und kurz nach dem Tod des Thronerben Juan erfuhren sie eine Steigerung, fielen dann ab und blieben insgesamt bescheiden.

Der letzte Artikel von Pau Viciano zu den Folgen von Besuchen der Könige von Aragón und ihrer Thronfolger für die städtischen Finanzen von Castellón und Vila-Real (15. Jahrhundert) verdeutlicht noch einmal die Bedeutung von Stadtgröße und Struktur. Beide Städte wiesen im Vergleich zu Valencia ein erhebliches Wohlstandgefälle auf. Berechnungen des Autors zufolge brachte insbesondere kleineren Städten ein Kurzaufenthalt des Hofes (unter zehn Tagen) deutlich mehr finanziellen Schaden als Nutzen.

Insgesamt gesehen handelt es sich um einen sehr gelungenen und lesenswerten Sammelband. Besonders hervorhebenswert sind die Themenschwerpunkte zu Alfons dem Großmütigen, den Hauptstädten Kastiliens und der Krone von Aragón sowie zu den Katholischen Königen und die Ergebnisse der Gegenüberstellung von großen, finanzstarken Metropolen und kleineren Städten mit eher kurzen Gelegenheitsbesuchen.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Gisela Naegle, Rezension von/compte rendu de: Alexandra Beauchamp, Antoni Furió, Germán Gamero Igea, María Narbona Cárceles (ed.), Acoger, abastecer y financiar la corte. Las relaciones entre las cortes ibéricas y las sociedades urbanas a finales de la Edad Media, Valencia (PUV) 2019, 375 p., num. fig. y tabl. (Publicacions de la Universitat de Valencia), ISBN 978-84-9134-483-4, EUR 20,00., in: Francia-Recensio 2020/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2020.3.75540