RIHA Journal 0036 | 17 February 2012
Applausi festivi barriera – der Festumzug des Münchner Hofes zu Ehren Kaiser Leopolds I. im Jahr 1658*
Sigrid Epp
Editing and peer review managed by
Regina Wenninger, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Reviewers
Johannes Pietsch / Zweitgutachter bleibt auf Wunsch ungenannt
Abstract
In 1658 a festive procession was held by the Bavarian Prince-elector to celebrate the new emperor Leopold I. Reconstructing such early modern court festivals is often difficult, if not impossible, since festival reports hardly qualify as historically reliable documents. The Munich festival in 1658 is a fortunate exception thanks to the unusually rich archival material related to it. The evaluation of these hitherto unknown sources, among them the inventory of the prop room, confirms the order of the festive procession suggested by the libretto; moreover, the sources provide detailed hints concerning the costumes, the equipment of the machine and the technical realization, and they shed light on how the complex iconographic program evolved. Based on these sources, the article attempts a reconstruction of the Munich procession. This ambitious event was to become the prelude to the legendary, even more splendid festivities held four years later on the occasion of the birth of the heir to the throne in 1662, similar to events in Dresden, Paris and Vienna.
Anlass – Veranstaltungsort – Thema – Quellen
3. Bild: Der Naturkreislauf, Teil 1
6. Bild: Der Naturkreislauf, Teil 2
Vergleichbares an anderen europäischen Höfen
Die Planungen der Festlichkeiten zur Geburt des ersten kurfürstlichen Nachkommen in München von 1660
Vorschlag zu einem Aufzug mit Turnier
Themenvorschlag zu einem Turnier
Inventar der kurfürstlichen Requisitenkammer, BHSA, GHA, HHA 437
Transkription der Aktennotizen zu höfischen Festen aus BHSA, GHA, KA 644/II
* * * * *
Einführung
Anlass – Veranstaltungsort – Thema – Quellen
Am 28. August 1658 veranstaltete der bayerische Kurfürst zu Ehren des neu gekrönten Kaisers Leopold I. (1640-1705), der auf seiner Rückreise von den Krönungsfeierlichkeiten in Frankfurt vom 26. August bis 4. September in München Station machte, den Festumzug Applausi festivi barriera1 mit anschließendem Turnier. Barocke Feste mit Musik, Ballett, Oper, Theater, Bankett, Umzügen und sportlichen Wettkämpfen würden heute vermutlich als "multimediale Events" bezeichnet werden. Doch lassen sich derlei ephemere Veranstaltungen selten rekonstruieren, zumal zeitgenössische Festberichte oder gedruckte Libretti nur eingeschränkt als dokumentarische Quellen gelten können: dienten solche Publikationen doch vor allem dem Repräsentationsanspruch des historischen Veranstalters und seiner Selbstdarstellung.2 Ebenso sind die Illustrationen, die anlässlich solcher Festivitäten in Auftrag gegeben wurden, nicht als historisch verlässliche Quelle anzusehen, erst recht nicht, wenn sie bereits vor dem Ereignis selbst entstanden. Von solchen Einschränkungen ist grundsätzlich auch bei der Berichterstattung zum Münchner Festumzug auszugehen.
Dennoch stellt dieser, was Quellenlage und Rekonstruktionsmöglichkeiten betrifft, eine glückliche Ausnahme dar. Auch für diesen Umzug wurde ein Libretto3 in Auftrag gegeben, zwischen dessen 24 Textseiten eine Serie von 364 gefalteten und teils aneinandergeklebten Kupferstichen5 gebunden wurde; der erste Stich ist vom Zeichner Caspar Amort und dem Stecher Johann Schinnagl signiert.6 Neben den Einzelgruppen des Festzuges und einer kurzen Inhaltsangabe sind auch die Texte der Hymnen an den Kaiser und im Anhang die 32 mitwirkenden bayerischen Adligen in ihren Rollen überliefert. Zwar ist dieses Libretto nicht als Dokumentation im Sinne moderner Bildberichterstattung zu verstehen; doch lassen sich die Einzelgruppen so zusammenfügen, dass man den festlichen Umzug an sich "vorbeiziehen" lassen und einen Gesamteindruck gewinnen kann (Abb. 1).
1 Gesamtansicht des Festzuges7 (Ausschnitt; für die vollständige, vergrößerte Darstellung bitte klicken)
Die handschriftlichen Vermerke eines Teilnehmers und damit Augenzeugen im Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek in München8 bestätigen nicht nur die Abfolge, sondern überliefern eine noch wesentlich umfangreichere Darbietung und zeigen so zugleich Konzeptänderungen zwischen der Auftragserteilung an den Zeichner bzw. der Drucklegung und dem tatsächlichen Ereignis. Diese Änderungen sind wohl auch der politischen Situation während der langen Sedisvakanz zwischen dem Tod Kaiser Ferdinands III. am 2. April 1657 und der Krönung seines Nachfolgers und Sohnes Leopold I. am 1. August 1658 geschuldet, in der ja auch der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria als Kaiserkandidat in der Diskussion gewesen war.9 Die Huldigung des Münchner Hofes ist damit als schlussendliches Bekenntnis Bayerns zum neuen Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches zu werten,10 nachdem sich Ferdinand Maria noch bei den Krönungsfeierlichkeiten durch seine Räte Hermann Egon Fürstenberg, Carl August Leiblfing und Johann Georg Öxle hatte vertreten lassen11 – vermutlich wegen der Anwesenheit des pfälzischen Kurfürsten, obwohl doch Bayern seit Kurfürst Maximilian I. zu Recht Anspruch auf die Kurwürde der Pfalz erheben konnte.
Konzeptänderungen lassen sich auch aus der aufmerksamen Lektüre und Neuinterpretation zahlreicher, nur zum Teil bekannter archivalischer Notizen erschließen.12 Und schließlich gestattet ein bislang unbekanntes, nicht datiertes handschriftliches Inventar der kurfürstlichen Requisitenkammer, in der auch Kostüme, z.T. unter den Namen ihrer Träger, wie sie im Anhang des Librettos genannt sind, aufbewahrt wurden, einen aufschlussreichen Blick in die zeitgenössische Aufführungspraxis am Münchner Hof. Offensichtlich verfasst von einem schneidertechnisch versierten Zeitgenossen, verrät es Einiges über die technische Umsetzung einzelner Details und die verwendeten Materialien.13 Es zeigt so nicht nur die Diskrepanz zwischen programmatischen Absichten und ihrer Realisierbarkeit, sondern auch die Mittel, mit denen die beabsichtigte Fernwirkung erreicht wurde.
In der Vorrede des Librettos heißt es sinngemäß, alle Völker der Welt, die unter denselben Gestirnen wohnten und denselben Regeln des Kosmos unterworfen seien, sollten dem neu gekrönten Kaiser ihre Reverenz erweisen und seien eingeladen, ihm zu Ehren am abschließenden Turnier mit Lanze, Schwert und Pistole teilzunehmen. So zogen am Platz des Kaisers auf einem Ehrenbalkon, z.T. auf Machine, also verkleideten Wagen, die vier Tageszeiten und ihre Einheiten nach Stunden vorbei, die vier Himmelsrichtungen, verkörpert durch die Winde, die vier Kontinente, vertreten durch je zwei Angehörige von vier dort beheimateten Völkern, das Jahr mit den vier Jahreszeiten und den zwölf Monaten, veranschaulicht durch die Tierkreiszeichen, und die vier Temperamente, zusätzlich sinnfällig gemacht durch je einen Wasser- und Feuerberg für die Eigenschaften feucht/kalt und trocken/heiß, allesamt Nacht und Tag untergeordnet, mit Herzog Maximilian Philipp in der Rolle der Diana-Luna und Kurfürst Ferdinand Maria in der Rolle von Apoll-Helios. Ferdinand Marias Rolle als Sonne und die hymnische Titulatur Kaiser Leopolds als Sonne widersprechen sich, was aber offensichtlich unbemerkt blieb. Der Schmuck des geplanten Ziels des Umzuges, der Sonnenpalast, hätte jedenfalls diplomatisches Konfliktmaterial bieten können.14
Austragungsort war der Arsenalsplatz vor dem Zeughaus im östlichen Teil des Residenzgeländes.15 Das Aussehen der Arena ist im Stich überliefert, Details aus dem Planungsstadium zeigen vielleicht eine nicht publizierte Bleistift- und Aquarellskizze.16
Die Planungsentwicklung
Jacquot/Schöne haben bereits 1975 eine Serie von sieben kolorierten Entwurfszeichnungen im Cabinet des Dessins im Pariser Louvre17 mit den 36 Stichen im Pariser Exemplar des Librettos verglichen. Deren wichtigste Abweichungen bestehen in der Beschränkung auf jeweils nur einen Vertreter der Kontinente sowie dem auf einem geflügelten Löwen stehenden Apoll im letzten Wagen. Deshalb vermuten Jacquot/Schöne in der Zeichnungsserie die Planung oder Wiedergabe einer "abgespeckten" Version des Umzugs von 1658, angeblich 1661 veranstaltet anlässlich der Tauffeier für die erstgeborene Prinzessin Maria Anna Christina Victoria, auf den es jedoch sonst nirgendwo einen Hinweis gibt. Unter den bereits erwähnten archivalischen Kurznotizen, die die Autoren zu ihrer Vermutung veranlasst haben,18 befinden sich auch einige schriftliche Programmentwürfe, die jedoch eindeutig der Zeit vor 1658 zuzuordnen sind.
Ein bescheidener Vorschlag sieht lediglich vier Spanier, vier Franzosen, vier Deutsche und – für das Habsburger Reich wichtig – vier Indianer vor, repräsentiert also weder die vier Kontinente noch umfasst er das spätere kosmologische Programm. Darin hätte auch der aus England stammende Höfling Francis Roper eine Rolle als Spanier übernehmen sollen, der jedoch den Münchner Hof nach einem Skandal, in den die junge Kurfürstin verwickelt gewesen war, verlassen musste.19 Er ist nur bis 1655 unter den besoldeten Kammerherren gelistet.20 Ein weiterer schriftlicher Entwurf, in dem Roper ebenfalls als Mitwirkender vorgesehen war (und der deshalb aus der Zeit vor 1655 stammen muss) und dessen Konzept dem des Umzugs von 1658 schon eher entspricht, sieht für die vier Himmelsrichtungen jeweils vier Vertreter von typischen Völkern vor, also für den Osten (bezeichnet Aurora) einen Perser, Chinesen, Inder (der von Roper verkörpert werden sollte) und Türken,21 für den Norden (bezeichnet Notte) einen Rutenier, Samogiter, Tartaren und Moskowiter, für den Westen (bezeichnet Vespero) einen Peruaner, Brasilianer, Mexikaner und Virginianer und für den Süden (bezeichnet Mezzodì) einen Abessinier, Kongolesen, Ägypter und Mohren. Die vorgesehenen Mitwirkenden sind lediglich mit Familiennamen benannt und deshalb schwer zu identifizieren.22 Aus der Familie Crivelli lassen sich zwischen 1652 und 1654 – und nicht später! – lediglich der Kammerherr Marx Christoph Crivelli unter den Hofangehörigen und aus der Besetzungsliste des Librettos von 1658 der Page Max Crivelli ausmachen.23 Der Name Seinsheim ist nur in den Jahren 1652 bis 1655 in der Person von Friedrich Ludwig Seinsheim (1627-1675) unter den Kammerherren gelistet, 1658 ist neben dem Augenzeugen und Mitwirkenden Philipp Jakob Seinsheim, damals Truchsess und Unterstallmeister, nur noch ein Edelknabe namens Max Philipp Wilhelm Seinsheim bekannt.
Jene Planungen gehören also entweder zu einer Veranstaltung anlässlich des Besuchs des Kaiserpaares im Jahr 1653,24 zu einem kaiserlichen Besuch, der für das Jahr 1654 vorgesehen war, aber nicht stattgefunden hat,25 oder zu einem ganz anderen Anlass, aber sicher nicht zu der in der Forschungsliteratur wiederholt vermuteten Wiederholung des Festzuges von 1658 drei Jahre später (s. Anm. Fehler: Verweis nicht gefunden). Vielmehr ist für die Veranstaltung 1658 ein früheres Projekt aufgegriffen und erweitert worden, aus dessen Planungsphase sich vielleicht die Pariser Zeichnungen erhalten haben, wenn sie nicht überhaupt erste Ideen dazu im Bild festhalten.26
Der Festzug
Als Vorhut erscheint die singende Nymphe Iris als Friedensbringerin auf einem komplett als Stein- oder eher Wolkenhaufen verkleideten Wagen sitzend27 unter einem riesigen (Regen-)Bogen in der Art eines "portone o arco trionfale" mit den daran angebrachten Impresen in Rot-Weiß (für Österreich) und Weiß-Blau (für Bayern), zusammen mit einer Gruppe singender Frauen als Chor, der sich im Wechsel mit Posaunenchören und einer Hymne der Iris an den Kaiser hören ließ. Dieser Stich fehlt im Münchner Exemplar, dafür ist Iris in einer Art Nahaufnahme mit Tafeln in den Händen vor einem ungleich kleineren Bogen skizziert. Der nachfolgende reitende Merkur ist in der Kurzbeschreibung nicht erwähnt. Diese Abweichungen bestätigen, dass die Illustrationen im Libretto nicht als Bilddokumentation des Ereignisses zu begreifen sind, sondern die Einzelbilder im Verlauf der Planungen entstanden und für das Libretto zusammengestellt wurden.
1. Bild: Der Westen28
2 Westwinde, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00018)
Das erste Bild des Zuges führen drei reitende Fanfarenbläser als Verkörperungen der Westwinde ("Tre venti di ponente") in Kürassen mit breiten Querstreifen und längsgestreiften Fahnen an ihren Instrumenten an (Abb. 2). Laut Inventar trugen sie "gebapte Kiryss, gebapte Pigelhauben, Schürzell, Epollen, alles von Taubenfarben, blauen und weissen Zantel, mit blauer linwatt underfütert, und mit Mallergolt und silber geziert" – also (vermutlich aus Pappe) geklebte Kürasse, Kopfbedeckungen in der Art von Bügelhauben,29 die im Stich nicht zu sehen sind, und kurze schürzenartige Röckchen30 aus blaugrauem, blauem und weißem Sendel,31 die mit blauem Leinen gefüttert und mit aufgemaltem Gold und Silber verziert waren. Außerdem hatten die Winde "larffen, stiffel und ungarisch baar hossen", also Masken, Stiefel und eng anliegende lange Hosen,32 und je ein "baar Ermell von Pliefarben linwatt", also separate Ärmel aus wohl hautfarben (vgl. u.) gefärbtem Leinen, das die Arme nackt erscheinen ließ. "Epollen" sind von den französischen "Epaules" (Schultern) abgeleitet, eigentlich an der Oberärmelnaht eingesetzte Wülste zur Betonung der Schultern,33 die hier aber separat am Kürass befestigt wurden und eigentlich mit den blütenblätterartigen kurzen Ärmeln auf der Illustration nichts zu tun haben. Die unterschiedlichen Farbtöne in Haut- bzw. Fleischfarbe spielten eine wichtige Rolle und können nur ungenügend übersetzt werden mit apricot, pfirsichfarben, rosa o.ä.
Den Westwinden folgten die sechs auf ihren Schilden mit römischen Ziffern (IV-V-VI-VII-VIII-IX) nummerierten reitenden Abendstunden ("Sei ore del Vespero / Sechs stundt des Abents") auf dem Stich mit geflügelten Sanduhren als Kopfschmuck, mit Libellenflügeln an den Schultern und Pfeilen in den Händen. Die Stunden waren nach dem Inventar gleich kostümiert wie die Westwinde,34 jedoch gehörten zu ihrer Ausstattung "6 baar fligel und 6 gebapte schilt, drauf die stundten abgezeichnet" (Abb. 3).35
3 Abendstunden, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00064)
Ihr Kopfschmuck ist im Inventar nur als "fligl von Plech ausgeschniten, diese haben auf die Piglhauben gehert" erwähnt,36 die Machart dieser Bügelhauben ist sonst nicht näher beschrieben.
Es folgt der Karren des Abends ("Carro del Vespero condotto dalle Ninfe Esperuse"), von sechs als Kentauren verkleideten Pferden gezogen, die von sechs als Abendnymphen bezeichneten Lanzenträgerinnen am Zügel geführt werden (Abb. 4). Die Maskierung der Zugtiere könnte tatsächlich aus Pappe – "carta pista" – gefertigt und den Pferden übergestülpt worden sein.37 Zu deren weiterer Aufmachung gehörten, farblich zur Gruppe passend, "Rossduckhen" und "sechs Kapen, von blau, weiss und Taubenfarben Zantel, mit Pliefarben linwatt underfütert, mit Mallergolt und silber geziert", also wiederum aus Sendel in blau, weiss und Taubengrau, mit einem Futter aus hautfarbenem Leinen und mit aufgemalter Zier in Silber und Gold.
4 Abendnymphen mit Kentrauren, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00022)
Die sicherlich männlichen Zügelhalter waren mit Masken und Perücken in Nymphen verwandelt, trugen "larffen, Parrockh von roten haar, stieffell, Jungfernröckh von blauem Zantel, mit blauer linwatt underfürtert, und durch den Maller mit gulden stern und ainem gulden strich geziert". Zwei der Obergewänder bestanden aus "leibstuckh von pliefarben dopeltaffet und baar Epollen von Pliefarben dopeltaffet, alles mit Pliefarben linwat underfütert, auch alle mit Mallersilber geziert", vier aus "leibstuckh von Pliefarben Kapanzoll[38] und epoll", waren also gleichfarbig, aber aus unterschiedlichen Stoffen gefertigt. Alle sechs Kostüme hatten "baar Ermell von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfütert und mit Mallersilber geziert". Die Leibstücke waren auf den Leib geschneiderte, miederartige Kleidungsstücke, deren Schoßteile wie lang gezogene Lambrequins wirken,39 und wenn "pliefarben" mit "hautfarben" richtig übersetzt ist, müssten die Oberkörper wie nackt gewirkt haben. Statt des eher blau-/blaugrauen Grundtons der ersten Abteilung, der so trefflich die Dämmerung wiedergibt, überwiegen jetzt die Hautfarbe und Blau, in dem die silbernen und goldenen Verzierungen wohl den aufgehenden Mond und die ersten Sterne andeuten sollten.40
Die weibliche Personifikation des Abends (Abb. 5) hält einen Doppelschlüssel und war sicher von einem kostümierten Berufssänger dargestellt, der singend die Nachfolgenden ankündigte: den Peruaner "schwer von Gold", den "wagemutigen" Mexikaner, den Brasilianer "mit dem beredten Vogel" (dem Papagei) und den Virginianer als "Jäger von wilden Tieren". Als Kutschbockschmuck dient ein kleinerer Vogel, nach dem Hakenschnabel zu urteilen wohl weniger eine Nachtigall als der Papagei des Brasilianers.
5 Der Abend, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00023)
Die Völker des Westens ("Cavalieri del Ricco Ponente") werden auf den Stichen durch zwei Reiter repräsentiert, davon einer mit Federschirm, der andere im Federrock und mit Federkrone, denen zwei ähnlich gekleidete Lanzenträger zu Fuß folgen (Abb. 6), sowie zwei weitere Reiter, von denen der eine mit nacktem Oberkörper in einen gefleckten Mantel, der andere in gemusterte Decken gehüllt ist, wiederum begleitet von zwei Lanzen tragenden Indianern zu Fuß (Abb. 19 unten).
6 Vertreter des Reichen Westens, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00026)
Die Besetzungsliste im Anhang des Librettos, die handschriftlichen Benennungen im Münchner Exemplar und das handschriftliche Inventar nennen jeweils ein Paar aus den vier Völkern der Ritter des Reichen Westens. Im Widerspruch zur bildlichen Darstellung ist bei der tatsächlichen Ausführung also von jeweils zwei Mexikanern, Brasilianern, Virginiern und Peruanern auszugehen, zumal aus Gründen der Analogie zu den Paaren der folgenden Gruppen.41 Da sie von Adligen verkörpert wurden, sind auch die abgebildeten "Fußgänger" in ihrem Gefolge kaum als realistisch anzusehen. Hier bestehen also Differenzen zwischen der Abbildung und der tatsächlichen Ausführung. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass aus Ersparnisgründen zunächst die Wiederaufnahme eines bescheideneren Vorgängerprojekts (aus den Jahren vor 1655, wie oben erörtert) geplant war und im Libretto ein bereits vorhandener Stich verwendet wurde. Dass in keiner der Quellen Begleiter zu Fuß erwähnt sind, weist einmal mehr darauf hin, dass die Illustrationen nicht als Bilddokument des Ereignisses gelten können, allerdings sind auf diese Weise weitere Kostümformen veranschaulicht (s. u., Quellen für die Kostüme).
Im Anhang des Librettos (und übereinstimmend im handschriftlichen Zusatz des Münchner Exemplars) sind als Peruaner Damian Helfried Tilly42 und Wolfgang Joseph von Taufkirchen43 benannt, als Brasilianer Johann Veit von Maxlrain44 und Johann Hector Schad,45 als Mexikaner Max Ferdinand von Toerring-Seefeld46 und Johann Georg von Seiboltsdorf47 und als Virginier Albrecht von Fraunhofen48 und Albrecht Ulrich von Muggenthal.49
Auf den Illustrationen zeigt der erste Reiter am wenigsten nackte Haut – es müsste sich also um Paar 7 des Inventars mit den beiden Kammerherren Damian Helfried Tilly und Wolf Joseph von Taufkirchen als Peruaner handeln. Sie trugen demnach beide einen "goller von gulden leder und ain baar Ermell von Pliefarben Seiden Zaug, diese ist mit silber aintragen", also das locker sitzende ärmellose Oberteil der zeitgenössischen Soldatentracht aus Leder,50 das hautfarbene Ärmel mit Silberverzierung hatte, jedoch aus minderwertigerer Seide, denn es heißt Seidenzeug.51 Die Silberverzierungen könnten die doppelten Armreifen auf scheinbar nackter Haut sein. Die Beinbekleidung war unterschiedlich farbig "von blauen gulden" bzw. "plamranfarben gulden dobin mit Pluomen" und ausdrücklich Hosen (und nicht ungarische Hosen), demnach die weiter geschnittenen, bis zum Knie reichenden Röhrenhosen der aktuellen Männermode und nicht eng anliegende lange Beinlinge. "Plamran" ist die mundartliche Schreibweise von blümerant, das im Französischen bleu mourant hieß und blassblau bedeutet.52 "Dobin" ist Tobin, ein wertvollerer Doppeltaft für Oberbekleidung,53 hier in Blau und in Blassblau mit Blumenmuster in Gold.
Paar 16 des Inventars, Johann Veit von Maxlrain und Johann Hector Schadt, trug als Brasilianer ein "Kamonsoll" bzw. "Kamanzoll von Iesabellenfarben und weissen seiden undermischtes, gewässertes dopeltaffet, eines mit weißer linwat underfürtert, ein ungarisch baar hossen von Pliefarben Kardiss mit roter linwat underfürtert und ein Schürzl" bzw. "Schurz von gelber linwat, dies ist iber und iber mit allerlei farben strauss federn gefasst gewesen, itzt aber alles zerbrochen, und abgetrennt worden". Der Schurz aus gelbem Leinen, der einst mit bunten Straußenfedern besetzt war, ist beim zweiten Reiter deutlich zu erkennen, die ungarischen Hosen von "Pliefarben Kardiss"54 waren enge Beinlinge, die aus hautfarbenem, mit rotem Leinen gefütterten Wollstoff bestanden und nackte Beine suggerieren konnten. Als "Wilde" saßen die Brasilianer auf Fellen statt auf Pferdedecken. Es könnte gut sein, dass die Ketten, die Brasilianer, Peruaner und Mexikaner um den Hals oder die Fesseln tragen, die Säume dieser hautfarbenen Hosen und Hemden kaschieren sollten. "Pliefarben" muss also, nach diesen Kostümen zu schließen, eine der hautfarbenen Tönungen sein, wohl in einer bräunlichen Nuance.55 Im Gegensatz zu den scheinbar nackten Oberkörpern der Illustration waren die eigentlichen Oberteile der Darsteller körpernah geschnittene, nicht allzu lange Hemden, das französische Kamisol,56 vielleicht der Fasson nach vorstellbar wie das des hinteren Begleiters zu Fuß? Das Material war beige und weiß gemusterter Doppeltaft in Moiré-Optik,57 zumindest eines der Hemden hatte ein weißes Leinenfutter. "Isabellfarben" ist ein bräunliches Beige, so genannt nach der spanischen Statthalterin in Flandern, Isabella Clara Eugenia, die ihr Hemd aufgrund eines Gelübdes während der drei Jahre währenden Belagerung von Oostende 1601 bis 1604 durch ihren Gemahl Albert nicht gewechselt haben soll. Daraus wurde eine Farbbezeichnung.58
Auch die Unterkleidung von Paar 15 des Inventars, Ferdinand von Toerring und Johann Georg von Seyboltstorff (im Inventar "Herr Seiblstorf ") als Mexikaner, muss mit dem "Kamonsoll von pliefarben Kapanzoll, ungarisch baar hosen von pliefarben Kardiss, mit weißer" bzw. "pliefarben linwat underfütert" viel nackte Haut suggeriert haben, darin der Abbildung durchaus entsprechend. Der kurze Schurz, wie ihn die Illustration zeigt, ist zwar nicht erwähnt, wohl aber der auf der Abbildung nach Husarenart über der rechten Schulter getragene "ungarische Manntl",59 der eine "von weiß und roten silbern legatur", der andere "von goltfarben und weiß silbern ligatur, beide forn herunter mit weißen halbseiden ligatur60 aufschlag, sonst mit roter linwat underfütert". Vielleicht wurden diese Mäntel geschlossen getragen, so dass der dargestellte Schurz nicht sichtbar war? Das Muster dieser Mäntel dürfte dennoch dem auffälligen Fleckenmuster auf dem Stich nicht ganz entsprochen haben.
Albrecht Ulrich von Muggenthal und Hans Albrecht von Fraunhofen als Paar 14 des Inventars wirkten mit "ain Pliefarben Kamanzoll, von Kapenzoll mit Pliefarben linwat underfütert und ain ungarisch baar hosen von bliefarben kardiss", also hautfarbenem Hemd und Beinlingen aus Wollstoff, sicher ebenfalls so, als trügen sie nur Haut unter den "2 Schurz auf die Tirgische Teppichart". Der Virginier61 auf der Abbildung scheint tatsächlich zwei gemusterte Decken mit langen Fransen um die Hüfte und schräg um den Oberkörper geschlungen zu tragen, die für den Verfasser in der Art türkischer Teppiche gewebt schienen. Diese vier Teppiche waren "von vier farben, mit lang Arißfransen auch von vier farben bzw. aus roter linwat lang weiß fransen von vier farben mit roter linwat underfütert", darunter mindestens rot und weiß. "Arißfransen" bestanden aus grobem Leinen.62 (Vgl. unten, Quellen für die Kostüme)
2. Bild: Der Norden63
Drei Fanfarenbläser (Abb. 7) mit Sternen auf den dunkelgrundigen Fahnen ihrer Instrumente und auf ihren Kürassen als Vertreter der drei Nordwinde ("Tre venti di Tramontana") führten die zweite Gruppe an, kostümiert wie die nachfolgenden sechs geflügelten Nachtstunden ("Sei ore di notte / Sechs stundt der nachts") zu Pferd.
7 Nordwinde, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00032)
Neben "ungarischen hossen von schwarzer linwatt" gehörten dazu "gebapte Kiryss, Piglhauben mit zween fligel, Schürzl, Epoll, alles von schwarzem Zantel, und mit schwarzer linwatt underfütert, mit Mallergolt, als mit gulden sternen und strichen geziert", sowie schwarze Ärmel aus Leinwand für die Winde und hautfarbene für die Stunden, und natürlich Masken und Stiefel. Die Ziffern der Nachtstunden X-XI-XII-I-II-III auf ihren Schilden waren mit goldenen Lettern geschrieben. Auf dem Stich halten sie Sterne in den Händen, ihr Kopfschmuck aus Sanduhren ist auch hier nicht näher beschrieben.
Sie kündigten den Wagen mit der schlafenden Personifikation der Nacht ("Carro di Notte condotto dalle Ninfe Esperidi") an, zu deren Bekleidung wohl das "Leibstuckh von schwarzem Ainfachen Taffet mit Mallergolt geziert, und ein gross baar Ermell von gulden dockh,[64] mit blauer linwatt underfürtert" aus dem Inventar gehörte. Der Wagen ist auf dem Stich mit einer Eule und einem kleinen Drachen dekoriert und wird von sechs Pferden gezogen, bedeckt von "Ross deckhen und sechs Kapen von schwarzem Zantel, mit schwarzer linwatt underfürdert, mit Mallergolt verziert". Zügelhalter waren sechs Hesperiden mit Schäferstäben, die als Männer wieder "larffen, stiffel und Parackhen von roshar, aussen ain Pandten von gulden dockh", also ein goldenes Haarband tragen mussten, außerdem "Schwarz Junffern Röckh, leibstuckh und Epollen, alles von schwarzem Zantel, mit schwarzer linwatt underfütert, mit mallergolt geziert". Einen weiteren Farbkontrast bildeten die " Ermell von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfütert, mit Mallersilber geziert".65
Die Gruppe der acht Vertreter des kalten Nordens ("Cavalieri di forte Tramontana"), besteht aus zwei Reitern in Turban, halblangem Kapuzenumhang über mit Tressen verschlossenen, fußlangen Kaftanen, den Säbel an der Seite, zwei Reitern in langen, gestreiften und gefältelten Hosen, auf der Hüfte geschoppten Übergewändern und Kappen, mit Kurzdolch in der Hand, zwei lanzentragenden Begleitern zu Fuß, ähnlich gekleidet mit Feder an ihren phantasievollen Kappen (Abb. 8), zwei Reitern mit Köcher und Bogen in kurzen gefleckten Fellen über engen Hosen und mit pelzverbrämtem Hut, zwei Reitern mit Köcher und riesigem Bogen in langen Mänteln über ihrem Gewand mit einer Reihe riesiger kugeliger Knöpfe, mit Turbanen und Reiherfeder über der Stirn, und zwei Begleitern zu Fuß mit hohen Kappen. Zwar stimmt nun die Anzahl der Reiter mit den genannten acht Rittern überein, allerdings wirkt der jeweilige Partner auf der Illustration wie eine Art Schatten, als seien auf einem Stich mit vier Hauptdarstellern diese verdoppelt worden – wiederum ein Hinweis auf die mutmaßliche Planänderung und nachträgliche Verdoppelung des Personals.66
8 Vertreter des kalten Nordens, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00040)
Die singende Nacht hatte schon den "unerschrockenen Geto", den "nach Ruhm dürstenden polnischen Krieger" und den "grausamen Tartar" beschworen und den "Seita" ermahnt, nicht bewaffnet zu fliehen.67 Handschriftliche Einträge und Anhang des Librettos nennen als Moskowiter Viktor Fraunberg68 und Ottheinrich Fugger,69 als Tartaren Adeodatus Tanner70 und Frobenius Fugger,71 als Samogieter Franz Haunsberg Junior72 und Ferdinand von Preysing-Moos73 und als Rutenier Friedrich Wilhelm Tattenbach74 und Johann Franz Fraunhofen.75 Ottheinrich Fugger heißt im Inventar unter Paar 13 "Fugger von Helgensberg", statt Victor Fraunberg ist Herr von Seiblstorf ein weiteres Mal genannt, der ja schon als Mexikaner auftrat. Offenbar liegt hier eine Verwechslung vor oder es hat eine kurzfristige Umbesetzung gegeben.
