Mit Troyes liegt nach Sens und Auxerre der dritte Band der »Fasti« zur Kirchenprovinz Sens vor. Er setzt ein mit der »notice institutionnelle« (S. 3–27), die zunächst einen Einblick in die Geschichte der Diözese und des Bischofssitzes bietet, um sodann das Offizialat und das Domkapitel in den Mittelpunkt zu rücken. Es folgt ein Kapitel zum Domviertel mit Ausführungen zur Baugeschichte der Kathedrale, dem Bischofspalast und den Wohnungen der Kanoniker wie auch zur Mensenteilung (S. 29–49). Zwei weitere Kapitel sind den Siegeln des Offizials, des Domkapitels und der Kanoniker (S. 51–75) sowie der Bibliothek des Kapitels gewidmet, welche (ebenso wie das Archiv) die Französische Revolution überstand (S. 77–90). Ein Überblick über die Quellen und Literatur beschließt den ersten Teil. Auf ihn folgen die »Notices biographiques«.

Die Bischofsstadt ist römischen Ursprungs und wurde im ersten vorchristlichen Jahrhundert als Augustobona gegründet. Von Sens aus missioniert, ist eine christliche Gemeinschaft seit dem 4. Jahrhundert belegt. In jene Zeit fällt auch die Errichtung der frühesten Kathedrale. Für sie ist seit dem 5. Jahrhundert das Salvatorpatrozinium bezeugt, das seit dem 9. Jahrhundert von dem der Apostel verdrängt wurde. Die heute noch existierende gotische Kathedrale, deren Neubau man an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert in Angriff nahm, wurde Saint-Pierre-et-Saint-Paul geweiht. Das Territorium der Diözese erstreckte sich über das Gebiet der civitas Tricassium und umfasste im Nordosten auch einen Teil des pagus Meldensis (Meaux).

Das erste sichere Zeugnis eines Bischofs, Optatianus, datiert auf das Jahr 343 (Synode von Sardika). Bedeutende Vorsteher des Frühmittelalters waren Lupus (426–478), bekannt durch seine Korrespondenz mit Sidonius Apollinaris, und Prudentius (ca. 846–861), der den zweiten Teil der »Annales Bertiniani« für die Jahre 835–861 verfasste. Die Bischöfe spielten in der Umgebung der Grafen der Champagne, die Troyes zu ihrer Residenz wählten, eine wichtige Rolle. Die Champagnemessen verschafften ihrem Bistum einen ziemlichen Wohlstand. Die Präsenz der weltlichen Macht führte dazu, dass die Bischöfe, zumindest vor dem Anfall der Grafschaft an die Krone, über keinen weltlichen Besitz in Troyes verfügten und das Münzrecht nicht erwerben konnten. Zudem galt die Gunst der Grafen der 1157 von Heinrich I. dem Freigebigen (le Libéral) gestifteten Kollegiatkirche Saint-Étienne. Ausgestattet mit 72 Pfründen, sollte sie als Nekropole der Grafen dienen. Saint‑Étienne war die bedeutendste der zwölf Stiftskirchen der Diözese. Von ihnen sei noch Notre-Dame de Lirey erwähnt. Sie wurde 1353 gegründet und war bis 1418 Aufbewahrungsort des heute sogenannten Turiner Grabtuchs.

Der früheste Beleg eines Archidiakons stammt aus dem 10. Jahrhundert. Bereits 1035 sind fünf Archidiakone bezeugt. Der bedeutendste von ihnen war derjenige von Troyes, dessen Amtsbezirk an Ausdehnung und Bevölkerung etwa die Hälfte der Diözese umfasste. Ein Offizial wird erstmals 1201 erwähnt.

Die Anfänge des Domkapitels lassen sich bis zum Jahr 850 zurückverfolgen. 1050 unterschrieben 25 Mitglieder eine Urkunde für das Frauenkloster Puellemontier. Im Spätmittelalter gehörten dem Domkapitel ca. 40 Kanoniker an. An seiner Spitze stand zunächst der Propst und seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Dekan. Er wurde seit 1184 vom Kapitel gewählt. Alexander III. bestätigte 1179 eine Verfügung des Bischofs Matthieu de Pont, dass mindestens sieben Kanoniker Priester und sieben weitere Diakone sein müssen (Jaffé-Loewenfeld 13 284). Bemerkenswert ist, dass das Kapitel bis zum frühen 12. Jahrhundert im Bischofspalast untergebracht war. Durch die Umwandlung ihrer Getreide- in Papiermühlen trugen die Kanoniker im 14. Jahrhundert dazu bei, dass Troyes zu einem der ersten Zentren der Papierherstellung in Frankreich wurde. Die technischen Kenntnisse hatten Kaufleute aus der Lombardei vermittelt.

Ein eigenes, mit Abbildungen versehenes Kapitel fasst 30 Siegel des Offizials, des Domkapitels und der Kanoniker in den Blick. Während das älteste erhaltene Siegel des Bischofs von Troyes aus dem Jahr 1110 stammt, verfügte der Archidiakon von Troyes spätestens seit 1177 über ein eigenes sigillum und der Offizial seit 1203 (mit einem Brustbild des Bischofs). Das Siegel des Kapitels ist erstmals 1222 sicher belegt; auf ihm ist der thronende hl. Petrus abgebildet. Seit den 30er-Jahren des 13. Jahrhunderts führten auch Kanoniker ihre eigenen Siegel. Die Siegelbilder variieren: Häufig ist eine stehende Person dargestellt mit den Attributen der Funktion des Siegelführers.

Mit den »notices biographiques« folgt der zweite, prosopografische Teil (S. 111–426). Er umfasst Kurzviten von 19 Bischöfen von Garnerus de Triangulo (1193–1205) bis zu Jacobus Raguier (1483‑1518) und mehr als 750 biografische Notizen zu allen Personen, die dem Domkapitel angehörten oder in der Verwaltung des Bistums eine leitende Funktion ausübten. Mehrere Namensregister sowie chronologische Listen der behandelten Personen erschließen diesen materialreichen Band.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Rolf Große, Rezension von/compte rendu de: Sandrine Legendre, avec la collaboration de Arnaud Baudin, Fasti Ecclesiae Gallicanae. Répertoire prosopographique des évêques, dignitaires et chanoines de France de 1200 à 1500. T. 23: Diocèse de Troyes, Turnhout (Brepols) 2023, XIII–495 p., 43 ill. en n/b, ISBN 978-2-503-60220-2, EUR 80,00., in: Francia-Recensio 2023/3, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2023.3.99812