Weihaltäre mit Opferdarstellungen und -bezügen in der Germania inferior und den übrigen Nordwestprovinzen des Imperium Romanum
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Abstract
Auf den Weihaltären der Germania inferior finden sich in überaus großer Zahl Reliefs mit Opferszene auf der Front sowie von Kultdienern oder Kulttischen auf den Nebenseiten. Hingegen bleiben Darstellungen von Kultgefäßen und -geräten, instrumenta sacra, die auf den Votiven der Germania superior, Britanniens und Pannoniens vorherrschen, nur selten – ein Indikator für eine spezifisch niedergermanische Sakral ikono graphie. Analog zur allgemeinen Entwicklung der Votivplastik in der Region setzen die einschlägigen Altäre, die
– mit Ausnahme des Gebietes der Tungrer – aus allen Teilen Niedergermaniens stammen, um die Mitte des 2. Jahrunderts ein und klingen um die Mitte des 3. Jahrhunderts aus. Nur die Weihungen mit Wiedergabe
von instrumenta sacra lassen sich bereits in der Frühzeit der Gattung, um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr., nachweisen. Als Vorbilder für die Opferszenen, die stets die libationes zeigen und Tier opfer, wenn über haupt, nur andeuten, werden römische Staatsdenkmäler in der Region angesehen, während für die Darstellung von Kultdienern, zumeist jungen Männern, seltener Mädchen, bzw. der dreibeinigen Kulttische die be liebten niedergermanischen Grabsteine der Zeit mit Mahlrelief als Vorlagen benutzt wurden. Die Opferthema tik begegnet in Niedergermanien vor allem auf den Altären für einheimische Gottheiten, insbesondere der Matronen und mit Abstand der Nehalennia. Die Stifter gehören zumeist der Zivilbevölkerung mit Bürgerrecht an, nur wenige sind Militärs. Frauen werden als Teil der Familie relativ häufig beim Opfer dargestellt und in einheimischer Tracht präsentiert. Die Altäre mit Wiedergabe der Opfer thematik bezwecken die Selbstdar stellung der Stifter und ihrer Familie z. T. unter Betonung ihrer regionalen Identität und veranschaulichen ihre pietas erga deos, die in den Formen des ritus Romanus erfolgt. Die Kölner Weihung eines Prätorianerpräfekten, des mit Abstand höchstrangigen Stifters, könnte auf die Provinzialen als exemplum gewirkt haben.