Die Moskowiter trugen demnach "ein ungarisch baar hosen von plau geblaimbten damaßt, mit weisser linwat underfütert" und einen "Ungarisch Rockh von weiss geblaimbten halbseiden ligatur, mit weisser linwat underfütert, forn herunter mit blau seiden Pinte" bzw. "Panter" und "leonischen gulden gallones darauf gebrambt". Der auffällige Schlingenverschluss des Rockes auf dem Stich hätte also aus blauseidenen Bändern und "gallones" bestanden, tressenartiger Besatz aus unechtem – leonischem – Gold.76 Der eine hatte darüber einen "Manntl mitsambt dem Kragen von Nakherfarben geblaimbtem damaß ohne fueter" geworfen, sein Partner "einen Manntl mitsambt dem Kragen, von leibfarben geblaimbten damaßt ohne Futter". "Nakherfarben" ist das französische nacarat, eine Fleischfarbe von bräunlich-blassem Orangeton oder ein helles Ziegelrot.77 Die Moskowiter hatten zweifelsohne prächtige Mäntel aus kostbarem gemustertem Damast in Schattierungen, die wir heute wohl als "Terracotta" bezeichnen würden, über den weiß und blau gehaltenen Untergewändern. Von ihren blaugeblümten ungarischen Hosen aus Damast wäre allerdings nichts zu sehen gewesen, wenn die Röcke wie auf der Illustration tatsächlich bis zu den Knöcheln gereicht hätten, es sei denn, sie waren seitlich hoch geschlitzt wie bei dem hinteren Begleiter zu Fuß. Die Männerkostüme der Ungarn und Polen unterschieden sich in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts deutlich von denen der Westeuropäer (vgl. Abb. 9a und 9b): Über den engen Beinlingen reichte ihr langärmeliger Rock bis knapp zum Knie und war in der Taille lose gegürtet. Dabei konnte dieser Rock durchaus aus einem enger geschnittenen Oberteil mit langen, weiteren Schoßteilen bestehen. Der darüber geworfene Mantel, nur unter dem Kinn geschlossen, reichte hingegen bis zur Wadenmitte und war wohl eher ein Umhang mit Schlitzen, um die Arme hindurch zu stecken.78
9ab Ungarn und Polen auf der Europakarte (Randvignetten) in Willem Blaeu, Theatrum Orbis Terrarum sive Atlas Novus, Pars quinta, Faksimile London 1970 nach dem Atlas Novus 1654
Adeodatus Tanner und Christoph Frobenius Fugger als Paar 9 des Inventars hatten als Tartaren über "ain ungarisch baar hossen von rotem Cardiss", die sich der Illustrator gestreift und weiter geschnitten vorstellt, "ainen Rockh von Pliefarben geblaimbtem Atlaß" bzw. "gemussirten Kapanzoll, darauf ist ain Kragen von gelben Atlaß mit leonischen gulden gallones aufgemacht, dieser Rockh ist forn herab mit grian dopeltaffet gefütert, in disem Rockh sint zwei baar Ermell auß von gelbem atlaß, bzw. Kapanzoll, von grün dopeltaffet stüzell daran, das ander von weissen doppeltaffet darunter, auf diesen rockh seindt vergolt hilzen knöpf". Der hervorgehobene (gelbe) Kragen ist auf der Illustration gut zu sehen. "Stüzell" sind Unterarmstutzen in der Art langer Manschetten. Es scheint, als sei als Pendant zu einem wertvolleren Rock aus geblümtem Atlas ein weniger kostbarer aus gemustertem "Kapanzoll" angefertigt worden, wie dies ähnlich bei den Moskowitern der Fall war – vielleicht wiederum ein Indiz für eine bereits vorhandene einfache Ausstattung und ihre nachträgliche Verdoppelung? Der Farbkontrast zwischen dem bräunlichen Stoff des Rockes mit gelbem Kragen und grünem Besatz auf der Vorderseite, den Doppelärmeln in Gelb und Weiß und den roten Hosen war sicher augenfällig. Von den nahezu immer unerwähnt gebliebenen Kopfbedeckungen sind hier die "Kappen von gelbem Atlaß, ist ausgeschniten mit leonischen gulden gallones aingefasst" hervorgehoben.
Die Herren Franz von Haunsberg und Ferdinand von Preysing-Moos waren laut Inventar als Paar 2 bekleidet mit "ain ungarischen Rockh von 4 farbigem klain geblümtem atlaß, ain ungarisch baar hossen von Plameranfarben Cardiss und ain Kapen von blau und weiss silbernen ligatur dise ist mit ainem Mädern beuch underfürtert", also mit Marderbauchfell. Die auffällig gefleckte Samogieter-Tracht der Illustration ohne sichtbaren Verschluss ist mit dem "4 farbigen klein geblümten atlaß" des Rockes aus der Inventarbeschreibung nur schwer in Einklang zu bringen, auch wenn die Samogieter, eigentlich Samojeden und die heutigen Litauer, tatsächlich pelzgefütterte Kappen tragen. Ihre blau, weiß, silber und blassblaue Tracht war trotz der gemusterten Oberteile farblich recht dezent.
Als Rutenier, eigentlich Ruthenen und mit den heutigen Weißrussen zu identifizieren, bilden Oberstjägermeister Gottfried Wilhelm von Tattenbach und Johann Franz Desiderius von Fraunhofen im Inventar Paar 5. Beide trugen ein Ton-in-Ton-Kostüm mit "ain ungarisch baar hosen von grianen Kapzol, ain ungarischen Rockh von grian geblaimbten damast, mit grianer linwat underfütert, forn herab, und auf den Ermelln mit leonischen gulden Gallones aufgemacht" und "ain ungarische Manntl von Seiden Zeug von underschidlichen farben, dieser hat von grian damassten Aufschlag". Der "ungarische Mantel" mit Damastaufschlag konnte als am Kragen geschlossener Umhang im Vergleich zur Tracht der Moskowiter auch fußlang sein.
3. Bild: Der Naturkreislauf, Teil 179
An dieser Stelle gab es statt der eintönigen Fortführung des Themas eine Machina als Einschub, d.h. einen fahrenden Berg, den Monte d'acqua mit einem Brunnen und sechs Posaune blasenden Nymphen darauf (Abb. 10).
Dahinter ritten die Verkörperungen der Sommermonate, lateinisch beschriftet ("Martius" bis "Augustus") und kenntlich gemacht mit "gebapte schilt darauf die […] himlische Zaichen gemallen", also Bilder der Sternzeichen Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löwe und Jungfrau. Alle tragen lange Federn an ihren flachen Baretten; laut Inventar waren sie kostümiert mit "gebapte Kiryss von blauer Farb gemallen, gebapte Piglhauben mit silber geziert, fligl von Papir gemacht, Schürzl mit schurpen von gelbem Zantel, mit gelber linwatt underfütert, mit Mallersilber geziert, Epoll von blauem Zantel mit Mallersilber geziert, Ermell von blauer linwatt, ungarische hossen von blauer linwatt, stiffell und larffen". Die Farben der Kostüme waren also gelb, blau und silber, die Materialien Sendel, Leinen und Pappe.80 Zu diesem kosmischen Kreis gehörten die personifizierten Temperamente, der weibliche Sanguiniker ("Il sangue ripresentata per upolito") behelmt und mit einem Wiedehopf81 auf der Hand auf einem galoppierenden Pferd, der Phlegmatiker ("La flemma representata per la Talestrida") auf ruhig schreitendem Pferd und einer schilfartigen Pflanze am Helm und als Pferdezier sowie Kommandostab.82
10 Monte d'acqua, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00046)
Den Naturkreislauf bestimmt Luna-Diana, die auf ihrem versilberten Wagen folgte und von Herzog Max Philipp ("La Luna Massimiliano Duca di Baviera") verkörpert wurde, über sieben Laute spielenden Atlantiden ("Sette Atlantidi in Carro") thronend.83 Das weibliche Prinzip war feucht und kalt – deshalb hatte der Wasserberg das Bild eingeleitet. Das Sechsergespann wird geführt von sechs Seleniden ("Carro della Luna condotto per le Ninfe Selenidi") mit Eichenlaub- und Federkopfschmuck und Speeren,84 natürlich männlichen, mit "larffen" maskierten Zügelhaltern, mit "Parrockhen von Rosshar" und "Junffernröckh, leibstuckh, Epollen […] von grianem Zantell, mit grianer linwatt under fürtert, und mit Mallersilber gezirt, Schürzel, ermell von leibfarben Zantel, mit roter linwatt underfütert […] mit Mallergold geziert". Die hautfarbenen Ärmel dienten sicher auch dazu, die kräftigen, vielleicht behaarten Männerarme zu verdecken. Dem Wagen folgten vier als Lanzen tragende Seleniden verkleidete Edelknaben ("Ninfe Selenidi con lancie in mano"), darunter Lorenz August von Toerring, Franz Heinrich von Closen und Max Philipp Wilhelm Seinsheim, im Widerspruch zur Illustration nicht als Frauen verkleidet, sondern gewandet in "ungarische Röckh von grün doppeltaffet, mit grüner linwatt underfütert, darauf seindt hilzen versilberte Knöpf über ungarischen baar hossen von grünem Cardiss mit grüner linwatt underfütert" mit "Stiffell". Auf dem mit "larffen" maskierten Kopf hatten sie "ungarische heibl mit grünem dopeltaffet iberzogen".85
Dass an dieser Stelle auch ein Handpferd mitgeführt wurde, weiß nur der Augenzeuge zu berichten, der Zusatzinformationen im Münchner Exemplar des Librettos gibt: "Ain handtperdt für ihr Dtl. Herzog Maximilian ist zu fueß geführt worden mit grüner dekhe mit weiß Undermischt, ein diener ist gemelten handpferdführer mit grün rökh angethan." Darauf saß Karl Jakob von Sigertshofen,86 der "Druchgeseß" von Herzog Maximilian Philipp, dessen Kostüm das Inventar auflistet als einen "ungarischen Rockh von grianen und weiss silbern ligatur mit roter linwat underfürtert, mit hilzen versilberten Knöpfen aufgemacht, ungarisch baar hossen, von grian und weiss legatur mit weisser linwat underfütert". Das Begleitpersonal trug mit Grün und Weiß die Farben der Diana.87
Die personifizierten Temperamente sind vervollständigt durch den Melancholiker ("Malinconia representata per l'Antiope"), verkehrt herum auf dem Pferd sitzend mit riesiger Helmzier, im Inventar benannt als Amazone Penthesileia, und den Choleriker ("la Colera ripresentata per la Pentesileia") in voller Kampfrüstung mit vergittertem Helm und einen Morgenstern schwingend auf einem sich aufbäumenden Pferd, benannt als Amazone Antiope;88 hinzu kommen die sechs Verkörperungen der Wintermonate mit den Sternzeichen Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische, die den Jahreskreislauf vervollständigen. Sie waren wie die Sommermonate kostümiert.
4. Bild: Der Osten89
Für die vierte Gruppe, beginnend mit drei reitenden Fanfarenbläsern mit Blumenkränzen im Haar als personifizierte Ostwinde ("Tre venti di Levante"), waren "Trompeter fahn von weissem Zantell von allerlei Pluamenwerkch darauf gemallen" vorgesehen, wie sie der Illustrator wiedergibt (Abb. 11). Neben den üblichen "larffen" und "Parackhen von Rosshar" sollten sie offenbar barfüßig sein, und ihre "gebapte Kiryss, Schürzl, Epoll von weissem Zantell, mit weisser linwatt underfütert von allerlei Pluamenwerkckh darauf gemahlen" mit "ungarisch baar hossen von weisser linwatt" kombiniert.90 Ärmel fehlen hier. Offensichtlich sollte der Blumendekor auch auf den Morgen des Jahres, den Frühling verweisen oder auf den Morgen des menschlichen Lebens, die Kindheit, denn diese Gruppe symbolisierte den Beginn des Sonnenlaufs, den Osten.
11 Ostwinde, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00062)
Hier muss jedoch ein Planwechsel stattgefunden haben, denn die Kostüme der sechs (in der Illustration, vgl. Anm. Fehler: Verweis nicht gefunden) blütenstreuenden reitenden Morgenstunden ("Sei ore di Aurora / Sechs stundt des Morgenß") (Abb. 12) sind ein weiteres Mal und gleich neunfach im Inventar vorhanden. Das neue Farbkonzept für sie und die Ostwinde bestand aus "Rot bepaiste Kirüss, Pigelhauben, Rote baar fligl, alles von Mallergold geziert, gepabte schilt, rot angestrich und die stundten darauf von golt gemall, Schürzl mit schuppen, Epollen, alles von leibfarben Zantel, mit leibfarben linwatt underfütert, mit Mallergolt geziert, Ermell von leibfarben linwatt und Ungarisch Hossen von leibfarben linwatt". Die einfarbigen Kürasse der Illustration waren also rot gebeizt und dürften zusammen mit den hautfarbenen Tönen und den wenigen goldenen Verzierungen, darunter die Stunden IIII-V-VI-VII-VIII-IX, die Farben eines Morgenhimmels durchaus wiedergegeben haben – wenn auch das anderswo "aurorafarben" genannte Orange-Gelb fehlt.
12 Morgenstunden, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00020)
13 Aurora, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00067)
Dazu passte der rote (vermiglio) Wagen mit der noch unfrisierten Morgenröte oder Aurora, die sehr anschaulich den Vorhang ihres von einem Hahn bekrönten Pavillons beiseite schiebt (Abb. 13). Der Wagen ist außerdem mit einem Maikrug oder "Maipuschen von Plech ausgeschniten" verziert. Die sechs blumengeschmückten Stiere des Gespanns sollten ursprünglich mit weißen Schabracken versehen werden, farblich passend zu der Erstausstattung der Ostwinde, die dann ungenutzt blieben.91 Tatsächlich benötigten die Zugtiere dann "Rossdekhen, mit sambt dem Zugehörigen, 6 Kappen, alles von leibfarben Zantel, mit roter linwatt underfürtert, diese decken und Kapen sint alle mit Mallergolt geziert" und werden von sechs blumengeschmückten Zügelhalterinnen mit Schäferstangen, den Titoniden,92 geführt. Mit "larffen" und "Parrackhen von Rosshaar" in Frauen verwandelt, müssen sie dann die "Junffernröckh von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfütert, und durch den Maller von allerlei Pluamenwerck darauf gemallen, anders harumb mit ainem silber strich von Mallersilber" getragen haben, dazu "sechs Leibstuckh und Epoll von leibfarben Zantell, mit Mallergolt geziert, Ermell und Schürzl von weissem Zantel mit weisser linwatt underfütert, und mit Mallergolt ainen Strich darauf gemacht". Die Kleidung der Zügelhalter war also aus einer ersten Idee übernommen, der Bruch in der farblichen Aufmachung ist offensichtlich. Die Konzeptänderung ist wohl eine Hommage an die österreichischen Nationalfarben, denn Aurora singt vom Himmel, der mit dem österreichischen Purpur bemalt sei und aus dem mit dem neuen Kaiser eine neue Sonne aufsteige, und fordert die nachfolgenden Völker des Ostens auf, dies gebührend zur Kenntnis zu nehmen.
Diese acht Ritter des Ostens ("Cavalieri di Gran Levante") präsentieren sich als zwei Reiter in Turban mit Federschmuck und einem Mantel über kurzem Rock, zwei Reiter mit breitrandigen Hüten und Sonnenkragen über getigertem Gewand, zwei Begleiter zu Fuß mit Lanzen (Abb. 14), zwei Reiter in kurzer Tunika, einer mit Sonnenschirm aus Federn, zwei bärtige Reiter mit Maharadscha-Turban und Schnabelschuhen und zwei weitere Begleiter zu Fuß. Handschriftlich eingetragen und im Anhang genannt93 sind als Perser Hans Christoph von Preysing94 und Georg Rudolph Haslang95 (s.o. Anm. Fehler: Verweis nicht gefunden zur Verwechslung Peruaner/Perser), Chinesen Bonaventura Fugger96 und Ferdinand Wartenberg,97 Inder Hieronymus Metternich98 und Ferdinand von Toerring-Seefeld99 sowie Türken Franz von Neuhaus100 und Hans Heinrich Haslang.101
14 Ritter des Ostens, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00070)
Die Perser Christoph von Preysing und Rudolph von Haslang trugen als Paar 4 des Inventars "ain ungarischen Rockh von geflambtem dopeltaffet, mit roter linwat underfütert, forn herab mit rotem Karmesin dopeltaffet aufschlag und mit gemalten hilzen Knöpfen" über "ain baar ungarische hossen von rotem Cardiss". Bei den Mänteln scheint wiederum die Notwendigkeit bestanden zu haben, zu einem bestehenden ein möglichst passendes Pendant zu schaffen, denn der Mantel von Graf Preysing war "von rotem Kamäth mit geflambtem dopeltaffet aufschlag, und mit roter linwat underfütert", der von Baron Haslang "von Nakherfarben Raschetan mit roten linwat underfütert, und von geflambtem Topeltaffet aufschlag". Der Rasch war ein lockeres glattes Woll- oder Seidengewebe, der "Kamäth" ist wohl Kamelot, ein Mischgewebe mit Kettfaden aus Seide und Schussfaden aus Wolle.102 Beide Kostüme führen alle möglichen Rottöne vor.
Bonaventura Fugger und Ferdinand von Wartenberg als Paar 3 des Inventars erschienen als Chinesen in "ain ungarisch baar hossen von Plameranfarben Cardiss", Fugger hatte "ain ungarischen Rockh von kunigsfarben damass mit Jesabellenfarben dopeltaffet besezt, und mit leonischen gulden geschlingen und Knöpf aufgemacht darauf ain ausgeschniten Krag", und Graf von Wartenberg "ain ungarischen Rockh von nackherfarben damasst, auf beiden Seiten wie auch forn an den Ermell mit leonischen Portten gebrambt und mit ainem ausgeschnidten Kragen". Auch hier scheint das Problem bestanden zu haben, ein möglichst ähnliches Pendant zu einem vorhandenen Rock zu schaffen. Die ungarischen Röcke sehen zwar auf der Illustration sackartig aus, entsprechen aber in ihrer lockeren Form der Hongreline, ihre ausgeschnittenen Krägen sind ebenfalls zu erkennen. Königsfarben ist wohl ein dunkles Blauviolett.103 Fugger saß auf einer "Satldukhen von grianen und rot silbern legatur, die dukhen ist mit weiss grian und roten Ariß fransen aufgemacht", Wartenberg auf "einer Satldukhen von blau und goldfarben legatur, mit goltfarben, blau und rotem arißgarn und mit falschen golt undermischten fransen aufgemacht". Die extra betonten aufwändigen Satteldecken, die einen Pferderücken vom Sattel bis zum Hinterteil bedeckten, wären unter den langen Gewändern allerdings kaum zur Geltung gekommen, ebenso wenig die langen ungarischen Hosen, und deshalb entsprach das Kostüm der Chinesen wohl kaum der Illustration.
Die beiden Inder Hieronymus Wolf von Metternich und "der Jung Herr von Sefelt" waren laut Inventar Paar 12, gekleidet in "ain Rockh von grian geblümten damaß, ohne fueter, diese ist auf die Sämer art gemacht",104 darunter "ain Kamanzoll, von fleischfarbenem Ohnmassin" bzw. "Taffet, mit weisser linwat underfütert", über "ain ungarisch baar hosen von fleischfarben ohnmassin/taffet mit apfenfarben linwat underfütert die Hossen sind alle zerrissen, und nit mehr zugebrauchen". Die bloßen Beine und Arme unter den kurzen losen, zart gestreiften Tuniken auf der Illustration stimmen mit den hautfarbenen Hosen und Hemden des Inventars überein, über denen futterlose geblümte und scheinbar ärmellose Oberteile getragen wurden. Ormesin, eigentlich Armoisin, war ein Taft mittlerer Qualität, deshalb haben die Hosen wohl trotz des Futters nicht allzu lange bestanden. Als Apfelfarbe kann man ein leuchtendes Grün annehmen.105
Franz von Neuhaus und Johann Heinrich von Haslang waren nach dem Inventar Paar 10 und als Türken bekleidet mit "ain ungarische Rockch von weiss geblaimbten damast, mit weisser leinwat underfütert, diese hat vergolte hilzen Knöpf und ain ungarisch baar hossen von rotem Cardiss mit weisser leinwat underfütert". Darüber hatten sie "ain ungarisch Manntl von 9 farbig Seiden Zeug mit weiss geblaimbten damast forn herunter gefürtert", und diese kurzen Mäntel mit ihrem weißgeblümten Besatz, hier allerdings deutlich mit kurzen Ärmeln, gibt die Illustration genau wieder, wie auch die auffälligen Kugelknöpfe.
5. Bild: Der Süden106
Es folgten konsequenterweise drei reitende Fanfarenbläser in Sonnenkostümen als Verkörperung der Südwinde ("Tre venti di Mezzogiorno") und die sechs berittenen geflügelten Mittagsstunden ("Sei ore di Mezzogiorno / Sechs stundt des Mittings") mit Flammenbündeln in den Händen. Als Kopfschmuck hatten alle neben den "Larffen" und "Parakhen von Rosshar … gebapte Pigelhauben, darauf von ausgeschniten Plechen flammen mit Mallergolt geziert", radförmige Sonnenscheiben aus Blech also und nicht die Sanduhren der Illustration. Passend dazu waren die drei "Trompetenfahnen von gelber linwath, auf beiden Saiten mit flammen von gelben Zantel gefasst"107 und die Stunden X-XI-XII-I-II-III auf ihre Schilde gemalt. Über mit "gelber linwatt underfüterten hossen" ohne Farbangabe trugen sie "geflambte Claid, als von gelbem Zantel und mit Maller golt geziert" und "röckh mit sampt den zugehörig krägen",108 die als rund geschnittene Schulterkrägen in Zackenform zu erkennen sind.
Der nächste Stich zeigt den muschelförmigen vergoldeten Wagen des flammenhaltenden Mittags ("Carro mezzogiorno condotto per le Ninfe Lampaduse") mit einem Adler als Wagenverzierung,109 gezogen von sechs als Greifen verkleideten Eseln oder Ochsen, wie man an den langen Schwänzen und Klauen sieht (Abb. 15), die von sechs als Frauen verkleideten Zügelhaltern geführt werden. Die Greifenfiguren hätte man aus Pappe fertigen müssen wie die Kentauren des ersten Bildes (s.o. und Umsetzung u.). Die Zügelhalter trugen "Röckh von gelben Raschetan, mit gelber linwath underfütert und Leibstuckh von leibfarben Zantel, mit leonischen gulden und silber portten gebrambt, mit von gelbem dopeltaffet lang und groß Ermell, Schürzel mit schurpen von leibfarben Zantel, mit leibfarben linwatt underfütert und mit leonischen gulden und silbern Portten gebrambt" und zusätzlich "Schürzel von gelbem Topeltaffet, so umb die bauch gehören, diese sint mit gelber linwath underfütert". Um die Ärmel saßen weitere "schürzl von weisser linwatt, so forn herumb um die Ermell zupinten".
Auch die Zugtiere waren mit "Rossdeckhen mit sambt dem Zugehörigen geschmückt und mit Kapen, alles von gelbem Zantel mit gelber linwatt underfütert und von dem Maller mit golt, und roten feurflammen geziert". Die aufwändige Zier der Kleider ist deutlich zu erkennen, die Röcke waren hier aus Rasch gemacht.
15 Greifen als Zugtiere, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00080)
Die acht Ritter des heißen Südens ("Cavalieri di ardente Mezzogiorno") (Abb. 16 und 17) sind zwei reitende Dunkelhäutige in weitem ärmellosen Mantel über einem Kleid und Turban mit einem Pfeil in der Hand, zwei Reiter in kurzem, gegürtetem Kleid, Kurzmantel und Turban mit Feder, gefolgt von sechs Begleitern zu Fuß, einer mit einem tellerartigen Sonnenhut, zwei reitenden Mohren in tressenverziertem kurzen Kleid über Hosen in orientalischem Zuschnitt und Turban, zwei weiteren reitenden Mohren, scheinbar nackt bis auf ein Lendentuch mit riesigem Federkopfschmuck, und schließlich zwei Begleitern mit nacktem Oberkörper zu Fuß.110
16 Ritter des heißen Südens I, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00084)
17 Ritter des heißen Südens II, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00086)
Bei dieser Gruppe gibt es beträchtliche Abweichungen zwischen Amorts Illustration und den schriftlichen Quellen: Nach der Aufstellung im Anhang des Librettos und dem handschriftlichen Eintrag im Münchner Exemplar waren Abessinier der "alt herr" Albert von Toerring111 und Johann Adolf Starzhausen,112 Congitaner Franz Royer113 und Albert Wilhelm Lösch,114 Mohren Max Toerring115 und Johann Matthias Pienzenau116 und Ägypter Georg Christoph Haslang117 und Max Preysing.118 Als Paar 11 des Inventars trugen die Abessinier "ain Rockh von grian geblaimbten damaß mit brait leonischen silbern gallones gebrambt, mit hilzen versilberten Knöpfen, mit grianer leinwat underfürtert", dazu Toerring "ain baar hossen von gelben Atlaß mit gelber linwat underfürtert" und Starzhausen "ain baar hossen, von gelben gemussirtten Kapanzoll, mit weißer leinwat underfütert". Auf der Illustration tragen die Abessinier aber eindeutig Mäntel, und den auffälligen Schlingenverschluss haben auch die Mohren – vielleicht war man sich über das Kostüm nicht einig, vielleicht liegt auch eine Verwechslung oder eine Änderung der Reihenfolge vor.
Ihnen folgten laut Aufstellung und handschriftlichem Vermerk die Congitaner, dargestellt von Franz Royer und Albert Lösch, nach dem Inventar jeweils "alain", hier zusammengefasst zu Paar 6. Royer war danach gekleidet in "ain baar ungarische hosen von schwarzen Seiden Wamesin und ain Wamaß [Wams] von schwarzen Seiden Wamasin, dise ißt alles mit schwarzem Parchet[119] underfürtert", und wirkte optisch sicher wie ein nackter Schwarzer, dessen Hüfttuch noch nicht einmal erwähnt ist. Sein Partner Lösch hatte hingegen "ain Kamansoll von fleischfarben ohnmaßin mit Golt farben linwat underfütert, darüber ain Schürzl von blauen damast, mit blauen linwat underfürtert, mit leonischen gulden gallonen gebrambt und ain ungarisch baar hossen, von Plifarben Kardiss". Zwar ließ auch dieses Kostüm seinen Träger eher wie einen Halbnackten, nur mit einer Schärpe Bekleideten wirken – auch wenn hier "Plifarben" und "fleischfarben" angegeben sind, sollte doch wohl der Eindruck von Nacktheit entstehen – jedoch ist schließlich nur ein Schwarzafrikaner realisiert worden, obwohl doch ein schwarzes Wams und schwarze Hosen recht einfach herzustellen gewesen wären. Das Paar, dem die Kostüme eindeutig zuzuschreiben wären, bildet aber in der Illustration den Abschluss – hier sind also die Reihenfolge und zumindest ein Kostüm geändert worden.
Die Mohren der Aufstellung, Johann Matthias von Pienzenau und Max von Toerring-Jettenbach, trugen als Paar 8 über "ain ungarisch paar hossen von roten Kardiss einen Rockh von gelb und weiss silbern legatur, mit gelber linwat underfürtert und mit leonischen gulden gallones aufgemacht, es seindt auch hilzen vergolt Knöpf darauf und darüber einen Manntl von leibfarben gewässerts dopeltaffet, mit Plameranfarben gewässertes dopeltaffet underfürtert" – also blassblau gefütterte Mäntel aus hautfarbenem Doppeltaft in Moiree-Optik über roten langen Beinlingen und gelb, weiß und silber gemusterten Röcken mit Tressenverschluss. Die Mäntel fehlen in der Illustration, es sei denn, Abessinier und Mohren hätten den Platz im Zug getauscht.
In jedem Fall handelt es sich bei den Mohren nicht um Schwarzafrikaner, sondern um Mauren, also Araber,120 die, als Nachfolger der in Südspanien ansässigen Mauren nach ihrer Konversion "Morisken" genannt, zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter dem Herzog von Lerma endgültig in das heutige Algerien vertrieben worden waren.
Schließlich bleiben als Ägypter Max von Preysing und der im Inventar als Teil von Paar 1 "Oberstkammerer" genannte Georg Christoph Haslang. Sie trugen über "ain ungarisch baar Hosen von rotem Cardiss ainen ungarischen Rockh von 4 farbigem groß geblaimbten Atlaß und ain Mantl von Plameranfarben gerigeltem Kapenzoll", zum zweiten Paar der Illustration passend, auch wenn ihre Mäntel, die das Schlupfloch für die Arme gut sehen lassen, nicht gestreift wiedergegeben sind.
Nach Libretto-Text, Aufbewahrung der Kostüme und handschriftlichem Eintrag war die Reihenfolge: Abessinier, Congitaner, Mohren/Mauren und schließlich Ägypter mit den wichtigsten Amtsinhabern bei Hof als krönendem Abschluss, für den Amort allerdings die Schwarzafrikaner, also die Congitaner als Blickfang wählte – ein weiterer Hinweis auf den zweifelhaften Dokumentationscharakter der Illustrationen. Nach den Vorbildern zu urteilen, die Amort für seine Kostümentwürfe benutzt hat (s.u.), ließ er die Mohren/Mauren, die Ägypter, die Abessinier und schließlich die Congitaner aufeinander folgen.
6. Bild: Der Naturkreislauf, Teil 2121
Eine weitere Machina mit fünf Posaune blasenden Frauen auf einem als rauchender Vulkan Ätna verkleideten Wagen ("Monte Etna") – für das männliche Prinzip heiß und trocken – führt das letzte Bild an, gefolgt von den drei personifizierten Frühlings- bzw. Sommermonaten zu Pferd. Die Frühlingsmonate waren (nach der Anzahl der Kostüme im Inventar) exakt so gekleidet wie die zunächst geplanten Ostwinde aus Bild 4, also mit "gebapte Kiryss, auf disen seind von allerlei Pluamenwerckh gemahlen, darzue Schürzl, baar Epoll von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfürtert, und von allerlei Pluamenwerckh darauf gemahlen, ungarische hossen von weisser linwatt, Parackhen und larffen", die Sommermonate hingegen trugen neben den "larffen gebapte Kiryss, darauf sindt Korn Echen gemallen, Schürzl, Epoll von weissem Zantel mit weisser linwatt underfürdert und sint Korn Echer darauf gemall und ermell von weisser linwatt". Dazu gehörten "gebapte schilt, auf iedem ist ain Monat gar schön abgezaichnet".
