Die Fundkonzentrationen der Fläche II des allerødzeitlichen Fundplatzes Niederbieber, Stadt Neuwied (Rheinland-Pfalz)
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Abstract
Durch die bisherigen Untersuchungen (Loftus 1982; 1985) sowie aktuellen Analysen konnte gezeigt werden, dass zwischen den Fundkonzentrationen der Fläche II (Abb. 10a) und den Fundanhäufungen des zentralen Fundplatzbereiches von Niederbieber (Abb. 2) erhebliche Unterschiede bestehen. Die Abweichungen betreffen vor allem die Form der Fundakkumulationen ohne die auffallenden Zonierungen, die fehlende
zentrale Feuerstelle als Mittelpunkt verschiedener Aktivitäten sowie die relativ geringen Anteile modifizierter Steinartefakte, besonders innerhalb der Konzentrationen XVIII und XIX. Eine Selektion von Grundformen und Werkzeugen zur Nutzung an anderer Stelle ist auf allen Konzentrationen der Fläche II zu beobachten. Zwei voneinander abgegrenzte Aktivitätszonen in der Konzentration XX weisen durch das Auftreten verschiedener Werkzeugtypen auf unterschiedliche Tätigkeiten hin. Innerhalb der Konzentration XX ist weiterhin die Dominanz der beiden Feuersteinvarianten nordeuropäisch bzw. westeuropäisch im Rohmaterialspektrum auffallend. Einzig in dem Befund J 4 sowie um diesen herum lässt sich das für die Fundkonzentrationen der Fläche 96-99 typische Verteilungs- und Aktivitätsmuster erkennen. Insgesamt wurde deutlich, dass die Fundakkumulationen der jeweiligen Rohmaterialgruppen als die Ergebnisse relativ kurzfristiger Zerlegungsprozesse von eingebrachten Rohstücken regionaler und überregionaler Silices gesehen werden können, wobei eine zeitlich spätere Ablagerung des westeuropäischen Feuersteins wahrscheinlich ist. Die rekonstruierten Tätigkeiten weisen auf die Beschaffung von Nahrung sowie auf eine
Weiterverarbeitung nutzbarer Faunenteile hin. Ob für die Funde und Befunde der Fläche II dieselbe Menschen gruppe verantwortlich ist, die auch die Fundkonzentrationen der Fläche 96-99 hinterlassen hat, kann
nicht mit Sicherheit gesagt werden. Jedenfalls scheinen das relativ unstrukturierte Verteilungsmuster, ein geändertes Rohmaterialverhalten sowie die Bevorzugung einer bestimmten Tierart als Jagdbeute diese
Vermutung zu bestätigen.