Die Verfasserin der vorliegenden, bereits 2017 abgeschlossenen Dissertation hat sich viel vorgenommen und widmet sich einem umfangreichen Programm. Thema der Studie ist die ungemein dichte Überlieferung von öffentlichen Denkmälern vom frühen 15. Jahrhundert in Italien bis ins späte 17. Jahrhundert in Frankreich. Man hat es also nicht nur mit einem ausgedehnten Zeitraum von drei Jahrhunderten zu tun, sondern auch mit unterschiedlichen, sich dynamisch entwickelnden politischen Regimen, in denen die Monumente entstanden sind und für die sie in ihrer »visuellen Rhetorik«, so der Untertitel der Studie, einstehen: Stets labile, oftmals in die Defensive gedrängte Stadtrepubliken und Signorien stehen den sich expansiv entfaltenden Monarchien des 16. Jahrhunderts und der etablierten, nach innen und nach außen extrem kompetitiv agierenden Monarchie im Frankreich des 17. Jahrhunderts gegenüber. Die Denkmalkultur dieser vielfältigen politischen Landschaften wird von Katharina Helm auf einer eigenen Durchwegung erkundet, indem sie sich den Bedeutungsaspekten der »Heroisierung« widmet. Dem liegt die nicht unbedingt spezifische These zugrunde, »dass in Form heroisierender Standbilder in der Frühen Neuzeit ein System bildhafter Zeichen etabliert wird, das der nonverbalen Kommunikation von Gruppen und Einzelpersonen im öffentlichen Raum dient« (S. 9). Entstanden ist die vorliegende kunsthistorische Studie im Arbeitszusammenhang des 2012 eingerichteten und noch bis 2024 laufenden Freiburger Sonderforschungsbereiches »Helden – Heroisierungen – Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne«, in dessen Schriftenreihe sie publiziert wurde und dessen Arbeitshypothesen sie aufnimmt.

Heroisierung wird von Helm als Handlungs- und Prozessbegriff verwendet und das Heroische wird daher nicht als Umschreibung eines definierten Ensembles von Eigenschaften verstanden. Nachgezeichnet werden sollen anhand der Interpretation der Denkmäler primär »Kommunikationsprozesse« einer jeweiligen »Legitimierungs- und Repräsentationsabsicht«; demgegenüber sei eine inhaltliche Festschreibung der zeitgenössischen virtus heroica nicht möglich (S. 12f.). Auch wenn die Verfasserin diesen eher unbefriedigenden methodischen Zirkelschluss gleich zu Beginn überraschend freimütig eingesteht, so ist dies als Vorgabe für die Lektüre doch ernüchternd.

In der Studie wird, wie schon angedeutet, ein gewaltiges Panorama der frühneuzeitlichen Denkmalproduktion abgesteckt. Insgesamt werden 29 Einzeldenkmäler in unterschiedlich langen werkmonografischen Abschnitten unter den Vorgaben von Auftragssituation, öffentlichem Aufstellungsort, Ikonografie und Formanalyse behandelt. Für Italien stellt Helm die für Bonifaz VIII. um 1300 errichteten Statuen, mit denen sich der Papst dem Häresieverdacht der unangemessenen Selbstüberhöhung aussetzte, an den Beginn der Entwicklung. Diese wird im Quattrocento mit den antikisierenden Statuen des Hercules und des David Florentinus sowie der Judith-Statue Donatellos weiterverfolgt, und Helms Erzählung findet mit dem Statuenensemble auf der Florentiner Piazza della Signoria, jenem epochalen, sich über ein Jahrhundert im Cinquecento entfaltenden Programm von Standfiguren, Brunnen, Statuengruppen und Reiterdenkmälern, ihren Abschluss. Den Monumenten in Florenz treten Einzeldenkmäler, die in anderen italienischen Städten für Stadtherren und Capitani errichtet wurden, an die Seite. Die in den drei Jahrzehnten um 1600 beauftragten Reiterdenkmäler für die Mediciherzöge in Florenz und für die Farneseherzöge in Piacenza bilden ein entwicklungsgeschichtliches Scharnier für die Reiterstatuen und die Standbilder der französischen Könige, die auf den places royales und andernorts in Paris aufgestellt wurden. Besprochen werden in den abschließenden dreißig Seiten der Studie das Reiterdenkmal von Henri IV auf dem Pont Neuf, dasjenige für Louis XIII auf dessen place royale (Place des Vosges), die Statuengruppe von Louis XIV ehemals auf dem Pont au Change, die Standfigur Ludwigs als Bezwinger der Fronde (ehemals Pariser Rathaus). Am Ende des von Helm abgeschrittenen Denkmalparcours steht das Ausstattungsensemble auf der Place des Victoires mit dem Standbild der Apotheose von Louis XIV.