Hinter ihnen kamen, ebenfalls zu Pferd, die ersten beiden personifizierten Jahreszeiten, der Frühling durch Vertumnus ("Vertunno Ripresentante Primavera") mit Blumenschmuck verkörpert und bekleidet wie die zu ihm gehörenden Monate, der Sommer als Triptolemos ("Trittolemo Ripresentante l'Estate") mit Ährenkranz.
An dieser Stelle folgt im Stich der Wagen des Gottes Apoll, der aber, wie der Vermerk des Augenzeugen zeigt, Höhepunkt und Abschluss bildete. Somit muss der zweite Teil des kosmologischen Themas hier vorgezogen werden, nämlich die personifizierten reitenden Jahreszeiten Herbst als Alkinous ("Alcinoo Representante Autunno") mit Weinblättern im Haar und einem Füllhorn voller Früchte, und Winter als doppelgesichtiger Janus ("Giano Ripresentante l'Inverno") mit zwei Schlüsseln. Sein Kostüm bestand aus einem "Manntl von grian und weiss silbern legatur, dieser ist mit weiss und schwarzem Samet fornherumb gefütert, ein gebapte Piglhauben mit ainem stulpp dieser ist mit fehrwammen122 gefütert, ungarisch baar hossen von gelber linwath, stiffel, zwo larffen und zwen hilzen schlissel, ainen vergolten und ainen schwarzen". Die sechs reitenden personifizierten Herbst- und Wintermonate mit vegetabilem Kopfschmuck für die Herbst- und Pelzmützen für die Wintermonate ("Tre mesi d'Autunno, Tre mesi d'Inverno") komplettierten den Zyklus. Die Kostüme der Wintermonate bestanden aus "stiffel, larffen, langen Röckh von rot und weiss halb seiden ligatur, darzue gehörig auch Kapen, die Röck sind dumhauss mit fuchß gefütert, die Kapen aber nur an dem stulpp", die der Herbstmonate aus "gebapte kiryss, Piglhauben, auf disen sint Weinbleter gemahlen, Schürzl, baar Epoll von Pliefarben Zantel, mit Pliefarben linwatt underfütert, sint auch Weinbleter darauf gemahlen, ungarische baar hossen und Ermell von Pliefarben linwatt und larffen".
Schließlich kam der reich geschnitzte, vergoldete Wagen von Apoll, dargestellt von Kurfürst Ferdinand Maria, mit Sonnennimbus und einem Lorbeerzweig in der Hand und den musizierenden neun Musen im Wagen ("Carro del Sole condotto dalle Ninfe Eliadi Nove Muse dentro Il Sole Ferdinando Maria Elettore"), als Schmuck ein geflügelter liegender Löwe (Abb. 18).
18 Apoll und die neun Musen, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00097)
Er wurde von einem Sechsergespann gezogen, geführt von sechs Heliaden mit vergoldeten Bogen.123 Sie trugen alle "weis daffete Junffernröckh", vier überdies besetzt mit "leibfarb Seiden Priglportten" und zwei mit "schmalle gulden und silber mit roten seiden undermischte Portten", "diese weiss daffete Röckh sint durch den Maller mit silbern und roten flamen geziert worden", dazu "gelbe leibstuckh, Epollen diese Stuckh sint von gelbem Topeltaffet und mit Mallergolt geziert und Ermell von weissen Zantel mit weisser linwatt underfürdert, mit Mallersilber geziert, Paruckhen von gelb geferbten harmass, larffen und Stiffell". Hier waren also Blondinen vorgetäuscht, gekleidet in weiß und gelb und geziert mit Gold, Silber und ein wenig Rot. Der aufwändige Pferdeschmuck bestand aus "Rossdeckhen mit satl, und dem Zuegehörigen, Kapen, alleß von gulden dockh, mit leonischen gulden Gallonen gebramt, und mit gelber linwatt underfürtert, sowie Halfter von gulden leder, diese sint alle geflochten".
Es folgten acht Edelknaben als Heliaden ("Eliadi 8 a piedi Churftl Edlkhnaben") mit Pfeil, Bogen und anderen Waffen, darunter Francesco Orsi, Max Adam von Ow, Johann Philipp Tichemer, Ignaz von Haslang, Max Crivelli, Johann Albert Pienzenau und Johann Andreas Wolckenstein. Farblich ins Bild passend bestand ihre Gewandung – entgegen der Kostümierung auf dem Stich – aus "ungarisch Röckh von gelbem Topeltaffet mit vergolten hilzen khnöpfen, diese sind mit gelber linwat underfürdert, ungarische baar hossen von gelben Cardiss mit gelber linwatt underfürdert, Stiffell, Parockhen, larffen und ungarische Heibel mit gelben dopeltaffet iberzug".
Laut Augenzeugenbericht ritten nach dem Wagen des Kurfürsten 32 Herolde in Viererreihen mit jeweils einem Spruch auf ihren Fahnen, deren Chronogramme 32-mal das Jahr 1658 ergaben. Der Stich verschweigt diesen Auftritt, der aber durch das Inventar bestätigt wird, denn vorhanden waren "32 Gewohlen Röckh von gelbem dopeltaffet so mit gelb seiden franßen Ringsumb aingefasst und mit gelber linwatt underfütert, sind auf iedem Rockh als hintten und forn ain Lehrb von golt darauf gemallen, 32 baar ungarische hossen von gelber linwatt, 32 gebapte Pigelhauben mit flammen von golt darauf gemallen, 32 Parrockhen von gesotnem Rosshar, 32 larffen und 32 fahnen von roten dopeltaffet, Ringsumb mit gelb seiden fransen eingefasst, ist auch in iedem fahrnen ain vergolter Lorbarkhranz mit gulden schriften".124 Vorgesehen war sogar, die "giltigen" Buchstaben, d.h. die der Chronogramme, golden, die "ungiltigen" silbern zu malen.125 Die Titulaturen waren natürlich immer auf den neuen Kaiser gemünzt, beispielsweise (meine Übersetzung) "Du wirst die Säule des Glaubens sein" (erIs CoLVMna fIDeI), "das Haupt der Welt ist ein Soldat Gottes" (MILes DeI CapVt orbIs), "liebenswerte Zier Österreichs" (aMabILIs aVstrIae DeCora), aber auch "Ein Bündnis vereint Österreich mit den bayerischen Rauten" (boIos foeDera LIgat aVstrIa rhoMbos).
Schließlich benötigte auch der Kurfürst für die Teilnahme am Turnier sein Handpferd, das vom kurfürstlichen Bereiter Balthasar Hünzham mitgeführt wurde, der das letzte der Kavalierskostüme aus dem Inventar trug, nämlich "ain ungarischen Rockh, von grossen geblaimbten gelb und weiß silbern ligatur, mit roter linwat underfürtert, darauf sint vergolte hilzen Knöpfh und ain ungarische baar hosen, von roten Kardiss mit roter linwat underfütert", selbstverständlich farblich passend zur letzten Gruppe. Der Augenzeuge berichtet sogar von zehn weiteren Pferden, alle "mit gelben dekhen beklaidt", deren Zügelhalter "gelbe rökh und weiß stiveleten" trugen, "ist alles sehr schön hörlig Undt prächtig zu sehen gewest". Das kurfürstliche Pferd war ein "Dürkhisch pferdt ein Lirgtbraunes ohne dekhen, aber mit einem Dürkhischen Sattl Und Zeug gezürhet, uber und uber Sattel und Zeug mit lauter guaten stainen Versezt, die hörlich glanzeten […] von so hohem Valor was nur diß pferdt al gezürhet, dass nit zu beschreiben Undt sich indermann darob Verwunderte […]".
Der kurfürstliche "Druchgeßeß, Vorschneider und Understallmeister" Philipp Jakob von Seinsheim zu Schwindegg, "auf türkhisch gekleidet, auf einem spanischen Pferd so ein schimmel gewest", umgeben von gelb und rot gekleideten Lakaien, brachte den Kopf, den die Kavaliere zu treffen hatten.126
Endlich kam die Musikkapelle, sechs "trombetter mit einer Hörpaukhen Undt aber mahl sechs trombetter, welche continuirlich allerlay schone aufzüg blürsen", bis zum kaiserlichen Thron. Neben diesem saßen die Kurfürstinwitwe Maria Anna, die regierende Kurfürstin Henriette Adelaide, Herzog Albrecht der Leuchtenberger und die Frauenzimmerangehörigen nebst anderen Kavalieren. Selbst die Aufmachung der Kapelle lässt sich rekonstruieren mit "13 Röckh von gelbem Tuch für die Trompeter und den Hörpaugh, die warh somit mit leonischen gulden und Portten aufgemacht, mit gelber linwath underfütert, 13 baar ungarische Hossen von gelber linwatt, Stiffell, larffen und 14 fahnen von gelbem dopeltaffet, 12 für die Trompeter, die mit gelb seiden fransen auf drei Saiten aingefasst, zween fahnen gehörig iber die hörpaugen, die zween sind mit gelber linwath underfütert".
Die Umsetzung
Quellen für die Kostüme
Die Anregungen für die Bekleidung der fremden Völker könne man, so einer der vielen Vorschläge aus dem mehrfach zitierten Sammelakt, dem "Atlante di Blou. E delle navigationi di Giovanni Hugo de Lindschotten" entnehmen.127 Jedes der beiden kartographischen Werke enthält Illustrationen, an denen sich Caspar Amort ganz offensichtlich orientiert hat, wie der Vergleich mit seinen Kostümvorschlägen zeigt. Willem Blaeu hat in Amsterdam 1635 das Theatrum Orbis Terrarum sive Atlas Novus herausgegeben, dem 1662 die Prachtausgabe des Atlas Maior in elf Bänden mit Beschreibungen der Länder aller Kontinente folgte, je nach Kundenwunsch mit handkolorierten Illustrationen, die größtenteils der Atlas Novus-Ausgabe von 1635 entnommen waren.128 Die Reisebeschreibungen Jan Huygen van Linschotens aus Südamerika und Asien waren Bestseller seit ihrem Erscheinen Ende des 16. Jahrhunderts.
Die Diskrepanzen zwischen Amorts Illustrationen und den tatsächlich ausgeführten Kostümen sind bereits beim Vergleich mit den Beschreibungen im Inventar zu Tage getreten. Blaeus Illustrationen sind als Quelle für zumindest einige von Amorts Kostümvorschlägen erkennbar.
Zehn Randvignetten halten die wichtigsten Einwohner des damals bekannten Amerika auf der Übersichtskarte im Atlas Novus fest.129 Ein knapp hüftlanges loses Kittelchen tragen dort sowohl der Peruvianer als auch einer der Insulani de la Moche in Chili, dessen weiterer Hosenrock den europäischen Vorstellungen sicher näher kam als die kurze schwarze Hose des eigentlichen Peruaners. Auch die Kopfbedeckung hat Amort lieber nach dem Vorbild des Rex Floridae gestaltet.
19 Mexikaner, Virginier und Brasilianer aus der Gruppe der Ritter des Westens, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00028)
Am beeindruckendsten und dekorativsten war wohl die Bekleidung des Brasilianers (Abb. 6 und 19), der in der Gruppe der Ritter des Reichen Westens gleich viermal vertreten ist. Die Kopfbedeckung mit den hochstehenden bunten Federn und den tiefsitzenden Gürtel mit langen bunten Federn tragen in Blaeus Atlas die Personifikation der Amerika und in den Randvignetten der König von Nova Albion (Kalifornien), die Federkette, die in Amorts Gruppe den letzten Begleiter zu Fuß schmückt, trägt auf den Randvignetten zumindest der brasilianische Krieger. In Hans Weigels Trachtenbuch Habitus praecipuorum populorum von 1577 war dies das Erscheinungsbild der südamerikanischen Völker in Brasilien und Peru. Da die Brasilianer als Kannibalen galten und im Atlas noch dazu völlig nackt wiedergegeben sind, war ihre immer noch sparsame Bekleidung im Münchner Festzug das vertretbare Minimum.
Caspar Amort scheint auch die Bekleidung seines Mexikaners aus dem Atlas Novus übernommen zu haben, wenn auch sein Kostümvorschlag mit dem knielangen gemusterten Umhang und der Federschurz eine Mischung aus den beiden Mexikanern im Atlas darstellt. Das lange, um die Stirn gebundene Tuch des einen hat er in eine gedrehte Stoffwulst mit langen flatternden Bändern umgedeutet (Abb. 19). Unabhängig davon hatte Christoph Weiditz auf seiner Reise nach Spanien 1529-32 eine Indianerin in ähnlicher Aufmachung in seinem Skizzenbuch festgehalten (Abb. 20).
20 Indianerin. Aus: Das Trachtenbuch des Christoph Weiditz von seiner Reise nach Spanien 1529 und den Niederlanden 1531/32, Berlin/Leipzig 1929, Tafel XVIII, Bl. 1
Amorts Virginier (Abb. 19) jedoch ist wieder eine Mischung aus den schlichten, um die Hüfte gebundenen Fellen oder Tüchern mit verziertem Saum der Virginianer im Atlas und des Rex Floridae, der sein gemustertes Tuch ebenfalls locker schräg über dem Körper trägt und auf einer Schulter verknotet hat.
In den zehn Randvignetten der Karte von Asien130 befinden sich auch Abbildungen eines Moscoviter- und eines Tartarenpaares, die im Festzug Teil der Ritter des Nordens sind. Amorts (verdoppelter) Moscoviter zu Pferd ist eine nahezu wortwörtliche Motivübernahme aus Linschotens Illustration zu den in Indien lebenden Portugiesen, jedoch hat ihm Amort die pelzverbrämte Kopfbedeckung, den hohen Stehkragen und den auffälligen Schlingenverschluss des langen Gewandes als typische Merkmale der Moscovitertracht aus der Vignette des Atlasses gegeben. Die Hängeärmel des Mantels sind aber in einen kurzen losen Umhang umgedeutet. Die große Russlandkarte in der Ausgabe des Atlasses von 1662 zeigt zusätzlich zwei Gruppen Russen, an denen die Pelzmützen und der auffällige Verschluss, der zugleich Verzierung war, genauer studiert werden können. Details wie die Verschnürung finden sich schon in Weigels Trachtenbuch und die Vorlage für die phantasievolle, zipfelige Kappe des letzten Begleiters zu Fuß kopierte Amort von dort oder von den Vordergrundfiguren in Pieter Coeckes Sitten und Gebräuche der Türken.
21a Ruthenier aus der Gruppe der Ritter des Nordens, Applausi Festivi Barriera … (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00042)
21b Griechen auf der Europakarte in Willem Blaeu, Theatrum Orbis Terrarum sive Atlas Novus, Pars quinta, Faksimile London 1970 nach dem Atlas Novus 1654
Wie nachhaltig Weigels Trachtenbuch gewirkt hat, ist an der Motivübernahme bis in minimale Details beim Tartaren in Blaeus Atlas und bei Amort ersichtlich, der ihm nur gestreifte lange Hosen verpasst hat, während seine Quelle für das Samogieterkostüm unbekannt ist. Immerhin wird im Vergleich mit der Pelzverbrämung des Gewandes der Moscoviterin klar, dass Amort an einen Kittel aus geflecktem Fell gedacht hat. Sein (verdoppelter) Ruthenier (Abb. 21a) trägt wohl auch eine Kappe mit breitem Pelzbesatz und keinen Turban. Denn das Gewand mit der auffälligen dichten Kugelknopfreihe auf der Brust hat sein Vorbild im Griechen auf der Europakarte im Atlas (Abb. 21b), wenn auch der lange Umhang mit hochgestelltem Kragen und die Bewaffnung mit Bogen und Köcher sich deutlich an den Gewändern der Russen orientiert.
Nicht ganz so eindeutig ist die Vorbilderfrage bei der Gruppe der Ritter des Ostens zu klären, deren Gewänder im Festzug durch die reich gemusterten Damaste auffielen. Den auffälligen Turban des Persers aus den Randvignetten der Asienkarte hat Amort mit einem prächtigen Federbusch noch auffälliger gemacht, das kurze Gewand mit dem Mantelumhang widerspricht geradezu den Vorbildern im Atlas. Doch auch hier ist Weigels Trachtenbuch bei der Klärung hilfreich: die Ecken des in der vorderen Mitte geschlossenen Übergewandes steckten die Reiter wegen der größeren Beinfreiheit einfach in den Gürtel. Immerhin respektiert sein Chinesenkostüm die Gewandlänge und die Form des Hutes und den Sonnenkragen hat er dem Gewandschmuck der Chinesin nachempfunden – ein Motiv, das schon bei Linschoten auftaucht. Das leichte ärmellose Gewand von Amorts Inder lässt an dünne flatternde Stoffe denken, die die Begleitabbildungen zu seiner Asienkarte jedoch nicht wiedergeben.
Die türkischen Gewänder hätten den Europäern vertraut sein müssen. Doch ist auch hier der Vergleich mit den Abbildungen im Atlas eher allgemein, sieht man einmal von dem Knopfverschluss des Rockes auf der Brust, dem eher lose umgehängten Mantel und dem Turban ab. Die Anregungen in Coeckes Sitten und Gebräuche der Türken sind keine wörtliche Übernahme, sondern betreffen Details wie die kurzen Schlitze der langen gemusterten Gewänder für die Beinfreiheit oder die dekorative Drapierung des Umhangs über dem Pferderücken. Immerhin schien Amort die eigenwillige Kopfbedeckung der Syrerin so bemerkenswert, dass er sie zweien seiner Begleiter zu Fuß gegeben hat. Letztlich hat sogar noch der "türkische Kaiser zu Pferd" aus Hans Weigels Trachtenbuch (Abb. 22a) für die Kleidung von Amorts Türken Pate gestanden.
22ab Türkischer Kaiser zu Pferd und Ägypter, Weigels Trachtenbuch, 1577, CLXXXVII bzw. CCXVII (Faksimile Unterschneidheim 1969)
Über die möglichen Vertauschungen der reitenden Paare im Bild der Ritter des Südens wurde schon gesprochen, ähnlich offen muss die Frage nach den Anregungen für die Kostüme Amorts bleiben. Die beiden als Abessinier Bezeichneten fallen durch die pludrige Kopfbedeckung auf, wie sie im Atlas (bedingt) der Marokkaner aus den Vignetten der Afrikakarte, und aus den Vignetten der Asienkarte der Balaguater und der Inselbewohner von Sumatra haben, dessen überweiter knielanger Rock der Bekleidung von Amorts Abessinier noch am nächsten kommt. Auch der lange lose Rock mit Schalkragen des Ägypters hat ein ähnliches Erscheinungsbild.
Die Gewänder der als Weiße dargestellten Congitaner sind dem (natürlich) schwarzen Krieger des Kongo im Atlas so unähnlich, dass wiederum nur dem Trachtenbuch Weigels die entscheidende Anregung zu entnehmen ist, nämlich dem auffälligen Armschlupfloch im Mantel seines Ägypters, getragen über einem oberschenkelkurzen Rock ohne Verschluss (Abb. 22b). Dabei hat Amort den Krieger aus dem Kongo für den letzten Begleiter zu Fuß fast in allen Details übernommen, was im tatsächlichen Festzug so jedoch nicht realisiert wurde.
Die Kostüme des angeblichen Mohren/Mauren und seines hinteren Begleiters zu Fuß mit ihrem oberschenkellangen, mit einer Schärpe gegürteten Rock über Pluderhosen und dem Turban sind auffällig; ähnlich ist im Atlas der Abessinier kostümiert – bei Amort ist das Kostüm des Mohren nur etwas mehr verziert. Das Motiv findet sich bei dem viel früher erschienenen Linschoten. So blieb für die beiden Schwarzen (von denen ja nur einer tatsächlich realisiert wurde) der Bewohner des Senegal mit seinem gestreiften, quer um den Körper geschlungenen Tuch, dessen Federkopfschmuck Amort aber dem kongolesischen Krieger entnommen hat.131 Sein scheinbar bis auf eine Schärpe nackter, aber hellhäutiger Partner im Festzug mag, der Kostümbeschreibung nach, den Mercatores in Guinea, den Accolae Capo Lopo Gonsalvi oder dem "König von Madagaskar" ähnlich gesehen haben.
Materialien
Verkleidungen wurden auch bei fürstlichen Veranstaltungen mitunter aus einfachen Materialien hergestellt oder bei passender Gelegenheit wieder verwendet;132 das wird auch aus den Kostümbeschreibungen im Münchner Inventar deutlich.
Unter Kurfürst Maximilian I. waren (auch kriegsbedingt) keine derartig aufwändigen Feste gefeiert worden, aus der noch jungen Regierungszeit Ferdinand Marias ist nur das Turnier Mercurio e Marte discordi von 1654 bekannt, von dem sich die ebenfalls im Inventar aufgeführten zahlreichen Gewänder "mit forn herunter auf gehefften Maschen" und solchen "mit kleinern, mittern und grossen schurppen" erhalten haben könnten, die für die neue Thematik aber kaum zu gebrauchen waren. Die Wahl "ungarischer" Röcke und Hosen für die Bekleidung der fremden Völker ist wohl in bewusster Abgrenzung zur hochaktuellen Rheingrafenmode getroffen worden, wie sie die Illustrationen zu jenem Turnier zeigen. Bis 1658 hatte sich also im Kostümfundus der Münchner Residenz noch keine derartige Fülle von Kostümen ansammeln können, die man ohne Weiteres wieder zum Einsatz hätte bringen können,133 sie mussten also neu angefertigt werden.
Dass das Bühnenkostüm im 17. Jahrhundert eher ein Bühnenkleid war, also der normalen Bekleidung mit passenden Accessoires ein bühnenwirksames Aussehen verliehen wurde, kennen wir von zahlreichen erhaltenen Kostümvorschlägen zu den "Wirtschaften" an europäischen Höfen oder beispielsweise vom Porträt der badischen Fürstin als Mohrin.134 Den Beschreibungen im Münchner Inventar nach zu schließen, sind nicht hochmodische Einzelstücke, sondern wenige Modelle in einheitlichen Zuschnitten verwendet worden (wenn man einmal ausschließt, dass es dem Verfasser lediglich an einem differenzierteren Vokabular mangelte); dies ist auch unter praktischen Gesichtspunkten wie der Vorab-Fertigung der zahlreichen Kostüme anstelle der Maßschneiderei plausibel. Neben den "ungarischen Hosen" gab es demnach die simplen "Hosen", die man sich um 1660 mäßig weit und bis zum Knie reichend vorzustellen hat. Außer in Einzelfällen ("goller", "camisol", "Schurz", "Wams") bestehen die Oberteile der männlichen Figuren aus dem "ungarischen Rock" mit (Doppel-)Ärmeln und dem (ungarischen) Mantel, also einem Umhang ohne Ärmel. Die Kostüme der weiblichen Figuren hatten sogar noch weniger unterschiedlich definierte Formen mit "Jungfernröcken, Leibstücken", (Doppel-)Ärmeln und den dekorativen Schürzchen, außerdem durch "Epollen" betonte Schulterpartien. Abgesehen von praktischen und finanziellen Erwägungen war die Einzelform eines Kostüms für die Fernwirkung weit weniger entscheidend als seine Farbe und signifikante Details.
Nur wenige Kostüme bestanden aus wertvollen, gemusterten Seidenstoffen wie Atlas und Damast, eher schon aus (einfachem) Taft, Doppeltaft, Halbseide oder Tobin. Noch leichter waren Seidenzeug, Wamasin, Ormesin und Rasch. Als Wollstoff sind Kardis und wohl Kapanzoll verwendet, daneben einmal Kamelot. Auch Leder und Samt kommen nur je einmal vor. Für den Ausputz sind Ariß, leonische Borten und zweimal Fell verwendet worden. Fast allen Kostümen aus leichten und preiswerteren Stoffen wie dem Sendel war mit Leinwandfutter Stand und eine größere Strapazierfähigkeit verliehen worden. Die Verzierungen waren aufgemalt und nicht etwa aufgestickt wie beim Dekor des kurfürstlichen Handpferdes und damit für die Fernwirkung gemacht. Fernwirkung hatten auch die Farben, vor allem dann, wenn sie von einer vielköpfigen Gruppe getragen wurden.
In jedem Fall sind die Kostüme, die Amort für die Illustrationen erfunden hat, bei Weitem phantasievoller und abwechslungsreicher als jene, die dem Inventar nach tatsächlich ausgeführt wurden. Amorts Zeichnungen (und die Stiche danach) hätten also allenfalls als Anregungen für die Schneiderwerkstätten dienen können oder, was noch wahrscheinlicher ist, der prachtvollen Gestaltung des "Werbeträgers" Libretto, das den Aufwand und den Kenntnisreichtum am Münchner Hof zeigen sollte.
Trotzdem zeigt die einmalig günstige Quellenlage eindeutig, dass eine zunächst wohl weniger umfangreich geplante Veranstaltung zahlreiche Planungsphasen durchlief, aus denen auch ein illustriertes Libretto hervorgehen konnte – Reihenfolge und Rollen sind ja gleich mehrfach bestätigt. Es kann daher nicht nur als reines Propagandamittel verstanden werden, sondern hat tatsächlich seinen Anteil an der Veranschaulichung historischer Realität.135
Accessoires und Machine
Die technische Umsetzung der invenzioni hat zwar Kopfzerbrechen bereitet, doch waren etliche Probleme andernorts bei früheren Gelegenheiten bereits gelöst worden.
So werden in den Planungsentwürfen für die 24 Stunden, die 12 Tierkreiszeichen und die 12 Monate 48 cavallini, kleinwüchsige Pferde reklamiert, alle von einer Farbe, und natürlich müsse ein Reitmeister die 48 jungen Darsteller lehren, wie man ein Karussell reite.136 Die Zugtiere des Mondwagens sollten idealerweise Hirschen sein, aber man zweifelte zu Recht, dass diese abzurichten seien. Stattdessen lautete ein Vorschlag, als Zugtiere für Dianas Wagen große englische Hunde wie Panther herzurichten, was offenbar ebenfalls unterblieb. Die Kentauren hätten eigentlich dunkelbraune Ochsen in bemalter Verkleidung sein sollen, was Amorts Illustrationen jedoch nicht berücksichtigen.137 Die Hinterteile und Schwänze der Paarhufer unter den Greifenmasken deuten auf Esel, aber in Analogie zum Wagen der Aurora, der von weißen Ochsen gezogen werden sollte, mögen auch für den ersten Wagen Ochsen verwendet worden sein.138 In jedem Fall zeigt sich auch hier, dass Illustrator und Requisiteur(e) durchaus parallel gearbeitet haben, auch wenn der erstere sich für eine Lösung entscheiden konnte, die dann womöglich gar nicht realisiert werden konnte oder sollte. Den Zugtieren Hauben aus Karton in Form von Kentauren und Greifen überzustülpen, wäre allerdings ein Wagnis gewesen, obwohl ein auf die Herstellung von derlei Tiermasken spezialisierter, allerdings im Umgang offenbar etwas schwieriger Maler in Augsburg ansässig war.139 Derart strapazierte Zugtiere mussten natürlich von starker Hand geführt werden, was die zahlreichen Zügelhalter(innen) erklärt, ganz abgesehen von der optischen Überzeugungskraft eines so zahlreichen, gleichfarbig und gleichartig gekleideten Personenaufgebotes.
Eine teilweise Maskierung der Zugtiere hatte es bereits bei früheren Anlässen gegeben, beispielsweise bei den Hochzeitsfestivitäten für Ferdinand III. und Maria von Spanien am 3. März 1631 in Wien, wo die Wagen mit den Musikern mit fingierten Hirschen und Einhörnern bespannt waren – kleine Schimmel hatten sich dort als tauglich erwiesen.140 Bei der Stuttgarter Hochzeit des Herzogs Johann Friedrich 1609 waren ebenfalls Pferde in Einhörner und bei der Innsbrucker Kolowrat-Hochzeit 1580 sogar in Panther verwandelt worden,141 Masken in Haubenform sind bis zu den Erörterungen in den Münchner Archivalien aber nicht bekannt und ihre Realisierung scheint fraglich.
Wie die scheinbar selbst fahrenden Machine realisiert werden konnten, zeigt die Konstruktionszeichnung eines Drachens aus dem Jahr 1635, wie er in Modena vorgeschlagen wurde.142 Vorstellbar sind aber auch einige unter der Verkleidung aus Pappe verborgene kräftige Burschen, die einen solchen Wagen schieben konnten, derlei Einzelheiten sind aber leider in keinem Fall überliefert. Die technische Umsetzung der fahrenden und mit Personal besetzten Berge, von denen es in Stuttgart 1609 gleich sieben gab, wird man sich ähnlich vorzustellen haben:143 Auf dem einen stand ein Springbrunnen, von einem mit Laub und Blumen geschmückten flogen lebende Vögel auf, ein weiterer war als Helicon gestaltet und mit einer Pegasusfigur, Pfauen und den neun Musen besetzt.144 Es ist aber nicht ganz auszuschließen, dass das Figurenpersonal auf den fahrenden Bergen in München aus Pappe gemacht war.145
Kleinere Accessoires wurden, wie gesehen, aus Holz, Pappe und Blech gefertigt, und selbst hier ist ein Detail wie die Sanduhren als Kopfbedeckung der Stunden in der Kostümierung der Personifikation der Zeit 1609 in Stuttgart schon verwendet worden.146
Vergleichbares an anderen europäischen Höfen147
Wie die Technik waren die Inhalte des Münchner Umzuges zwar nicht einzigartig, aber einzigartig komplex. Dies zeigt der Vergleich mit anderen Festivitäten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts.
Der Umzug und die verschiedenen Turniere zur Hochzeitsfeier in Stuttgart 1609 etwa waren zwar überwältigend aufwändig, aber ohne ersichtliches einheitliches Programm gestaltet gewesen. Neben den antiken Gottheiten und mythischen Figuren waren fremde Völker, germanische und griechische, aber auch die je drei Helden der drei geschichtlichen Epochen vertreten – und vor allem eine große Anzahl von personifizierten Tugenden und Lastern. Dennoch waren auch hier, wenngleich ohne erkennbaren Bezug im Gesamtzusammenhang, die sieben Planeten(gottheiten), die gleich zweimal auftreten, darunter auch als Streichorchester (!), die vier Tageszeiten und die vier Winde in besonders phantasievoller Gestaltung mit von der Partie. Zum Tauffest im März 1616 lässt sich aus dem vielgestaltigen Stuttgarter Programm dann das hochaktuelle Grundthema "Eintracht/Frieden gegenüber Zwietracht/Streit" aus den zahlreichen Wagen und Figuren gewinnen.
Der Austausch von Informationen zwischen den Höfen erfolgte nicht nur mittels Libretti, die als Propaganda verschickt wurden.148 Zahlreiche so genannte Turnier- oder Inventionsrollen, auf denen Umzüge festgehalten und die Einzelheiten der Ausstattung erstaunlich detailliert wiedergegeben sind, haben sich erhalten.149 Natürlich liegt der Informationsaustausch zwischen dem Innsbrucker und Wiener Hof und dem Münchner Hof allein wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen nahe, aber Bestandteile der Themen des Münchner Umzuges sind auch anderswo realisiert worden, wenn auch nicht so konsequent. Interessant sind darüber hinaus die Aufführungen in Wien nach dem Münchner Besuch. Der eben achtzehnjährige Leopold I. mag tatsächlich einige Anregungen mit nach Wien genommen haben, die beispielsweise anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten 1667 im Wiener Burghof vor allem in Aufwand und technischer Ausführung sicher noch perfektioniert wurden.
