Makelloses Flickwerk – Die gläsernen Kopfstützen des Tutanchamun und Anderes
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Abstract
Unter den zahlreichen spektakulären Grabbeigaben Tutanchamuns (18. Dynastie) befinden sich auch zwei gläserne Kopfstützen, die zweifellos zu den prominentesten Glasobjekten des Neuen Reiches bzw. der späten Bronzezeit zählen. Diese allein aufgrund ihrer Größe und Dimensionen bislang einzigartigen Objekte haben aus herstellungstechnischer Perspektive bisher relativ wenig Beachtung gefunden. Im Rahmen naturwissenschaftlicher Untersuchungen mittels portabler Röntgenfluoreszenz-Spektrometrie ergab sich im Frühjahr 2016 die Gelegenheit einer kurzen Autopsie der Stücke. Während sie in Größe und Form sehr ähnlich gestaltet sind, unterscheiden sie sich jedoch in Farbgebung, Details der Herstellung und Dekoration sowie in ihrer Objekthistorie. Der Beitrag stellt diese Kopfstützen vor und diskutiert die im Zusammenhang der Untersuchungen gemachten Beobachtungen. So finden sich beispielsweise an einer der beiden Kopfstützen ungewöhnliche Flickungen aus »kaltem Glas«, die höchstwahrscheinlich auf eine fehlerhafte Produktion zurückzuführen sind. Es werden unterschiedliche Hypothesen zu den Ursachen der Fertigungsfehler und den unmittelbar damit in Zusammenhang stehenden Herstellungsverfahren diskutiert und gegeneinander abgewogen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Kopfstützen durch das Schmelzen in einer Form erzeugt wurden – eine Technik, die dem Wachsausschmelzverfahren in der Metallverarbeitung ähnelt. Die Ergebnisse der Untersuchungen der Glaszusammensetzung werden im Vergleich mit ägyptischem und vorderasiatischem Glas ausgewertet und interpretiert.