„Glorieuse inutilité“ der phänomenologischen Psychiatrie? Ein Beitrag zur Therapie des sozialen Raums
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Abstract
Lange Zeit bestand das Anwendungsgebiet der phänomenologischen Psychiatrie nahezu ausschließlich in der Psychopathologie und der psychiatrischen Diagnostik. Entgegen Tatossians These der „glorieuse inutilité“ der phänomenologischen Psychiatrie wird im vorliegenden Artikel für einen therapeutischen Nutzen dieser Schule argumentiert, und zwar bezogen auf die Sozialpsychiatrie. Ausgehend von einer Phänomenologie des sensus communis soll gezeigt werden, wie menschliche Verrücktheit immer nur innerhalb eines sozialen Raums gedacht werden kann, dessen Interaktionsstrukturen analysiert und gegebenenfalls therapeutisch beeinflusst werden müssen. Es wird verdeutlicht, dass die phänomenologische Psychiatrie zu einer praktischen sozialpsychiatrischen Haltung beiträgt, die den Menschen in einem dynamischen und potenziell verrückbaren Verhältnis zur Umwelt sieht.