Einlagen mit Exoten bei europäischen Festen hatte schon Burgkmair als kalikutische Leut' im Triumphzug von Kaiser Maximilian 1526 vorgeschlagen.150 Fremde Völker im ritterlichen Kampf waren Bestandteil der Prager Feste 1557/58 für die Habsburger Kaiser, in denen kostümierte Husaren gegen Mohren und Osmanen kämpften.151 Bei den Festen am herzoglich-württembergischen Hof 1609 traten neben Kopflosen, die als Wunderbarliche Amerikanische Leute galten, zum Karusselrennen auch Mohren, Türken und Indianer an.152
Auch das in Allegorien verkörperte Universum ist schon im 16. Jahrhundert Teil der höfischen Festlichkeiten gewesen, wie beispielsweise 1571 anlässlich der Hochzeit von Karl II. von Tirol und Maria von Bayern, wo u.a. die Kontinente, Winde, Elemente, Jahreszeiten und die vier größten Flüsse Europas erschienen,153 oder der so genannten Kolowrat-Hochzeit 1580, an deren Festprogramm Merkur, die Elemente und die Jahreszeiten beteiligt waren.154 Die drei berittenen Südwinde mit Fanfaren von 1571 sind offenbar 1658 in München wörtlich übernommen worden, und Dreiergruppen von Fanfarenbläsern hatten in Stuttgart 1609 etliche der zehn Bilder eingeleitet, bei dem Fest 1616 nicht minder. Die vier Elemente hatten auch im Herkulessaal der Münchner Residenz getanzt, jedes verkörpert durch je vier Hofdamen unter Mitwirkung der Kurfürstin Henriette Adelaide, und zwar anlässlich des Geburtstages der Kurfürstinwitwe Maria Anna am 16. Januar 1657 im Ballett Li quattro Elementi.155
Die Themen der Aufführungen wiederholten sich später, so dass gar von einer "Gestaltungsschwäche" ,156 oder etwas positiver ausgedrückt, von "einem internationalen Repertoire"157 gesprochen wird. Die Themen mussten für Zuschauer und Betrachter ohne Weiteres erkennbar sein, wie die Gesellschaft der Jagdgöttin durch die symbolischen Farben Grün und Weiß oder Nereiden und Hippokampen als Begleiter von Neptun, dem Beherrscher des Wassers. Wenig später wurden die zunächst vereinzelt zitierten kosmologischen Themen – Monate, Jahreszeiten, Tageszeiten, Menschenalter, Temperamente, Elemente und Kontinente – neu und richtungweisend, ja Topoi der barocken Schlossdekorationen.
Wie perfektionistisch Aufführungen allmählich gestaltet wurden, zeigt ein Ausschnitt aus der Festbeschreibung des Ritterspiels vom 15. Februar 1662 in Wien zu Ehren Kaiser Leopolds, dem ein Umzug mit je einer Gruppe Mohren und Römer vorausging, begleitet von je zwölf Trompetern und einem Pauker. Vor allem die Mohren waren perfekt kostümiert, "auf Mohren Art mit schwarzen Mohren-Kappen auf dem Kopff schwarzem Schächter oder Leinwand nachgestalt des nackichten Leibs glatt angekleideten Lackeyen so theils rote Körner [anstatt der Korallen] umb den Hals und die Armen hatten, waren an statt der Hosen bekleidet mit kurtze rothen Röcklein, mit falschen, güldenen gar dünnem Blech behangen, trugen schächterne schwarze strümpff glatt angelegt, theils kleine gelbe stiefelein, theils ihre gewöhnliche schuh. Hatten allesampt die Hände und das Gesicht sich schwartzglänzend gefärbet […]". Aber nicht nur Diener, sondern auch der Anführer Pfalzgraf von Sulzbach "so das Gesicht und die Hände ganz schwartz gläntzend gefärbet hatte. Der Leib war mit schwarzem Atlas, als ob er nackend wäre gekleidet, hatte an den Ohren große Perlen hangen und gar köstliche Perlen umb den Hals und umb den Gürtel, auch die Arme nach Art der großen Herren im Mohren-Land; Der ander Leib war mit einem Röcklein bedeckt, die Füsse mit schwarzem Atlas als ob sie nackend wären, glatt angekleidet, hatte bis an die Waden kleine Mohren-Stiefelein mit Band zugemacht. Der Kopf war mit einem Barett voll Federn bedeckt."158
Äußerst aufwändig war der Umzug mit darauf folgendem Turnier Contesa dell'aria e dell'acqua mit 1300 Mitwirkenden anlässlich der Vermählung von Leopold I. mit der Infantin Margarita Theresa, das im Januar 1667 auf dem Platz der Wiener Hofburg stattfand.159 Das Gefolge des Elementes Luft war "in Gewänder in […] derjenigen Farb, welche bey Auffgang der Morgenröth den Tag bekleidet, auch Aurorafarben genannt", gehüllt, die reich mit Silber verziert waren. Juno als Göttin dieses Elementes und die sie begleitenden Nymphen trugen auch etwas Blau. Das der Luft zugeordnete Element Feuer war natürlich in Rottönen gehalten, ihr Attribut Flammen, die ihre Kostüme verzierten. Das Element Wasser war durch Blassblau ("Blumeranfarb"), Meergrün und Silber charakterisiert, während die Farben des ihm beigegebenen Elementes Erde Weiß und Grün waren, mit "aufgehefften Blumen und Früchten".
Ein Umzug mit je einer Gruppe als Mohren, Alte Deutsche, Moskowiter, wilde Männer, Römer, Schweizer, Ungarn, Amazonen und Freie Ritter verkleideter namentlich genannter Hofleute war Teil der Krönungsfeierlichkeiten in Frankfurt am 30. Juni 1658 gewesen, der vor etlichen Tausend Zuschauern vorbeizog, und am 10. Juli mit einem Kopfrennen beschlossen wurde. Ob deren Kostümierung schon so perfekt wie die in München und in Wien war, geht aus den eher summarischen Beschreibungen – "in Mohren-Habit […] in Roth und weiß gebrämbden Kleiydern […] mit rauhen Wildenthierhäuten gleisamb den Bären bekleydet […]" – nicht hervor.160
Als Trendsetter darf das Caroussel mit abschließendem Ringelrennen gelten, das König Ludwig XIV. im Mai 1662 in Paris anlässlich der Geburt des Dauphin in Szene setzen ließ, in dem der König selbst mit seinen Adligen als Römer, Perser, Türken, Moskowiter, Mohren und wilden Indianern mitwirkten, in farblich unterschiedliche Kostüme gekleidet und von Pagen, Paukern, Trompetern und vielen Pferden begleitet.161 Auch hier lag der Schwerpunkt der perfekten Kostümierung weitaus mehr auf den Farben und der Pracht der unterschiedlichen Gruppen und ihrer adligen Anführer als auf ihrer Authentizität. Und auch hier waren Pferde in Einhörner verwandelt worden.162
Die spätere reiche Festkultur des Dresdner Hofes, sicher "up to date" in Sachen Festgestaltung durch das Erzmarschallamt Kursachsens, entwickelten vor allem Kurfürst Johann Georg II. (1613-80, reg. seit 1656) und seine Frau Magdalene Sibylle von Brandenburg-Bayreuth.163 Im tonnengewölbten großen Festsaal fanden Anfang März 1660 sowohl ein Mohrenballett als auch ein Aufzug des Bacchus mit Begleitern in hautfarbenen Kostümen statt, die nur mit einem grünen Kranz und Hüftschurz bekleidet zu sein schienen.164 Zu den Feierlichkeiten anlässlich des Familien-Gipfeltreffens der Brüder Johann Georg II., Christian und Moritz im Jahr 1672 gehörte auch ein Ballett mit 70 Tänzern, die neben den Elementen, Jahreszeiten und Erdteilen – als Spanier, Perser, Mohren und Brasilianer –, Tugenden und Laster darzustellen hatten, und das abschließende Grand Ballett mit zwölf Indianerpaaren.165 Der aufwändige Dresdner Festzug des Jahres 1662 führte durch die ganze Stadt und enthielt jeweils Vertreter der vier Weltreiche – darunter Kurfürst Johann Georg als Nimrod –, der Monate, darunter ein Mohr für den Juli und ein Türke für den August, und der Wochentage, vertreten beispielsweise durch Jupiter für den Donnerstag oder Venus für den Mittwoch. Ein ähnliches Schema kennzeichnet den Planetenumzug des Jahres 1678, in dem fünfzehn Nymphen mit Jagdhunden und Jagdutensilien den Wagen der Luna-Diana begleiteten, alle in Kostüme voller Sterne gehüllt.166
Selbst im fernen Stockholm zogen in diesen Jahren im Umzug anlässlich der Inthronisation des 17-jährigen Karl XI. am 18. Dezember 1672 vier Gruppen von Goten – unter ihnen der junge König – in goldenen und silbernen römisch-antiken Rüstungen, Türken in Kaftanen, Polen in ihren charakteristischen Röcken mit der Quertressenverzierung und pelzgefütterten Mützen und andere europäische Staaten in zeitgenössischen Kostümen mit.167
Vor dieser Entwicklung steht jedoch der spektakuläre Münchner Umzug.168 Wie im Vorspann des Librettos angekündigt, ist sein einheitliches Programm stringent in Szene gesetzt worden, einem gedanklichen roten Faden folgend und mit hohem Anspruch an eine perfekte Inszenierung – ein kohärent durchgestaltetes Gesamtkunstwerk. Dass das scheinbar einfache Programm dennoch nicht von allen verstanden wurde, zeigen die Fehler und Fehlstellen in den Festberichten der Augenzeugen. Die bislang ungeklärte Provenienz der Pariser Zeichenserie könnte gut mit dem Briefwechsel in Zusammenhang gebracht werden, den Kurfürstin Henriette Adelaide mit der "Grande Mademoiselle" Anne Marie Louise d'Orléans nach deren Aussage über Aufführungen am Münchner Hof geführt hat.169 Auf die Frage nach dem Regisseur und seinen Handwerkern, deren Bemühungen um Organisation und technische Realisierung aus den archivalischen Notizen hervorgeht, wird nur an einer Stelle ein versteckter Hinweis gegeben:170 "… ist ain maister hir in Augspurg …" – was auf Matthäus oder vor allem seinen Bruder Melchior Küsel deuten könnte, die schon 1654 und auch zur nächsten großen Festlichkeit ihren Beitrag geleistet haben.171 Denn für den Münchner Hof bedeutete die Realisierung des Festzuges von 1658 eine Art Auftakt zu den weit prächtigeren und aufwändigeren Veranstaltungen anlässlich der Geburt des Thronfolgers Max Emanuel im Herbst 1662.
Nachspann
Die Planungen der Festlichkeiten zur Geburt des ersten kurfürstlichen Nachkommen in München von 1660
Die Planungen für Festlichkeiten anlässlich der lang ersehnten Geburt des ersten Kindes, wie sie vor allem für einen Thronfolger vorgesehen waren, begannen schon im Juli 1660, als bei Kaiser Leopold, beim ehemaligen Statthalter in Brüssel, Erzherzog Leopold Wilhelm, aber auch beim kurfürstlichen Vetter in Köln, Kurfürst Maximilian Heinrich, sowie (im Fall eines Mädchens) bei der Kaiserin Anfragen für die Patenschaft gestellt wurden, deren Antworten Gesandte nach München brachten. Leopold sagte zu, hätte sich aber vom Onkel Ferdinand Marias, Albrecht VI., dem Leuchtenberger, vertreten lassen, wie auch die Kaiserin von der Großmutter des Kindes, Kurfürstinwitwe Maria Anna.172 Von Ende September und Anfang Oktober datieren die Anfrage an den Salzburger Bischof wegen der Taufe und eine Reihe vorbereiteter Formbriefe mit Leerstellen für das genaue Datum und mit Empfehlungen für die Überbringer der freudigen Nachricht, die sich bereit halten sollten. Die "liebsten Getreuen" wurden in Alarmbereitschaft versetzt, indem man sie an ihre Verpflichtung erinnerte, in jedem Fall für die erwarteten hohen Besucher je ein junges Pferd zureiten zu lassen. Denn wenn der erwartete Erbe geboren würde, seien Einholungen mit einigen bereitgestellten Truppen und auch Ritterspiele geplant, für die sie sich üben sollten. Zahlreiche Listen führen die zur Bereitstellung von Pferden verpflichteten Lehensleute, die Anzahl der verfügbaren Pferde und Kutschen und die möglichen Teilnehmer an Ritterspielen auf – eine Summa konstatiert schließlich "79 Cavaglieri, 370 Rüthpferdt, 43 Gutschen". Einige der "Getreuen", wie der Fürst von Zollern oder Eberhard Adolf von Muggental mussten wiederholt auf ihr Lehenverhältnis und die damit verbundenen Verpflichtungen hingewiesen werden.173
Es wurde erörtert, wer eingeladen werden musste, welchen der Eingeladenen aufgewartet werden musste und wie viel Personal dafür benötigt würde, welche Unterhaltung geboten werden musste, ob bei so viel fremden Leuten das Silbergeschirr angebracht wäre, wie lange die Festivität dauern sollte, wie viel berittene Polizei vonnöten wäre usw. Ein Punkt legte fest, wem unbedingt Nachricht von der erwarteten Geburt gegeben werden musste, darunter dem König von Polen, der ehemaligen Königin von Schweden, Kardinälen, den Kurfürsten etc. Geplant waren u.a. "Comedie, Illumination, jagd, feuerwerk, Tänz, Ritterspill".
Ob schließlich nach der Geburt der Kronprinzessin – statt des erhofften Thronfolgers – tatsächlich ein Festzug oder ein Turnier stattgefunden hat, geht aus den archivalischen Notizen nicht hervor. Vorschläge für Turnierspiele (s.u.) scheint es jedenfalls genug gegeben zu haben – für den Fall der Geburt und Taufe eines Kurprinzen. Auch der Ablauf der Taufzeremonie war wohl umstritten, da einige Posten auf dem unvollendeten Entwurf durchgestrichen sind. Der Bischof von Salzburg, der für die Zeremonie vorgesehen war, sollte von den sechs jüngsten Kammerherren und allen Truchsessen begleitet werden. Dahinter sollte der Obersthofmeister von Maria Anna, Maximilian Graf von Portia, das Chrisma tragen, die Obersthofmeisterin (wohl mit dem Täufling) sollte im Sessel getragen folgen, von Graf Fürstenberg zu Fuß begleitet, dann die Großmutter des Täuflings, Kurfürstin Maria Anna als Patin in Vertretung der Kaiserin, mit ihrem Frauenzimmer und die erste Hälfte der Leibgarde – soweit war das Zeremoniell geregelt.
Schließlich versicherte der Salzburger Bischof Guidobald von Thun zwei Tage nach der Geburt der Prinzessin am 16. November, möglichst bald zur Taufe anzureisen. Den Benachrichtigungen von der glücklichen Geburt Maria Anna Christinas folgten Glückwunschschreiben von den gekrönten Häuptern Europas, darunter die Kurfürsten Johann Georg von Sachsen der Ander, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Max Heinrich von Kurköln, Carl Caspar von Trier und Johann Philipp von Mainz mit dem tröstlichen Hinweis, dass der ersehnte Thronerbe sicherlich noch geboren würde. Aus Fontainebleau gratulierte nach bereits erfolgter Taufe am 29. April 1661 der Sonnenkönig.
Die endgültige Liste der zu Beherbergenden liest sich vergleichsweise bescheiden mit dem Bischof von Salzburg und dem Prälat von Trier, den Statthaltern von Amberg Graf Wolfseck, und Ingolstadt Franz Fugger, dem Vizthum von Burghausen Max von Preysing, Ferdinand von Toerring-Seefeld, Albrecht Ulrich von Muggenthal, Hans Georg von Seyboltstorff, Hans Hector von Schadt von Haslbach, Johann Ferdinand Albrecht von Preysing-Moos, Wolf Joseph von Taufkirchen, Johann Franz von Fraunhofen, Hans Victor von Fraunberg, Andreas Kolber von Reindorff, Ferdinand von Purch, Johann Franz von Preysing und Hans Heinrich von Haslang.174 Damit handelt es sich im Wesentlichen um dreizehn Kammerherren, von denen zwar auch einige zu der Besetzung des Festzuges von 1658 gehört hatten, seine erneute Aufführung beweist dies jedoch nicht.
Vorschlag zu einem Aufzug mit Turnier
Eine 105 Punkte umfassende, jedoch nicht komplette Liste von 1660 nennt unter Punkt 98 das Verzaichnus der cavallire, so Ihr Churf Dlt bey dem ersten aufZug in qualità der […] 6 Röm. Kaiser aufwarttung sollen […] dergleichen für Ihr Drl Herzog Maximilian […] Ein ander der Cavallir so Ir Churfrl Drl als Heroi aufwarten werden […] Ingleichen ein fir ihr Drl herzog Maximilian.
Diese Namens- und Besetzungslisten zu einem Aufzug mit Turnier mit zweimal sechs Teilnehmern in der Rolle römisch-antiker Herrscher haben sich ebenfalls erhalten:175 die zwölf Assistenten des Kurfürsten,176 jene seines Bruders Max Philipp,177 die fünf römischen Herrscher an der Seite Max Philipps als Octavian178 und jene an der Seite des Kurfürsten in der Rolle von Julius Cäsar.179 Sie hätten die Anwesenheit des Kaisers vorausgesetzt und wurden mit der Taufe einer Prinzessin obsolet.
Themenvorschlag zu einem Turnier
Zu einer aquarellierten Zeichnung mit einer ovalen Arena gehören zwei gedruckte Cartel, die jedoch keinem der bisher bekannt gewordenen Turniere am Münchner Hof zuzuordnen sind.
Eines enthält die Herausforderung der Cavalieri di Rodi Mantenitori de gl'occhi azzurri a i Cavalieri di Sciro Mantenitori de gl'occhi neri, die sogenannte "sfida":
Essendosi in Rodi spanso il grido, che voi o Cavalieri di Sciro, vantiate sopratutti gl'altri, gl'occhi neri delle vostre dame, e pure son ombre, a paragone di quegli azzurri delle nostre. Laonde hoggi questa verità con cinque colpi di lancia e cinque di stocco vi sosterremo e dal nostro valore verrete in chiaro, che gl'occhi neri, che tanto lodate, noi vi servono che per Pompe funerali nella morte delle vostre glorie, e gli azzurri per farvi conoscere che noi nelle nostre attioni havemo sempre propitia la serenità de i cieli.
Die Kavaliere von Rhodos, Verteidiger der blauen Augen, an die Kavaliere von Skiros, Verteidiger der schwarzen Augen. Auf Rhodos ist bekannt geworden, dass ihr, Kavaliere von Skiros, die schwarzen Augen eurer Damen für das Höchste haltet, die doch nur Schatten sind im Vergleich zu den blauen unserer Damen. Deswegen werden wir heute diese Behauptung mit fünf Lanzen- und fünf Degenstichen verfechten und durch unseren Wert wird euch klar werden, dass die schwarzen Augen, die ihr doch so lobt, euch zu nichts anderem nütze sein werden als für die Begräbnisfeierlichkeiten eures getöteten Ruhmes, während die blauen dazu dienen, euch zu zeigen, dass wir für unsere Handlungen immer den heiteren Himmel auf unserer Seite haben. (Meine Übersetzung)
Die Antwort Risposta de i Cavalieri di Sciro Mantenitori de gl'occhi neri, a i Cavalieri di Rodi Mantenitori de gl'occhi azzurri lautet:
Benchè la vostra sfida o Cavalieri, non nasca tanto dal coraggio dello spirito quanto dall'invidia c'havete, ch'ognuno varsti sopra tutti gl'altri gl'occhi neri delle nostre dame, non per ciò restaremo di varvi conoscere, quanto sijno instabili per noi quegli azzurri delle vostre, che vantate per cieli. Paremo per ciò pronti all'Arringo, e s'è vero, che mai non spicca più sereno il cielo, se non quando ha il favore di tranquilli, ine notti, sdegnati hora dunque contro di noi gl'occhi neri, quei, che vi sembrano cieli, non vi serviranno che per accompagnare con pioggia di pianto lo spargimento del vostro sangue.
Obwohl eure Herausforderung, ihr Kavaliere, weniger aus dem Mut eures Geistes kommt als eher vom Neid, den ihr hegt, weil jeder vor allem die schwarzen Augen unserer Damen lobt, wird dies nicht der Grund sein, euch zu zeigen, wie wankelmütig die blauen Augen der Eurigen sind, die ihr für den Himmel haltet. Wir sind deshalb zur Auseinandersetzung bereit, und wenn es wahr ist, dass es nie einen heitereren Himmel gibt als nach einer ruhigen Nacht, macht uns nur die schwarzen Augen schlecht, denn die, die euch Himmel zu sein scheinen, werden euch zu nichts anderem nützlich sein, als mit Regengüssen von Tränen euer vergossenes Blut zu begleiten. (Meine Übersetzung)
Anhang
Verzeichnis der Abkürzungen
BSB = Bayerische Staatsbibliothek München
BHSA = Bayerisches Hauptstaatsarchiv München
GHA = Geheimes Hausarchiv München
HAB = Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
HHA = Hofhaushaltsakten
KA = Korrespondenzakten
Rekonstruktion des Zuges
--------Iris
--------Chor
--------Merkur
3 Westwinde
6 Abendstunden
6er Gespann Abend
6 Pferdeführer Abend-Wagen "Hesperusen"
--------Abend
4 x 2 Vertreter des Reichen Westens
3 Nordwinde
6 Nachtstunden
6 Pferdeführer Nacht-Wagen "Hesperiden"
6er Gespann Nacht
Nacht
4 x 2 Vertreter des kalten Nordens
-------5 Musen auf dem Wasserberg mit Posaunen
6 Monate März/Fische bis September/Jungfrau
-------Sanguiniker
-------Phlegmatiker
6 Pferdeführer Diana-Wagen "Seleniden"
6er Gespann Diana-Wagen
-------7 Musen auf Diana-Wagen "Atlantiden"
-------Diana (Herzog Max Philipp) auf silbernem Wagen
Handpferd mit Führer
4 Edelknaben "Seleniden"
-------Melancholiker "Antiope"
-------Choleriker "Penthesileia"
6 Monate Oktober/Waage bis Februar/Wassermann
3 Ostwinde
6 Morgenstunden
6 Pferdeführer Morgen-Wagen
6er Gespann Morgen (und Plan für das Gespann)
4 x 2 Vertreter des Ostens
-------Morgen "Aurora" auf rotem Wagen
3 Südwinde
6 Mittagsstunden
6 Pferdeführer Mittags-Wagen "Lampeduse"
6er Gespann Mittags-Wagen
4 x 2 Vertreter des heißen Südens
-------Mittag
-------5 Musen auf dem Feuerberg mit Posaunen
3 Frühlingsmonate
3 Sommermonate
Frühling "Vertumnus"
Sommer "Triptolemus"
3 Herbstmonate
3 Wintermonate
Herbst "Alkinous"
Winter "Janus"
6er Gespann Apolls Wagen
6 Pferdeführer Apolls Wagen "Heliaden"
--------9 Musen auf Apolls Wagen
--------Apoll (Kurfürst Ferdinand Maria) auf goldenem Wagen
Handpferd mit Führer
10 Handpferde mit Führer
8 Edelknaben "Heliaden"
32 Herolde mit Inschriften/Chronogramm
14köpfige Kapelle
Inventar der kurfürstlichen Requisitenkammer, BHSA, GHA, HHA 437
[In der nachfolgenden Transkription sind die einzelnen Gruppen durch Absätze kenntlich gemacht und in [eckigen] Klammern kursiv benannt. Fett hervorgehoben sind jene Kostüme, die den Teilnehmern sicher zugeordnet werden können. Außerdem sind die Cavaliere ("die herrn Gavalliri") nach Paaren nummeriert (1A, 1B, 2A, 2B usw.)]
* * * * *
Ihr Churftl. Drt. Underthänigst Zuberichten was für Claider und ander Sachen mehr, so Zu ihr Churfrt. Drt. als unsers Churfürstl. und herrn Aufzüge, Turnire und Comoedi ist gebraucht und gemacht worden, so bei Ihr Churfrt. Drt. Guatroben als bei der Tapezerei Zu finden, wie gdist Zu […]nammen.
Erstlich sind für zwai und dreissig Herohlde gemacht und gebraucht worden, als
32 Gewohlen Röckh von gelbem dopeltaffet so mit gelb seiden franßen Ringumb aingefasst und mit gelber linwatt underfürtert, sind auf iedem Rockh als hindten und forn ain Lehrb von golt darauf gemallen derzua
32 baar ungerische hossen von gelber linwath
32 gebapte Pigelhauben mit flammen von golt darauf gemallen
32 Parrackhen von gesotnen Rosshar
32 larffen
32 fahnen von gelben dopeltaffet, Ringumb mit gelb seiden fransen eingefasst, ist auch in iedem fahnen ain vergolter Lorbarkhranz mit gulden schriften [32 Herolde nach Apolls Wagen]
13 Röckh von gelbem Tuch für die Trompeter und den Hörpaugh, die rokh sint mit leonischen gulden und Portten aufgemacht, mit gelber linwath underfürtert, darzue auch
13 baar ungerische Hossen von gelber linwatt
13 baar Stiffell
13 larffen
14 fahnen von gelbem dopeltaffet, 12 für die Trompeter, dise sint mit gelb seiden fransen auf 3 Saiten aingefasst, zween fahnen gehörig iber die hörpaugen, dise zween sind mit gelber linwath underfürtert [12 Trompeter und zwei Pauker am Ende des Zuges]
9 geflambte Claid, als von gelben Zantel und mit Maller golt geziert
9 Röckh mit sampt den zugehörig Krägen
9 baar hossen, dise sint alle mit gelber linwath underfürtert
9 Gebapte Pigelhauben, darauf von ausgeschniten Plechen flammen mit Mallergolt geziert
9 Parakhen von Rosshar
9 Larffen
6 gebapte schilt, darauf die 6 Stundten in der sonnen gemahlen, darzue 3 Trompetenfahnen von gelber linwath, die sint auf beiden Saiten mit flammen von gelben Zantel gefasst, dann 9 […]binden gleichlang [3 Südwinde und 6 Mittagsstunden]
Darzue gehören 6 Junffern Claider
6 Röckh von gelben Rascheten, dise sint mit leonischen gulden und silber Portten gebrambt, mit gelber linwath underfürtert, darzue
6 Leibstuckh von leibfarben Zantel, dise sint mit leonischen gulden und silber portten gebrambt, dise leibstuckh haben von gelbem dopeltaffet lang und groß Ermell
6 Schürzel mit schurpen von leibfarben Zantel, mit leibfarben linwatt underfürtert, und mit leonischen gulden und silbern Portten gebrambt
6 Schürzl von gelben Topeltaffet, so umb die bauch gehören, dise sint mit gelber linwath underfütert
5 baar schürzl von weisser linwatt, so forn herumb umb die Ermell zuPinten
6 Parockhen von Rosshaar, darauf von Plech ausgeschnitne flammen, mit Mallergolt geziert
6 larffen
6 baar Stiffel [Pferdeführer des Mittagswagens]
für acht Edlkhnaben
8 ungerisch Röckh von gelben Topeltaffet mit vergolten hilzen khnöpfen, dise sint mit gelber linwatt underfürtert, darzua
8 Ungarische baar hossen von gelben Cardiss mit gelber linwatt underfürtert
8 baar Stiffell
8 Parockhen
8 larffen
8 ungarische Heibel mit gelben dopeltaffet iberzogen [Heliaden nach Apolls Wagen]
1 Satel von gulden leder, mit leonischen gulden Gallonen gebrambt, und mit leonischen gulden fransen aufgemacht, bei disem Satel ist ein paar Pistollnhaltter mit sambt den zwo kappen, alles von gulden leder, die kapen sind iber und iber mit leonischen gulden gallonen gebrambt, Ringumb mit dergleichen fransen aingefasst
1 Satl von gulden leder mit leonischen silbernen gallonen gebrambt, und mit dergleichen silbernen fransen aufgemacht
1 baar Pistollhalffter von gulden leder, darzue gehören zwo Kappen, von gelbem und weissem silbern ligatur, bei disem Satel ist ain schabarackh von gelbem und weissem silbern ligatur, mit leonischen gulden Portten gebrambt, mit leonischen gulden und silbern fransen aufgemacht
Ein Satl von gulden leder, mit leonischen gulden gallonen gebrambt, mit dergleichen gulden fransen aufgemacht
Ein baar Pistollhalfter von gulden leder, darzua gehören zwo Kappen von gulden leder, diese sint iber und iber mit leonischen gulden gallonen gebrambt, und mit dergleichen fransen aufgemacht
Bei disem Satl ist ain schabarackh von gulden dockh mit leonischen gulden gallonen gebrambt, und mit dergleichen gulden fransen aufgemacht,
Bei disem Satl ist ain schabrackh von gulden dockh mit leonischen gulden gallonen gebrambt, und mit dergleichen gulden fransen aufgemacht, bei disen
Drei vorbeschribenen Sätln ist das fueter und forderzeug alles vorhandten, als khein steigbigl, Gebiss, oder Zaumb ist nit derbei
8 Wualtrapen von gulden dockh mit leonischen gulden gallonen gebrambt, Ringsumb mit dergleichen leonischen gulden fransen aufgemacht. Ain ander wualtrapp so anhangente Quasten von goltfarben floretseiden, und mit ainem leonischen gulden Pazol iberzogen, diese Waltrapen sint alle mit gelber linwatt underfütert
6 Rossdeckhen mit Satl, und dem Zuegehörigen
6 Kappen, alleß von gulden dockh, mit leonischen gulden Gallonen gebrambt, und mit gelber linwatt underfütert
6 Halfter von gulden leder, diese sint alle geflochten [wohl Pferde von Apolls Wagen]
8 Satlzeug von gulden leder, als das hinter und vorder Zeug, es ist aber khein staigbigl, oder khein gebiss mit derbei
12 Röckh von gelbem Tuach, forn aber mit gelben Poy underfuertert, darauf gelbe hilzen khnöpf
12 baar ungerische hossen von gelber linwatt
12 Pündten von gelbem Kardiss
9 Pündten von gelbem Zantel
11 ungerische Heibel von gelben Cardiss yberzogen
12 baar Stiffel
für 4 Edlkhnaben
4 ungarische Röckh von grian dopeltaffet, mit grianer linwatt underfütert, darauf seindt hilzen versilberte Knöpf
4 ungerische baar hossen von grianem Cardiss mit grianer linwatt underfürtert
4 ungarische baar heibl mit grünem dopeltaffet iberzogen
4 baar Stiffell
4 larffen [Seleniden nach Lunas Wagen]
6 Junffern klaider
6 Röckh 6 leibstuckh 6 baar Epollen, dises ist alles von grianem Zantel, und mit Mallersilber geziert, derzua gehören
6 Schürzel 6 baar Ermell, dises ist alles von Leibfarben Zantel, und mit Maller golt gezirt und mit leibfarben linwatt underfürtert
6 Parockhen von Rosshar
6 larffen
6 baar Stiffel [vielleicht die Atlantiden auf Dianas Wagen?]
