Das Bleigewicht aus dem Hofareal der Fürstin von Vix
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Abstract
Das Bleigewicht aus dem Hofareal der Fürstin von Vix
Der Mont Lassois bei Vix, Dép. Côte d’Or, zählt neben der Heuneburg zu den am besten erforschten Fürstensitzen im frühkeltischen Westhallstattkreis. 1953 wurde das späthallstattzeitliche Fürstinnengrab von Vix entdeckt. Im Rahmen des deutsch-französischen Forschungsprojektes »Keltische Fürstensitze westlich des Rheins« (1991-1997) und des französischen PCR-Projektes (Projet collectif de recherche) »Vix et son environnement« (seit 2002) mit Beteiligung der Universitäten Dijon, Kiel, Wien und Zürich wurden die Altgrabungen (1930-1974) wieder aufgenommen. Bei der Untersuchung des späthallstattzeitlichen Hofareals der Fürstin von Vix auf dem Hochplateau des Mont Lassois fand sich im nördlichen Palisadengraben ein 1862 g schweres, birnenförmiges Objekt aus Blei mit Standfläche, eiserner Aufhängeöse und Eisenhaken. In der verlorenen Form gegossen, war es offensichtlich als metrologisches Gewicht, d. h. Waag- oder Wiegegewicht, am Ende des Balkens einer Schnellwaage mit variablem Armlängenverhältnis befestigt. Aufgrund seiner Schwere eignete es sich jedoch nicht als Feingewicht für Edelmetall, sondern nur zum Abwiegen größerer Mengen im Bereich handwerklicher oder landwirtschaftlicher Produktion. Die Metrologie unterstreicht den Entwicklungs- und Organisationsstand, den die keltischen Fürstentümer am Ende der Hallstattzeit erreicht hatten. Die im Herrschaftsbereich der späthallstattzeitlichen Fürstensitze von Vix, Heuneburg und Bourges, Port Sec Sud, gefundenen Gewichte sprechen wohl für ein im Westhallstattkreis überregional gültiges Gewichtssystem mit 300 g als Grundeinheit. Dies scheint ein weiteres Argument dafür zu sein, dass diese drei Fürstensitze wohl schon in frühkeltischer Zeit ein Stadium städtischer Organisation erreicht hatten.