RIHA Journal 0157 | 27 June 2017

"Sie haben gestritten und sind gestorben fürs Vaterland und fürs Judentum."

Friedhöfe für jüdische Gefallene des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich

Ulrich Knufinke

Abstract
This paper sheds light on the history and the design of military cemeteries for the Jewish victims of the First World War in Germany. Many Jews welcomed the beginning of the World War as a good opportunity to demonstrate their patriotism, proving that Jewish Germans were part of German society. During the Weimar Republic, anti-Semitism increased, and since 1933, it was part of the national socialist governance policy. Under these circumstances the commemoration of Jewish war victims did not only fulfill the basic desire for mourning, but was a political task emphasizing the Jewish contribution to the war. The erection of monuments and memorial tablets in Jewish cemeteries, synagogues, and other institutions had started as early as in 1916. After the end of the war, the design of such monuments became an important task for Jewish architects. In the Jewish cemeteries of many bigger cities, special areas for soldiers were established with standardized tombstones and memorials. Their design and iconography rely on both the general traditions of war remembrance emphasizing the "sacrifice" for the country and the tradition of Jewish religion, culture, and community.

[1] Wir denken dieser Männer gemeinsam mit a l l e n gefallenen Kameraden aus dieser Stadt und a l l e n gefallenen Helden der alten Wehrmacht, mit denen sie in e i n e r Reihe und in treuer Kameradschaft für ihr Vaterland fielen.1

Was aus zahllosen Einweihungsreden für so genannte Gefallenen-Ehrenmale und Ehrenfriedhöfe des Ersten Weltkriegs allbekannt und wenig überraschend klingt, erhält eine besondere Wendung, wenn man weiß, wann und von wem diese Rede gehalten wurde und an wen sie sich richtete. Leo Löwenstein, Vorsitzender und Gründer des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten (RjF),2 hielt sie am 8. Juli 1934 anlässlich der Einweihung des Gefallenenehrenmals auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd – mithin anderthalb Jahre nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland mit ihren antisemitischen Ausschreitungen wie den Boykotten der Geschäfte jüdischer Inhaber und den Bücherverbrennungen.

[2] Die Einweihung des von Moritz Stern, einem in Köln lebenden Architekten jüdischer Herkunft, gestalteten Ehrenmals auf dem Gefallenen-Feld des jüdischen Friedhofs gehört zu den größten Versammlungen einer jüdischen Vereinigung in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit einem Aufmarsch, mit Fahnen und mit Ansprachen gedachten die Mitglieder des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten ihrer Gefallenen. Sie bekräftigten damit ihre Haltung, dass Juden nicht zuletzt mit ihrer Beteiligung am Ersten Weltkrieg unter Beweis gestellt hätten, Deutsche zu sein und Anspruch auf gleiche Rechte zu haben. Der Berichterstatter Wollenberg zitiert Löwenstein weiter:

In diesem Gedanken g e l o b e n wir aber auch, daß, wie diese Kameraden uns an diesen Boden binden, keine Macht der Erde uns jemals innerlich trennen soll von unserer deutschen Heimat und den Pflichten und Rechten, die uns mit ihr verknüpfen. Das ist der Sinn dieses Steines, dessen Hülle nunmehr falle.3

[3] An dieser Stelle kann nicht weiter erläutert werden, dass Löwenstein und zahlreiche deutsch-national gesinnte Juden einer fatalen, für viele tödlichen Fehleinschätzung erlagen, als sie hofften, mit der weiteren Pflichterfüllung als deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens, ihrem beharrlichen Bleiben in Deutschland und dem Verweisen auf ihre Verdienste für das Vaterland Schlimmeres abwehren zu können.4 Nur 14 Monate später wurden die Nürnberger Gesetze erlassen, die Jüdinnen und Juden ihre Rechte und ihr Deutsch-Sein absprachen. Das Verbot des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten im Jahr 1938 setzte den Gedenkfeiern ein Ende. Die nationalsozialistischen Verfolger machten bei den Deportationen schließlich auch vor den Trägern des Eisernen Kreuzes nicht halt.

[4] Dass der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten noch 16 Jahre nach dem Ende des Weltkriegs ein Denkmal errichten ließ, macht deutlich, wie hoch die Protagonisten dieses zeitweilig zu den größten jüdischen Organisationen gehörenden Verbands die politische, gegen den Antisemitismus aufklärende Bedeutung der jüdischen Kriegsteilnahme einschätzten.5 Die möglicherweise letzte Einweihung eines solchen Gedenkortes, der wohl viele hundert ähnliche Feiern in der Weimarer Republik vorangegangen waren, fand im September 1937 in Frankfurt an der Oder statt. Gleichzeitig berichtete Der Schild, die Zeitschrift des RjF, noch einmal über gut besuchte Kundgebungen an Denkmälern in Berlin, Frankfurt am Main und Laupheim.6 Die Friedhöfe waren zu diesem Zeitpunkt längst die letzten Orte, an denen jüdische Verbände Kundgebungen unter freiem Himmel und vergleichsweise öffentlich abhalten konnten.7

[5] Dieser Beitrag kann das Desiderat einer systematischen Erfassung der jüdischen Erinnerungsorte für den Ersten Weltkrieg – Gefallenenfriedhöfe, Ehrenmale, Ehrentafeln – keineswegs erfüllen, doch sollen hier einige Beispiele mit ihrer (teils langwierigen) Entstehungs- und Wirkungsgeschichte vorgestellt und vergleichend eingeordnet werden.8 Einige leitende Fragen lassen sich formulieren: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede können anhand der formalen Gestaltung, der jeweiligen textlichen Aussagen und symbolischen Aufladungen innerhalb der jüdischen Erinnerungskultur der Weimarer Zeit herausgearbeitet werden? Wer war an der Gestaltung und Umsetzung beteiligt und auf wen zielten die Denkmale? Schließlich: Welche Entwicklungen zeichnen sich für die Baugattung "jüdischer Gefallenenfriedhof" ab?