6 Rossduckhen mit sambt den Zugehörig
6 Kappen von grianem und weiss silbern legatur, dise sint mit leonischen silbernen gallonen gebrambt, und mit weisser linwath underfütert [Pferde von Dianas Wagen]
4 Waltrappen von grianem und weissem silbern legatur, mit leonischen silbern gallonen und dergleichen fransen und Quasten aufgemacht, und mit weisser linwath underfürtert
Ein Satl von grian und weiss silbern legatur, mit leonischen silbern gallonen gebrambt, Ringumb mit dergleichen silbern fransen ausgemacht, derbei ist auch
Ein baar Pistollhalffter von silbern leder, und zwo Kappen von grian und weiss silbern ligatur, mit leonischen silbernen gallonen iber und iber gebrambt, ringumb mit dergleichen Silbern fransen aufgemacht bei disem Satl ain schabarackh von grian und weiss silbern ligatur, mit leonischen silbern gallonen und fransen aufgemacht. Zu disem ist ain iberzug von silberfarben Poy.
5 Raithzeug, als das hinter und forder Zeug, aber es ist khain steigbigl und gebiss nit derbei, dises ist alles von grian geblümbten Zeug, und mit leonischen gallonen ausgemacht
4 ungarische Röckh von grianem Tuach, forn herunter sindt dise mit grianem Poy underfürtert, darauf hilzen versilberte Knöpf
4 ungarische baar hossen von grianer linwath
2 Pündten von grianem Cardiss
4 Pündten von grianem Zantel
4 ungarische Heibl mit grianem Cardiss iberzog
4 baar Stiffell
13 Gutschen Röckh von blauem tuach ohne fueter forn herab mit blauseiden Knöpf
2 Dergleichen von blauem Tuach, dise seindt mit blauer linwatt underfuertert, und forn herab mit weiss und mit blauen seiden geschlingen aufgemacht
6 Junffern Klaid
6 Weis daffete Junffernröckh 4 haben leibfarb Seiden Prigl portten 2 Röckh haben schmalle gulden und silber mit roten seiden undermischte Portten diese 6 weiss daffete Röckh sint durch den Maller mit silbern und roten flamen geziert worden darzue gehören
6 Gelbe leibstuckh 6 baar Epollen diese stuckh sint von gelbem Topeltaffet und mit Mallergolt geziert, darzue
6 baar Ermell von weissen Zantel mit weisser linwatt underfütert, mit Mallersilber geziert
6 Parackhen von gelb geferbten harmass
6 larffen
6 baar Stiffel [Pferdeführer Apolls Wagen]
6 Junffern Klaider
6 Schwarz Junffern Röckh 6 leibstuckh
6 baar Epollen, dises ist alles von schwarzem Zantel, mit schwarzer linwatt underfürtert, mit mallergolt geziert, darzue
6 baar Ermell von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfütert, mit Mallersilber geziert
6 Parackhen von Rosshar, außen ain Pandten von gulden dockh
6 larffen [Pferdeführer des Nachtwagens]
6 Junffern Klaider
6 Junffernröckh 6 leibstuckh 6 par Epollen, dise stuckh sint alle von grianem Zantell, mit grianer linwatt under fürtert, und mit Mallersilber gezirt, darzue
6 Schürzel 6 baar ermell von leibfarben Zantel, mit roter linwatt underfürtert, dies ist mit Mallergold geziert
6 Parrackhen von Rosshar
6 baar stiffell
6 larffen [Pferdeführer von Dianas Wagen]
6 Junffern Klaider
6 Junffernröckh von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfürtert, und durch den Maller von allerlei Pluamenwerch darauf gemallen, anders harumb mit ainem silbern strich von Mallersilber, darzue
6 Leibstuckh 6 baar Epoll von leibfarben Zantell, mit Mallergolt geziert
6 baar Ermell von weissem Zantel mit weisser linwatt underfürtert, mit Mallergolt geziert
6 Schürzl von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfütert, und mit Mallergolt ainen Strich darauf gemacht
6 Parrackhen von Rosshaar
6 Larffen
6 baar stiffell [Pferdeführer des Morgenwagens]
6 Jungffern Klaider
6 Jungfernröckh von blauem Zantel, mit blauer linwatt underfüttert, und durch den Maller mit gulden sternen und ainen gulden strich geziert
4 leibstuckh von Pliefarben Kapanzoll
4 baar Epoll von Pliefarben Kapenzoll
2 leibstuckh von pliefarben dopeltaffet
2 baar Epollen von Pliefarben dopeltaffet, alles mit Pliefarben linwat underfürtert, und alles mit Mallersilber geziert
6 baar Ermell von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfürtert, mit Mallersilber geziert
6 Parrockh von roten haar
6 larffen
6 baar stieffell [Pferdeführer des Abendwagens]
9 Rot gepaisste Kiryss
8 Rote Pigelhauben
8 Rote baar fligl, dis ist alles von Mallergold geziert, darzua gehören
6 Gepabte schilt, diese sint rot angestrichen und sind die stundten darauf von golt gemallen derzua
9 Schürzl mit schurppen 9 baar Epollen, alles von leibfarben Zantel, mit leibfarben linwatt underfürtert, mit Mallergolt geziert
9 baar Ungarisch Hossen von leibfarben linwatt
9 baar Ermell von leibfarben linwatt
9 baar Stiffell
9 larffen [3 Ostwinde und 6 Morgenstunden]
6 Rossdeckhen, mit sambt dem Zugehörigen
6 Kappen, alles von leibfarben Zantel, mit roter linwatt underfütert, diese deckhen und Kapen sint alle mit Mallergolt geziert [Pferde des Morgenwagens]
12 Gebapte Kiryss von blauer farb gemallen
12 gebapte Piglhauben mit silber geziert
12 baar fligl von Papir gemacht
12 gebapte schilt darauf die 12 himlische Zaichen gemallen, darzue
12 Schürzl mit schurpen von gelbem Zantel, mit gelber linwatt underfürtert, mit Mallersilber geziert
12 baar Epoll von blauem Zantel mit Mallersilber geziert
12 baar Ermelln von blauer linwatt
12 baar ungarische hossen von blauer linwatt
12 Paar stiffell
12 larffen [12 Monate]
6 Rossduckhen mit sambt dem Zugehörigen
6 Kapen, alles von gelbem Zantel mit gelber linwatt underfürtert, und von dem Maller mit golt, und roten feurflammen geziert [Pferde Mittagswagen]
9 gebapte Kiryss
9 gebapte Pigelhauben
6 gebapte schilt, drauf die stundten abgezeichnet
6 baar fligel, diese obmelte Possten sint gemallen, als blau, weiss und Taubenfarb auch mit Maller silber und golt geziert, darzue
9 Schürzell 9 baar Epollen, alles von Taubenfarben, blauen, und weissen Zantel, mit blauer linwatt underfürtert, und mit Mallergolt und silber gezirt
9 baar Ermell von Pliefarben linwatt
9 baar ungarisch hossen von Pliefarben linwatt
3 Trompeter fahn, von Taubenfarben, blau und weiss Zantel, mit Mallergolt und silber geziert
9 baar stiffell
9 larffen [3 Westwinde und 6 Abendstunden]
6 Rossduckhen mit sambt dem Zugehörigen
6 Kapen, von blau, weiss und Taubenfarben Zantel, mit Pliefarben linwatt underfütert, mit Mallergolt und silber geziert [Pferde Abendwagen]
9 Gebapte Kiryss
9 Piglhauben, auf ihn Zween fligel
6 Schilt, darauf die stundten gezaichnet
6 baar fligell, dise obmelten sachen sint alle schwarz und mit gulden sternen mit Mallergolt geziert, darzue
9 Schürzl 9 baar Epoll alles von schwarz Zantel, und mit schwarzer linwatt underfürtert, mit Mallergolt, als mit gulden sternen und strichen geziert
6 baar Ermell von Pliefarben linwatt
3 baar Ermell von schwarzer linwatt für die Trompeter
3 Trompeter fahn von schwarzem Zantell mit gulden sternen von Mallergolt geziert
9 baar ungarische hossen von schwarzer linwatt
9 baar stiffel
9 larffen [3 Nordwinde und 6 Nachtstunden]
6 Ross deckhen mit sambt dem Zugehörigen
6 Kapen von schwarzem Zantel, mit schwarzer linwatt underfürtert, mit Mallergolt geziert [Pferde Nachtwagen]
Ein leibstuckh von schwarzem Ainfachen Taffet, mit Mallergolt geziert, in disem leibstuckh ist ain gross baar Ermell von gulden dockh, mit blauer linwatt underfürtert [wohl Nacht]
7 Gebapte Kiryss, auf disen seind von allerlei Pluamenwerckh gemahlen, darzue
7 Schürzl 7 baar Epoll von weissem Zantel, mit weisser linwatt underfürtert, und von allerlei Pluamenwerckh darauf gemahlen
3 Trompeter fahn von weissem Zantell von allerlei Pluamenwerkch darauf gemallen
6 baar ungarische hossen von weisser linwatt
7 Parackhen von Rosshar
7 larffen [ursprünglich geplant für 3 Ostwinde, 3 Frühlingsmonate und den Frühling]
3 gebapte Kiryss, darauf sindt Korn Echen gemallen, darzue
3 Schürzl, 3 baar Epoll von weissen Zantel mit weisser linwatt underfürtert und sint Korn Echer darauf gemall
3 baar Ermell von weisser linwatt
3 larffen [3 Sommermonate]
3 Gebapte kiryss
3 Piglhauben, auf disen sint Weinbleter gemahlen
3 Schürzl 3 baar Epoll, von Pliefarben Zantel, mit Pliefarben linwatt underfürtert, sint auch Weinbleter darauf gemahlen, darzue
3 ungarische baar hossen von Pliefarben linwatt
3 baar Ermell von Pliefarben linwatt
3 larffen [3 Herbstmonate]
3 lange Röckh von rot und weiss halb seiden ligatur, darzue gehörig auch
3 Kapen, die Röckh sint dumhauß mit fuchß gefütert, die Kapen aber nur an dem stulpp
3 ungarisch baar hossen von Pliefarben linwatt
3 baar stiffel
3 larffen [3 Wintermonate]
Zu diser vorbeschrieben Klaidung gehören
12 gebapte schilt, auf iedem ist ain Monat gar schön abgezaichnet
Ein Manntl von grian und weiss silbern legatur, diser ist mit weiss und schwarzem Samet fornherumb gefütert, darzu
Ein gebapte Piglhauben mit ainem stulpp dieser ist mit fehrwammen gefütert.
Ein Ungarisch baar hossen von gelber linwath
Ein baar stiffel
Zwo larffen
Zwen hilzen schlissel, ainen vergolten und ainen schwarzen [Winter]
1 Plau gebapte Kirass, darzue
1 dergleichen Piglhauben, diese zwai stuckh sindt mit Maller silber geziert
1 Schürzl von leibfarben Zantel, mit leibfarben linwatt underfürtert, und mit Maller golt geziert
1 Rockh von blauem Zantel mit blauer linwatt underfürtert, mit Mallersilber geziert
1 larffen
1 Schwarzen gepapten Kürass darzue
1 Schürzl von blauem Zantel, mit Mallersilber geziert, und mit blauer linwatt underfütert
1 Paruckhen von Rosshar
1 larffen
1 Rockh von leibfarben Zantel, mit leibfarben linwatt underfürtert, mit maller golt geziert
1 gebapte Kiryss 1 gebapte Pigelhauben, dises ist alles mit Mallersilber versilbert darzue
1 Rockh 1 baar Ermell von weissen Zantel mit weisser linwath underfürtert, mit Mallersilber gezirt
1 Larffen
1 gelber gebapter Kiryss darzue
1 Rockh 1 baar Epoll von gelben Zantel mit gelber linwath underfürtert, mit Mallergolt und silber gezirt
1 baar Ermell von gelber linwatt
1 Parackhen von Rosshar
1 larffen
1 gelber gebapter Kiryss, darzue ain gebapte Piglhauben, diese zwai stuckh mit Mallergolt gezirt darzue
1 Schirzl von grianem Zantell
1 baar Epoll von gelben Zantell, dis ist alles mit grianer linwath underfürtert mit Mallergolt gezirt
1 baar ungerische hossen von grianer linwath
1 larffen
1 gelber gebapter Kiryss mit mallersilber gezirt
1 Schürzl 1 baar Epollen von leibfarben Zantell mit leibfarben linwath underfürtert, mit Mallergolt gezirt
1 baar Ermell von leibfarben linwath
1 Ungerisch baar hossen von leibfarben linwath
1 Parackhen von Rosshar
1 larffen
4 Affen klaider von hasen Pelger gemacht mit weisser linwatt underfürtert, darzue
4 Affen gesichter von Papen gemacht
3 Mohren klaid von schwarz linwatt
2 gepapte Mohrengesichter
2 Röckh von gulden dockh, mit lang und weit Ermelln, vorn herab sint Zwifarbiges silber dockh geheffte Maschen, und mit gelber linwatt underfütert
4 Ungarische Röckh von gulden dockh, mit lang und weit Ermell, forn herab mit ganz silbern dockh geheffte Maschen
2 ungarische Röckh von 2farbigem silbern dockh, sint mit leibfarben linwatt underfürtert, mit hilzen versilberten Knöpfen aufgemacht.
2 ungarische Röckh von 3farbigen silber dockh, mit leibfarben linwatt underfürtert, mit hilzen vergolten Knöpfen aufgemacht.
3 ungarische Röckh von 3farbigem silbernen dockh, mit leibfarben linwat underfürtert, forn herab mit 3farbigem silbern dockh aufgeheffte maschen.
8 Röckh von weiss silber dockh, sint alle mit plauer linwatt underfürtert, forn herab mit silbern dockh aufgehefft maschen.
1 Rockh von leibfarben silbern dockh mit leibfarben linwat underfürtert, dieser hat fornherunter hilzen versilberte Knöpf.
2 Röckh von leibfarben silbern dockh, mit leibfarben linwatt underfütert, diese haben von gulden dockh aufgeheffte maschen
2 Röckh von leibfarben silbern dockh, mit leibfarben linwatt underfürtert, vornherab mit harfarben silbern dockh aufgeheffte maschen
1 Rockh von leibfarben plauem dockh, mit leibfarben linwatt underfürtert, forn herab vergoldte hilzen khnöpf
1 Rockh von leibfarben Silbern dockh mit leibfarben linwat underfürtert, fornherab mit 3farbig silbern dockh aufgeheffte maschen
4 Röckh von silbern dockh, mit leibfarben linwat underfürtert, forn herunter mit gulden dockh aufgeheffte maschen
5 Röckh von Silbern dockh, mit grianer linwat underfütert, diese haben versilberte hilzen Knöpf
1 Rockh von silbern dockh mit grianer linwat underfütert, darauf sint silbern Khnöpf von underschidlich farben, als rot, weiss und plau gemallen
7 Röckh von geflamtem dopeltaffet, diese haben khain furtter.
1 Langer ungarischer Rockh von geflamtem dopeltaffet, mit roter linwat underfütert, forn herab mit roten dopeltaffet ain strich daraufgefütert.
2 Röckh von Nukherfarben Topeltaffet, mit leibfarben linwat underfürtert
2 Röckh von Nukherfarben Topeltaffet, mit roter linwat underfürtert
7 Röckh von Plameranfarben dopeltaffet mit blauer linwat underfürtert
4 Röckh von Jesabellenfarben Topeltaffet mit gelber linwat underfürtert
1 Rockh von silbern dockh, mit blauer linwat underfürtert
1 Rockh von Silbern dockh, diser ist mit haarfarben strichen undermangt, mit blauem Zantell, und blauer linwat underfürtert
1 Leibstuckh von gelbem Topeltaffet, mit gelber linwat underfürtert, von Mallergold geziert, derbei ain grosses baar Ermell von silbern dockh, mit blauem dopelltaffet, und blauer linwat underfürtert
1 Schlayr von Silbern dockh, mit blauem dopeltaffet underfürtert
1 Rockh von leibfarben gewessertem dopelltaffet, mit leibfarben linwat underfürtert, forn herunter, und umb die Ermell von gulden dockh aufgeheffte masch
1 Rockh von Zitronenfarben gewessertem dopeltaffet mit gelber linwat underfürtert, forn herunter mit leibfarben Zantel aufgeheffte maschen
1 Schürzll von schwarzem Zantl mit schwarzer linwat underfürtert
1 baar Epoll von schwarzem Zantel, mit blauer linwat underfürtert, dieses ist alles von dem maller mit golt und roter farb geziert
1 baar Epoll von drierleifarben, als blau, Taubenfarb, und weiss, mit mallergolt geziert, mit blauer linwat underfürtert
1 baar Ermell von Pliefarben linwath
1 ungarisch baar hossen von blauer linwat
1 Schürzl von weissem Zantel, mit weisser linwat underfürtert
1 baar Ermell von grianen Zantell, mit grianer Linwat underfürtert
1 baar Epoll, von blauem Zantell, mit blauer linwat underfürtert, dies ist alles mit mallersilber gezirt
1 ungarisch baar hossen von plauer linwat
6 Schürzl von leibfarben Zantell, mit leibfarben linwat underfürtert
60 Scharpen von leibfarben Zantell, mit leibfarben linwatt underfürtert, mit leonischen gulden und silbern Portten gebrambt
6 Duckhen von ungeblaichter linwat, diese sollen auf ochsen zum beduckhen gemacht sein worden, sint aber nit gar aufgemacht, sonsten ist dass gefranß und Quassen mit rotem und gelbem Arisch garnen alles dabei, es sint auch
40 Stuckh von gemallenen Kuglen, alles zu den 6 obersagten deckhen alß Zubehängen an den Zug hin und wid an die Zaum, ist aber nichts davon gebraucht worden [ursprünglich geplant für Zugtiere Morgenwagen]
16 frauenzimmer Aufsez von hilzen vergolte und versilberte Perlen
6 darunter haben guldene dockh, 6 darunter haben silbern dockh, 4 darunter haben nichts dann die Perl
Ain halber Rossducken von harfarben gulden dockh, dise ist mit gelber linwat underfürtert
1 halber Rossdukhen von gulden dockh diser hat khain furtter
Zwai halbe hinter und forder thaill, diese drie Stuckh gehören zu ainem ungarischen Rockh, und ist alles von leibfarben Zantell, mit leibfarben linwat underfürtert
1 gelben ungarischen Rockh von dopeltaffet, mit gelber linwat underfürtert, dieser Rockh ist nit gar aufgemacht, und hat khain khragen
30 baar claine fligl von Plech ausgeschniten, dise haben auf die Piglhauben gehert [Kopfschmuck der Stunden]
11 baar claine fligel von ausgeschniten Plech, von allerlei farben gemallen
85 Krenz von ausgeschniten Plech mit underschidlichem Pluomenwerck.
15 Krenz auf die lorber art von Plech ausgeschniten
2 2 MaiPuschen von Plech ausgeschniten lorber und Pluamwerckh, diese Plichenen sachen sint alle gemallen worden, ain iedeß auf seine art [Schmuck des Morgenwagens]
4 Krenz von gemachten Rosen von allerlei farben, taffet, und linwaten, rosen und ander Pluamen
27 hilzene Säbel von allerlei farben
2 hilzene fausthämer, diese sint Eplbert [Eslbert?]
7 hilzen Pfeill von allerlei farben
21 geschnitne hilzen handtpögen, diese sint gemallen
2 ausgeschniten schilt mit zween […]üzen auf drei seiten vergolt, sonsten sint sye von holz
57 hilzene federn, von allerlei farben, so auf die strauss arth gemacht
1 Sumeroll mit grianen dopeltaffet undenherumb, darauf von allerlei straussfedern farben
1 Sumeroll unden mit leibfarben Zantell gefürtert, oben mit leibfarben linwat iberzogen, und khain federn darauf
1 Sumeroll ist ganst vertrint, und verbrochen worden, es ist khain feder oder sonsten nichts derbei
13 Türgische Pindt von silbern dockh iberzogen
10 Türgische Pündt mit gulden dockh iberzogen
Hernach folgen die herrn Gavalliri im Aufzug
1A---- Herr Obristkammerer
1 Mantl von Plameranfarben gerigeltem Kapenzoll
1 ungerischen Rockh von 4 farbigem gross geblümten Atlaß
1 ungarisch baar Hosen von rotem Cardiss
1B---- Maximilian von Preysing, Herrn Oberstkammerer gleich
1 Manntl von Plamran farben gerigeltem Kapenzoll
1 ungarischen Rockh von 4 farbigem groß geblaimbten Atlaß
1 ungarisch baar hossen von roten Kardiss
2A---- Herr von Haunsberg
1 ungarischen Rockh von 4 farbigem klein geblümtem atlaß
1 ungarisch baar hossen von Plameranfarben Cardiss
1 Kapen von blau und weiss silbernen ligatur diße ist mit ainem Mädern beuch underfürtert
2B--- Herr von Preysing zum Moß, ist dem Herr von Haunsberg in der claidung gleich
1 ungerischen Rockh von 4 farbigem clain geblümtem atlaß
1 ungerisch baar Hossen von Plameranfarben Cardiß
1 Kapen von blau und weiss silbern ligatur, dise ist mit ainem Mädern beuch underfürtert
3A---- Graf Bonaventura Fugger
1 ungarischen Rockh von kunigsfarben damasst mit Jesanellen farben dopeltaffet besezt, und mit leonischen gulden geschlingen und Knöpf aufgemacht darauf ain ausgeschniten Krag
1 ungarisch baar hossen von Plameranfarben Cardiss
1 Satldukhen von grianen und rot silbern legatur, dise dukhen ist mit weiss grian und roten Ariß fransen aufgemacht
3B---- Herr Graf von Warttenberg, dem Grafen Bonaventura Fugger gleich
1 ungarischen Rockh von Nakherfarben damasst, auf beiden Seiten wie auch forn an den Ermell mit leonischen Portten gebrambt und mit ainem ausgeschnidten Kragen
1 baar ungarische hossen von Plameranfarben Cardiss
1 Satldukhen von blau und goldfarben legatur, mit goltfarben, blau und rotem arißgarn und mit falschen golt undermischten fransen aufgemacht
4A---- Christoph von Preysing
1 Manntl von roten Kamätth mit geflambtem dopeltaffet aufschlag, und mit roter linwat underfürtert
1 ungarischen Rockh von geflambtem dopeltaffet, mit roter linwat underfütert, forn herab mit rotem Karmesin dopeltaffet aufschlag und mit gemalten hilzen Knöpfen
1 baar ungarische hossen von roten Cardiss
4B---- Rudolph von Hasslang Pfleger zu Abensberg, dem Herrn Christoph von Preysing gleich
1 Manntl von Nakherfarben Raschetan mit roter linwat underfütert, und von geflambten Topeltaffet aufschlag, auf disen Manntl
1 ungarischen Rockh von geflambten Topeltaffet, mit roter linwat underfürtert, forn herab mit roten Karmesin dopeltaffet aufschlag, und mit gemallen hilzen Knöpfen
1 ungarisch baar Hosen, von roten Cardiss
5A---- Jägermeister Herr Graf von Tattenbach
1 ungarische Manntl von Seiden Zeug von underschidlichen farben, diese hat grian damassten Aufschlag
1 ungarischen Rockh von grian geblaimbten damast, mit grianer linwat underfürtert
1 ungarisch baar hosen von grianen Kapzoll
5B---- Herr Freiherr von Fraunhofen, dem H. Jagermeister gleich
1 Ungarischen Manntl Seiden Zeug, von underschidlichen farben, diese hat von grian damasten aufschlag
1 ungarischen Rockh von grian geblaimbten damasst, mit grianer linwat underfürtert, forn herab, und auf den Ermelln mit leonischen gulden Gallones aufgemacht
6A---- Obrister Royer is allain
1 baar ungarische hosen von schwarzen Seiden Wamesin
1 Wamaß von schwarzen Seiden Wamasin, dise ißt alles mit schwarzem Parchet underfütert
6B---- Herr Lösch auch allein
1 Kamansoll von fleischfarben ohnmaßin mit Goltfarben linwat underfütert
1 Schürzl von blauen damast, mit blauen linwat underfürtert, mit leonischen gulden gallonen gebrambt
1 ungarisch baar hossen, von Plifarben Kardiss
7A---- Graf Dilli
1 baar hossen von blauen gulden dobin mit Pluomen
1 goller von gulden leder
1 baar Ermell, von Pliefarben Seiden Zeug, diese ist mit silber aintrag
7B---- Herr von Tauffkhirchen, dem Dilli gleich
1 baar hossen von Plameranfarben gulden dobin mit Pluamen
1 goller von gulden leder
1 baar Ermell von Pliefarben Seiden Zeug, diese ist mit silber aintragen
8A---- Herr von Pienzenau
1 Rockh von gelb und weiss silbern legatur, mit gelber linwat underfürtert und mit leonischen gulden gallonen aufgemacht, es seindt auch hilzen vergolt Knöpf darauf
1 Manntl von leibfarb gewässertes dopeltaffet, mit Plameranfarben gewässertes dopeltaffet underfürtert
1 ungarisch paar hossen von roten Kardiss
8B---- Herr Obrist Stallmeister dem Herr von Pienzenau gleich
1 Rockh von gelb und weiss ligatur, mit gelber linwatt underfürtert, mit leonischen gulden gallonen aufgemacht, es seint auch vergolte hilzen Khnöpf darauf
1 Manntl von leibfarben gewässerts dopeltaffet, mit Plameranfarben gewässerten dopeltaffet underfürtert
1 ungarisch baar hossen von roten Cardiss
9A---- Herr Tanner
1 Rockh von Pliefarben geblaimbten Atlaß, darauf ist ain Kragen von gelben Atlaß ist mit leonischen gulden gallones aufgemacht, dieser Rockh ist forn herab mit grün dopeltaffet gefürtert, in disem Rockh sint zwei baar Ermell, auß von gelbem atlaß, daß ander von weissen dopeltaffet
1 Kappen von gelben Atlaß, ist ausgeschniten mit leonischen gulden gallonen aingefasst
1 ungarisch baar hossen von roten Cardiss
9B---- Herr Hieronymus Fugger Herrn Tanner gleich
1 Rockh von Plifarben gemussirten Kapanzoll, darauf ain Kragen von gelbem Atlaß mit leonischen guldenen gallonen aufgemacht, dieser Rockh is forn herab mit grian dopeltaffet gefürtert, in disen Rockh sint zwai baar ermell, auß von Kapenzoll, von grian dopeltaffet stüzell daran, und weiss doppeltaffet darunter, auf diesen rockh seindt vergolt hilzen knöpf
1 Kappen von gelben Atlaß ist ausgeschniten mit leonischen gulden Gallonen aingefasst
1 ungarische baar hossen von roten Cardiss
10A---- Herr von Neuhauß
1 ungarisch Manntl von 9 farbigen Seidenzeug mit weiss geblaimbten damast vorn herab gefürtert
1 ungarische Rockch von weiss geblaimbten damast, mit weisser leinwat underfürtert
1 ungarisch baar hossen von rotem Cardiss mit weisser leinwat underfürtert
10B---- Herr Heinrich von Hasslang, Herrn von Neuhaußen gleich
1 Ungarischen Manntl von 9 farbig Seiden Zeug, forn herunter mit weißen geblaimbten damaßt underfüttert
1 ungerischen Rockh von weißen geblaimbten damast, mit weisser leinwat underfürtert, diser hat vergolte hilzen Knöpf
1 ungerisch baar hossen von rotem cardiss mit weisser leinwat underfürtert
11A---- Den Alt herr von Toerring
1 Rockh von grün geblaimbtes damaß mit brait leonischen silbern gallonen gebrambt, mit hilzen versilberten Knöpfen, mit grianer leinwat underfütert
1 baar hossen von gelben Atlaß mit gelber linwat underfütert
11B---- Herr von Starzhausen dem Alten Herrn von Toerring gleich
1 Rockh von grian geblaimbten damaß mit brait leonischen silbern gallonen gebrambt, mit hilzen versilberten Khnöpfen mit grianer linwat underfürtert
1 baar hossen, von gelben gemussirtten Kapanzoll, mit weißer leinwat underfürtert
12A---- Herr von Metternich
1 Rockh von grün geblaimbten damaß, ohne fueter, diser ist auf die Sämer art gemacht
1 ungarisch baar hosen von fleischfarben ohnmasin mit apfenfarben linwat underfürtert
1 Kamanzoll, von fleischfarben ohnmaßin mit weisser linwat underfürtert
12B---- der Jung Herr von Sefelt dem Herrn von Metternich gleich
1 Rockh von grian geblümbten damaß, ohne fueter, diese ist auf die Sämer art gemacht
1 ungarisch baar hossen, von fleischfarben taffet, mit apfenfarben linwat underfürtert
1 Kamanzoll, von fleischfarbenen Taffet, mit weisser linwat underfürtert, die Hossen sind alle zerrissen, und nit mehr Zugebrauchen
---- Herr Sigersthofen allain
1 ungarischen Rockh von grianen und weiss silbern ligatur mit roter linwat underfürtert, mit hilzen versilberten Knöpfen aufgemacht
1 ungarisch baar hossen, von grian und weiss legatur mit weisser linwat underfürtert
13A---- Herr Graf Fugger von Helgensberg
1 Manntl misambt dem Kragen von Nakherfarben geblaimbten damaß ohne furter
1 Ungarisch Rockh von weiss geblaimbten halbseiden ligatur, mit weisser linwat underfürtert, forn herunter mit blau seiden Pinte und leonischen gulden gallonen darauf gebrambt
1 ungarisch baar hosen von plau geblaimbten damaßt, mit weisser linwat underfürtert
13B---- Herr von Seiblstorf, ist dem Herrn Fugger gleich
1 Manntl mitsambt dem Kragen, von leibfarben geblaimten damaßt ohne Futter
1 ungarischen Rockh von weiß geblaimbten halb seiden ligatur, mit weisser linwat underfürtert, forn herab mit blau seiden Panter und leonischen gulden gallonen darauf gebrambt
1 ungarisch baar hossen von blauen geblaimbten damast mit weisser linwat underfürtert
14A---- Herr von Muggenthall
2 Schurz auf die Tirgische Teppichart von 4 farben, mit lang Arißfransen auch von 4 farben mit roter linwat underfürtert
1 Pliefarb Kamanzoll, von Kapenzoll mit Pliefarben linwat underfürtert
1 ungarisch baar hosen von bliefarben Kardiss
14B---- Herr Albrecht von Fraunhofen der Jünger, dem Herrn von Mugenthall gleich
2 Schurz auf die Tirgische Teppichart von 4 farben, mit lang Ariß fransen von 4 farben, und roter linwat underfütert
1 Kamansoll von pliefarben Kapenzoll mit Pliefarben linwat underfürtert
1 ungarisch baar hosen von Pliefarben Kardiss
---- Herr Hünzham allein
1 ungarischen Rockh, von grossen geblaimten gelb und weiß silbern ligatur, mit roter linwat underfütert, darauf sint vergolte hilzen Knöpf
1 ungarische baar hosen, von roten Kardiss mit roter linwat underfütert
15A---- Herr von Seiblstorf
1 ungarischen Manntl, von weiß und roten silbern legatur, forn herunter mit weißen halbseiden ligatur aufschlag, sonst mit roter linwat underfürtert
1 Kamonsoll von pliefarben Kapanzoll
1 ungarisch baar hosen, von pliefarben Kardiss, mit weißer linwat underfürtert
15B---- Dem Herr von Sibstorf gleich
1 ungarischen Manntl, von goltfarben und weiß silbern ligatur, forn herab mit weißen halbseiden ligatur aufschlag, mit roter linwat underfürtert
1 Kamansoll von pliefarben Kapanzoll
1 ungarisch baar hosen von Pliefarben Kardiss, mit pliefarben linwat underfürtert
16A---- Herr von Maxlrain
1 Kamonsoll von Jesenollenfarben und weissen seiden undermischtes, gewässertes dopeltaffet, mit weißer linwat underfürtert
1 ungarisch baar hossen von Pliefarben Kardiss mit roter linwat underfütert
1 Schürzl von gelber linwat, dies ist iber und iber mit allerlei farben strauss federn gefasst gewesen, itzt aber alles zerbrochen, und abgetrennt worden, und mit halben thaill zuruckh[…]angehang[?]
