Naue II-Schwerter mit Knaufzunge und die Außenbeziehungen der mykenischen Kriegerelite in postpalatialer Zeit
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Abstract
In dem Beitrag wird eine spezifische Gruppe der gemeineuropäischen Griffzungenschwerter der Form Naue II untersucht, deren Vertreter sich speziell durch einen zungenförmigen Fortsatz am Griffteil zur Befestigung des Knaufes auszeichnen. Diese Schwerter vom Typ Stätzling (bzw. Typ Allerona) besitzen ein weites Verbreitungsgebiet, das sich von Seeland im Norden bis in den Alpen- und Karpaten-Raum sowie in Teile Italiens und Griechenlands erstreckt. Typogenetische Aspekte sprechen für eine Entstehung des Schwerttyps im mykenisch-minoischen Kulturraum. Allein hier kann sich im 12. Jahrhundert v. Chr. die Symbiose zwischen der originär pannonisch-nordostitalischen Griffzungenschwertform Naue II (Gruppe A bzw. Typ Reutlingen) und der in mykenisch-minoischer Tradition stehenden Knaufzungenkonstruktion vollzogen haben. Diese prinzipielle Feststellung hat weitreichende Konsequenzen für die kulturhistorische und historische Bewertung der großräumigen Ausbreitung des Schwerttyps im 12. Jahrhundert v. Chr. Im Ergebnis verschiedener überregional vergleichender Analysen zur Typologie, Chorologie, zum Überlieferungskontext mund zur Ausstattungsstruktur der Schwertinventare wie auch weiterer Fundgruppen kann dieses Phänomen als Teil umfangreicher Austausch- und Handelsbeziehungen interpretiert werden, die zwischen der spätmykenischen Gesellschaft in der nordwestlichen Peloponnes und den westlich sowie östlich an die obere Adria grenzenden Gemeinschaften während des 12. Jahrhunderts v. Chr. stattfanden.