[6] Viele innerhalb der jüdischen Gemeinschaften des Deutschen Reichs gingen davon aus, dass ihre Unterstützung für den Krieg als Ausweis der Gleichberechtigung und der Teilhabe an der deutschen Gesellschaft verstanden würde. Dies hatte schon für die Beteiligung am Kampf gegen die napoleonischen Truppen in den so genannten Befreiungskriegen und besonders für die Kriege im Vorfeld der Reichsgründung 1871, wie den Deutsch-Französischen Krieg, gegolten.9 Der Erste Weltkrieg sollte dies, nach den Erfahrungen des Antisemitismusstreits und dem Aufkommen des radikalen rassischen Antisemitismus im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, weiter bekräftigen. Jüdische Gemeinden und Privatleute investierten ihre Vermögen in Kriegsanleihen, und junge Juden aus Familien, die sich schon lange als "deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens" empfanden, zogen so bereitwillig und begeistert wie ihre nichtjüdischen Altersgenossen in den Krieg.10

[7] Die jüdischen Gemeinden legten zugleich großen Wert darauf, dass an der Front einige religiöse Belange der jüdischen Soldaten berücksichtigt wurden. Feldrabbiner sorgten für die seelsorgerische Betreuung, sie waren den christlichen Geistlichen gleichgestellt.11 Schon früh hatten diese Rabbiner darüber zu diskutieren, wie mit der Bestattung der jüdischen Gefallenen umzugehen sei. Insgesamt dürften auf deutscher Seite rund 12.000 jüdische Soldaten gefallen sein.12 In der Praxis war es offenbar unmöglich, die nach religiöser Tradition übliche Trennung jüdischer Gräberfelder von den christlichen überall aufrecht zu erhalten.13 Und im Sinne der Gleichbehandlung war es wohl auch gar nicht wünschenswert, die Gräber der jüdischen Soldaten von den Gräbern der anderen Gefallenen zu separieren, wenngleich es gelegentlich abgetrennte jüdische Gräberfelder gegeben hat. So publizierte das unter jüdischen Familien weit verbreitete Israelitische Familienblatt 1916 ein winterliches Foto eines Soldatenfriedhofs an der Ostfront mit dem begleitenden Kommentar (Abb. 1):

1 Jüdische Heldengräber im Osten, 1916 ("Aus unserer Kriegsbildermappe", in: Israelitisches Familienblatt 18 (1916), Nr. 36, 9)

Das von unseren Gegnern so oft verhöhnte Wort vom j ü d i s c h e n H e l d e n m u t ist zur herrlichen Wirklichkeit geworden, – im freudigen wie im tragischen Sinne. Tausende unserer jüdischen Männer und Jünglinge haben sich in diesem Kriege durch glänzende Tapferkeit ausgezeichnet und tausende ruhen zusammen im Felde mit ihren christlichen Kameraden. […] Unser Bild stellt die j ü d i s c h e n H e l d e n g r ä b e r i n J a r o s l a v dar. Diese Gräber sind in ihrer Schlichtheit rührend, sie künden von jüdischer Begeisterung und jüdischem Idealismus.14

[8] Auch über die Gestaltung der einzelnen Grabstelen machten sich die Rabbinerkonferenzen der Ost- und der Westfront Gedanken. So waren sich die Feldrabbiner der Westfront 1916 einig, dass "statt der auf christlichen Kriegergräbern üblichen Holzkreuze auf jüdischen Kriegergräbern eine Tafel anzubringen sei. Es wird angeregt, die für jüdische Kriegergräber übliche Inschrift [ein Davidstern und die Abkürzung eines hebräischen Segensspruchs] vervielfältigen zu lassen."15 Man diskutierte auch die 1916 herausgekommene Sammlung Jüdische Grabstelen fürs Feld, die in Parallele zu den zahlreichen Publikationen von Grabmalentwürfen für christliche Gefallene entstanden war (Abb. 2).16

2 Entwürfe für steinerne Grabstelen für jüdische Gefallene, Hermann Esch, 1916 (Herbert Tannenbaum, Hg., Jüdische Grabstelen fürs Feld, Mannheim 1916, 7)

Soweit bekannt, ist dies die einzige veröffentlichte Mustersammlung, die sich eigens mit jüdischen Soldatengräbern befasst. Die Entwürfe stammen von Hermann Esch und M. von Hugo. Sie zeigen hölzerne und steinerne Stelen unterschiedlicher Ausführung, bei denen jedoch die Vorgaben der Rabbinerkonferenz stets beachtet wurden.17

[9] 1917 kündigte Feldrabbiner Leo Baerwald an, einen Artikel mit Vorschlägen in der Zeitschrift Krieger-Ehrungen zu publizieren.18 Woran dessen Erscheinen gescheitert ist, ließ sich bislang nicht aufklären – war es womöglich aufgrund der antisemitischen Grundtendenzen nicht mehr gewünscht, dass über jüdische Gefallene berichtet würde? Noch während des Ersten Weltkriegs, 1916, hatte in der Deutschen Armee die sogenannte "Judenzählung" stattgefunden, ein Vorbote der "Dolchstoßlegende" mit den antisemitischen Vorwürfen der "Drückebergerei".19