16B---- Dem Herrn Maxlrain gleich
1 Kamanzoll, von Jesanollenfarben und weißer seiden undermischtes gewässertes Topeltaffet
1 ungarische paar hosen von pliefarben Kardiss mit roter linwat underfürtert
1 Schurz von gelber linwat, dieser ist iber und iber von allerlei farben strauss federn gefasst gewesen, itzt aber alles zerrissen und verbrochen, auch abgetrennt worden und den halben thaill nit zum dukhengehang[?]
Wid ain Ainschichtes claidt als
1 Ungerischen Rockh von gelb und weissen groß geblaimbten silbern ligatur mit vergolten hilzen khnöpfen mit gelber linwat underfürtert
1 Kamansoll von Zwifarbigen Kapzoll mit roter linwat underfürtert
1 Ungerisch baar hossen von Zimetfarben Kardiss mit weisser linwat underfürtert
1 Ungerischen Rockh von rot und weiß silbern ligatur, mit groß hilzen Versilberten Knöpfen dieser ist mit roter linwat underfütert
1 Ungerisch baar hossen von Pliefarben linwatt mit leonischen gallonen gebrambt
Waß an underschidlichen farben zantl stuckh und Trimern weiß bei den Quartroba, als Tapezerei so bei und zu dem Turnir und Comoedi ist gebraucht und iber geblieben, alß
4 Stücke grüner Sendel von 14, 32, 16 und 23 Ellen, und 14 kleinere Stücke von 31 Ellen [total 116 Ellen]
2 Stücke roter Sendel von 37,5 und 10 Ellen, sowie 16 kleinere Stücke von 26,75 Ellen [total 74,5 Ellen]
4 kleinere Stücke Karmesinroter Sendel von 10 Ellen
14 kleinere Stücke leibfarben Sendel 30,25 Ellen
2 Stücke und 9 kleinere Stücke blauer Sendel von 13,50, 25,75 und 30,25 Ellen [total 55,75 Ellen]
1 Stück frigelblauer Sendel von 21 Ellen
8 kleinere Stücke zitronengelber Sendel von 8 Ellen
6 kleinere Stücke goldfarbener Sendel von 9 Ellen
10 kleinere Stücke Isabellfarbener Sendel von 22 Ellen
49 kleinere Stücke weisser Sendel von 8 Ellen
1 Stück schwarzer Sendel von 11 Ellen [insgesamt ein Vorrat von 436 Ellen gefärbter Sendel]
Doppeltaft in unterschiedlichen Farben [ohne Moiree] fast 61 Ellen
Goldener und silberner Dock 212, 75 Ellen, darunter auch silber dockh mit grianer/roter Seiden undermischt
Grün und weiß silberner Ligatur
Waß von Triumphwägen an die Guardaroba kam an dockh 345 Ellen
Waß für Straußfedern von underschidlichen farben sich in Guardaroba und Tapeziererei befinden, die sonst zu Turnieren gebraucht werden
280 große und klain alß ainfache federn von allerlai farben straussfedern […] 7 Puschen alzei 5 oder 4 beieinander von allerlei farben total 443 federn
falsche Perl… auf die guat art gemacht für Turniere 150 Stück
6 Pikhen von holz gemallen
34 Junssen stangen mit Plechen leffel von allerlai farben
6 hilzen hellen parden gemallen
Summe aller Larfen so noch vorhandten 220 Stück
Summe der vorhandten Stiffel 142 par
Summe der vorhandten Parockhen 103 Stück
Transkription der Aktennotizen zu höfischen Festen aus BHSA, GHA, KA 644/II
[Alle ohne Nummerierung, ohne Datum:]
Avertimenti
1. Weillen es noch gedunkht beschwerlich 6 Hirschen abzurichten, welche der Dianae Wagen ziehen khonnen, der Aufzug aber mit mit den Hunden etwas schlecht […] möchten anstatt deren 6 Panterthier mit schwarz und weissen Plakhen angerichtet werden, welches leichtlich sein khundt darnach … grosse 6 Englische Hundt. So mechten auch 6 khlaine Rösslein ainer farb alß wie die Alicorni aber ainkhirn angestalt werdten, man selbige in Lainwath khlaiden und mahlen, dass aines dem andern gleichformig were. Die Selenides oder Nymphen neben der Diana sollen Ihre Dardi oder Werfspiß und den ain farb 2 hundt an ainer Khugel haben, die farb mechte sein Grian und weiß.
2. Die Music von den Nymphj auf der Sohnen und Mohnßwagen, mögen sein nach gefallen, und sollen sich darfür […] gebührende […] der schon von Alters hero finden.
3. Der feursprürzende Perg vor der Sohnen zu sambt den Corybantes oder TromPittern ist Verlohren, misste auf ein Neus gerissen und angetragen werden. Whan 6 weisse Oxen Zubekhommen, ist der Wagen der Morgenrött schon gericht, die Behang der Oxen mirsten von Rosen und früchten, die dekhinen rott und schwarz sein. Die Horn vornen her vergult, hinden rott, und zwischen den Horrn der Morgenstern.
4. Ingleichen, weill die Centauri schwerlich anzurichten were anstatt deroselben besser mit dunkhelbraunen Oxen zu bestellen, die Beheng werden gleichfalls von grianen festonen und entzwischen fünkhlenten Stern gemacht, die Dekhen blau und mit Stern, die Horen vorher blau hinden vergult, und zwischen Ihnen der Abentstern.
5. Die Nymphae Titonides und Hesperides hetten lange hirttenstäb, sonst gekhlaidt, wie in der verzaichnuß. Die Nymphae Heliades sollten Ihre Vergulte Pogen und Khöcher haben.
6. Der Perg für die fride und Ihren Aufzug ist noch nit angericht.
7. In der ander Giostra stund vor dem gemalten pallazzo, in der mitt der Perg von der fride auf der Rechten seiten der feursprüzende Perg auf der linkhen der Wassersprüzende Perg […] die Trompitter und spill […] desto nicher beysamen wehren.
Wan der Mahler herein geschikht würde khunnt man den Aufzug von den weissen und Praunen Oxen aigentlich abzaichnen. So muß man sich auch vergleichen, wegen der Statuen darauf die Khöpf angerichtet sein und were nottwendig, die ganze Verzaichnuß emendirt zuhaben, damit nach selbiger die Worttbhündten gerichtet werdten.
Verzaichnus der verferdtigt Arbeith zu dem Aufzug welche auf der Khunstkamer ligt
9 schwarze leiber mit guldten stern geziert auch 9 schwarze stirtzel 9 baränzel, 6 schildt 9 hauben und 9 bardhöpfel auch 6 schwarze mit stern Ross döckhen 6 schappen
9 leibfarben leiber mit goldt geziert auch 9 leibfarben stirtzel 9 bar ärmel 9 baar höptel 9 hauben 6 schildt und auch 9 ross dökhen auch 6 khappen
9 khlaidtung von 3 abgedailten farben als blau weiß und Taubenfarb auch 6 schildt und hauben 9 par khöpfel auch 6 ross döckhen 6 khappen
9 gelbe khlaidtung auch flammen auch 6 schildt und 9 hauben auch 5 rosch döckhen 5 khappen
9 klaidtung 3 mit Beheng 3 mit blumen 3 mit wain laub auch 9 schildt 9 hauben 9 baar khöpfel
Zwey khlaidtung ain mit ainem weißen leib ein laubfarben stirzel und ain weisses bar ermel der andere ain gelben leib ein grianes stirtzel und ain gelbes bar ärmel
12 khlaidtung mit blauen leiber mit silber geziert auch gelbe stirzel und blauen ärmel 12 schildt und 24 khöpfel
9 Tromether Fannen 3 schwarze 3 mit abgethailten farben 3 weiße mit blumen gemalt
Avertimenti per la giostra
1.a In loco del palazzone del Sole. Potrebbero essere padiglioni overo otto o dieci colonne, con una cornicia indorata e indietro addobata von qualche tapzaria.
2.a La Barriera e tutto uatro archi, per li quali si passa per risparmiare il tempo, ed il danaro, possonon essere di verdura, e di festoni, che corrispondano allj quatro tempi representati nella giostra. Al modo che nella seguente figura si vede. [Bleistiftskizze von zwei Bögen mit drei Laubbäumchen].
3.a Avanti tutto bisogna haver quarantt otto cavallini per le 24 hore, per li dodici segni, e per gli docici mesi dell’anno. Tutti del colore, il quale si ricerca. E poi bisogna haver un cavallarizzo, che quelli quarant otti giovinetti insegni di far il giuocho di Carisella, sempre quando si finisce una squadra. Oltre di questo bisogna haver le palle di terra, che sono necessarie a quel giuoco, in numero 6 mila incirca.
4.o Bisogna pensare se convenga che si pongano sopr’il palazzone l’armi d’Imperiali, o quelle di Bavieri. Overo far una fittione.
5.o Bisogan contar le vesti, acciosi si sappi, quello che manca.
6.o Bisogan ponderare se sia piu convenevole che li ventiquatro Aroldi portino l’imprese nelli standardi, accioche faccino vista piu vaga. E portrebbero questi Aroldi star dalle due bande della barriera, docici e dodici.
7.o Se ha necessario che tutti cavaglieri, che corrono habbino i suoi destrieri con certi pallafrenieri vestiti ccome si ricerca.
8.o Bisogna pensar e ritrovar un Epilogo della giostra, e se non sia convenevole, che tutta la barriera dopo il fine della giostra si cangi in fuoco, e in forma di ghirandola vadi in aria.
9.o Il vestito degli Cavaglieri e delli servitori loro puo essere cavato dell’Atlante di Blou. O della navigationi di Giovanni Hugo de Lindschotten.
10.o Se vogliano ch’il Mesimbrio comparisca sopra li grifi, ed Hespero sopra li centauri, bisogan farpresto questi dodici corpi di carta pista.
11.o Bisoga ancor far presto le teste delle Gorgoni pir l’uso di giostra.
Anbey die Pronostica, so […] die Herolden […] in 1658 […] die giltige Buechstaben mit Goldt die andere ungiltige mit Silber gemacht werdten. Was zu der Diana gehörig, auf grin Tafet, was zu der Sohnen auf rott Tafet.
Weillen 32 Menner sein sollen, ist Zugedenkhen, ob nit bey der Squadra der Hesperi neben dem Peruaner, Mexikaner, Brasilier und Virginier ein Chiheser, Floridaner, Batagonier und Amazoner aingetragen wurdten.
Item bey dem Einzug von Mittnacht neben dem Samugeten, Reissen, Moschoviter, Parter, ein Laplender, Schrickfinner, Kascaner und Armenier.
Item bey dem Einzug von Aufgang neben dem Chineser, Persianer, Indianer, und Türkhen, ain Japoneser, Malabar, Moluccer und Arabier.
Item bey dem Aufzug von dem Mittag neben dem Abassiner, Congitaner, Mauritaner und Ägypter, ein Cafres, Seneganer, Maroccianer und Egyptier beygebracht wurden.
So in dem Aufzug dem Andern nit fasst unglaich und von Wenig Cossten sein werden ist
Zugedenkhen, ob einem Jeden Genennten Cavalir ein Namen von der Landtsarth, wo er heist, solle geschöpfet werdten. Weitter Zugedenkhen ob nit ein Jeder Cavalier sein sonderbars
Cartel und auf waß … haben solle, oder ob es genug were, wann nur Cartel von Sohnen und Mohn angerücht werden …
* Für ihre unermüdliche Geduld und guten Ratschläge in den vergangenen zwei Jahren möchte ich mich ganz herzlich bedanken bei Angela Böck, Birgitt Borkopp-Restle, Dagmar Drinkler, Andreas Leipnitz, Thorsten Marr, Ina Müller, Johannes Pietsch, Friedrich Polleroß, Andrea Sommer-Mathis, Matthias Weniger, Kurt Zeitler und allen Freunden, für die Geduld und Sorgfalt beim technischen Support Carlo Epp und Regina Wenninger.
1 "… rappresentata in Monaco alla venuta quivi dell'Invitissimo Cesare Leopoldo Augusto nel gran Teatro presso la Residenza dell'Serenissimo Ferdinando Maria Duca di Baviera & Elettore del S.R.I., im italienischsprachigen Libretto vom Verfasser Giovanni Battista Maccioni als Poesia bezeichnet (Applausi Festivi Barriera …, Poesia del Cavalier Gio: Batta: Maccioni, Monaco 1658). Der Kurzbericht eines kaiserlichen Begleiters Ausführlicher und Warhaffter Bericht Dero Röm. Kays. Majestät Einzug in München… über den Aufenthalt, aber ohne Beschreibung des Umzuges, enthält den Terminplan mit Einholung, Aufführung der Kerll-Oper Orontes, Jagden etc. Ein Digitalisat des Berichts steht auf den Seiten der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) online zur Verfügung: http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/gl-kapsel-1-20, oai:digitalisiertedrucke.de:8467. Die Aufzählung der Festzugswagen und anderer Mitwirkender auch bei Eberhard Straub, Repraesentatio maiestatis oder churbayerische Freudenfeste, München 1969, 210-216. Erwähnt ist der Umzug weiters im Diarium Europaeum (Philemeri Irenici Elisii Diarium Europaeum), Bd. I, Frankfurt 1659, 1068-72: "… Kopfrennen mit einem stattlichen vorhergehenden kostbaren Auffzug von unterschiedlichen schönen Pferdten unnd Triumph-Wägen auf deren einem Ihr Fürstliche Durchleucht Herzog Maximilian den Mond, Ihr Chur-Fürstliche Dlt. aber auf einem andern die Sonn dargestellt gehalten worden." Hier sind auch die stattlichen Unkosten überliefert mit 300.000 Gulden Gesamtkosten, je 60 Zentnern verzehrtem Fleisch und Wein und sieben Zentnern Zucker.
2 Zur Funktion von Festberichten und Festbüchern und deren problematischem Quellenwert vgl. Helen Watanabe-O'Kelly, "Early Modern European Festivals – Politics and Performance, Event and Record", in: J. R. Mulryne und Elizabeth Goldring (Hgg.), Court Festivals of the European Renaissance. Art, Politics and Performance, Aldershot 2002, 15-25, und "The Early Modern Festival Book: Function and Form", in: J. R. Mulryne (Hg.), Europa triumphans. Court and civic festivals in Early Modern Europe, Bd. I, Aldershot 2003, 3-18, bes. 12 ff.
3 Exemplare des Librettos befinden sich, soweit bekannt, in der HAB (Signatur: Gm 3129), in der Bibliothèque national in Paris (Signatur: Rondel Ra 6/80) und in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (BSB) (Signatur: Res/4 Bavar. 2165,II,1). Das Exemplar in der HAB ist vollständig digitalisiert und online zugänglich unter http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/gm-3129. Für die vorliegende Untersuchung wurden das Wolfenbütteler und das Münchner Exemplar in Augenschein genommen.
4 Diese Zählung folgt den Angaben von Jacquot/Schöne für das Pariser Exemplar (siehe Jean Jacquot und Günter Schöne, "Note sur quelques dessins du Louvre et un tournoi de Munich 1658", in: Les fêtes de la Renaissance, Bd. III, Paris 1975, 411-419). Die Zahl der Stiche wird von der HAB für das Wolfenbütteler Exemplar mit 35 angegeben. Diese Abweichungen beruhen vermutlich auf unterschiedlichen Zählungen der Stiche bzw. Motive. Das Exemplar der BSB hat 31 gefaltete Stiche (vgl. Anm. 8), es fehlen der Wagen des Morgens und des Mittags, die Frühlings- und Sommermonate.
5 Die HAB klassifiziert die Illustrationen als Kupferstiche; dagegen bezeichnet sie Andrea Sommer-Mathis als Radierungen (Andrea Sommer-Mathis, Kat.Nr. 7.9, 283-284, in: Federschmuck und Kaiserkrone. Das barocke Amerikabild in den habsburgischen Ländern, Ausst.kat. Schloßhof im Marchfeld 1992). Jacquot/Schöne sprechen von "gravure", was sowohl mit Kupferstich als auch mit Radierung übersetzt werden kann. Für die Bestimmung als Radierung spricht, dass sich manche der filigranen Blumenmuster auf Kleidungsstücken und Pferdedecken in dieser Größe wohl kaum als Kupferstich hätten ausführen lassen. Im Folgenden wird jedoch die Bezeichnung der HAB als Stiche beibehalten.
6 Gas.Am Ort deli und Jo Schinnagl fe; Caspar Amort (1612-1675), vorwiegend Zeichner für Druckgraphik, war zwischen 1651 und 1672 an allen wesentlichen Veranstaltungen des Hofes beteiligt, Peter Steiner, "Amort", in: Saur, Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. III, München 1992, 281-282. Johann Franz Ignaz Schinnagl folgte seinem bekannteren Vater Marx 1681 ins Hofbaumeisteramt, war aber offensichtlich davor im graphischen Gewerbe tätig, "Schinnagl", in: Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. XXX, Leipzig 1936; Vera Schneider, Caspar Amort 1612-1675, München 1990. Die einzelnen Motive können kaum in einem Zug entstanden sein, sondern stammen wohl aus verschiedenen Planungsstadien, da die Figuren zum Teil unterschiedlich groß wiedergegeben sind; außerdem sind sie, da nur vereinzelt Plattenränder zu sehen sind, frei und mit unterschiedlich viel "Fleisch" beschnitten worden.
7 Im Digitalisat der HAB (vgl. Anm. 3) sind die Seiten sind nur einzeln aufrufbar; für den vorliegenden Aufsatz wurden diese Einzelabbildungen digital zusammengefügt, um einen Gesamteindruck des Zuges vermitteln zu können [Gesamtansicht]. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich dabei um eine Idealrekonstruktion handelt: Während im Libretto selbst die Serie mehrfach durch Textseiten unterbrochen ist und die Blätter zudem von unterschiedlicher Höhe sind, wurden für die Rekonstruktion die einzelnen Stiche zusammengefügt und ihre Formate einander angepasst, um ein einheitliches Gesamtbild zu erzielen; außerdem wurde die fehlerhafte Anordnung von Abend- und Morgenstunden (in der Gesamtansicht Blatt 5 bzw. 24) korrigiert.
8 BSB, Signatur: Res/4 Bavar. 2165,II,1 mit nur 31 Illustrationen; es fehlt z.B. die erste mit den Signaturen ihrer Schöpfer, wie auch andere (wohl irrtümlich) vertauscht wurden, dafür enthalten sie handschriftliche Vermerke mit den Namen der "Darsteller" und Tituli in Deutsch und Italienisch. Auf einem eingeklebten Dedikationsblatt hat in ungelenker, schwer leserlicher Schrift der kurfürstliche Truchsess und Unterstallmeister Philipp Jacob von Seinsheim zu Schwindegg, der ebenfalls eine Rolle im Umzug innehatte (s. u.), den 1. November 1658 als Schenkungsdatum vermerken lassen und selbst unterschrieben: "Diß buch Verehre ich meinem Vülgeliebten Herrn Schwager Frantz Albrecht […] Zu Haimbhausen […] ich alles selbst mit sonder […] aufgezaichnet zu einem […]lichen Angedenkhen". Sowohl die Legende zur Online-Version der HAB als auch Jacquot/Schöne, "Note sur quelques dessins", Anm. 3 lesen "Philipp Jacob von Binsheim zu Schwindach".
9 Vor allem Frankreichs erster Minister Kardinal Mazarin hatte mit der Sendung des italienischen Kastraten Atto versucht, über die junge Kurfürstin Henriette Adelaide Einfluss auf Ferdinand Maria zu gewinnen. Der französische Gesandte Antoine Agenor de Gramont-Toulongeon (1604-1678), der wie der Marschall des Kurfürsten von Köln, Hermann Egon von Fürstenberg, im Vorfeld der Kaiserwahl extra zu Verhandlungsgesprächen nach München reiste, meinte zwar, der bayerische Kurfürst sei zwischen Anfang September und Ende Dezember 1657 noch hin und her gerissen gewesen, aber schließlich habe sogar der bayerische Geheime Rat und Gesandte Johann Georg Öxle (1605-1675) geäußert, dass selbst bei einstimmiger Wahl Ferdinand Marias dieser das gekrönte Haupt so sehr neigen würde, bis ihm die Krone wieder vor die Füße fiele, Memoires du Marechal Duc de Gramont Ambassadeur de France a la Diete de Francfort dans le temps de l'Election de l'Empereur Leopold I, Paris 1716; Les Gramont portraits de famille, Ausst.kat. Pau 1992; Georg Jakob Wolf, Das kurfürstliche München, München 1930, 60; Roswitha von Bary, Henriette Adelaide Kurfürstin von Bayern, München 1980, 116-130.
10 Z.B. ist auch die Aufführung der Oper Alessandro Vincitore di se stesso 1658 als Huldigung an Ferdinand Maria interpretiert worden, der die Größe gehabt hatte, auf die Ehre der Kaiserkandidatur zu verzichten. Der Selbstverzicht als Herrschertugend wurde in unterschiedlichen Fassungen unter demselben Titel nach dem venezianischen Vorbild von Antonio Cesti von 1651 am Wiener, Innsbrucker und Münchner Hof aufgeführt, Vera Jung, Körperlust und Disziplin, Köln 2001, 271.
11 Diarium Europaeum, Bd. I, Frankfurt 1659, 665 und 872.
12 BHSA, GHA, KA 644/II und III enthalten zahlreiche ungeordnete und meist undatierte Notizen zu Festveranstaltungen, von denen nur wenige eindeutig bestimmten Festlichkeiten zuzuordnen sind, wie z.B. zum Auftritt der Kurfürstin Henriette Adelaide als Nymphe Lilla 1654 und Namenslisten zum Turnier Mercurio e Marte discordi aus demselben Jahr. Von wem, warum und wann die verstreuten Einzelblätter in zwei Volumina zusammengelegt wurden, ist nicht bekannt. Drei geheftete mehrseitige Dokumente darunter sind betitelt mit Avertimenti per la Giostra, Verzaichnuß der arbeith in dem Aufzug welche auf der Khunstkamer ligt und Pronostica. Hier sind diese Archivalien nur soweit verwendet und zitiert, wie sie sich eindeutig mit dem Umzug in Verbindung bringen lassen. Für eine gesonderte Zusammenstellung dieser Quellentexte siehe Anhang.
13 BHSA, GHA, HHA 437, Churfürst Underthänigst zubrachten für klaider und ander sachen mehr, so zu Ihro Churf. Durchlaucht als unseres Gedächtnuß[…] Churfürst […] Herrn Aufzüge, Turnire und Comoedi ist gebraucht und gemacht worden, so bei Ihro Churf. Durchl. Guatroben als bei der Tapezerei zu finden. In Dresden wurden die Requisiten und Kleidung nachweislich in der Rüstkammer aufbewahrt, Jutta Bäumel, "so vil Dings zu sehen", in: Eine gute Figur machen, Ausst.kat. Dresden 2000, 39. Ein erhaltenes Semiramis-Kostüm vom Planetenaufzug 1678 hat sogar noch ein eingearbeitetes Papierschild mit dem Namen seines Trägers "Herzog Heinrich zu Halle", Kat.Nr. 39. Auch in Wien mussten die Mitwirkenden ihre Kostüme wieder abgeben: "Weil auch die Kleider so man zu dem Roß-Ballett gebraucht bey allen den jenigen so darbey agirt wieder abgefordert und in die Kayserl Kleider-Verwahrung gebracht…", Herbert Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof im 17. Jahrhundert, Wien 1985, 145.
14 Auch der Habsburger Berichterstatter erwähnt die beiden Wagen nur kurz, Ausführlicher und warhaffter Bericht; aus der Planungsphase BHSA, GHA, KA 644/II, Avertimenti per la giostra, "4.o Bisogna pensare se convenga che si pongano sopr'il palazzone l'armi d'Imperiali, o quelle di Bavieri. Overo far una fittione." (Meine Übersetzung: "Man muss darüber nachdenken, ob oberhalb des Palastes das kaiserliche oder das bayerische Wappen angebracht werden soll oder ob man etwas erfinden muss.")
15 Zwischen den Zeughäusern im Bereich des heutigen Marstallplatzes, zu erkennen auf dem Stich von Michael Wening von 1701, dem Stadtplan von Matthäus Merian von 1644 und dem Stadtplan von Matthias Paur von 1705, Christian Kronenbitter, "Turnierspiele rund um den Hofgarten", in: Der Münchner Hofgarten, München 1988, 72; Stadtmuseum München, Signatur: Maillinger-Sammlung I, 527. Helen Watanabe-O'Kelly, Triumphal Shews, Berlin 1992, 88 behauptet, das Turnier sei im neuen Turnierhaus (tatsächlich erbaut 1660/61) ausgetragen worden, die Vertreter der Erdteile stünden für die Tageszeiten und der Kurfürst und sein Bruder hätten die Hymnen der Sonne bzw. des Mondes an den Kaiser selbst gesungen.
16 BHSA, GHA, KA 644/II, Verzaichnuß der Arbeith zu dem Aufzug welche auf der Khunstkamer ligt enthält ein farbiges Aquarell mit zwei übereinander angeordneten Reihen aus acht wehenden Fahnen mit bayerischem Rautenmuster und Wappen über einem Holzgerüst, und Avertimenti per la giostra eine Bleistiftskizze mit zwei Laubbögen zwischen drei Laubbäumchen: "1.o In loco del palazzone del Sole. Potrebbero essere padiglioni overo otto o dieci colonne, con una cornicia indorata e indietro addobata di qualche tapzeria. 2.o La Barriera e tutto quattro archi, per li quali si passa per risparmiare il tempo, ed il danaro, possono essere di verdura, e di festoni, che corrispondono alj quatro tempi representati nella giostra." (meine Übersetzung: 1. Anstelle des Palastes der Sonne. Könnte aus Baldachinen bestehen oder aus acht bis zehn Säulen mit einem vergoldeten Gesims und dahinter mit Teppich verkleidet. 2. Sowohl die Barriere als auch die vier Eingangsbögen könnten, um Zeit und Geld zu sparen, aus Grünpflanzen und Festons bestehen, die den vier Jahreszeiten im Umzug entsprechen.)
17 Inv.-Nrn. 21340-21345 und 21786, Jacquot/Schöne, "Note sur quelques dessins". Seit wann und warum sich die Caspar Amort zugeschriebenen Entwurfszeichnungen in Paris befinden, ist nicht geklärt, jedoch hat Helen Watanabe-O'Kelly im Vergleich des Bayerischen Freudenfestes anlässlich der Taufe des Kurprinzen Max Emanuel 1662 am Münchner mit dem 1664 am französischen Hof in Versailles aufgeführten Les plaisirs de l'isle enchantée die These aufgestellt, dass die Form des italienischen Hoffestes über den Münchner Hof als Vermittler den Weg in die französische Festkultur gefunden haben könnte: "From Italy to Versailles via Bavaria: the Munich Applausi of 1662", in: James R. Mulryne und Margaret Shewring (Hgg.) Italian Renaissance Festivals and their European influence, Lewiston 1992. Ideen und Anregungen könnten also über Libretto und Zeichnungen vermittelt worden sein.
18 BHSA, GHA, KA 664/II und III, in denen sich u.a. Instruktionen bzgl. der Vorbereitungen für das Tauffest befinden, aber auch die Gratulationsbriefe der gekrönten Häupter Europas, die Relationen der Hofangehörigen, die die gute Nachricht überbracht hatten, und die Liste der Eingeladenen – hauptsächlich bayerische Adlige. Eines der Verzeichnisse ist 1660 datiert und umfasst 105 Punkte, unter denen Punkt 98 explizit von einem Aufzug mit einer völlig anderen Thematik und seinen Mitwirkenden handelt, mindestens ein weiteres listet die Lehensleute auf, die Pferde zu stellen hatten, s. dazu unten Nachspann; Gertrud Löwenfelder, Die Bühnendekoration am Münchner Hoftheater 1651-1778, München 1955; Vera Schneider, Caspar Amort, wiederholt die Vermutung von Jacquot/Schöne, wohl ohne sie zu prüfen, da sie die Festlichkeiten anlässlich der Taufe der Mitte November 1660 geborenen Prinzessin noch in dieses Jahr datiert, die mit Rücksicht auf die Mutter aber erst im Frühling 1661 stattfanden; so auch Andrea Sommer-Mathis, "Amerika im Fest und auf der Bühne im 16. und 17. Jahrhundert", in: Federschmuck und Kaiserkrone, 127-158, hier 149-151, und im selben Band Kat.Nr. 7.9, S. 283-284. Ob und in welcher Form ein Aufzug tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht eindeutig, geplant war in jedem Fall eine größere Veranstaltung im Fall der Geburt eines Thronerben.
19 Gaudenzio Claretta, Adelaide di Savoia, Turin 1877, 98. Beim Turnier Mercurio e Marte discordi im Karneval 1654 war Roper noch im Einsatz und gewann sogar den Preis für die zierlichste Handhabung des stocco, s. Libretto; eigentlich Francis Ropert von Teynham, in München auch Francis Ropert von Tenham genannt, Roswitha von Bary, Henriette Adelaide Kurfürstin von Bayern, 44, 73 und 109-111.
20 BHSA, Kurbayern Hofzahlamt Bd. 693, 1655 und Folgebände bzw. -jahre, aus diesem Fundus (Besoldungsbücher) lässt sich die Zusammensetzung des bayerischen Hofes rekonstruieren.
21 Auf der fotografischen Wiedergabe der entsprechenden Pariser Zeichnung bei Jacquot/Schöne, "Note sur quelques dessins" sind neben "Ropper" nur "F. Toerring" und "Seinsheim" zu entziffern.
