RIHA Journal 0161 | 27 June 2017
Die Totenburgen von Tobruk und El Alamein – strategische Memorialarchitektur für die Bundesrepublik
Abstract
The two German memorials in Tobruk, Libya (1954-1955) and in El Alamein, Egypt
(1956-1959) were deliberately built close to sites of decisive Second World War
battles. At both memorials, commemoration is cultivated in a predominantly
de-individualized manner, and the historical-political meaningfulness as well as
the fort-like, hermetical design of the structures directly reference concepts of
commemoration prevalent during the Third Reich. Analogous to these concepts, the
memorials refer back to the Hohenstaufen castles and forts in southern Italy and
Sicily, and, thus, to the Holy Roman Empire’s most persistent period of
territorial expansion. Robert Tischler, the architect responsible for both of the
German War Graves Commission’s monuments in North Africa, had already
constructed similar memorials during the National Socialist period. He was able
to carry such projects over to the post-war period without further scrutiny. This
illustrates once again the oppressive personnel and mental consistencies which
continued beyond 1945.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Robert Tischler und
das Konzept der Totenburg
Tischlers Totenburgen
in der Kritik
Die
Entstehungsgeschichte der beiden nordafrikanischen Kriegsgräberstätten
Die Architektur der
beiden "Ehrenstätten" und ihre Semantik
Der Schulterschluss
mit der jüngsten Vergangenheit
Präfigurationen
im Südreich der Staufer
Tischlers Totenburgen
und wir
Einleitung
[1] Die ungebrochene, lange unhinterfragte Errichtung mauerschwerer, burgartig-landschaftsbeherrschender Kriegsgräberstätten von der NS-Zeit bis in die späte Ära Adenauer bezeugt sinnfällig die gestalterischen und personellen Kontinuitäten über das Jahr 1945 hinweg. Obwohl die seit dem Ersten Weltkrieg weithin gepflegte, heroisierend-verklärende Rhetorik des Sterbens für das Vaterland durch die NS-Verbrechen ganz offenkundig obsolet geworden war, vermittelten etliche der durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) in den 1950er Jahren neu errichteten Gedenkstätten1 durch ihre extremen Positionierungen, ikonografischen Bezüge und kollektiven Formeln merkwürdige, wie aus der Zeit gefallene Botschaften von Nation und Opfertod. Bedurfte die frühe Bundesrepublik Deutschland als demokratischer Staat solcher steinerner Sinngebungen des Soldatentodes? Und welche politische Aussage verfolgte man mit der dezidiert landschaftsbezogenen und geostrategischen Lage dieser Gedenkstätten?
Robert Tischler und das Konzept der Totenburg
[2] Robert Tischler, Jahrgang 1885, ein ohne Fachstudium tätiger Gartenarchitekt, war von 1926 bis zu seinem Tod im Jahre 1959 Leiter der Bauabteilung des VDK.2 Seit Mitte der 1930er Jahre, durch unterschiedlichste politische Systeme hindurch und in vielen Großregionen Europas, ja sogar Nordafrikas, hatte er erhaben in der Landschaft gelegene, bastions- oder burgartig ragende, bis in die präzisen Baudetails hermetisch wirkende und ehrfurchtsgebietende Ehrenmale realisiert. Etliche davon wurden als steinerne Außenposten verstanden, die geostrategische Positionen der aggressiven Kriegführung des Deutschen Reiches dauerhaft markieren sollten.3 Mit diesen war in der NS-Zeit im mazedonischen Bitolj (1935-1937, in Planung seit 1929/30 und bereits 1935 als Totenburg bezeichnet; Abb. 1) oder im oberitalienischen Quero (1937-1939, in Planung seit 1934/35) das militärische Vordringen der Mittelmächte landschaftsbeherrschend und mit Ewigkeitsanspruch markiert worden.
