La Tène glass armrings in Europe
Interregional connectivity and local identity construction
Identifier (Artikel)
Abstract
Latène-Glasarmringe in Europa. Überregionale Verbindungen und lokale Identitäten
Dieser Artikel diskutiert die Herstellung, den Austausch und die gesellschaftliche Funktion von späteisenzeitlichen Glasarmringen in West- und Mitteleuropa. Jüngere Regionalstudien haben überzeugende Belege für eine dezentrale Produktion von Glasarmringen in den Oppida und in offenen Siedlungen erbracht. Trotzdem lassen erste chemische Untersuchungen vermuten, dass das gesamte Rohglas aus dem Mittelmeerraum importiert wurde. Hier werden die Ergebnisse eines umfangreichen chemischen Analyseprojektes vom Niederrhein vorgestellt und diskutiert. Zusammen mit bereits publizierten Glasanalysen aus anderen Regionen der Latènekultur kann gefolgert werden, dass die Glasarmringe aus Sodaglas, das aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammt, hergestellt wurden. Deshalb schlagen wir ein Modell von importiertem aufbereiteten Rohglas vor, aus dem in lokalen Werkstätten die Endprodukte gefertigt wurden. Weiter können zwei interessante kulturelle Schlüsse aus diesen neuen Ergebnissen gezogen werden. Zum einen ist zu vermuten, dass der umfangreiche Rohglasimport aus dem Mittelmeergebiet und der Zustrom von italischem Wein und den damit zusammenhängenden Bronzegefäßen über getrennte und unterschiedlich organisierte Austauschsysteme liefen. Zum anderen ist es überraschend, dass der exotische Ursprung des Rohglases nicht verhinderte, dass Glasschmuck ein sehr gewöhnliches Hilfsmittel beim Entstehen von einer Reihe lokaler Identitäten von Personen und Gruppen wurde, bei der der Schwerpunkt eher auf Gemeinsamkeit als auf elitärer Abgrenzung liegt.