22 Die Nominierten in den beiden Listen überschneiden sich nur zum Teil; neben Roper(t) sind genannt Rechberg, Haslang, Seinsheim, Leiblfing, Metternich, Toerring, Haunsberg, Taufkirchen, Prunndorf, Preysing und der "jung Preysing", Royer, Lösch und Fugger. Nach den Besoldungslisten der Jahre bis 1655 müssten dies die Kammerherren Johann Heinrich Haslang (bis 1655), Hieronymus Wolf Metternich (wohl nicht sein Vater Johann Adolf Metternich, der Erzieher von Ferdinand Maria und Max Philipp und bis 1656 Oberstkammerer), Max Toerring-Jettenbach, Wolf Josef Taufkirchen, Johann Max Preysing (bis 1654), Johann Christoph Preysing oder Johann Ferdinand Preysing-Moos, seit 1656 Obersthofmeister von Herzog Max Philipp, Bonaventura Fugger oder Max Fugger, der Obersthofmeister von Kurfürstinwitwe Maria Anna, sowie die Hofräte Carl August Leiblfing, Hans Jakob Haunsberg, Wilhelm Albrecht Lösch und der Generalwachtmeister Franz Royer gewesen sein, BHSA, Kurbayern, Hofzahlamt, 693, 1655 bis 695, 1657. Bernhard Bero von Rechberg (1607-86) sollte Graf Fürstenberg 1674 als Obersthofmarschall nachfolgen, Baron Brunndorf jr. und sen. sind nur in den Karnevalslisten von 1662 genannt, GHA, HHA 436.
23 Daneben war 1652-58 Johann Franz Crivelli unter den "auswendig bestellten Räten in Rom" besoldet, BHSA, Kurbayern Hofzahlamt 690, 1652 bis 696, 1658.
24 Während der Regentschaft von Kurfürstin Maria Anna besuchten Kaiser Ferdinand III. und Kaiserin Eleonore im Rahmen des Regensburger Reichstages zusammen mit dem designierten Nachfolger Ferdinand IV. im August den Münchner Hof, der zu diesem Anlass die dramatische Kantate L'arpa festante von Giovanni Battista Maccioni aufführen ließ. Die personifizierten Flüsse Donau, Isar und Inn sangen wohl im Hofgarten ihre Hymnen auf das Kaiserpaar, Gertrud Löwenfelder, Bühnendekoration, 18; Straub, Repraesentatio maiestatis, 177-216; Esther Janowitz, "Imperiale più che ducale – die Residenz Maximilians I. und die Kaiserbesuche in München", in: Pracht und Zeremoniell, Ausst.kat. München 2002, 51-65; Roswitha von Bary, Henriette Adelaide, 99-103.
25 Roswitha von Bary, Henriette Adelaide, 103, vermutet hinter dem besonders aufwändigen Karnevalsprogramm für das Jahr 1654 die Hoffnung des Münchner Hofes auf einen Kurzbesuch des Kaiserpaares oder zumindest des böhmischen Königs. Das Libretto mit Stichen von Melchior Küsel nach Kaspar Amort zum Turnier Mercurio e Marte discordi, am 15.2.1654 im extra überdachten Brunnenhof ausgetragen, erwähnt keinen derartigen Umzug, dessen Aufwand aber für die Anwesenheit hochrangiger Besucher sehr wohl gerechtfertigt gewesen wäre. Die ehemalige Königin Christina von Schweden war im Herbst 1655 unter Umgehung Münchens direkt nach Innsbruck gereist – auch ihre Anwesenheit hätte größere Feiern gerechtfertigt; als Ferdinand Maria von der Reise erfuhr, hat er der Reisegruppe eine Abordnung seiner Höflinge nach Landsberg entgegen gesandt, BHSA, GHA, HHA 369.
26 So geäußert von Jacquot/Schöne, "Note sur quelques dessins"; in drei kurzen Bemerkungen, die sie aber nicht zitieren, wird im Aktenmaterial auf ein früheres Ereignis hingewiesen, die auf Wiederverwendung von Material und Wiederholung von Motiven deuten: BHSA, GHA, KA 644/II Pronostica "So in dem Aufzug dem Anderen nit fasst Ungleich und von Wenig Cossten sein werden…" und Avertimenti "3. Der feursprürzende Perg vor der Sohnen zusambt den Corybantes oder TromPittern ist Verlohren, misste auf ein Neues gerissen und angetragen werden. 7. In der ander Giostra stund vor dem gemalten pallazzo in der mitt der perg von der fride auf der Rechten seiten der feursprüzende Perg, auf der linkhen der Wassersprüzende Perg, […] die TromPitter und das […]spill desto nicher beysammen wehren." Schon zum Geburtstag der Kurfürstin war am 13.11.1656 auf dem Arsenalsplatz das Turnier Il monte incantato veranstaltet worden, in dessen Zentrum nach dem Libretto ein Palast "coperto da un monte" stand und daneben ein Feuer speiender Drache (oder Berg?).
27 BHSA, GHA, KA 644/II Avertimenti "6. Der Perg für die fride und Ihren Aufzug ist noch nit angericht".
29 Bügelhauben gehören zur Frauentracht des 16. Jahrhunderts, sie bestanden aus feinem, über einen Metallbügel gespanntem Leinen.
30 Die Kostüme eines Balletts von "8 Möhrfräulein" am Wiener Hof 1672 bestanden u.a. aus "silber röckhnschürz", Franz Hadamowsky, "Theaterbauten und Bühnenkostüme für den Hof Leopolds I.", in: Die österreichische Nationalbibliothek, 1948, 389; von Jutta Zander-Seidel, Textiler Hausrat, 191, wird der Schurz als "bauschig über die Hose fallende, in der Tat fast rockartig wirkender Gesäßteil der Hose" bezeichnet.
31 Urspr. Zendal, ital. Zindalo; so wird der Sendel, das leichteste Gewebe aus Seide in Taftbindung, in einem einzigen Dokument als zandal, zandl, sendtl, zendäl und sindal(bandt) bezeichnet, BHSA, Kurbayern Hofzahlamt 1101, Oktober 1672 "zum Turniren und Cometi", 1094, 1672 und 1083, 1671 und im Dresdner Kammerinventar von 1783 als "Zindelt", Eine gute Figur machen, Ausst.kat. Dresden, 75; Jutta Zander-Seidel, Textiler Hausrat, München 1990, 403.
32 Im Gegensatz zu den zu dieser Zeit modischen, in England "petticoat breeches" genannten Hosenröcken, die Teil der Rheingrafentracht waren, oder den keulen- oder röhrenförmigen, bis zum oder knapp unters Knie reichenden, aber keinesfalls langen Hosen, die die Nachfolger der Heerpauken bildeten, sind hier eng anliegende Beinlinge bis zum Knöchel gemeint, die bis zur Wade geschlitzt sein konnten, Maria Varjú-Ember, "Ungarische Galakleidung des 16. und 17. Jahrhunderts", in: Waffen- und Kostümkunde 2, 1965, 73. Die Illustrationen im Libretto zum Turnier Mercurio e Marte discordi von 1654 zeigen noch alle gängigen Hosenvarianten – bis auf die ungarischen Hosen.
33 Eine Art Vorläufer der späteren Epauletten, Schulterstücke, die der Verfasser des Inventars nach dem Hörverständnis als "Epollen" bezeichnet hat; z.B. Lena Rangström, Kat.Nr. 58 in: Modelejon – Lions of Fashion, Ausst.kat. Stockholm 2002.
34 Der nicht datierte Programmentwurf in BHSA, GHA, KA 644/II Verzaichnuß der Arbeith, schlägt als Grundfarben für diese Gruppe vor "9 khlaidtung von 3 abgedailten farben als blau weiß und Taubenfarb auch 6 schildt und hauben" und für die Pferde "9 bar khöpfel auch noch 6 roßdöckhen 6 khappen".
35 Im HAB-Exemplar sind an dieser Stelle irrtümlich statt der Abendstunden die blumenstreuenden Morgenstunden (http://diglib.hab.de/drucke/gm-3129/start.htm?image=00020) eingefügt.
36 Diesbezüglich sind gelistet: "30 paar claine fligl von Plech ausgeschniten, diese haben auf die Piglhauben gehert", "9 Piglhauben, auf ihn Zween fligel".
37 Siehe Abschnitt Umsetzung unten und BHSA, GHA, KA 644/II.
38 "Capizoll" ist in anderen Schneiderabrechnungen des Münchner Hofes enthalten, ohne dass damit das Material geklärt würde, BHSA, Kurbayern Hofzahlamt 1094, 1672 und 1101, 1673.
39 Eine gute Vorstellung davon vermitteln die im schwedischen Skokloster erhaltenen Turnierkostüme des Feldmarschalls Carl Gustav Wrangel von 1654, Lena Rangström, Kat.Nrn. 168 und 169, in: Riddarlek och tornerspeel, Ausst.kat. Stockholm 1992.
40 Im nicht datierten Programmentwurf BHSA, GHA, KA 644/II werden für diese Gruppe "9 leibfarben leiber mit goldt geziert auch 6 leibfarben stürtzel 9 bar ärmel 9 baar höptel 9 hauben 6 schildt" und für die Pferde "auch 9 ross dökhen auch 6 khappen" vorgeschlagen – neun, da die drei Winde ja ebenfalls beritten waren, deren Pferde aber keine Kappen hatten.
41 BHSA, GHA, KA 644/II Pronostica erörtert sogar, ob man, "weillen 32 Menner sein sollen", nicht einen "Chiheser" (gemeint ist wohl ein Chilene), "Floridaner, Batagonier und Amazoner" hinzufügen solle, weiters, "ob einem Jeden genanten Cavalir sein sonderbars Cartel" mit "ein Namen von der Landtsarth, wo er heist, solle geschöpfet werdten".
42 Damian Helfried Tilly, ein Großneffe des berühmten Generals, war seit 1657 Kammerherr, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, ist handschriftlich auch als "Hofrat" bezeichnet und wirkte bis 1673 bei vielen Aufführungen des Hofes mit; er war seit 1664 mit der Hofdame Maria Anna Theresia von Haslang verheiratet, BHSA, GHA, KA 643. Das elektronische Dienerbuch, das im BHSA eingesehen werden kann, ist eine (nicht ganz zuverlässige) Zusammenstellung der Eintragungen aus den Besoldungsbüchern.
43 Wolf Joseph von Taufkirchen, Mitwirkender bei einigen Veranstaltungen des Hofes in den 1660er Jahren, war 1650/51 Hofrat, 1651-1665 Kammerherr, 1682-1697 Hofratspräsident und Geheimer Rat, Pfleger in Weilheim und Mormosen, er starb 1697, BHSA, Dienerbuch, nicht jedoch in den Besoldungsbüchern zwischen 1652 und 1656. Im Anhang des Librettos ist er irrtümlich als dritter "Perser" statt als "Peruaner" bezeichnet.
44 Johann Veit von Maxlrain (1630-1705) war 1655/56 Truchsess, von 1656 bis 1673 Hofrat von der Ritterbank und Kammerherr, 1674-1677 Revisionsrat, 1677 heiratete der Witwer die Witwe Franziska Clara von Toerring, eine geborene Lamberg.
45 Johann Hector Schad zu Mittelbiberach, handschriftlich als "Kammerherr" bezeichnet, war 1661/62 und 1666-1683 Pfleger in Griesbach, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, und an allen Veranstaltungen des Hofes beteiligt, er heiratete 1660 die Hofdame Paola Cristina Gromis, eine der vier Italienerinnen, die die junge Kurfürstin nach München begleitet hatten.
46 Möglicherweise Ferdinand von Toerring-Seefeld (1607-1681), 1666-1681 Oberstjägermeister, Kammerherr und Rat, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher; er war in erster Ehe verheiratet mit Elisabeth von Lamberg (+1633); es könnte aber auch deren Sohn Maximilian Ferdinand (1632-1683) gemeint sein; Stammbaum bei Jolanda Englbrecht, Drei Rosen für Bayern, München 1993.
47 Johann Georg von Seyboltstorff war 1655/56 Truchsess, 1657/58 Kammerherr, von 1676-1680 Hofrat, 1680-1682 Hofratsvizepräsident, 1682 Vizedom in Landshut und Pfleger in Moosburg, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher.
48 Ein Hans Albrecht von Fraunhofen war 1656-1663 Hofrat von der Ritterbank und 1657-1662 unter den Truchsessen, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, 1662 wurde er als Kammerherr, Geheimer Rat und Gouverneur von Neustadt genannt. Der Zusatz "der Jünger" kann also nur darauf deuten, dass es 1658 zwei gleichnamige Fraunhofen unter den Hofangehörigen gegeben hat, gemeint wäre dann hier der Truchsess. Evtl. bedeutet der Zusatz aber nur eine Abgrenzung gegenüber dem weiter hinten als "Rutenier" auftretenden Johann Franz von Fraunhofen.
49 Albert Ulrich Muggenthal ist als "Kammerherr und Gouverneur von Riedenburg" bezeichnet.
50 Den Lederkoller trug beispielsweise Gustav Adolph, aus Büffelleder bestanden die Koller der Garde, die den Salzburger Bischof 1660 bei seinem Münchenbesuch in die Stadt geleitete, Samuel Chapuzeau, Relation de l'estat de la Bavière present de la Maison electorale et de la cour de Bavière, Paris 1673; es handelte sich um eine Oberbekleidung mit gerade geschnittenem, ein- oder mehrteiligem längeren Schoßteil, mit oder ohne Ärmel.
51 Zeuch war gewebter Stoff aus unterschiedlichen Materialien, aber nicht veredelt, z.B. bei Schafswolle nicht gewalkt. Die Zeugweber waren den Tuchwebern nicht gleichgestellt, Johann Georg Krünitz, Oeconomische Encyclopädie, Berlin 1773.
52 Johann Friedrich Heigelin, Allgemeines Fremdwörter-Handbuch für Teutsche, Tübingen 1819; auch "sterbeblau" genannt, William Jervis Jones, A lexicon of French borrowings in the German vocabulary, Berlin 1676; Blomerano ist die italienische Variante desselben Fremdwortes, BHSA, Kurbayern Hofzahlamt 1083, 1671.
53 Krünitz, Oeconomische Encyclopädie, stärker und sorgfältiger gewebt als einfacher Taft.
54 Kardiss, von fr. carder, kämmen, war nach Otto Ludwig Hartwig, Johann Karl Gottfried Jacobssons technologisches Wörterbuch, Berlin 1781 "Zeug von gekämmter Wolle, besser als Rasch, der vor allem für Unterfutter gebraucht wurde"; Johann Heinrich Zedler, Großes vollständiges Universal-Lexicon, Bd. V, Halle 1733; Heiden, Handwörterbuch der Textilkunde, definiert ihn als einen dem Poy ähnlichen, geköperten Wollstoff, der, wenn er gewalkt und warm gepresst wurde, "Tuchrasch" genannt wurde; an anderer Stelle auch "Catiz", "Cadis" und "Catiss" genannt, BHSA, Kurbayern Hofzahlamt 1094, 1672 und 1101, 1673.
55 Die Hautfarbe der Südamerikaner ist in den unterschiedlichen Bildquellen nicht eindeutig angegeben: auf den 155 vielfigurigen Landschaftsbildern, die Frans Post (1612-1680) während seines Aufenthaltes 1637-1644 in Brasilien im Gefolge von Johann Maurits von Nassau-Siegen gemalt hatte, sind die Bewohner fast schwarz bis dunkel- bzw. graubraun wiedergegeben, in den ganzfigurigen Porträts von Albert Eckhout bronzefarben. In dem aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragenen Sammelwerk America mit nachträglich kolorierten Stichen, das Theodor de Bry ab 1590 in Frankfurt herausgab, erscheinen die Bewohner Virginias (nach den Zeichnungen von John White von 1585-1588) in unterschiedlichen Hauttönungen, ebenso die Brasilianer (nach Hans von Stadens Berichten) und die Bewohner Floridas (nach den Zeichnungen von Jacques Le Moyne de Morgues von 1562-1565) sogar in einer bleichgelben Hautfarbe. Ein Reisebericht von 1505 beschrieb die Völker der Neuen Welt als "nackent, hübsch, braun, wolgestalt", Kolumbus hatte sie "zimtfarben und mit zartem Teint" in Erinnerung, Mythen der Neuen Welt, Ausst.kat. Berlin 1982. Caesar Barlaeus, der ebenfalls im Gefolge von Moritz von Nassau in der Neuen Welt gewesen war, berichtet in seiner Rerum per octennium in Brasilia von 1649 (in deutscher Übersetzung 1659 als Brasilianische Geschichte): "Etliche seinnd Weyß und etliche Braungelb von Farben". In den Figuren des Festes zur Hochzeit Karls II. von Tirol und Maria von Bayerns 1571 waren die Afrikaner schwarz, die Asiaten rötlich-weiß und die Amerikaner olivfarben beschrieben, Sommer-Mathis, "Amerika im Fest und auf der Bühne", 145 (als Quelle dient die Festbeschreibung von Fonteius/Wittrich). Vielleicht ist "pliefarben" identisch mit "feuillmort", auch "foullemorth", "feulliamort" und "feullemort" geschrieben, im Italienischen fogliamorta, einem gelbstichigen Braunton.
56 Anstatt des schwereren Wamses oder unter dem Wams getragen, bei den Bürgerfrauen eher ein enger geschnittenes Oberteil des Kleides anstelle des engen Mieders, Krünitz, Oeconomische Encyclopädie, Ingrid Loschek, Reclams Mode- und Kostümlexikon 4. Aufl. Stuttgart 1999; das "Cammisohl" war ein ärmelloses Wams, das noch im 18. Jahrhundert zur Kleidung eines Schäfers gehörte, Onder de Oranje boom, Ausst.kat. Krefeld, München 1999.
57 "Gewässert", weil sich durch Dampf- und Hitzeeinwirkung der aufeinander gepressten Stoffe in Ripsbindung ein wellenartiges, schillerndes Muster ergibt, Loschek, Reclams Mode- und Kostümlexikon.
58 Die Episode gibt z.B. Max von Boehn wieder in Die Mode Band 3, Menschen und Moden im 17. Jahrhundert, München 1920, 135.
59 Bei einem Turnier am 2. März 1558 in Prag trug Ferdinand II. als hussarischer Reiter neben einer bärtigen Maske einen "roten hungerischen samenatten Rockh mit gulden kneupflen", mit Schlingenverschluss, und, nach der Abbildung zu urteilen, körpernah geschnitten und knielang, Veronika Sandbichler, Kat.Nrn. 3.1, S. 67 und 3.2, S. 69, in: Wir sind Helden, Ausst.kat. Innsbruck 2005; bei den Franzosen wurde er Hongreline genannt, ein kasackartiger, locker geschnittener und kragenloser, bis zum Oberschenkel reichender Überrock, Loschek, Reclams Mode- und Kostümlexikon. Die ungarische Form der Schaube, also der Mantel, war im 16. Jahrhundert die Mente, im 17. Jahrhundert der Dolman, der bis zur Taille enger anliegend mit einem weiteren Schoß geschnitten war und bis zum Schenkel reichte. Für gewöhnlich hatte er einen Stehkragen und an der Taille seitliche eingeschnittene Taschen und wurde vorn bis zur Taille mit Kugelknöpfen geschlossen. Zum erhaltenen Krönungskostüm Leopolds I. von 1657 gehörte über den Dolman eine ähnlich geschnittene Mente mit Umlegekragen und lose fallenden Überärmeln. Dieser Mantel war über und über mit Klöppelspitze besetzt, aber auch breite Posamentenstreifen und ein neun- bis zwölfpaariger Schlingenverschluss waren als Besatz üblich, Varjú-Ember, "Ungarische Galakleidung", 73. Die in Westeuropa als "polnisch" oder "ungarisch" bezeichneten Röcke fallen vor allem durch den horizontalen Schlingenverschluss auf, die angeblich für Matthias Corvinus' Krieg gegen die Türken als Abschreckung erfunden worden waren, weil sie von fern wie Skelette wirkten. Sicher strapazierte diese Art der Schließung den Stoff weniger als Knopflöcher. Mit dem Dreißigjährigen Krieg wurde der polnische bzw. ungarische Mantel unentbehrlich für alle älteren Soldaten, Modelejon – Lions of Fashion, Ausst.kat. Stockholm, 104.
60 Als "Ligature" (oder ital. Mezzeline) wurden gemusterte Mischgewebe bezeichnet, die auch als Möbelbezugstoffe verwendet wurden. Hartwig, Johann Karl Gottfried Jacobssons technologisches Wörterbuch, hält die venezianische für die beste Qualität, zu seiner Zeit wurde die Ligature aus Baumwolle mit erhabenen broschierten Blumen für Tapeten und andere Inneneinrichtung verwendet, nach Krünitz, Oeconomische Encyclopädie auch aus Flachs oder Wolle hergestellt mit großen farbigen Blumen oder Rautenmuster.
61 Die Virginier waren in der Gegend nordwestlich des heutigen Washington angesiedelt.
62 Zander-Seidel, Textiler Hausrat, 407.
64 "Dock(h)", "Tockh" sind Bänder aus Metallfäden bzw. -streifen, durch die die Unterärmel sichtbar waren. Sie wurden so auch in den Festbeschreibungen der Hochzeit Leopolds I. und Margarita Teresas 1667 in Wien beschrieben, siehe http://diglib.hab.de/drucke/hn-4f-32/start.htm.
65 Die Ausführung folgte den Projektvorschlägen in BHSA, GHA, KA 644/II "9 schwarze leiber mit guldten stern geziert auch 9 schwarze stirtzel 9 baränzel, 6 schildt 9 hauben und 9 bardhöpfel auch 6 schwarze mit stern Ross döckhen 6 schappen".
66 Andere Vorschläge hätten den ursprünglich geplanten Samugeten, Reissen, Moschoviter und Parter einen Laplender, Schrickfinner, Kascaner und Armenier hinzugefügt, BHSA, GHA, KA 644/II Pronostica.
67 "Che chi ferito è altrove fuor ch'in petto/Non è guerrier non è Campion perfetto" ("Denn wer an anderer Stelle als in der Brust verwundet wird/ist kein Krieger und kein richtiger Kämpfer"; meine Übersetzung).
68 Kein Fraunberg wurde in dieser Zeit vom Hof besoldet, obwohl Victor Fraunberg im Umzug von 1662 seinen Auftritt hatte. Vielleicht gehörte er zum Hofstaat des kurfürstlichen Onkels Albrecht.
69 Auch Ottheinrich Fugger war nicht vom kurfürstlichen Hof besoldet, auch er ist ein weiteres Mal im Umzug von 1662 erwähnt, die handschriftliche Bezeichnung nennt ihn "von Hilchersberg".
70 Adeodatus Tanner war 1643-52 Truchsess und Hofrat, außerdem 1653-65 Kammerherr, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher.
71 Der in Nürnberg ansässige Christoph Frobenius Fugger war 1658-72 Kammerherr, seit 1660 verheiratet mit Maria Anna Pallavicini, starb er 1672, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher. Ein Hieronymus Fugger, wie im Inventar genannt, befand sich nicht unter den vom Hof Besoldeten.
72 Franz von Haunsberg war seit 1657 Kammerherr, seit 1669 bis zu seinem Tod 1698 Hartschierleutnant und seit 1684 Hofrat, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, er war bis 1682 verheiratet mit Maria Mechthild von Toerring-Seefeld, später mit Klara Mechthild Theresia von Tannberg.
73 Johann Ferdinand Albert von Preysing-Moos war zwar nicht vom Hof besoldet, wird jedoch als gelegentlicher Teilnehmer an den höfischen Veranstaltungen "Kammerherr und Gouverneur von Osterhofen" genannt – vielleicht gehörte auch er zum Hofstaat des kurfürstlichen Onkels Albrecht.
74 Gottfried Wilhelm von Tattenbach zu Rheinstein war 1654-87 Kammerherr, seit 1656 Jägermeister, 1662-87 Oberststallmeister, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, war er vielleicht verheiratet mit der Tochter des ehemaligen Hofkammerpräsidenten Johann Mändl, Maria Cäcilie Mändl, und krönte wohl seine Karriere 1680-87 als Geheimer Rat und 1682-95 als Pfleger in Eggenfelden.
75 Im handschriftlichen Zusatz genannt "der dikhe"; Johann Franz Desiderius von Fraunhofen war 1660-64 und 1670-89 Kammerherr, BHSA Besoldungsbücher, 1670-89 Pfleger von Mitterfels, 1685-89 Hofmeister bei Prinz Joseph Clemens, BHSA, Dienerbuch, und verheiratet mit Maria Anna Theresia Fugger.
76 Nach Hartwig, Johann Karl Gottfried Jacobssons technologisches Wörterbuch war dieses durchbrochene Gespinst von Gold und Silber ein Erzeugnis der Bortenwirker; auch wird "galons" von fr. galonner, umwickeln abgeleitet, demzufolge wären "gallones" eine Schnurverzierung gewesen, Loschek, Reclams Mode- und Kostümlexikon. "Leonisch" waren die Besätze auch an Wiener Bühnenkleidern dieser Zeit: "leonische Spizln", "goltin silber leonischen Spüzen", "mit Leonische gallonen Strich weiß gebrämbt", Franz Hadamwosky, "Theaterbauten und Bühnenkostüme", 389. Goldstickereien waren ein Statussymbol, aber die Metallfäden wurden auch aus unedlen Materialien wie Kupfer und Zink oder vergoldetem Messing hergestellt. Über die Herkunft – aus dem französischen Lyon oder dem spanischen Léon – ist man sich nicht einig, aber evtl. wurde das Material sogar in Nürnberg hergestellt, Europäische Stickereien 1650-1850, Deutsches Textilmuseum Krefeld, Krefeld 2006.
77 Johann Friedrich Heigelin, Allgemeines Fremdwörter-Handbuch für Teutsche; eine der sieben roten Hauptfarben, ein rotstichiges Hellbraun, Hartwig, Johann Karl Gottfried von Jacobssons technologisches Wörterbuch.
78 Vgl. Willem Blaeu, Atlas Maior, Amsterdam 1662, Faksimile Köln 2005, 79: Karte Europa, Randvignetten. Der elfbändige Atlas Maior beruhte auf Blaeus erstmals 1635 erschienenem, 1645 und 1654 um weitere Bände ergänzten Atlas Novus. Die Karten wurden schwarzweiß gedruckt, aber auch in handkolorierten Exemplaren verkauft. Vgl. Abschn. 66 und Anm. 128 unten.
80 Diese Kostümierung gehörte mit zu den Ideen, wie sie in BHSA, GHa, KA 644/II vorgeschlagen wurden: "12 klaidtung mit blauen leiber mit silber geziert auch gelbe stürzel und blauen ärmel 12 schildt und 24 khöpfel", zwölf Kostüme, da die Wintermonate noch folgen.
81 Lat. upupa, als stinkend und als Nestbeschmutzer in Verruf.
82 Mit gr. talasso, Wasser, in Verbindung zu bringen, das als Element dem Phlegmatiker gleichgesetzt wurde.
83 BHSA, GHA, KA 644/II Avertimenti "2. Die Music von den Nymphj auf der Sohnen und Mohnßwagen mögen sein nach gefallen, und sollen sich darfür gebührende lieder schon von Altershero finden".
84 BHSA, GHA, KA 644/II Avertimenti "1. Die Selenides oder Nymphen neben der Diana sollen Ihre Dardi oder Werfspiß haben".
85 Erschlossen nach den vorhandenen Kostümen und in Analogie zum unmittelbaren Gefolge des Wagens mit Apoll. Sechs sehr ähnlich gestaltete Kostüme könnten vielleicht den Atlantiden, d.h. Posaunisten auf dem Wagen gehört haben, deren Zahl allerdings im Libretto und auf der Illustration mit sieben angegeben ist: "6 Junffern klaider 6 Röckh 6 leibstuckh 6 baar Epollen, dises ist alles von grianem Zantel, und mit Mallersilber geziert, derzua gehören 6 Schürzel 6 baar Ermell, dises ist alles von Leibfarben Zantel, und mit Maller golt gezirt und mit leibfarben linwatt underfürtert 6 Parockhen von Rosshar 6 larffen 6 baar Stiffel".
86 Karl Jakob Sigmund von Sigertshofen war 1657-58 unter den Truchsessen, 1661-1664 Kammerherr, BHSA, Besoldungsbücher.
87 Das war auch in einem anderen Entwurf so festgelegt: "was zu der Diana gehörig, auf grin Taffet", BHSA, GHA, KA 644/II Pronostica. So wurde die Farbsymbolik auch beim großen Umzug zur Hochzeit Leopolds I. mit Margarita Teresa von Spanien 1667 in der Wiener Hofburg verwendet, http://diglib.hab.de/drucke/hn-4f-32/start.htm.
88 Die der offenbar nicht Ikonographie-feste Augenzeuge miteinander verwechselt.
90 Auch diese Kostüme standen im Entwurf fest, BHSA, GHA, KA 644/II "9 klaidtung 3 mit Behang 3 mit blumen 3 mit wain laub auch 9 schildt 9 hauben 9 baar khöpfel".
91 Tatsächlich befanden sich unter den Requisiten "sechs Duckhen von ungeblaichter linwat, diese sollen als ochsen zum bedeckhen gemacht sein worden, sint aber nit gar aufgemacht, sonsten ist dass gefranß und Quassen mit rotem und gelbem Arisch garnen alles dabei", und "40 Stuckh von gemallenen Kuglen, alles zu den sechs obersagten deckhen alß Zubehängen an den Zug hin und wid an die Zaum, ist aber nichts davon gebraucht worden".
92 Sogar an die Requisiten war frühzeitig gedacht worden, BHSA, GHA, KA 644/II, Avertimenti "5. Die Nymphae Titonides und Hesperides hetten lange hirttenstäb".
93 Nach den ersten Überlegungen wären ihnen ein Japoneser, Malabar, Moluccer und Arabier zugesellt worden, BHSA, GHA, KA 644/II Pronostica.
94 Johann Christoph von Preysing (1620-1666/7) war seit 1647 Kammerherr, Vizedom von Straubing und Pfleger in Tölz, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher; er war verheiratet mit Maria Katharina von Haslang; sein Porträt ist im Ausst.kat. Adel in Bayern, Hohenaschau 2008 abgebildet.
95 In kurfürstlichem Dienst standen bis 1656 Georg Friedrich Haslang und für lange Jahre Georg Christoph Haslang, der eine Rolle als Ägypter hatte. Daneben nennen die Quellen in den 1650er Jahren Johann Heinrich (der als Türke auftrat, s.u.) und Maximilian Friedrich Haslang. Als Pfleger von Abensberg ist zwischen 1636 und 1676 nur Georg Rudolph von Haslang (†1676) bekannt, der vor 1645 Marie von Hohenzollern-Sigmaringen (1605-1674) geheiratet hatte und 1619 Truchsess, 1622 Mundschenk und bereits 1623 unter den Hofräten war.
96 Johann Bonaventura Fugger war seit 1639 Hofrat, 1639-56 Kammerherr, dann 1657-89 Obersthofmeister von Herzog Max Philipp, seit 1685 Geheimer Rat, auch Pfleger von Landsberg, er war verheiratet mit Claudia Franziska von Mercy (1631-1708) und starb 1693, BHSA, Dienerbuch.
97 Johann Ferdinand Ernst von Wartenberg (1630-1675) war 1653-75 Kammerherr, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher.