Tischlers Ehrenmal auf dem schlesischen Annaberg (1936-1938) hatte diesen politisch heftig umstrittenen Berg unmissverständlich für das Deutschtum reklamiert. Christian Fuhrmeister bezeichnete eben dies sehr treffend als "strategische Memorialarchitektur".4
[3] In offiziellen NS-Organen las sich die Würdigung von Tischlers Totenburgen in Bitolj und Annaberg so:
Wo die Fronten des Weltkrieges verliefen, wo noch nach dem Zusammenbruch die 'Soldaten ohne Befehl' die Grenzen der Heimat verteidigten […], spricht der ragende Stein für alle Zeiten von Kampf, Opfer und Sieg. Den Hünengräbern der deutschen Frühzeit, dem Grabmal des Gotenkönigs Theoderich ähnlich, erheben sich diese Burgen der Toten, über denen das Wort des Führers steht: 'Und ihr habt doch gesiegt!' […] Aus dem Geiste unserer Zeit kommt diese Totenehrung der Gemeinschaft, die nach innen gekehrt, fern jeder Äußerlichkeit, die ganze Größe des Opfers in Stein bannt. Zeitlos wird die Sprache dieser Ehrenmale sein über die Jahrtausende hinweg.5
[4] Formal vergleichbar sind die burgartigen Ehrenmalentwürfe eines Wilhelm Kreis (1873-1955), seit 1941 Hitler persönlich unterstellter Generalbaurat für die Gestaltung der deutschen Kriegerdenkmäler.6 Dessen Konzepte wurden 1943 charakterisiert als große, ernste, einfach-elementare, darin feierliche Bauten, einsam (explizit auch: in den Wüsten Nordafrikas) gelegen, mehrere Tausend Kilometer von der Heimat entfernt, sich um diese zu einem Ring schließend.7 Unter Kreis‘ Entwürfen war ein mauerschweres, landschaftsbeherrschendes "Ehrenmal der deutschen Panzerarmee in Afrika"8. Offenkundig rezipierten Kreis und Tischler einander. Tischler schöpfte gestalterisch aus mehreren Quellen: den omnipräsenten, dezidiert landschaftsbezogenen Bismarcktürmen und Konzepten für Nationaldenkmäler, dem 1927 fertiggestellten Tannenberg-Nationaldenkmal im territorial exponierten, 1914 von Russland angegriffenen Ostpreußen (als "Reichsehrenmal" in der NS-Zeit landschaftlich besonders herausgehoben), vielleicht auch den seit Mitte der 1930er Jahre entstehenden Memorialanlagen am Südrand der Alpen, die von den italienischen Faschisten teils an der Frontlinie des Ersten Weltkriegs, teils in eindeutig strategischer Absicht nördlich davon errichtet wurden.9
[5] Als traditionsgebunden-konservativer Architekt pries Tischler bei seinen eigenen Ehrenmal-Planungen die Dauerhaftigkeit, ja Überzeitlichkeit solider Mauerwerksarbeit.10 Absichtsvoll trat er hinter dem Werk zurück; selbst in den offiziellen Organen des Volksbundes tauchte er nur selten als Schöpfer seiner Bauten auf.11 Wir dürfen in diesem Gestus ostentativer Bescheidenheit auch eine Entlastungsstrategie sehen: Tischler, seit 1932 NSDAP-Parteimitglied, 1950 als "Mitläufer" entnazifiziert,12 hatte in erheblichem Maß am Bauen im Nationalsozialismus partizipiert. Unterstützt wurde er darin durch den langjährigen VDK-Bundesführer Siegfried Emmo Eulen (1890-1945; Parteimitglied seit 1933), der sich an höchsten politischen Stellen für Tischlers landschaftsbezogene, heroische Denkmalkonzepte verwandte.13
Tischlers Totenburgen in der Kritik
[6] Auch nach Tischlers Tod im Jahr 1959 gab es kaum öffentliche Distanzierungen von seinem Memorialkonzept. Dieter Oesterlen (1911-1994), seit 1960 Schöpfer des nächsten großen VDK-Ehrenfriedhofes auf dem Futa-Pass im Apennin, vermochte diese erst 1992 zu formulieren: Mit dieser Anlage habe er sich vom Tannenbergdenkmal und vom staufischen Castel del Monte, von "umgemünzter Monumentalität" und "entliehenem heroischen Pathos" verabschieden wollen.14 Unmissverständlich gemeint waren Robert Tischlers Planungen von Totenburgen. Fast zeitgleich nannte Winfried Nerdinger (geb. 1944), einer der profiliertesten Erforscher der NS-Architektur und der gestalterisch-politischen Kontinuitäten nach 1945, Wilhelm Kreis‘ Ehrenmale die "schrecklichsten Monumente für die grauenvollste Zeit deutscher Geschichte"15. Entsprechende Urteile kamen auch von kunsthistorischer Seite: Gunnar Brands (geb. 1956) stellte 1997 die VDK-Kriegsgräberstätten in den Kontext des sehr spezifischen (Nicht-)Umgangs der Deutschen mit ihrer jüngsten Vergangenheit. So sei Tischlers Totenburg von El Alamein "eine vulgäre Variante von Castel del Monte", stehe gestalterisch in der Tradition des Dritten Reichs; es handele sich um einen "Fall von mißverstandener historischer Kontinuität […], wenn nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Ehrung der Gefallenen in der Formensprache erfolgte, die von Kreis und seinen Gesinnungsgenossen im Dritten Reich entwickelt worden war".16 Christian Fuhrmeister (geb. 1963) und Alexander Knaak (geb. 1960) haben diese Perspektive durch materialikonografisch und politisch argumentierende Beiträge erheblich vertieft; hingegen fielen die Würdigungen Tischlers durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bis in die jüngste Vergangenheit wenig kritisch aus.17
[7] Dieser Beitrag will dafür werben, diesen komplexen, höchst diskutablen Kriegsgräberstätten durch das Quellenstudium und die Befragung der Bauwerke selbst kritisch gegenüberzutreten. Es ist hoch an der Zeit, die Geschichte und die politischen Implikationen der VDK-Kriegsgräberstätten gründlich aufzuarbeiten. Eine Aufarbeitung, die in Anbetracht seines baldigen 100. Geburtstages gerade auch aus dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge kommen muss – mit der Absicht, auch vor Ort endlich eine kritische Kommentierung der Architektur, Kunstwerke und Inschriften zu leisten. Unsere heutige Erinnerungskultur ist nicht mehr jene der 1930er und 1950er Jahre. Und jede Generation schreibt ihre Geschichte selbst.
