Gräber mit Münzbeigabe im Karolingerreich
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Abstract
Karolingische Münzen (Denare und Obole) stammen nicht nur aus den beigabenarmen Gräbern von Menschen, die – wie bisher behauptet – in den nordöstlichen Regionen des Ostfrankenreiches gelebt hatten. Sie bezeugen vielmehr eine Beigabensitte, die im gesamten Karolingerreich (751-911) verbreitet war, wenngleich zu unterschiedlichen Zeiten, mit schwankender Intensität und in wechselnden Landschaften. Nach
spärlichen Anfängen unter Pippin III. dem Kleinen breitete sich die Münzbeigabensitte unter Karl dem Großen und vor allem unter Ludwig dem Frommen in fast alle Teile ihres Reiches aus, ohne aber jemals ein
Massenphänomen zu werden. Schon zur Regierungszeit von Karl III. dem Kahlen beschränkte sie sich auf das Westfränkische Reich. Seit dem späten 9. Jahrhundert wurde sie zwar überall nur noch selten praktiziert,
ist aber trotzdem nie mehr ganz verschwunden.
Den verstorbenen Christen hat man überwiegend einzelne Denare oder Obole, oftmals auch kleine Barschaften und gelegentlich sogar Münzschätze ins Grab gelegt. Diese Münzen lassen zwar auf einen gewissen Wohlstand, aber nur selten auf einen hohen gesellschaftlichen Rang der Verstorbenen schließen. Obwohl die Lage der Einzelmünzen in den karolingischen Gräbern häufig denen der spätantiken Toten oboli
entsprach, stellten sie keine Zeugnisse fortlebenden Heidentums dar. Vielmehr sollte eine mit dem Kreuz Christi und dem Herrschernamen verzierte Silbermünze den Verstorbenen beim Himmelspförtner Petrus
nicht nur als gläubigen Christen, sondern wohl auch als Gefolgsmann eines bedeutenden Karolingers zu erkennen geben und ihm dadurch eine hilfreiche Empfehlung sein.