Thematisch geht es damit nicht nur um einen umfangreichen Stoff, sondern auch um ein in der bisherigen Forschung außergewöhnlich ausführlich behandeltes Thema. So kann es kaum ausbleiben, dass sich die vorliegende Studie über weite Strecken als eine – für sich genommen allerdings instruktive und umsichtige – Diskussion der bereits erarbeiteten Forschungsergebnisse liest. Der Ertrag von Helms Studie besteht so vor dem Hintergrund der bisherigen Forschungen zu den Denkmälern und der Prämisse der Heroisierung vor allem darin, unterschiedliche Aspekte der Heroisierung aus der Ikonografie der Denkmäler selbst evident zu machen. Vorgeschlagen werden dazu vier Kategorien, welche dann auch die Kapitelüberschriften bilden und in der chronologischen Darlegung des Materials Anwendung finden. Helm benennt sie als dissimulative, imitative, individualisierende und gesteigerte Heroisierung, um damit unterschiedliche Formen einer visuellen Synthese- oder Synchronisierungsleistung zu beschreiben: Zeitgenössische Personen und Amtsträger, die meist auch die Auftraggeber der Standbilder waren, werden mit historisch-geschichtlichen oder fiktiven Personen in den Statuen visuell überblendet. Überzeugend werden von Helm unterschiedliche Gruppen von Referenzfiguren des Heroischen identifiziert, die für diese allegorische Anreicherung der Darstellung in Anspruch genommen werden. So kann es sich um antik-mythologische Gestalten wie Herkules oder Perseus handeln; darüber hinaus hat man es mit biblischen, insbesondere alttestamentlichen Triumphatoren wie David und Judith zu tun; schließlich werden antik-geschichtliche Personen, allen voran Alexander der Große und Augustus, für die Amplifikation der Tugenden des Dargestellten in Dienst genommen. Insbesondere das Grundverständnis der Heroisierung als dissimulatio honesta erweist sich als ein produktiver Ansatz. Gemeint ist damit – wie es vor allem von, in Helms Studie nicht genannten, Martin Warnke gezeigt wurde – ein vom Herrscher erwartetes kunstvolles Verbergen der Wirklichkeit zugunsten eines überzeitlich gesteigerten Verewigungswunsches.

In Anbetracht von Helms Einzelinterpretationen der Denkmäler und der nachvollziehbaren Vorschläge ihrer methodischen Einordnungen stellen sich bei der These von der Heroisierung weiterhin einige Probleme. So wäre zu erörtern, wie sich bereits etablierte Konzepte analoger Deutungen für das Heroisierungsparadigma heranziehen lassen. Diese Konzepte firmieren in der Porträt- und Denkmalforschung unter den Begriffen der mythologischen Verhüllung und der religiösen/mythologischen Verkleidung sowie des Kompositbildnisses und des theomorphen Bildnisses. Es ist unerfindlich, warum die hiermit bezeichneten Strategien einer amplifikatorischen Charakterisierung des jeweils Dargestellten, bei der Porträt und Allegorie zusammengeführt werden, in Helms Studie keine Erwähnung finden und die Verfasserin stattdessen auf der Originalität ihrer Überlegungen beharrt. Hinzu kommt, dass sie darauf verzichtet, der zeitgenössischen Verwendung des Begriffs des Heroischen nachzugehen und die quellenkonforme Substanz der Heroisierung dingfest zu machen.

Mit diesen inhaltlichen Vorbehalten stehen methodische Bedenken in Zusammenhang, wobei sich die Frage stellt, wie sich ein zunächst postulierter selbstreflexiver Begriff der Heroisierung auf zeitgenössische Normvorstellungen beziehen ließe. Aus den früheren Denkmaldeutungen, die auf die politische Theorie der Frühen Neuzeit rekurrieren und sich bisweilen eher implizit auch in Helms eigenen Schlussfolgerungen andeuten, sind hierzu zahlreiche Beobachtungen zu gewinnen. Diese berücksichtigen freilich die Doppeleigenschaft von Fürsten, Patriziern oder Feldherren als Personen einerseits und als Amtsträger andererseits stärker, als Helm dies tut: Das Heroische konkretisiert sich dann im Sinne einer spezifisch frühneuzeitlichen Staatsräson im Image des Kriegsfürsten. Die normativen Zuschreibungen der audacia, iracundia und der fortuna treten jedoch zur prudentia gubernatoria und zur Sorge um das bonum commune in ein Spannungsverhältnis. Schließlich eröffnet sich von hier aus auch eine Perspektive auf das Konfliktpotential des Heroischen. Es umfasst nicht nur die Bewährung in Kampf und Krieg, sondern auch die Idee der Selbstopferung für die Allgemeinheit, das Motiv der Entsagung, den Gedanken charismatischer Herrschaft und nicht zuletzt einen Bruch in der Geschichtszeit – die Zeit der Normalität (chronos) wird vom heroischen Augenblick (kairos) durchkreuzt.

Man bedauert, dass die Verfasserin der vorliegenden Studie zur Heroisierung zögert, sich auf diese systematischen Felder vorzuwagen, wie sie gerade auch vom Freiburger Sonderforschungsbereich in den vergangenen Jahren sondiert wurden.

Zitationsempfehlung/Pour citer cet article:

Dietrich Erben, Rezension von/compte rendu de: Katharina Helm, Heroisierung als visuelle Rhetorik in Standbildern der Frühen Neuzeit in Italien und Frankreich, Baden-Baden (Ergon) 2022, 506 S. (Helden – Heroisierungen – Heroismen, 18), ISBN 978-3-95650-868-4, EUR 68,00., in: Francia-Recensio 2023/3, Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500–1815), DOI: https://doi.org/10.11588/frrec.2023.3.99902