Gezogener antiker Draht? Zur Drahtproduktion des Kettenpanzers aus Zemplín

  • Ilyas Özşen (Autor/in)
  • Frank Willer (Autor/in)

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Abstract

Trotz seiner Bedeutung für die Schmuckforschung und die Entwicklungsgeschichte der Kettenpanzer ist die Ontogenese des antiken gezogenen Drahts nicht ausreichend untersucht. Sowohl die für das Drahtziehen benötigten antiken Zieheisen als auch das Vorhandensein antiken gezogenen Drahts gelten als zweifelhaft, weshalb in der Konsequenz Indizien für Drahtoberflächen, die auf Ziehprozesse hinweisen, vielfach als Beweis für Kunstfälschungen betrachtet werden. Zusammen mit Frank Willer, Restaurator für archäologisches Kulturgut am LVR-LandesMuseum Bonn, wurde eine neue Methode der Drahtherstellung erprobt, bei der die charakteristischen Merkmale des Drahtinneren eines Ringpanzers aus Zemplín, der in das ausgehende 1. Jahrhundert n. Chr. datiert, rekonstruiert werden konnten. Diese Experimente führten zu dem Schluss, dass der Draht für das Kettenhemd zuvor aus einem dünnen Eisenblech zusammengerollt und anschließend durch ein Zieheisen gezogen wurde. Anhand der Methode des Roll-Drawing konnte eine Technik identifiziert werden, die möglicherweise die Initiation des antiken gezogenen Drahts darstellt. Das Ziehen eines eingerollten dünnen Metallblechs reduziert im Vergleich zum Ziehen massiver Drähte signifikant die Anforderung an das verwendete Zieheisen, woraus sich auch eine neue Beurteilung der bisher bezweifelten antiken Zieheisen ergibt. Die Arbeiten erfolgten in Zusammenarbeit zwischen dem Exzellenzcluster 264 Topoi (D-5-5-1) der Humboldt-Universität zu Berlin und dem LVR-LandesMuseum Bonn.

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Veröffentlicht
2017-07-21
Sprache
de
Beitragende/r oder Sponsor
RGZM
Schlagworte
gezogener Draht, Zieheisen, Antike, Metallverarbeitung, Zemplín, Kettenpanzer, experimentelle Archäologie