Die „altholländische Spannmethode“
Eine historische Technik zur Bearbeitung von Leinwandgemälden in der Gemälderestaurierung der SPSG Berlin Brandenburg
Identifier (Artikel)
Abstract
Die Bezeichnung der hier zu erläuternden Aufspannung textiler Bildträger als „altholländisch“ bezieht sich auf den häufig sichtbaren Gebrauch in niederländischen Atelierdarstellungen des 17. Jahrhunderts. Auffällig sind dort die vielen Spannrahmen mit an Fäden aufgespannten Maltüchern. An den Gemälden in den Preußischen Schlössern hatten weite Transporte und eine lange Restaurierungsgeschichte viele Spuren hinterlassen. Mit der Zeit zeigten sich unterschiedliche Veränderungen. Ein langsames und kontrolliertes Herausspannen von Deformierungen war die logische Maßnahme bei geschrumpften oder losen, textilen Bildträgern. Hier zeigte sich die „altholländische Spannmethode“ als sehr flexible Variante zum Anbringen von Zugspannungen. In den provisorischen Depoträumen der SPSG im Neuen Palais lagerten viele große Gemälde ohne Spannrahmen in Stapeln auf den Fußböden. Die Konservierung und Aufspannung dieser Gemälde war ein wesentlicher Bestandteil der Bearbeitungen zwischen 2007 und 2017 vor dem Umzug in einen modern Depotneubau mit Ziehwänden. Seit 2017 sind bei einigen Aufspannungen mittels Sensoren an den Spannfäden die anliegenden Kräfte gemessen worden. Als Modell, welches die empirisch beobachteten Phänomene beschreibt, eignet sich das Prinzip des Seil- oder Flaschenzuges. Die Kraft, welche auf ein Seil mit dem anzuhebenden Objekt wirkt, verteilt sich bei der „altholländischen Spannmethode“ über die Länge der Spannränder. Die „altholländische Spannmethode“, angewandt als Variante in der Konservierung von Leinwandgemälden, bietet Möglichkeiten der Planung, Berechnung, Messung und Dokumentation der Aufspannungen.
The “Old Dutch Stretching Method” — A Historical Technique for the Treatment of Canvas Paintings in the Painting Conservation Department of the SPSG Berlin Brandenburg > Abstract siehe Seite 41
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