[10] Die Grabmale der jüdischen Gefallenen auf den Soldatenfriedhöfen an den Fronten scheinen, den wenigen bislang bekannten Abbildungen nach zu urteilen, während des Krieges so einfach gestaltet worden zu sein, wie es auch die der übrigen Toten waren. Dabei realisierte man in wenigstens zwei Fällen einen der Musterentwürfe von Hermann Esch von 1916. Zumindest einer dieser Grabsteine ist noch erhalten. Der am 24. März 1916 an der Westfront gestorbene Norbert Grünebaum wurde in Vouziers (rund 40 km östlich von Reims) zwischen nicht-jüdischen Gefallenen beigesetzt. Der schlichte Grabstein, der zu einem unbekannten Zeitpunkt wohl auf Veranlassung seiner Verwandten aufgestellt wurde, ist eine aus hellem Kunststein gegossene Platte mit eingezogenem Spitzbogen (Abb. 3).20

3 Grabstein für Norbert Grünebaum, gefallen 1916 in Frankreich, Entwurf: Hermann Esch (im Besitz des VDK; Foto: Braunschweigisches Landesmuseum, Fotograf: Peter Sierigk, Braunschweig)

Die Kreuzform wurde vermieden, stattdessen verweist ein Davidstern auf die Religion des Toten. Als Ehrung für den Tod im Krieg und als Kennzeichnung der Zugehörigkeit zur deutschen Armee ist dem Davidstern ein Eisernes Kreuz eingearbeitet. Die Inschrift gibt die üblichen Angaben (Name, Rang, Regimentszugehörigkeit, Todesdatum) in lateinischen Lettern wieder, die auf jüdischen Steinen geläufige Segensformel bildet als Abkürzung in hebräischen Buchstaben die letzte Zeile. Als man in den Jahren nach 1918 die Zusammenlegung und Vereinheitlichung der Gräberfelder anstrebte, wurden die Gräber der jüdischen Gefallenen mit einbezogen. Wohl 1976 setzte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dem Friedhof in Vouziers eine rundbogige Platte an die Stelle des Kunststein-Grabmals.21

[11] Auch in der Heimat stellte sich die Frage, wo jüdische Gefallene bestattet werden sollten und wie man an sie erinnern wollte. Soweit bekannt, wurden jüdische Soldaten, die in Lazaretten in der Heimat gestorben waren oder von den Fronten überführt wurden, meist auf den Friedhöfen der jeweiligen jüdischen Gemeinden bestattet, aus denen sie stammten. Hier konnte das religionsgesetzliche Gebot einer Trennung der jüdischen von nicht-jüdischen Bestattungen unproblematisch befolgt werden. Früh begannen die Gemeinden damit, (gemeinde-)öffentlich durch Denkmäler und Gedenktafeln an die Toten zu erinnern. Es ist wenig bekannt, dass eines der ersten dauerhaften Ehrenmale für Gefallene des Ersten Weltkriegs noch während des Krieges, 1916, von einer jüdischen Gemeinde errichtet wurde: das Ehrenmal auf dem jüdischen Friedhof an der Fiedlerstraße in Dresden, entworfen von Wilhelm Haller.22 Zu den frühesten jüdischen Gedenktafeln, die gleichzeitig mit jenen in Kirchen in einer Synagoge angebracht wurden, gehört jene aus Oldenburg, 1916 gefertigt von Rudolf Michelsen.23 Mit ihrer Inschrift "Sie haben gestritten und sind gestorben fürs Vaterland und fürs Judentum" gibt sie einen Hinweis darauf, wie sehr das Bekenntnis zur eigenen Religion und zum deutschen Vaterland von jüdischen Gemeinden als Einheit betrachtet wurde – das geläufige Motto "Für Gott und Vaterland" galt also auch aus der Sicht jüdischer Gemeinden.

[12] Mit Denkmälern und Tafeln wie in Dresden und Oldenburg setzte eine Entwicklung ein, die bis zur Zeit des Nationalsozialismus anhalten sollte: Jüdische Gemeinden und Verbände errichteten eigene Erinnerungsorte für "ihre" Gefallenen. An diese Toten mit festen Orten (auf Friedhöfen, in Synagogen und in anderen Gemeindeeinrichtungen) und mit regelmäßigen Ritualen zu erinnern, entsprach offensichtlich dem Wunsch nach einer gruppenspezifischen Trauer- und Gedenkarbeit. Es war zugleich eine Möglichkeit der Identitätsbildung und der Positionierung in der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft. Die Feststellung, dass das "jüdische Opfer" für die deutsche Nation offenbar nicht "angenommen" wurde, scheint das Bedürfnis noch verstärkt zu haben, an die "eigenen" Gefallenen zu erinnern.24 Der 1919 gegründete Reichsbund jüdischer Frontsoldaten förderte mit seinen zahlreichen lokalen Vereinen die Errichtung von Denkmalen und Ehrenfriedhöfen. Von Anfang an war es ein Ziel des RjF, mit der Erinnerung an die Gefallenen die Abwehr des Antisemitismus zu stärken. Regelmäßig berichtete die Vereinszeitung, Der Schild, über die unzähligen Initiativen und Aktionen, die sich formal kaum von jenen anderer Veteranenverbände unterschieden: Fahnen-Appelle und Ansprachen gehörten, wie eingangs am Beispiel Köln geschildert, bis in die NS-Zeit zum Repertoire der RjF-Veranstaltungen.25

[13] Wahrscheinlich gab es in der Zeit der Weimarer Republik in jeder jüdischen Gemeinde Denkmale und Gedenktafeln für Gefallene. In Synagogen, Gemeindehäusern und anderen jüdischen Einrichtungen waren sie Orte eines öffentlichen Gedenkens der jüdischen Gemeinschaft, das sich gelegentlich durch eine gewisse Präsenz im Stadtbild auch an die nicht-jüdische Gesellschaft wenden konnte. Andere Orte des spezifisch jüdischen Erinnerns entzogen sich weitgehend der öffentlichen Sichtbarkeit des spezifisch jüdischen Erinnerns: die Soldatenfriedhöfe auf den jüdischen Friedhöfen.

