Philip Steadman stellt Technik und Maschinen, die im Theater und der Gartenkunst der Renaissance für Unterhaltung sorgten, in den Vordergrund seiner Darstellung und nimmt mit dem Blick auf hydrologische Vorrichtungen und den Einsatz von bewegten Bühnenbildern sowie -inszenierungen eine seltene Perspektive ein. Nicht die Darstellung fürstlicher Magnifizenz und demonstrative Verschwendung, nicht der symbolische Gehalt oder die Frage nach Ausdruck und Stilen stehen im Vordergrund. Es geht ihm im wörtlichen Sinne um die Bewegungen im Hintergrund dessen, was sich den Zeitgenossen als bewegtes Mysterium darbot.

Das verbindende Element von Theaterbühne und Garten stellen die antiken Wissensbestände dar, deren sich die Techniker-Ingenieure der Renaissance bedienten: Vitruv, dem man (unter vielem anderen) das Wissen über die beweglichen Kulissen (peritaikoi) verdankte, und Heron von Alexandria, dessen »Pneumatica« besondere Effekte der Hydraulik beschrieb und der mit seinen Schriften »Dioptra« und »Automata« gleichsam die technischen Grundlagen dessen bot, was bald einen Kern des Renaissancetheaters bilden sollte: das bewegte Bühnenbild in all seinen Facetten. Wie dieses Wissen in der Praxis eingesetzt wurde, beschreibt der vorliegende Band auf unterhaltsame und verständliche Weise. Das Buch ist dreigeteilt. Die ersten beiden Teile widmen sich »Maschinen im Theater« (Teil 1) sowie »Maschinen im Garten« (Teil 2). Im dritten Teil zeigt Steadman am Beispiel der Medici-Villa in Pratolino sowie dem Teatro Farnese in Parma, wie das vorher Beschriebene in der konkreten Praxis eingesetzt wurde. Der Tradition der Renaissance entsprechend folgen einzelnen Themenblöcken Intermezzi zu »Special Effects« wie künstlichem Wetter, dem Einsatz bewegter Projektionen und ähnlichem.

Steadman konzentriert sich bei seiner Darstellung mit gutem Grund auf die italienische »Bühne«, wenn er gleichermaßen Reiseberichte bekannter Italienreisender wie Montaigne zitiert und Maschinenzeichnungen bekannter Techniker-Ingenieure und Künstler wie Giacomo Della Porta, Giovanni Battista Aleòtti und anderer, meist im Dienst der Medici in Florenz stehender Akteure heranzieht. So kann er auf breiter Basis zeigen, wie jene für heutige Betrachterinnen und Betrachter so unwahrscheinlich klingenden Szenen und Effekte realisiert wurden, die in den Quellen beschrieben werden. Wie etwa glitten Streitwagen voller Sänger auf die Bühne herab und wie öffneten sich Berge, aus denen Nebel aufstieg? Das mag auf den ersten Blick sehr speziell wirken, bietet aber aus Sicht des Rezensenten einen wichtigen Beitrag zur Erforschung höfischer Repräsentation, insbesondere der Festkultur. Denn hier wird von der Forschung unter Verweis auf die bekanntlich häufig im Vorfeld gedruckten Festbeschreibungen ganz richtig – aber eben oft auch pauschal – zwischen dem vom Auftraggeber gewünschten Ergebnis und dem, was tatsächlich passierte, unterschieden. Wenn Steadman die technischen Mittel in Form von Maschinenzeichnungen und Artefakten erklärt, zeigt er dagegen, wie viel Inszenierung mit technisch überschaubarem Aufwand möglich war. Das Fest war bekanntlich Theater der Macht – und dafür konnte man sich auch der Maschinen des Theaters bedienen.

