Philologie aktuell: Homer
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Abstract
Es gibt wohl kaum einen Autor im Bereich der alten Sprachen, der in den letzten Jahren einem breiten Publikumskreis derart intensiv ins Bewusstsein gerückt wurde wie Homer. Der Troia-Film von Wolfgang Petersen, die Kontroverse um die Grabungsergebnisse von Troia und die aufsehenerregenden Theorien von Raoul Schrott inclusive seiner neuen Ilias-Übersetzung wurden über die Medien in einer bislang unbekannten Intensität auch außerhalb des wissenschaftlichen und schulischen Rahmens diskutiert. Es ist jedoch nicht nur dieser Befund, der es notwendig erscheinen lässt, die Entwicklung der Homerforschung in einem konzisen Überblick vorzustellen. Ebensfalls erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die Beschäftigung mit den homerischen Epen inzwischen relativ wenig mit der Textdeutung, wie sie früher betrieben wurde, zu tun hat. Stattdessen haben sich die Soziologie, die Psychologie und der Strukturalismus im Interpretationsbereich fest etabliert. Darüber hinaus wurden die homerischen Epen intensiven Analysen durch Historiker, Archäologen und Sprachwissenschaftler unterzogen, mit zum Teil sehr aufschlussreichen Ergebnissen. Dieser Entwicklung entsprechend stellt der ausgewiesene Homer-Kenner Edzard Visser die Hauptlinien der Homerforschung der letzten 20 Jahre dar; dabei fließen auch didaktische Aspekte in die Betrachtung ein.