[14] Wie man 1914 allgemein nicht damit rechnete, dass der Krieg lange dauern und viele deutsche Opfer fordern würde, so dachten auch die jüdischen Gemeinden offenbar zunächst nicht daran, gesonderte Gräberfelder für Gefallene einzurichten. Auf vielen jüdischen Friedhöfen finden sich ihre Gräber in den allgemeinen Gräberreihen. In manchen Fällen, wie auf dem jüdischen Friedhof an der Helmstedter Straße in Braunschweig, orientierte man sich bei diesen Grabstelen dennoch an der Gestaltung der seriellen Grabsteine der Ehrenfriedhöfe. Häufig anzutreffen sind zudem Gedenkinschriften oder -tafeln, die auf Grabsteinen von Angehörigen der Gefallenen angebracht wurden: Eltern erinnern an ihre Söhne, Geschwister an ihre Brüder.26

[15] Einheitlich gestaltete Ehrenfelder sind eine Erscheinung großstädtischer jüdischer Friedhöfe, wo die Gemeinden zahlreiche Tote zu beklagen hatten. Solche Anlagen entstanden zum Beispiel in Nürnberg (Schnieglinger Straße, gestaltet von Fritz Landauer, eingeweiht 1922), Frankfurt am Main (Friedhof Rat Beil-Straße, gestaltet von Max Seckbach, eingeweiht 1925), München (Garchinger Straße, gestaltet von Fritz Landauer) oder Stuttgart (Pragfriedhof, gestaltet von Ernst Guggenheimer, eingeweiht 1925) sowie auf den im Folgenden näher betrachteten Friedhöfen in Hamburg-Ohlsdorf, Berlin-Weißensee und Leipzig (Berliner Straße).27 In vielen Orten zog sich die Ausgestaltung der Ehrenfelder über mehrere Jahre hin. Recht früh fertiggestellt war die Anlage in Hamburg-Ohlsdorf, wo die Einweihung 1922 stattfand – ab 1916 waren dort Gefallene bestattet worden, ohne dass man zunächst an eine geordnete Gestaltung gedacht hatte. Der ortsansässige Architekt Ernst Hochfeld gewann einen 1920 von der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg ausgeschriebenen beschränkten Wettbewerb, mit seinem Büropartner Fritz Block überarbeitete er den Entwurf bis zur Ausführung (Abb. 4).28

4 Ehrenfeld auf dem jüdischen Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf, Ernst Hochfeld und Fritz Block, 1922 (Der Schild. Zeitschrift des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten 8 (1929), 363)

[16] Typisch für jüdische wie auch für nicht-jüdische Ehrenfriedhöfe der Weimarer Zeit ist deren deutliche Abgrenzung von den übrigen Gräberfeldern. In Hamburg umgibt eine hohe Hecke das rechteckige Areal. Ins Zentrum stellten Block und Hochfeld einen schlanken, nach oben breiter werdenden Obelisken in gleichsam expressionistischen Formen.29 Die Gräber erhielten einheitliche Grabstelen, bei denen lediglich das plastische Dekor von den Angehörigen aus einer kleinen Anzahl von Mustern ausgewählt werden konnte. Die Gleichförmigkeit entsprach einerseits einer langen jüdischen Tradition, nach der Grabsteine recht einheitlich gestaltet sein sollten, um der Gleichheit im Tode Ausdruck zu geben – eine Überlieferung, die jedoch im 19. Jahrhundert verlorengegangen war und erst im Zuge der Friedhofsreformbewegung seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur von jüdischer Seite als vorbildlich wiederentdeckt wurde.30 Andererseits sind die gleichförmigen Grabsteine Kennzeichen der meisten Gefallenenfriedhöfe, sodass der jüdische Ehrenfriedhof – vom Fehlen von Kreuzen abgesehen – kaum von anderen zu unterscheiden ist. Am Rand des Gräberfelds erheben sich mehrere hohe Stelen mit den Namen jener Hamburger jüdischen Gefallenen, die nicht auf dem Friedhof bestattet sind – die einzelnen, ohnehin schon entindividualisierten Gräber fügen sich damit in ein Großdenkmal ein.

[17] Der größte jüdische Soldatenfriedhof des Deutschen Reichs wurde 1924 auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee eingeweiht, nachdem schon während des Krieges über eine Gestaltung der Gräber diskutiert worden war.31 Die Berliner jüdische Gemeinde, seinerzeit die weitaus größte im Reich, hatte zahlreiche Gefallene zu beklagen. Planer des sogenannten Ehrenfelds war Alexander Beer, der die Bauabteilung der Jüdischen Gemeinde Berlins leitete.32 Die Fläche des Gräberfelds ist zweigeteilt: ein rechteckiger Bereich bildet das Hauptfeld, ein etwas erhöhter, halbkreisförmiger Teil mit dem Ehrenmal ist der Abschluss der axial aufgebauten Anlage (Abb. 5).