Steadman schreibt, dass sein Buch primär zur Unterhaltung gedacht sei. Neue Forschungsergebnisse liefert er nicht. Seine Leistung besteht vielmehr in den verständlichen Erklärungen der Materie. Das gelingt ihm auch mit Hilfe von beinahe 200 Abbildungen samt klaren Erläuterungen, die die präsentierten Maschinen und ihre Funktion augenscheinlich machen. Dieses Verdienst wird dadurch nicht geschmälert, dass er sich mit seinem Fokus auf bekannte italienische Bühnen und Gärten zwischen 1400 und 1700 auf breiten Pfaden bewegt. Und auch nicht dadurch, dass man manches auch in älteren Büchern nachlesen könnte. Was die Lektüre interessant macht, ist, dass die praktische Relevanz des Themas deutlich hervortritt. Wenn es etwa um die Beleuchtung im Teatro Farnese (Parma) und deren Steuerung geht, ist das für Fragen nach dem Theater als Repräsentationsraum doch zentral – für die Fürsten wie für das Publikum. Denn wenn das Licht vollständig gelöscht worden wäre, wäre auch »sehen und gesehen werden« passé gewesen. Es brauchte also den Erwartungen entsprechende Techniken. Und wenn 1589 im Theater in den Uffizien alleine im Auditorium 288 dimmbare Lampen angebracht waren, stellt sich zu Recht die Frage nach deren Befestigung und Steuerung. Nicht nur aus Sicherheitsgründen war das relevant. In einer perfekten Inszenierung durfte das Licht bei Erschütterungen durch Tanz nicht flackern.

Von der Nutzung von Camerae obscurae, um bewegte Bühnenbilder zu projizieren, über Bühnenmaschinen aller Art streift Steadman dann mit den typischerweise in Florenz eingesetzten sacre rappresentazioni auch die ins 15. Jahrhundert zurückgehenden Wurzeln der Mechanisierung des Theaters, um dann anhand der Überlieferung Herons zur Pneumatik anschaulich die Technik hinter Brunnen, hydrologische Messtechnik und zuletzt in einem Intermezzo auch den Einsatz der in zahlreichen Reiseberichten überlieferten giochi d’acqua zu erhellen. Von ihnen berichtet etwa Montaigne im Rahmen der Beschreibung seines Besuchs der Medici-Villa La Petraia, an dessen Ende er und seine Gesellschaft klatschnass gewesen seien. So erfährt man nicht nur etwas über die meist simplen Mechanismen, die wohl von den Gärtnern bedient wurden, sondern auch etwas über den Humor der Renaissance. Und auch ein Kapitel zu hydraulischen Instrumenten, wie sie im Garten der Villa d’Este in Tivoli noch heute zu finden sind oder im Palazzo Quirinale in Rom standen, fehlt nicht. Die abschließenden Kapitel illustrieren dann anhand der beiden oben bereits genannten Fallbeispiele, wie der in den vorhergehenden Kapiteln bestückte Maschinenbausatz in der Praxis kombiniert wurde – und damit auch, wie zentral die Rolle technischen Wissens für all das war, was gemeinhin als renaissancetypisch gilt.

Definitiv erreicht Steadman sein Ziel, ein unterhaltsames Buch zu schreiben. Das liegt nicht zuletzt an der gelungenen Verknüpfung des Textes mit den zahlreichen, teilweise farbigen Abbildungen, die einerseits das Verständnis erleichtern, andererseits aber eben auch den Glanz der Renaissance spiegeln. So tritt deutlich hervor, wie wichtig die bisweilen simple Technik für die Repräsentation war. Zu bedauern ist, dass das Buch hier stehen bleibt. Über die soziale Komponente des beschriebenen Wissens erfährt der Leser nichts, ebenso wie über seine Verbreitung und Zirkulation. Erst am Ende fällt, als einziges Beispiel, der Name Giacomo Torelli, der 1645 vom Hof der Farnese in Parma nach Paris berufen wurde. Und auch über die Personen, die die beschriebenen Maschinen nicht nur planten, sondern auch bauten und in Betrieb hielten, erfahren Leserinnen und Leser nichts. Da der Titel von Steadmans Buch ja aber auch »nur« die »Machines Behind the Scenes« ankündigt, wird man ihm das nicht vorwerfen dürfen. So bleibt es Aufgabe anderer, sich mit den Werkstätten hinter den Kulissen sowie den Akteuren und ihrem Wissen zu befassen, um das faszinierende Thema vertiefend zu bearbeiten.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Sebastian Becker, Rezension von/compte rendu de: Philip Steadman, Renaissance Fun. The Machines Behind the Scenes, London (University College London Press) 2021, 418 p., col. fig., ISBN 978-1-78735-916-1, GBP 30,00., in: Francia-Recensio 2022/4, Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500–1815), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2022.4.92009