Zum frühlatènezeitlichen Grab 994 mit figural verzierter Schwertscheide von Hallstatt (Oberösterreich)
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Abstract
Das bereits 1875 publizierte frühlatènezeitliche Grab 994 von Hallstatt wird hier erneut vorgelegt – zum ersten Mal mit einer vollständen Dokumentation der noch vorhandenen Beigaben. Die Ausstattung mit
Eisenhelm vom Typ Berru, drei Lanzenspitzen, Schwert mit Scheide aus Eisen und Bronze, bronzenem Siebtrichter, eisernem Hiebmesser sowie mindestens einem Bronzebügel von einer Gurtgarnitur kennzeichnet
den Toten als hervorragenden Krieger und Veranstalter von Festen.
Im Mittelpunkt des Aufsatzes steht eine ausführliche Analyse der Schwertscheide mit bronzener, figural verzierter Vorderseite sowie bronzenem Ortband. Eine verfeinerte Gliederung der Ortbänder wurde dabei erstellt. Die szenische Darstellung wurde neu interpretiert: Eine Gruppe von Reitern attackiert die Soldaten zu Fuß und tötet einen von ihnen. Diese Darstellung wird genauso wie die doppelte vorhandene Szene mit den beiden Personen, die ein Rad halten sowie die Ringkampfszene auf mythische Vorstellungen zurückgeführt. Die Bildinhalte besitzen lange Traditionen – Parallelen finden sich auf spätlatènezeitlichen Darstellungen
des Gundestrup-Kessels wieder. Die gravierten Szenen sind soweit einmalig und können auch nur indirekt im Zusammenhang mit der Situlenkunst gesehen werden. Die dargestellten Details sind eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion der Bekleidung – mit Schnabelschuhen, Hose, Obergewand, aber auch zu Frisur und Bewaffnung. Der Siebtrichter aus Bronze ist einheimischer Produktion; seine lange, mit einer Lötnaht verschlossene Tülle bestimmt seinen Verwendungszweck zum Befüllen geschlossener Gefäße, etwa Kannen, d.h. im Rahmen eines komplexen Bankettes. Diese Idee setzt weitreichende Beziehungen mit der etruskischen Kultur voraus. Da der Siebtrichter als symbolischer Gegenstand für eine Bronzegeschirrgarnitur zu interpretieren ist, kennzeichnet er den Toten als Ausrichter von Festen. Mit seiner Ausstattung zeigt sich der Krieger von Grab 994 auf die Latènekultur hin orientiert, zahlreiche Parallelen sind mit Funden vom Dürrnberg bei Hallein zu ziehen. In der Stufe Lt A ist der Bergbau in Hallstatt noch nicht beendet – weitere Gräber sind an den Rändern der alten Ausgrabungsflächen noch zu erwarten. Mit Grab 994 erfassen wir einen Protagonisten der frühlatènezeitlichen Salzmine von Hallstatt.
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