5 Lageplan des Ehrenfelds auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee, Alexander Beer, 1924 (Alexander Beer, "Das Ehrenfeld auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde zu Berlin in Weißensee", in: Deutsche Bauzeitung 58 (1924), 397-398, hier 398)

Vom Hauptzugang führt eine ansteigende Allee bis zum Ehrenmal, sie wird von einer Querallee zwischen zwei weiteren Zugängen gekreuzt. Die einfassende Mauer ist auf der Außenseite mit privaten Wandgrabmalen besetzt. Während diese recht aufwändig gestaltet sind, sind die einzelnen Grabmale für die Gefallenen auf dem eigentlichen Gräberfeld schlicht und gleichförmig.

[18] Das im Zentrum des abschließenden Halbrunds stehende Denkmal, eingeweiht erst 1927, unterscheidet sich von Denkmaltypen, die für nicht-jüdische Gefallene allerorten errichtet wurden (Abb. 6).

6 Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee, Alexander Beer, 1927 (Foto: Ulrich Knufinke, 2012)

Die leicht geböschten Flächen des Monuments werden von einem Block abgeschlossen, dessen Ecken als Hörner ausgebildet sind. Das Denkmal ist in Erinnerung an altorientalische Opferaltäre gestaltet, wie man sie seinerzeit auch für die Heiligtümer des antiken Israel rekonstruierte, worauf Beer in einem Artikel hinweist: "Diesem Denkmal wurde die Form eines mächtigen Altars gegeben".33 Das Opfer für das Vaterland wird damit in die Sphäre religiöser Deutung und Rechtfertigung überführt.

[19] Noch deutlicher wird dies bei der Gestaltung des Ehrenfriedhofs auf dem jüdischen Friedhof an der Berliner Straße in Leipzig. Bereits während des Krieges wurden dort Gefallene auf einer besonderen Fläche beigesetzt. Der Friedhof ist ein schmales, langgestrecktes Grundstück, über das eine lange Mittelallee von der heute zerstörten Trauerhalle am Eingang bis zum rückwärtigen Ausgang führt. Einzelne Gräberfelder, durch Mauern getrennt, wurden nach und nach belegt. Gegen Ende des Krieges oder kurz darauf entstand der Wunsch, die Soldatengräber zu einem Ehrenhain auszugestalten. Wilhelm Haller, Architekt des oben erwähnten Dresdner Ehrenmals von 1916, lieferte hierfür schon 1919 zwei Entwürfe, die stilistisch den reduziert-neobarocken oder neoklassizistischen Vorlagen mancher Musterbücher entsprechen.34

[20] Die schließlich bis 1926 ausgeführte Anlage entfernt sich weit von diesen Mustern, wenngleich das Grundkonzept angesichts der bereits bestehenden Soldatengräber weitgehend dasselbe bleibt. Das schmale Gräberfeld mit Grabstätten rechts und links eines Weges wird von einer hohen Rückwand abgeschlossen, die mit Inschriften und Symbolen als Denkmal gestaltet ist. Spitze, "zackenexpressionistische" Formen, wie sie in jenen Jahren zum typischen Bild der Leipziger Moderne gehören, geben dem Ehrenfriedhof und der als Denkmal gestalteten Abschlussmauer einen einheitlichen Charakter. Das Ehrenmal selbst ragt als ein plastisch reich gegliederter Giebel über einer Podestanlage auf (Abb. 7).

7 Ehrenfriedhof in Leipzig, Berliner Straße, Wilhelm Haller, 1926 (Foto: Ulrich Knufinke, 2015)

Es wird von zwei vorspringenden, sich nach oben verbreiternden Mauerstücken eingefasst, auf denen umrankte, brennende Fackeln plastisch dargestellt sind. Das Giebelfeld trägt die Inschrift "1914 – 1918/ Ihren/ für das Vaterland/ dahingegangenen Söhnen/ die dankbare/ Israelitische Religionsgemeinde". Darunter sind die Namen von 121 Gefallenen eingetragen. Dem Giebel ist ein kleinerer, altarartiger Aufbau vorgeschichtet. Er ruht auf zwei prismatischen Steinlagen, deren untere eine hebräische Inschrift trägt ("wie sind gefallen die Helden"). Den Aufbau flankieren zwei liegende Löwen. Wilhelm Haller beschreibt die Intention dieser Ikonografie in einem Artikel zur Einweihung:

Die seitlichen Fackeln zeugen für die in letzter Pflichterfüllung für das Vaterland Gefallenen. Der Mogen Dovid [sic!, Magen David = Davidstern, d. V.], von dem die Strahlen der Lehre ausgehen, setzt sich vor die Wand, und die zwei lagernden Löwen sollten als Zeichen Judas und der Tapferkeit auf die Zweckbestimmung hinweisen.35

Obwohl weiterhin der "Tod für das Vaterland" und das Heldentum der Gefallenen ein Teil der Botschaft des Monuments ist, so wird doch eine andere, religiöse und damit auf das Jüdische zielende Deutung stärker in den Blickpunkt gesetzt, als es bei den älteren Ehrenfriedhöfen und Denkmalen zu beobachten war.

