Das zu rezensierende Werk ist eine Biografie des Roger von Lauria (circa 1250–1305), der in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts in der politischen und militärischen Geschichte des Mittelmeerraums eine Figur von großer Bedeutung war. Zur Zeit der angevinischen Eroberung des Königreichs Sizilien im Jahr 1266 befand er sich am Hof König Peters III. von Aragón, wo er als emigrierter Anhänger der Staufer lebte. In der Sizilianischen Vesper, also dem militärischen Konflikt zwischen Aragonesen und Angevinen um die Kontrolle Siziliens, der zur hundertjährigen Trennung der Insel vom Rest Süditaliens führte, wurde er zum unbestrittenen Protagonisten. Während Roger von Lauria in Italien und Spanien sehr bekannt ist, ist es die verdienstvolle Absicht des Autors, ihn auch in der anglofonen Welt als »one of the greatest naval commanders in the history of the Mediterranean« vorzustellen.

Wie bei den meisten mittelalterlichen Persönlichkeiten ist es aufgrund des beschränkten Quellenmaterials schwierig, eine wirkliche Biografie Rogers de Lauria zu schreiben. Dies ist auch nicht die Absicht des Autors. Deshalb verzichtet er auf eine detaillierte Erörterung der familiären Herkunft Rogers, des Aufbaus seines riesigen Vermögens, seiner privaten und familiären Angelegenheiten sowie seiner Nachkommen. So erfahren wir z. B. erst auf S. 244, dass er Lehnsgüter in Sizilien, der Basilikata, Kalabrien und Aragón besaß.

Stanton will vielmehr an der Gestalt des Heerführers den Verlauf des Kriegs schildern, vor allem die militärischen Ereignisse, wie es bei einem Buch zu erwarten ist, das in der Reihe »Warfare in History« erscheint. Man findet eine ansprechende Darstellung der wichtigsten Schlachten, die vor und während der Sizilianischen Vesper (1282) stattfanden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Seeschlachten, die Roger berühmt machen sollten.

Die Erzählung beginnt mit den beiden großen Landschlachten von Benevent (1266) und Tagliacozzo (1268), die Karl I. von Anjou die Eroberung des staufischen Königreichs Sizilien ermöglichten und das Ende der Dynastie der Staufer zur Folge hatten. Es folgen die Seeschlachten, die auf den Ausbruch der Sizilianischen Vesper folgten, in der sich die Sizilianer gegen die Anjou-Herrschaft erhoben hatten und bei König Peter III. von Aragón entscheidende Hilfe fanden. Diesem, der Konstanze, eine Tochter Manfreds, des letzten staufischen Königs von Sizilien, geheiratet hatte, boten sie, anstelle Karls I. von Anjou, die sizilianische Königskrone an. Roger von Lauria gehörte zur Umgebung Konstanzes und hatte bereits einige erfolgreiche militärische Aktionen durchgeführt. Er wurde jedoch erst durch seine Seegefechte gegen Karl I. von Anjou berühmt. In seinen Augen war Karl am Tod seines Vaters und der Beschlagnahme der Besitzungen seiner Familie im Königreich Sizilien schuld.

Roger blieb im Dienst Peters III. und Jakobs II. von Aragón, bis im Jahr 1295 der Vertrag von Anagni geschlossen wurde, der die Anerkennung Jakobs II. als König von Aragón und dessen Verzicht auf Sizilien zum Inhalt hatte. Erneut lehnte sich die Insel auf und fand in Friedrich III., dem jüngeren Bruder Jakobs, einen neuen, unabhängigen König. Diese Situation zwang Roger von Lauria aus Treue zum Haus Aragón, das in Barcelona in der Gestalt Jakobs II. regierte, sich in den Dienst seiner alten angevinischen Feinde zu stellen.

In der letzten Phase des Konflikts war Roger also gezwungen, gegen die von ihm bis dahin unterstützten Sizilianer zu kämpfen. Er nahm auch an den Verhandlungen teil, die zum Frieden von Caltabelotta (1302) führten, der den Konflikt vorläufig beendete, und starb kurz danach im Jahre 1305. Begraben wurde er in Katalonien, in der Kirche Santes Creus (in der Nähe von Barcelona), in der auch sein geliebter König Peter III. von Aragón seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

Stantons Darstellung beruht im Wesentlichen auf zeitgenössischen Chroniken (Niccolò Speciale, Bartolomeo von Neocastro, Bernat Desclot, Ramon Muntaner), die vorwiegend in Übersetzungen ins Englische (oder in andere moderne Sprachen) oder in veralteten Editionen benutzt werden. So wird die »Descriptio victorie Beneventi« des Andreas von Ungarn nach der MGH-Edition von 1882 zitiert, obwohl eine bessere, neue kritische Edition von Fulvio Delle Donne aus dem Jahr 2014 existiert, oder »Saba Malaspina« nach der Edition von Del Re von 1882, obwohl eine MGH-Edition von Walter Koller aus dem Jahr 1999 vorliegt.

Wesentlich neue Akzente gegenüber der einschlägigen Literatur (Michele Amari, Steven Runciman, John H. Pryor, Giovanni Amatuccio) sind nicht zu erkennen. Es fehlt eine kritische Überprüfung. So ist S. 79 immer noch die Rede von »Walter of the Mill, an English-born archbishop«, obwohl wir seit Jahrzehnten wissen, dass es sich um einen sizilianischen Bischof handelt, dessen angeblicher Nachname Ophamil in Wirklichkeit auf die Verlesung seines byzantinischen Titels (protophamilarios, wörtlich erster Familiare, d. h. Premierminister) zurückgeht.

Hervorzuheben sind demgegenüber die guten Kenntnisse des Autors auf dem Gebiet des Militärwesens. So bringt er einen interessanten Exkurs über verschiedene Arten von Kriegsschiffen des 12. und 13. Jahrhunderts. Das Buch enthält 15 nützliche Karten mit einer schematischen Darstellung der wichtigsten Schlachten sowie ein Namensregister.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Francesco Panarelli, Rezension von/compte rendu de: Charles D. Stanton, Roger of Lauria (c. 1250–1305). »Admiral of Admirals«, Woodbridge (The Boydell Press) 2019, 346 p., 20 b/w, 15 col. ill. (Warfare in History, 47), ISBN 978-1-78327-453-6, GBP 65,00., in: Francia-Recensio 2020/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2020.3.75574