Von Gallien nach Nordafrika. Münzen der gallischen Usurpatoren (260-274 n.Chr.) außerhalb des Gallischen Sonderreichs
Identifier (Artikel)
Identifier (Dateien)
Abstract
Die Untersuchung nicht nur der Münzschätze, sondern auch der Einzelfunde zeigte, dass offizielle Sonderreichs prägungen sowohl 260-274 als auch nach 274 im Münzumlauf des Zentralreichs nicht ins Gewicht fielen. Anscheinend wirkte sich der 260-268 gegenüber den Prägungen des Zentralreichs höhere, nach 268 mindere Feingehalt der offiziellen silberlegierten Münzen des Sonderreichs auf deren Verbreitung außer halb
des Sonderreichs nicht spürbar aus. Bei den offiziellen Sonderreichsprägungen lag eine radiale Verbreitung vor, d. h. die Menge dieser Münzen im normalen Münzumlauf nahm mit der Entfernung zum Prägeort ab. Bei den Imitationen von Sonderreichsprägungen greift jedoch eine radiale Münzverbreitung nicht, denn bei ihnen weisen die Münzreihen von nordafrikanischen bzw. kleinasiatischen Fundplätzen einen höheren Anteil auf als Fundorte in Hispanien, Norditalien bzw. Rätien. Intensive Handelsbeziehungen im späten 3. Jahrhundert beiderseits des Mittelmeers und besonders der nordafrikanische Ölexport nach Gallien dürften durch die Bezahlung des Imports einen starken Zufluss von Imitationen von Sonderreichs prägungen nach Nordafrika bewirkt haben. Außerdem löste der Verruf des alten bzw. schlechten Geldes im Jahr 274 einen schweren Geldmangel in Nordafrika aus, sodass die imitierten Sonderreichsmünzen ab 280 in den afrikanischen Provinzen an Bedeutung gewannen. Anders als in Nordafrika kam es nicht zu einem massiven Umlauf von Imitationen von Sonderreichsprägungen in Klein asien, denn ein vom römischen Staat geleiteter Zustrom von Altgeld (260-270) nach Westkleinasien kompensierte im Laufe der 270er Jahre die defizitäre Münzversorgung dieser Region und bremste damit den Zufluss von größeren Mengen von Imitationen im Namen der gallischen Usurpatoren.