[21] Vergleicht man die wenigen vorgestellten Beispiele von Gefallenenfriedhöfen auf jüdischen Großstadtfriedhöfen in Deutschland, so lässt sich eine gewisse Entwicklung beobachten: Erste Planungen, die noch während des Krieges einsetzten, bezogen sich klar auf jene Entwürfe für solche Anlagen, die allgemein propagiert wurden. "Spezifisch Jüdisches" wurde nur mit dem Anbringen bestimmter Symbole – Davidstern statt Kreuz – sichtbar gemacht. Da sich die Umsetzung der Projekte aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage zum Teil bis in die Mitte der 1920er Jahre hinzog, erfuhr auch die Gestaltung einen Wandel. Angesichts der antisemitischen Tendenzen schien es den jüdischen Protagonisten des Gefallenengedenkens, die mit dem RjF eine vergleichsweise schlagkräftige politische Organisation ins Leben rufen konnten, offenbar angebracht, besondere Formen für die jüdischen Ehrenfriedhöfe zu etablieren. Das "jüdische Opfer" wurde mit der jüdischen Religion und ikonografischen Tradition in Verbindung gebracht. Dem entspricht, dass man jetzt vorwiegend jüdische Architekten und Bildhauer mit der Gestaltung beauftragte – einerseits war dies eine willkommene Aufgabe für die von der Bauwirtschaftskrise nach dem Krieg betroffenen jüdischen Architekten. Andererseits spricht daraus aber wohl auch der Wunsch, zur Herausbildung einer spezifisch jüdischen Kunst und Architektur beizutragen, deren Möglichkeit und Form seinerzeit diskutiert wurden. Das vorläufige Ergebnis einer solchen Suche sind die Gefallenenfriedhöfe, die allgemeine Typen der Denkmalsarchitektur der Zeit mit spezifisch jüdischen Elementen – Formen, Symbolen, Texten – in bemerkenswerter Weise amalgamiert. Angesichts der Vernichtung so vieler Zeugnisse jüdischer Kultur in der Zeit des Nationalsozialismus sind die bis heute gut erhaltenen Anlagen bedeutende, aber bislang nur wenig beachtete Beispiele der deutsch-jüdischen Kultur in der Weimarer Republik.

Gastherausgeber des Special Issues
Christian Fuhrmeister und Kai Kappel (Hg.), War Graves, War Cemeteries, and Memorial Shrines as a Building Task, 1914-1989. Die Bauaufgabe Soldatenfriedhof/Kriegsgräberstätte zwischen 1914 und 1989, in: RIHA Journal 0150-0176

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1 Hans Wollenberg, "Der Tag von Köln", in: Der Schild. Zeitschrift des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten e. V. 13 (1934), Nr. 26, 1-2, hier 2, Hervorhebungen i. O. gesperrt; Zitat aus einer Rede des Vorsitzenden des Reichsbunds, Leo Löwenstein.

2 Zum RjF vgl. Ulrich Dunker, Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 1919-1938. Geschichte eines jüdischen Abwehrvereins, Düsseldorf 1977.

3 Wollenberg, "Der Tag von Köln", 2, Hervorhebung i. O. gesperrt.

4 Vgl. allgemein zu jüdischen Soldaten: Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam, Hg., Deutsche Jüdische Soldaten. Von der Epoche der Emanzipation bis zum Zeitalter der Weltkriege, Berlin/Bonn 1996; Michael Berger, Eisernes Kreuz, Doppeladler, Davidstern. Juden in den deutschen und österreichisch-ungarischen Armeen. Der Militärdienst jüdischer Soldaten durch zwei Jahrhunderte, Berlin 2010.

5 Jüdische Zeitungen berichteten überregional von der Einweihungsfeier; vgl. Hans Wollenberg, "Heldengedenkfeier", in: Der Schild. Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten 13 (1934), Nr. 26 v. 13.7.1934, 1-2; oder in der CV-Zeitung 13 (1934), Nr. 29, v. 19.7.1934, 2.

6 Vgl. Der Schild. Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten 16 (1937), Nr. 29 v. 24.9.1937, 1.; und Nr. 38 v. 17.9.1937, 1.

7 Vgl. Ulrich Knufinke, "Jüdische Friedhöfe in der Zeit des Nationalsozialismus: Ein Überblick", in: Gärten und Parks im Leben der jüdischen Bevölkerung nach 1933, hg. v. Hubertus Fischer und Joachim Wolschke-Bulmahn, München 2008, 175-198.

