Mâcon ist, nach Autun und Chalon-sur-Saône, die dritte Diözese der Kirchenprovinz Lyon, deren »Fasti« nun (alle von Jacques Madignier verfasst) vorliegen. Damit fehlen nur noch die Metropole Lyon und Langres. Den Vorgaben der Reihe entsprechend, bietet der erste Teil einen zuverlässigen Überblick über die Geschichte und Struktur der Diözese (»notice institutionnelle«) sowie Abschnitte zur Kathedrale Saint-Vincent, dem Kanonikerviertel und dem Bischofspalast, ergänzt durch ein Verzeichnis der Quellen und Literatur, während der zweite Teil den »notices biographiques« der Bischöfe, Domkanoniker und Kleriker aus dem Umfeld des Bischofs gewidmet ist.

Als jüngstes Suffraganbistum, dessen Grenzen wohl erst im 9. und 10. Jahrhundert festgelegt wurden, nahm Mâcon in der Rangordnung den letzten Platz innerhalb der Kirchenprovinz ein. Nie konnte es größere Bedeutung erlangen, sondern stand weitgehend im Schatten von Cluny, das durch seinen exemten Status der Jurisdiktionsgewalt des Bischofs entzogen war. Die weltliche Macht des Oberhirten wurde durch die Grafen von Mâcon beschränkt, die in der Stadt eine Burg unterhielten. Da die Saône die Reichsgrenze bildete, verstärkte der französische König seit dem 12. Jahrhundert seine Präsenz. Als Ludwig IX. der Heilige die Grafschaft 1239 der Krondomäne einverleibte, wurde die Burg zum Sitz eines Bailli.

Eine umfassende Christianisierung der Region lässt sich wohl auf das 4. Jahrhundert datieren. Die Einrichtung eines Bistums geht auf den fränkischen König Childebert I. (511–558) zurück, dessen Sieg über die Burgunder den Franken den Weg an die Saône eröffnete. Der Merowinger ließ die erste Kathedrale erbauen und stattete sie mit Reliquien des hl. Vincenz von Zaragoza aus, die er von seinem Feldzug gegen die Westgoten aus Spanien mitgebracht hatte. Wahrscheinlich entstand eine Kathedralgruppe, die drei Kirchen umfasste: neben Saint-Vincent auch Saint-Gervais-Saint-Protais (später Notre-Dame) sowie Saint-Jean-Baptiste. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde ein romanischer Neubau der Domkirche errichtet, der im 13. Jahrhundert eine durchgreifende Umgestaltung im gotischen Stil erfuhr. Nach Aufhebung der Diözese Mâcon 1791 verlor Saint-Vincent den Status als Kathedrale und wurde 1799 wegen Baufälligkeit bis auf die beiden Türme und den Narthex, die heute noch unter dem Namen Vieux Saint-Vincent existieren, abgetragen. Vom Kreuzgang und dem Kanonikerviertel ist nichts mehr erhalten. Große Verluste haben auch die handschriftlichen Quellen zu beklagen, von denen ein großer Teil in den Religionskriegen und der Revolution vernichtet wurde.

Als erster Bischof ist Placidus belegt, der 538 am Konzil von Orléans teilnahm. Die meisten Oberhirten, deren Karrieren sich nachvollziehen lassen, stammten aus Mâcon und beendeten dort auch ihre Laufbahn. Bischof Étienne de Bagé erließ im Jahr 1168 Statuten, die dem Domkapitel das Recht der Bischofswahl verbrieften, doch seit dem späten 13. Jahrhundert machten sich die Eingriffe der Päpste bemerkbar. Indem sie Kleriker aus dem Bürgertum favorisierten, die über einen Universitätsabschluss verfügten, brachen sie die Vorherrschaft des Adels bei der Bekleidung der Bischofswürde. Die Einkünfte des Oberhirten waren gering: Während der Bischof von Langres im ausgehenden 14. Jahrhundert jährlich 27 000 Florins bezog, standen seinem Amtsbruder in Chalon nur 3 000 zu.

Auch das Domkapitel war mit seinen 20 Mitgliedern am Ende des Mittelalters verhältnismäßig klein. Es wurde spätestens seit 1072 von einem Dekan geleitet, dem fünf Dignitäre zur Seite standen. Die Vita communis gab das Kapitel an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert auf. Die Absonderung seines Vermögens von dem des Bischofs setzte im 10. Jahrhundert ein, sollte aber erst im frühen 13. Jahrhundert ihren Abschluss finden. Während das Mönchtum, namentlich die Cluniazenser, in der Diözese stark vertreten war, gab es im behandelten Zeitraum nur zwei Stifte: Notre-Dame de Beaujeu und Saint-Pierre, das in der Nähe der Kathedrale gelegen war, seinen Sitz aber Ende des 10. Jahrhunderts vor die Bischofsstadt verlagerte und zur Keimzelle einer eigenen Ortschaft wurde. Folgte es zunächst der Benediktsregel, so wurde es 1020 in ein Kanonikerstift umgewandelt und nahm 1081 die Augustinusregel an. Der Bischof führte den Abtstitel, mehrere Oberhirten und Domkanoniker fanden dort ihre letzte Ruhestätte.

Der zweite, prosopografische Teil des Bandes enthält Kurzbiografien von 21 Bischöfen, angefangen mit Ponce de la Rochebaron (1199–1221) bis zu Étienne de Longwy (1488–1510) sowie biografische Hinweise zu mehr als 360 Domkanonikern und weiteren Klerikern aus dem Umfeld des Bischofs. Das nützliche Werk wird durch mehrere Indices, u. a. der Personen, erschlossen.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Rolf Große, Rezension von/compte rendu de: Jacques Madignier, avec la collaboration de Christian Sapin, Camilla Cannoni, Fasti Ecclesiae Gallicanae. Répertoire prosopographique des évêques, dignitaires et chanoines de France de 1200 à 1500. T. 22: Diocèse de Mâcon, Turnhout (Brepols) 2022, XIII–365 p., 17 ill. en n/b , ISBN 978-2-503-59969-4, EUR 75,00., in: Francia-Recensio 2022/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2022.3.90464