98 Hieronymus Wolf, genannt Metternich, der Sohn von Johann Adolf Wolf Metternich, dem ehemaligen Obersthofmeister der Kurprinzen, war 1650-61 Kammerherr, außerdem seit dem Tod seines Bruders Adolph 1641 St. Johannis-Ordensritter, irrtümlicherweise als Malteserritter bezeichnet, und Kommandeur zu Rohrdorf; BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, er hatte 1650 Max Kurz auf der Brautwerbereise nach Turin begleitet, Karl Stommel, Johann Adolf Freiherr Wolff, genannt Metternich zur Gracht, Köln 1986.
99 Der "jung Herr von Sefelt" war zweifellos Max Ferdinand von Toerring-Seefeld (1632-1682/83), 1657-1674 Hofrat von der Ritterbank, ab 1674 Hofratspräsident, ab 1675 Obersthofmarschall, ab 1680 Oberstkämmerer, außerdem Pfleger von Wolfratshausen, BHSA, Besoldungsbücher, er war seit 1667 verheiratet mit der Hofdame Anna Maria Katharina von San Germano. Hier liegt wohl eine Verwechslung mit seinem Vater Ferdinand vor, der als Mexikaner auftrat (s.o.).
100 Franz von Neuhaus war 1651/52 Truchsess und Hofrat, 1653-66 Kammerherr, 1659-66 Geistlicher Rat und Viztum von Burghausen, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher, er ist handschriftlich auch als "Pfleger von Neumarkt" bezeichnet.
101 Johann Heinrich von Haslang war 1645-55 Kammerherr, BHSA, Kurbayern, Dienerbuch und Besoldungsbücher, trat auch 1662 auf.
102 Loschek, Reclams Mode- und Kostümlexikon.
103 Jedenfalls ergibt es sich aus Färberröte und Blau, beschrieben von Johann Carl Gottfried Jacobsson, Schauplatz der Zeugmanufakturen in Deutschland, Berlin 1773, 440 und 359.
104 Sämischleder (Chamois) ist besonders weiches Hirschleder, das nach jahrhundertealter Tradition mit Tran gegerbt wurde, jedoch ist hier ja ausdrücklich von grün geblümtem Damast als Material die Rede. Vielleicht ist auch gemustertes Gewebe in Samittechnik gemeint, mit einer Leinenkette und dem Schussfaden aus Wolle, wie es in Nürnberg hergestellt wurde, Leonie Wilckens, Geschichte der deutschen Textilkunst, 1997, 18.
105 Hartwig, Johann Karl Gottfried Jacobssons technologisches Wörterbuch: etwas dunkler als Seladon oder Meergrün.
107 Der Entwurf in BHSA, GHA, KA 644/II, sieht seltsamerweise bis auf diese Gruppe sogar die "Tromether Fannen 3 schwarze 3 mit abgethailten farben 3 weiße mit blumen gemalt" vor – vielleicht weil der Wagen des Mittags und der Sonne ursprünglich ein und derselbe waren und erst später der Sonnenwagen Apolls als krönender Abschluss eingefügt wurde. Das würde auch die abweichende Beschreibung im Libretto erklären.
108 Wiederum war die Kostümierung festgelegt in BHSA, GHA, KA 644/II "9 gelbe khlaidtung auch flammen auch 6 schildt und 9 hauben auch rosch döckhen khappen".
109 Der Adler, Bestandteil unzähliger Impresen und Wappen, kann als einziges Lebewesen schadlos in die Sonne blicken und benutzt dies als Probe, um seine legitimen Nachkommen zu prüfen, z.B. Camillo Camilli, Imprese illustri, Bd. I, Venedig 1586, 73.
110 Neben Abassiner, Congitaner, Mauritaner und Ägypter dachte man zunächst an einen Cafres, Seneganer, Maroccianer und Sophaliter, BHSA, GHA, KA 644/II Pronostica.
111 Johann Albrecht von Toerring-Jettenbach (1621-1692) war 1658-62 Kammerherr, 1658-61 im Hofstaat von Herzog Max Philipp, BHSA, Dienerbuch, er war seit 1654 verheiratet mit Maria Ursula Crivelli.
112 Johann Adolf von Starzhausen war 1638-41 Mundschenk und Corbinerleutnant, 1652-56 Kammerherr und Kriegsrat, BHSA, Dienerbuch, und 1652-57 Hofrat von der Ritterbank, BHSA, Besoldungsbücher, nach dem handschriftlichen Eintrag auch Pfleger von Wasserburg.
113 Franz Royer war 1648 bestellter Obrist zu Fuß, 1649-54 Kriegsrat, 1649-71 Generalwachtmeister und 1650-71 Oberstzeugmeister, er starb 1671, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher.
114 Albrecht Wilhelm von Lösch von Hilgertshausen war 1643-46 Truchsess, 1647/48 Hofrat, 1648-51 Hofoberrichter, 1652-65 Kammerherr, 1666 Hofratspräsident, Viztum von Burghausen und Pfleger von Kraiburg, BHSA, Dienerbuch, und starb 1670, er war um 1660 verheiratet mit Katharina von Taufkirchen und heiratete 1662 Maria Johanna Fugger (1636-1704).
115 Max I. von Toerring-Jettenbach (1614-1665) war 1635-40 und 1652-65 Kammerherr, 1652-55 bestellter Obrist, 1656-65 Oberststallmeister, 1652-65 Pfleger in Trostberg, seit 1649 Graf und verheiratet mit Maria Anna Siguna von Maxlrain (1626-1672), BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher.
116 Ein Johann Friedrich Pienzenau, einst Hofratspräsident, Obersthofmeister bei Kurfürstin Maria Anna und Viztum von Straubing, war bis 1655 in Hofdiensten, auch hatte er mit der Oberhofmeisterin von Kurfürstin Maria Anna, Maria Anna Eusebia von Lamberg drei Söhne, von denen Max Franz Ignaz Pienzenau in den 60er Jahren Karriere am Hof machte. Ein Johann Matthias Pienzenau tritt zwar 1662 noch einmal auf, wird aber sonst nicht in den Besoldungslisten genannt – auch er könnte zum Hofstaat des kurfürstlichen Onkels Albrecht gehört haben.
117 Irrtümlich Johann Christoph Haslang genannt; Oberstkammerer war 1657-73 jedoch Georg Christoph von Haslang (1602-1684), verheiratet seit 1635 mit Maria Katharina von Fürstenberg (1611-1679), 1621-28 Truchsess, 1635-57 Kammerherr, 1644-58 Hofmarschall, 1645 als Prinzipalgesandter von Kurfürst Maximilian I. in Münster, 1657-61 Geheimer Rat, 1662-84 Direktor des Geheimen Rats und Pfleger von Pfaffenhofen, BHSA, Dienerbuch und Besoldungsbücher; von ihm existiert ein Stich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, in: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 61.
118 Johann Max I. von Preysing (1609-68) war 1652-53 Kammerherr (BHSA, BB), konnte aber angeblich im Gegensatz zu seinem Vater Johann Christian I. keine rechte Karriere am Hof machen, obwohl er 1664 den Reichsgrafentitel vom Kaiser erhielt, er war aber dennoch Vizedom von Burghausen und Pfleger in Wolfratshausen; Ausst.kat. Adel in Bayern, wo sein Porträt abgebildet ist.
119 Barchent war ein auch in Augsburg hergestelltes Mischgewebe aus heimischem Leinen (Kette) und importierter Baumwolle (Schuss) in Köperbindung.
120 Vergleichbar ist der zweite Aufzug unter Führung des Markgrafen von Brandenburg bei den Hochzeitsfeierlichkeiten von Johann Friedrich von Württemberg mit Barbara Sophia von Brandenburg in Stuttgart am 7./8. November 1609, in dem die Mohren maurisch, d.h. spanisch sprechen, Johannes Oettinger, Beschreibung der fürstlichen Hochzeit…, Stuttgart 1611 und Balthasar Kuchler, Repraesentatio der fürstlichen Auffzug und Ritterspil…, Stuttgart 1609. Die ursprünglich in der römischen Provinz Mauretanien, also Nordafrika, lebenden Berberstämme waren im 7. Jahrhundert von den Arabern islamisiert worden und unterstützten diese bei der Eroberung der Iberischen Halbinsel. Sie ließen sich vor allem in Südspanien nieder.
122 Feh ist sibirischer Marder.
123 Wenn es nach den Planungen ging, BHSA, GHA, KA 644/II Avertimenti "5. Die Nymphae Heliades solten Ihre Vergulte Pogen und Khöcher haben".
124 Im ersten Planungsstadium waren nur 24 Herolde geplant gewesen, die zu Seiten der Barriera Aufstellung nehmen sollten, die Anbringung der Sprüche – imprese – wurde noch erörtert, BHSA, GHA, KA 644/II.
125 BHSA, GHA, KA 644/II, Pronostica "so die Herolden […] in 1658".
126 Er war der Augenzeuge, der die handschriftlichen Notizen im Münchner Exemplar und die Widmung darin verfasst hat; die ersten Regieanweisungen hatten bereits bestimmt, dass alles "zu der Sohnen" Gehörige "auf rott Tafet" sein solle, BHSA, GHA, KA 644,II, Pronostica.
127 BHSA, GHA, KA 644/II Avvertimenti.
128 Zu beiden Atlanten existieren zahlreiche Digitalisate verschiedener Ausgaben, die z.B. über das Portal Europeana (http://www.europeana.eu/portal/) recherchierbar sind. Welche der Atlas-Ausgaben Amort zur Verfügung stand, ist nicht bekannt. Ob er die kolorierten Illustrationen, die hier zur Veranschaulichung gezeigt werden, kannte oder lediglich die Stiche, lässt sich daher nicht mit Sicherheit sagen. Vgl. Anm. Fehler: Verweis nicht gefunden oben.
129 Vgl. Willem Blaeu, Theatrum Orbis Terrarum sive Atlas Novus, Amsterdam 1635 bzw. Atlas Maior 1665 (Faksimile Köln 2005), Randvignetten der Übersichtskarten.
130 Ein Digitalisat der Asienkarte der Ausgabe von 1662 ist verfügbar unter http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00015343/image_1 (URN: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00015343-7).
131 Die Hypothese, mit den "Fußgängern" seien vielleicht Kostümvarianten vorgeschlagen worden, ist vor allem bei der Gruppe nach Amorts reitenden Schwarzafrikanern augenfällig: Statt des simplen um die Hüfte geschlungenen Tuches trägt einer eine kurze schwingende Schürze und eine Halskrause aus Federn; auch der reitende Maure und einer der hinteren Begleiter zu Fuß sind bis auf den Verschluss der Oberbekleidung – statt Quertressen die Kugelknopfreihe – völlig gleich gekleidet.
132 Bäumel, "so vil Dings zu sehen", 42.
133 Wie ein wohl später zu datierendes Verzeichnis andeutet, BHSA, GHA, KA 644/III Verzaichnus derjenigen Klaider, so zu dem neuen Aufzug gemacht worden "Es seindt sonsten auch noch 242 große und kleine klaider vorhanden, so von disen aus Ihr Khaisserl Maiestett vergoldt noch und noch oder in den Comedien und palleten seindt gebraucht, und gemacht worden, von disen khan schon etwas in dem andern genommen und gebraucht werden. Hanns Jörg [...]uhl Toperzirer".
134 Anja Stangl, "'… beste Probe von wohlgerathenen Portraiten'. Die Kostümbilder in Schloss Favorite", in: Sibylla Augusta. Ein barockes Schicksal, Stuttgart 2008, 47-48. Die zahlreichen Kostümbilder der Markgräfin als Gouachen auf Pergament sind im Obergeschoss von Schloss Favorite bei Rastatt ausgestellt, werden Ludwig Ivernet zugeschrieben und zwischen 1700 und 1706 datiert.
135 Als Beispiel soll der Text zum Wagen der Nacht dienen: "Terminato il canto (des Abends) comparve il Carro della Mezza notte nella medesima forma & ordine conforme qui si vede inciso. Giunto avanti S.M.C. furon cantati gli infrascritti versi…" ("Nachdem der Abend seinen Gesang beendet hatte, erschien der Wagen der Nacht in der gleichen Form und Aufmachung, die man gedruckt sehen kann. Vor seiner Kaiserlichen Majestät angekommen, wurden die nachfolgenden Verse gesungen…"; meine Übersetzung). Weniger ein Dokument der Veranstaltung, geben Libretti Planungsstadien wieder, Watanabe-O'Kelly, "Early Modern European Festivals", 25.
136 BHSA, GHA, KA 644/II, Avertimenti "3.a Avanti tutto bisogna haver quarantt otto cavallini per le 24 hore, per li dodici segni, e per gli dodici mesi dell'anno. Tutti del colore, il quale si ricerca. E poi bisogna haver un cavallarizzo, che quelli quarant otto giovinetti insegni di far il giuocho di Carisella, sempre quando si finisce una squadra".
137 BHSA, GHA, KA 644/II, Avertimenti "1. Weillen es noch gedunkht beschwerlich 6 Hirschen abzurichten, welche der Dianae Wagen ziehen khonnen, der Aufzug aber mit den Hunden etwas schlecht […] möchten an statt deren 6 Panthertier mit schwarz und weissen Plakhen angerichtet werden, welches leichtlich sein khundt darnach grosse 6 Englische Hundt. So mechten auch 6 khleine Rösslein ainer farb alß wie die Alicorni angestalt werdten, und wo man mit der farb nit zurecht khäme, khunte man selbige in Lainwath khleiden und mahlen, dass aines dem andern gleichformig were 4. Ingleichen, weill die Centauri schwerlich anZurichten, were anstatt deroselben besser mit dunkhelbraunen Oxen zu bestellen, die Beheng weren gleichfalls von grianen festonen, und entZwischen fünkhlenten Stern gemacht, die Dekhen blau und mit Stern, die Horen (=Hörner) vorher blau hinden vergult, und zwischen Ihnen der Abentstern".
138 BHSA, GHA, KA 644/II, Avertimenti "3. Whan 6 weisse Oxen zu bekhommen, ist der Wagen der Morgenrött schon gericht, die Behang der Oxen missten von Rosen und früchten, die dekhinen rott und schwarz sein. Die Horn vornen her vergult, hinden rott, und zwischen den Horrn der Morgenstern".
139 BHSA, GHA, KA 644/II, Avertimenti "1.o Se vogliano ch'il Mesimbrio comparisca sopra li grifi, ed Hespero sopra li centauri, bisogna far presto questi dodici corpi di carta pista"; BHSA, GHA, KA 644/II, Mitkhomens Visier oder Model Beschr. "27. Wegen die Pferdt, Centauri, Greiffen […] ist ain maister hir in Augspurg […] allain braucht selbiger lange Zeit und weil".
140 Herbert Seifert, Der Sig-prangende Hochzeit-Gott, Wien 1988, 15.
141 Riddarlek och tornerspiel, Ausst.kat. Stockholm 1992, Abb. 121; Kuchler, Repraesentatio, Bild VI, Stich 10-12.
142 Il gran teatro del barocco, Bd. 1 Le capitali della festa, Ausst.kat. Rom 2007, 53; Feste cerimonie e spettacoli alla corte dei Savoia tra Cinquecento e Seicento, Turin 2009: ein Entwurf von Gaspare Vigarani, 1635.
143 Ein "fahrendes Bergle" mit Tieren, einen fahrenden "Lustgarten" mit den neun Musen und den "Berg Erix in Sicilia" mit Venus und einem funktionstüchtigen Brunnen in einer Grotte darauf gab es auch im Festzug des Stuttgarter Tauffestes von 1616, Johann August Assum, "Warhaffte Relation Und Historischer Politischer und Höfflicher Discurs…", in: Krapf und Wagenknecht (Hgg.), Stuttgarter Hoffeste, Tübingen 1979.
144 Kuchler, Repraesentatio…, Bild I, Stich 10, 11 und 13, Bild IV, Stich 4, 8 und 10, Bild VI, Stich 6, Bild XI, Stich 2; Johannes Oettinger, Warhaffte historische Beschreibung der fürstlichen Hochzeit…, Stuttgart 1610.
145 BHSA, GHA, KA 644/II Avertimenti "3. Der feursprürzende Perg vor der Sohnen zusambt den Corybantes oder TromPittern ist Verlohren, misste auf ein Neues gerissen und angetragen werden." Dies könnte so interpretiert werden, dass der Berg mit Trompeterinnen neu hergestellt werden musste. Dagegen spricht jedoch der Wortlaut des Punktes 2 im selben Akt Avertimenti "2. Die Music von den Nymphj auf der Sohnen und Mohnßwagen mögen sein nach gefallen, und sollen sich darfür gebührende lieder schon von Altershero finden", der auf tatsächliche Instrumentalbegleitung schließen lässt.
146 Kuchler, Repraesentatio…, Bild V, Stich 6 und Bild VI, Stich 9.
147 Wohl erschöpfend zu diesem Thema Helen Watanabe-O'Kelly und Anne Simon (Hgg.), Festivals and Ceremonies, A Bibliography, London 2000.
148 Oder Gesandte als Augenzeugen konnten über Feste Bericht erstatten, wie z.B. Franz von Neuhaus, der im Oktober/November 1662 bei der Hochzeit der Dresdner Prinzessin Erdmuthe Sophie mit Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth den bayerischen Kurfürsten vertrat, Deppe, Festkultur am Dresdner Hofe.
149 Anna Miksch, "ohne Concurentz", in: Eine gute Figur machen, Ausst.kat. Dresden 2000, 30-37.
150 Es hatte einen Indianerkampf beim Einzug Henris II. 1550 in Rouen und Indianer in prächtigen Federmänteln in Stuttgart gegeben, wo der Gastgeber Herzog Johann Friedrich von Württemberg 1616 selbst in die Rolle eines "indianischen Mohren" geschlüpft war, "Exotische Figuren und Motive im europäischen Theater", in: Exotische Welten Bd. III, Ausst.kat. Stuttgart 1987; Andrea Sommer-Mathis, "Amerika im Fest und auf der Bühne", S. 141, Abb. 139, S. 140, Abb. 138 und Anm. 54, S. 279, Kat.Nr. 7.2-4; Jakob Frischlin, "Wahrhaffte Erzehlung und beschreibung der fürstlichen Kindstaufe", in: Ludwig Krapf und Christian Wagenknecht (Hgg.), Stuttgarter Hoffeste, Tübingen 1979. Großherzog Cosimo II. und sein Bruder Lorenzo wirkten in La Guerra d'Amore zu Ehren von Großherzogin Maria Magdalena in Florenz 1615 als asiatischer und afrikanischer König mit, und schon bei ihrer Hochzeit 1608 waren Indianer aufgetreten. Am Turiner Hof tanzten 1644 in Fenice rinovata verschiedene Bewohner Arabiens in mit Federn verzierten Kostümen, Il gran teatro del barocco, Bd. I, Le capitali della festa, Ausst.kat. Rom 2007. Während des Faschings 1636 in Wien tanzten u.a. vier kleine Hofdamen als Viertelstunden zu Trompetenklängen, weiters sieben Indianerinnen, sechs Portugiesinnen und neuen Mohrinnen sowie mehrere Cavaliere als Sklaven oder Spanier, Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof im 17. Jahrhundert, 128; Jung, Körperlust, 2001.
151 Ferdinand II. selbst wirkte als Husar maskiert mit, bei seiner eigenen Hochzeit mit Anna Catarina Gonzaga 1582 trat er dann unmaskiert auf; Veronika Sandbichler, "Der Hochzeitskodex Erzherzogs Ferdinand II. ", in: Wir sind Helden, Ausst.kat. Innsbruck 2005, S. 117-132 und Kat.Nr. 3.30, S. 102 und Kat.Nrn. 4.1-4.3.
152 Kuchler, Repraesentatio…, Bild XXII.
153 Robert Lindell, "Musik bei den kaiserlichen Festen im späten 16. Jahrhundert, in: Wir sind Helden, Ausst.kat. Innsbruck 2000, 15-19; Veronika Sandbichler, "Die Bedeutung hinter dem Sichtbaren: Allegorie – Trionfo – Visuelle Propaganda", in: Wir sind Helden, Ausst.kat. Innsbruck 2005, 45-46, Kat.Nrn. 2.1-2.3 und 3.25, 95; Andrea Sommer-Mathis, Kat.Nr. 7.1, 279 und 140, Abb. 137, in: Federschmuck und Kaiserkrone.
154 Sandbichler, Kat.Nrn. 2.7 und 2.8, 57-58, Kat.Nr. 3.24, 95, in: Wir sind Helden, Ausst.kat. Innsbruck 2005. Am savoyischen Hof in Turin wurde 1628 in Nave della Felicità von den vier personifizierten Erdteilen ein Ballett aufgeführt, Mercedes Viale Ferrero, Feste delle Madame Reali di Savoia, Turin 1965; in Wien stritten in der am 8. Januar 1652 aufgeführten Turnieroper La Gara die vier Erdteile um die Ehre, Geburtsort der spanischen Infantin zu sein, die dem habsburgischen Thronerben Ferdinand IV. versprochen war, welcher als einer der Fürsten auch mitwirkte, Andrea Sommer-Mathis, "Theatrum und Ceremoniale", in: Zeremoniell als höfische Ästhetik, Tübingen 1995, 511-533. Beim Rossballett zur Vermählung von Ferdinand III. mit Maria von Spanien 1631 stellten zwölf berittene Adlige die Tierkreiszeichen und die Tiroler Landesfürstin Claudia de'Medici Luna dar, Seifert, Der Sieg-prangende Hochzeit-Gott; Sabine Weiss, "Der Innsbrucker Hof unter Leopold V. und Claudia de'Medici 1619-1632", in: Der Innsbrucker Hof: Residenz und höfische Gesellschaft in Tirol vom 15. bis 19. Jahrhundert, Wien 2005. Die vier Erdteile huldigten 1661 in Florenz bei der Feier Mondo Festeggiante dem Paar Cosimo III. und Margarita Luisa von Orlèans, die Stefano della Bella nach Ferdinando Tacca im Stich überliefert hat, vgl. Andrea Sommer-Mathis in: Federschmuck und Kaiserkrone, Kat.Nr. 7.10, 284-285.
155 Li Quattro Elementi, Introduttione per il Balletto fatto nella Residenza nella Gran Sala detta degli Ercoli, nach einer Idee von Henriette Adelaide verfasst von Giovanni Battista Maccioni. Im Ballett Trionfi di Baviera im Jahr 1665 während der Tauffeierlichkeiten für den Zweitgeborenen Ludwig Amadeus traten je vier Vertreterinnen der vier Erdteile auf, I trionfi di Baviera, Balletto per la Nascita di Luigi Amedeo; Pia und Pino Mlakar, Unsterblicher Theatertanz, Bd. I: Von den Anfängen um 1650 bis 1860, Wilhelmshaven 1992; Löwenfelder, Bühnendekoration. Am Geburtstag Kurfürst Ferdinand Marias Ende Oktober 1672 traten die Kinder Anna Maria Christina und Max Emanuel mit den jüngeren Hofangehörigen in einem Ballett ebenfalls als die vier Himmelsrichtungen in entsprechenden Kostümen auf, Chapuzeau, Samuel, Relation de l'estat present de la Maison electorale et de la cour de Bavière, Paris 1673, 173-175.
156 Hans-Georg Hofmann, "Zeremoniell und Repräsentation im mitteldeutschen Singballett des 17. Jahrhunderts", in: Musik als Spiegel der Lebenswirklichkeit im Barock, Blankenburg 2001; Themen wie die vier Kontinente oder vier Jahreszeiten waren vereinzelt bereits im 16. Jahrhundert Teil von Balletten, Opern, Turnieren: James Hyde, "The four Parts of the World", in: Apollo 1926, 232 und 1927, 19; ein früher Vorreiter war Kaiser Maximilians I. Freydal von 1512-15, in dem allerlei fremde Völker, darunter auch bärtige maskierte Türken marschierten, Uta Deppe, Festkultur am Dresdner Hofe Johann Georgs II. von Sachsen, Kiel 2006; frühe Umsetzungen dieser Themen auch bei Lindell, "Musik bei den kaiserlichen Festen", 17.
157 Krapf und Wagenknecht (Hgg.), Stuttgarter Hoffeste.
158 Diarium Europaeum, Bd. VIII, Frankfurt 1663, 72.
159 Andrea Sommer-Mathis, "Feste am Wiener Hof unter der Regierung von Kaiser Leopold und seiner ersten Frau Margarita Teresa", in: Arte barocca e ideal classico, Ausst.kat. Rom 2003, 231; Jung, Körperlust. In diesem Rahmen tanzten am 27.1.1667 auch zwölf Hofdamen als "Möhrinnen" verkleidet in der Rolle von Äthiopierinnen ein Ballett und in drei Wagen wurden gefangene Indianer, Tartaren und Mohren mitgeführt, Flora Biach-Schiffmann, Giovanni und Ludovico Burnacini, Wien 1931, 76; Seifert, Der Sig-prangende Hochzeit-Gott; 1674 traten in Il Ratto delle Sabine zwölf geflügelte Damen mit Sanduhren auf dem Kopf auf, Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, 139 und 145.
160 Caspar Merian, Beschreibung und Abbildung Aller Königl. und Churfürstl. Ein-Züge, Wahl und Crönungs Acta: Auszug zum Ritterturnier, Frankfurt 1658; Diarium Europaeum, Bd. I, Frankfurt 1659, 852.
161 Diarium Europaeum, Bd. VIII, Frankfurt 1663, 497; Claude-Francois Menestrier, Traité des Tournois, Lyon 1669, 125; Charles Perrault, Courses de testes et de bague, Hg. Josef Gregor, Denkmäler des Theaters, Bd. X, München 1926.
162 In den Staaten des Heiligen Römischen Reiches hatte man sich vor allem an der Rolle des französischen Königs als römischer antiker Kaiser gestoßen; Helen Watanabe-O'Kelly und Pierre Béhar (Hgg.), Spectaculum Europaeum, Wiesbaden 1999, 498: Ballet de la Nuit 1653, des Plaisirs 1655, des Saisons 1661, des Arts 1663, des Muses 1666, de Flore 1669 und Ercole Amante 1662, anlässlich der Hochzeit des Dauphin mit Maria Anna Christina von Bayern trat der Sonnenkönig noch einmal im Ballet de Triomphe de l'Amour auf; 1661 wurde die Académie de Danse gegründet, bis dahin hatten sich vor allem beim Schlussballett Hofleute und professionelle Tänzer gemischt. Das Caroussel von 1662 wurde erst 1670 in Perrault, Courses des Testes publiziert.
163 Uta Deppe, Festkultur am Dresdner Hofe.
164 Ähnlich wiederholt im Karneval 1669, wo Prinzessin Erdmuthe Sophie und ihre dänische Schwägerin Anna Sophia in einem Ballett Die vier Teile der Welt mitwirkten, in dem für Amerika drei Indianer, für Asien zwei Türken und Seeräuber, für Afrika Mohren und drei ägyptische Zigeunerinnen und für Europa ein polnisches und ein römisches Paar aus der Antike und vier deutsche Ritter tanzten.
165 Ein Mohrenballett gab es auch beim Familientreffen des Jahres 1678.
166 Danach wurde das berühmte Dresdner Planetenballett aufgeführt, zu dem Johann Oswald Harms die Bühnenbilder schuf; Hofmann, "Zeremoniell und Repräsentation"; Watanabe-O'Kelly, Court culture in Dresden, Basingstoke 2002, führt die zahlreichen Ballette am Dresdner Hof Mitte des 17. Jahrhunderts an, in denen Kontinente, Jahreszeiten, Elemente thematisiert wurden.
167 Lena Rangström, "Certamen equestre: the Carousel for the accession of Karl XI in 1672", in: Europa triumphans, Bd. II, Ashgate 2004, 292-296 und in Riddarlek och tornerspeel, Ausst.kat. Stockholm 1992.
168 Das tritt in den Hintergrund, wenn der Umzug summarisch als "nichts Neues" bezeichnet und mit späteren Festen verglichen wird, Jacquot/Schöne, "Note sur quelques dessins", 418. Auch der reiche Ausstellungskatalog Eine gute Figur machen, Dresden 2000 enthält vor allem Material aus der Zeit Augusts des Starken.
169 Von Bary, Henriette Adelaide, 91-92.
170 S. Anm. Fehler: Verweis nicht gefunden.
171 Laut BHSA, Hofzahlamt 1052, 1664 sind die Beiden für Bühnenbilder und Kupferstiche im Zug der "Taufceremonien" bezahlt worden (mit denen wohl Max Emanuels von 1662 gemeint ist).
172 BHSA, GHA, KA 644/II, Nrn. 9, 10, 11 vom 16.7., 9.8., 16.8., 19.8., 26.8., 27.8.
173 Der geforderte Aufwand stellte die "liebsten Getreuen" wie den Amberger Statthalter Wolfsegg vor nicht geringe Probleme, der weitere Diener einstellen musste, Ulrike Schmid-Staudinger, Kat.Nr. 253 a-c, 372-74, in: Von teutscher Not zu höfischer Pracht 1648-1701, Ausst.kat. Nürnberg 1998.
174 BHSA, GHA, KA 644/II, Lista
175 BHSA, GHA, KA 644/III, Nr. 98
176 Verzaichnus der Cavallierj, so Irer Churftl Durchl als Heroj aufwartten werden "Herr von Metternich, Herr Graf Ferdinand Ernst von Warttenberg, Herr Graf von Toerring zu Seefeldt, Herr Graf von Maxlrhain, Herr Maximilian von Hasslang, Herr Franz von Haunsberg, Herr Graf Frobeni Fugger, Herr Obrist von Liechtenau, Herr Graff von Seefeldt, Herr Reinhard Graf von Orttenburg, Herr Graf von Fugger von Hilckerstorf, Herr von Fraunberg".
177 Verzaichnuß der Cavallierj, so Ihrer Fürstl Dlt Herzog Maxen als Heroj aufzuwartten "Herr Feldmarschall Leuttenant Kholb, Herr von Purch, Herr Graf Nicolai von Lodron, Herr von Fraunhoven, Herr von Preysing im Moos, Herr von Closen zu Haidenburg, Herr von Seyboltstorff, Herr Graf Fugger von Hilckhersberg, Herr Graf von Warttenberg der Jünger, Herr von Muggenthal, Herr von Fränkhing".
178 Verzaichnuß der Cavallierj, so Ihrer Fürstl Dlt Herzog Maxen bey dem Aufzug in qualita der Andern bei Römischen Khayser aufzuwartten "Octavius Cäsar Ihr Fürstl Dlt Herzog Max, Servius Sulpitius Galba Herr Hannß Christoph von Preysing, Otto Silvius Herr Schack, Vittelius Herr von Tauffkürchen, Vespasianus Augustus Herr Lösch, Titus Vespasianus Herr Albrecht von Toerring".
179 Verzaichnus der Cavallierj, so Ihrer Churfrtl Dlt bey dem Ersten Aufzug in qualita der Ersten beim Römischen Kayser aufwartten sollen "Julius Cäsar Ire Churfrtl Durchl unser Gndster Herr, Tiberius Herr Graff Truchsess Statthalter zu Amberg, Caligola Herr Graf von Tättenbach, Claudius Cäsar Herr Obrist Zeugmaister, Nero Herr Graff Bonaventura Fugger, Sulpitius Galba Herr Vizthumb von Burckhausen".
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