8 Der Beitrag versteht sich als eine Vorarbeit zu einem architektur- und kunstgeschichtliche mit zeitgeschichtlichen Fragestellungen verbindenden umfassenden Projekt zur Dokumentation und Analyse der jüdischen Denkmäler und Ehrenfriedhöfe für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Noch 1985 spielen Denkmäler und Friedhöfe für jüdische Gefallene in der Gesamtdarstellung von Lurz keine Rolle, vgl. Meinhold Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, Bd. 3: Erster Weltkrieg, Heidelberg 1985; auch bei Insa Eschebach, Öffentliches Gedenken. Deutsche Erinnerungskulturen seit der Weimarer Republik, Frankfurt a.M./New York 2005, oder Michaela Stoffels, Kriegerdenkmale als Kulturobjekte. Trauer- und Nationskonzepte in Monumenten der Weimarer Republik, Köln/Weimar/Wien 2011, werden sie nicht thematisiert. Eine Übersicht zu jüdischen Gedenkorten in Bayern liefert Israel Schwierz, "Für das Vaterland starben…". Denkmale und Gedenktafeln bayerisch-jüdischer Soldaten, Aschaffenburg 1998, zu Thüringen Israel Schwierz, Für das Vaterland starben. Denkmäler und Gedenktafeln für jüdische Soldaten in Thüringen, Aschaffenburg 1996. Grundlegendes publiziert Judith Prokasky, "Treue zu Deutschland und Treue zum Judentum – das Gedenken an die deutschen jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs", in: Aschkenas 9 (1999), 503-516, und Judith Prokasky, "Das jüdische Kriegerdenkmal in Berlin-Weißensee. Suche nach Identität und Kampf gegen das Vergessen", in: Menora 11 (2000), 103-118; dem Berliner Ehrenfriedhof ist auch die bislang einzige Monografie gewidmet: Sabine Hank und Hermann Simon, Hg., "Bis der Krieg uns lehrt, was der Friede bedeutet". Das Ehrenfeld für die jüdischen Gefallenen des Weltkriegs auf dem Friedhof der Berliner Jüdischen Gemeinde, Teetz 2004. Im Kontext der Architekturgeschichte jüdischer Friedhofsanlagen befasst sich Ulrich Knufinke, Bauwerke jüdischer Friedhöfe in Deutschland, Petersberg 2007, 274-276 knapp mit verschiedenen Ehrenfriedhöfen. Sonst finden sie vor allem in werkbiografischen Monografien zu jüdischen Architekten Erwähnung, ohne als übergreifendes Phänomen der spezifisch "jüdischen" Architektur (bzw. als spezifisch "jüdische" Bauaufgabe) untersucht zu werden.
Der internationalen Dimension des Phänomens einer spezifisch jüdischen Gedenkkultur für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs kann an dieser Stelle nicht nachgegangen werden, zumal auch in den anderen kriegsbeteiligten Ländern erst entsprechende Dokumentationen und Studien durchgeführt werden müssten.

9 In seltenen Fällen wurden offenbar auch Denkmäler für Gefallene des Krieges von 1870/71 auf jüdischen Friedhöfen errichtet. Ein solches fand der Verfasser in Ludwigsburg.

10 Zur Abwehr des Antisemitismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vgl. z. B. Avraham Barkai, "Wehr Dich!" Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C. V.) 1893-1938, München 2002; vgl. auch Jim G. Tobias und Nicola Schlichting, "‘… nichts als hingebungsvolle Liebe zum so schwerbedrohten Deutschtume‘. Das erste Kriegsjahr im Spiegel jüdischer Zeitungen", in: Jim G. Tobias und Nicola Schlichting, Hg., Davidstern und Eisernes Kreuz. Juden im Ersten Weltkrieg, Nürnberg 2014 (= Nurinst – Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts 7), 31-45.

11 Vgl. ausführlich Hank/Simon, "Bis der Krieg…" (2004).

12 Vgl. Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Hg., Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen 1914-1918, Moers 1979 (Nachdr. d. Ausg. Berlin 1932).

13 Zu den religionsgesetzlichen Voraussetzungen vgl. Knufinke, Bauwerke (2007), 45-50, dort auch weiterführende Literatur.

14 "Aus unserer Kriegsbildermappe", in: Israelitisches Familienblatt 18 (1916), Nr. 36, 9, Hervorhebungen i. O. gesperrt.

15 Hank/Simon, "Bis der Krieg…" (2004), 501. Der Entwurf ist möglicherweise mit dem im Archiv des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, C.3.2-12, überlieferten Blatt "Muster-Grabstele für Gefallene jüdischen Glaubens - Etappeninspektion 10" zu identifizieren; freundl. Mitt. v. Herrn Arne Schrader, VDK, v. 29. August 2015.

16 Herbert Tannenbaum, Hg., Jüdische Grabstelen fürs Feld, Mannheim 1916. Der Verfasser dankt Frau Sabine Hank, Archiv der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, herzlich für diesen Hinweis und für viele weitere Informationen. Ein Dank gilt ebenso Herrn Dr. Hermann Simon, Direktor des Centrum Judaicum.

17 Esch publizierte 1917 oder 1918 (beide Jahreszahlen werden in der Publikation genannt) weitere Entwürfe für Grabmale, Denkmale und Friedhöfe: W. F. Storck und Hermann Esch, Krieger-Grabmale. Vorschläge zur Gestaltung von Kriegergrabstätten im Feld und in der Heimat. 68 Entwürfe, München 1917/1918.

18 Die Zeitschrift Krieger-Ehrungen, herausgegeben unter Mitwirkung der amtlichen Beratungsstellen für Krieger-Ehrungen vom Bund Deutscher Gelehrter und Künstler und dem deutschen Bund Heimatschutz, erschien zwischen 1917 und 1919 in Berlin.

19 Vgl. Michael Grünwald, "Antisemitismus im Deutschen Heer und Judenzählung", in: Jüdische Soldaten – jüdischer Wiederstand in Deutschland und Frankreich, hg. v. Michael Berger und Gideon Römer-Hillebrecht, Paderborn 2012, 129-144. Zu jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs allgemein vgl. u.a. Greg Caplan, Wicked Sons, German Heros. Jewish Soldiers, Veterans, and Memories of World War I in Germany, Saarbrücken 2008.

20 Vgl. Ulrich Knufinke, "Grabstein für Norbert Grünebaum", in: 1914… Schrecklich kriegerische Zeiten, hg. v. Wulf Otte, Heike Pöppelmann und Ole Zimmermann, Braunschweig 2014, 188. Der Stein ist Eigentum des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Kassel. Der Verfasser dankt herzlich Herrn Wulf Otte, Braunschweigisches Landesmuseum, und Herrn Arne Schrader, VDK, für zahlreiche Hinweise. Ein weiterer Grabstein dieses Typs aus Chestres ist auf einem Foto im Archiv des Volksbunds überliefert (Bestand A.300-14).

