Mensch, Fluss und Raum: Überlegungen zur ökokulturellen Rolle großer Flusssysteme im europäischen Jungpaläolithikum
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Abstract
Im europäischen Jungpaläolithikum müssen große Flussachsen als wichtige Konstitutivgrößen menschlicher Räumlichkeit verstanden werden. Glaziale Flüsse repräsentieren in diesen Landschaften typischerweise Elemente hoher Fokalität, die sich durch die Hervorbringung spezifischer Affordanzen und Heuristiken für die menschliche Raumnutzung als besonders relevant erweisen und so eine Konvergenz von Natur- und Kulturraum begünstigen. Im frühen (Aurignacien) und späten Jungpaläolithikum (Magdalénien) schlägt sich diese Matrix in der Nutzung von Flusssystemen als Mobilitäts- und Kommunikationsachsen nieder. In diesen Kontexten fällt die Zugänglichkeit und Prominenz großer Flussläufe mit einem sozialhistorischen Kolonisationshintergrund und begrenztem Landschaftswissen zusammen. Demgegenüber lässt sich ein Abschnitt im mittleren Jungpaläolithikum (Gravettien) unterscheiden, in dem Flüsse häufiger Grenzfunktionen annehmen und dabei die heterogene Struktur des sozialen Raums abbilden. Der Fokalität von Flusssystemen kann dort demgemäß ein kulturgeographischer Konsolidierungshintergrund mit »gewachsenem« und hinreichend verfügbarem Landschaftswissen gegenübergestellt werden.