21 Freundl. Mitt. v. Herrn Arne Schrader, VDK, v. 29. August 2015.

22 "Ein Denkmal für gefallene israelitische Krieger", in: Israelitisches Familienblatt 1916 (18), Nr. 22, 4; vgl. auch Ingrid Kirsch, "80 Jahre Denkmal zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Dresdner jüdischen Gemeinde auf dem Friedhof Dresden-Johannstadt", in: Sächsische Heimatblätter 6 (1996), 363-368; Ulrich Knufinke, "Wilhelm (Zeev) Haller (1884-1956) als Architekt jüdischer Gemeinden", in: Aschkenas 16 (2006), 129-176; Ulrich Knufinke, "Wilhelm Ze’ev Haller. Ein deutsch-jüdisch-israelischer Architekt", in: Wilhelm Haller. Ein Leipziger Architekt in Tel Aviv, hg. v. Wolfgang Hocquél et al., Leipzig 2009, 14-47; Ulrich Knufinke, "Wilhelm Ze’ev Haller (1884-1956). Life and Work of a German-Jewish-Israeli Architect", in: Pardes. Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien 16 (2010), 177-183. Haller nahm offenbar im Sommer 1916 an der Ausstellung Kriegergrabmal. Kriegerdenkmal teil, die in Leipzig gezeigt wurde; vgl. Städtisches Kunstgewerbe-Museum Leipzig, Hg., Kriegergrabmal. Kriegerdenkmal. Ausstellung vom 4. bis 27. Juni 1916 im Städtischen Kaufhaus Leipzig, Leipzig 1916, 15. Der Beitrag Hallers ist nicht abgebildet.

23 "Ehrentafel für gefallene jüdische Kriegshelden", in: Israelitisches Familienblatt 18 (1916), Nr. 8, 3.

24 Gleichwohl wurden jüdische Gefallene auf den in zahllosen Orten errichteten öffentlichen Denkmälern für die Kriegstoten durchaus genannt, Beispiele dokumentiert Schwierz, Denkmale und Gedenktafeln bayerisch-jüdischer Soldaten und Schwierz, Denkmäler und Gedenktafeln für jüdische Soldaten in Thüringen.

25 Die Zeitschrift des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten, Der Schild, erschien von 1922 bis 1938. Immer wieder berichtete sie über Einweihungen und Gedenkfeiern an den oft von den Ortsverbänden des RjF initiierten Denkmälern und Gedenktafeln.

26 Zum Beispiel wird auf dem jüdischen Friedhof in Nienburg/Weser mit dem Grabstein für den 1933 verstorbenen Selly Abraham auch an seinen 1916 gefallenen Sohn Hermann Abraham erinnert: "Er starb fürs Vaterland".

27 Auch in kleineren Orten mit großen jüdischen Gemeinden entstanden offenbar gelegentlich Ehrenfelder mit Denkmälern für Gefallene, so zum Beispiel in Diespeck (Oberfranken), vgl. Schwierz, "Für das Vaterland starben", 112. Ob die Annahme von Schwierz richtig ist, dass es sich bei den einzelnen Grabsteinen um symbolische Gräber handelt, ist unklar.

28 Vgl. Roland Jaeger, Block & Hochfeld. Die Architekten des Deutschlandhauses. Bauten und Projekte in Hamburg 1921-1938, Exil in Los Angeles, Berlin 1996, 65-67.

29 Die schlanke, sich nach oben verbreiternde Stele wurde in ähnlicher Form jedoch bereits 1915 in einem Band mit Entwürfen von Oskar Strnad, Joseph Hoffmann und Heinrich Tessenow und deren Wiener Studenten vorgeschlagen; K. K. Gewerbeförderungs-Amt, Hg., Soldatengräber und Kriegsdenkmale, Wien 1915, 261 (Entwurf für ein Denkmal von Paula Maly aus der Klasse von Strnad).

30 Vgl. Knufinke, Bauwerke, 230-232. Im Kontext der Soldatengräber werden die Gräber des 17. Jahrhunderts auf dem (sefardischen) jüdischen Friedhof in Hamburg-Altona genannt, vgl. Dethlefsen, "Das Kriegergrab im Wandel der Zeit", in: Kriegergrabmale und Heldenhaine, hg. v. Provinzialberatungsstelle für Kriegerehrungen in Ostpreußen, München o. J. (1917), 3-25, hier 9-10.

31 Vgl. ausführlich Hank/Simon, "Bis der Krieg…" (2004). Ein erster Entwurf, gezeichnet von Max Grünfeld, wurde 1915 im Israelitischen Familienblatt (H. 39, 3) publiziert.

32 Zu Beer vgl. Inge Lammel, Baumeister Alexander Beer. Eine Dokumentation, Berlin 2003; Inge Lammel, Alexander Beer. Baumeister der Berliner jüdischen Gemeinde, Teetz/Berlin 2006.

33 Alexander Beer, "Das Ehrenmal auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde zu Berlin-Weißensee", in: Deutsche Bauzeitung 61 (1927), 545-546, hier 546; vgl. auch Alexander Beer, "Das Ehrenfeld auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde zu Berlin in Weißensee", in: Deutsche Bauzeitung 58 (1924), 397-398.

34 Zeichnungen im Archiv der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig; zum Folgenden vgl. Knufinke, "Wilhelm (Zeev) Haller", 134-137.

35 Wilhelm Haller, "Die Kriegerehrung auf dem Ehrenfriedhof", in: Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig 2 (1926), v. 28.5.1926, 2.