Die Entstehungsgeschichte der beiden nordafrikanischen Kriegsgräberstätten
[8] Die beiden hier interessierenden Kriegsgräberstätten des Volksbundes (zeitgenössisch bezeichnet als Ehrenstätten, aber auch als Totenburgen18) stehen absichtsvoll nahe den Orten entscheidender Schlachten des von Erwin Rommel (1891-1944) befehligten Afrikakorps: 1941/42 tobten die Kämpfe um das libysche Tobruk, im Juli und im Herbst 1942 um das ägyptische El Alamein (Abb. 1 und 2).
[9] Diese Kriegsgräberstätten fungieren auch als letzte Ruhestätte für die zahllosen seit 1941/42 im Wüstensand oder in mehreren bescheidenen Kleinfriedhöfen Bestatteten, die dorthin umgebettet wurden.19 Bereits 1943-1947 hatten die Alliierten in Nordafrika zahlreiche Bergungs- und Umbettungsaktionen durchgeführt, der VDK wurde seit 1951 aktiv. Dessen Ansinnen zielte auf die Schaffung dauerhafter, zeichenhafter und landschaftsbeherrschender Kriegsgräberstätten. Diese konnten erst in den fortgeschrittenen 1950er Jahren, nach umfänglichen Verhandlungen mit dem libyschen Königshaus und den ägyptischen Behörden, ins Werk gesetzt werden. Die Planungen liefen annähernd zeitparallel; das fast ausnahmslos aus Deutschland herbeigeschaffte Baugerät wurde nach Abschluss der Arbeiten in Tobruk nach El Alamein gebracht. Für die Anlage in El Alamein war die 1956 erfolgte Ratifizierung des deutsch-ägyptischen Gräberabkommens eine unverzichtbare Bedingung.
Die Architektur der beiden "Ehrenstätten" und ihre Semantik
[10] Die 1954-1955 ausgeführte, quadratische Kriegsgräberstätte Tobruk wurde aus Muschelkalk, die 1956-1959 gebaute, achteckige "Ehrenstätte" El Alamein aus Kalksandstein errichtet (Abb. 3 und 4); das Baumaterial wurde aus 70 beziehungsweise 145 km Entfernung angeliefert.20
[11] Die klein dimensionierten Eingänge, spärliche Durchfensterung und durchgehende Rustizierung unterstreichen den fortifikatorischen Charakter (Abb. 4). Letztere ist von exzellenter Qualität und ganz unhistorisch selbst in den Innenräumen anzutreffen; bereits 1942 waren Rustizierungen vom Volksbund eine an Römisches und Romanisches gemahnende "kraftvolle Urwüchsigkeit und Schönheit" attestiert worden.21 Tischler selbst bezeichnete die Anlage in Tobruk 1955 als "eine Spitzenleitung in jeder Hinsicht. Besonders glücklich bin ich über die Einfügung des Baukörpers in die Landschaft und über seine Wucht und Gewaltigkeit"22. Betonierte Partien wie die Unterzüge der Decken bleiben hingegen dem Auge weitgehend verborgen.
[12] Eintretend gelangt man unmittelbar in rechteckige "Weiheräume". In Tobruk befinden sich dort ein Hochkreuz und ein Ehrenkranz, in El Alamein ein von den Münchner Werkstätten geschaffenes Goldmosaik. Es kleidet eine apsisartige Nische aus und zeigt in einer Kreuzkonfiguration die Evangelistensymbole und das Agnus Dei, umstehend trauernde Frauen und Soldaten. Unter Rücksichtnahme auf die muslimischen Anwohner verzichtete man auf die Anbringung von Kreuzen am Außenbau.23 Gerade in der stark kirchlich geprägten Ära Adenauer ist das Fehlen eigener Kapellenräume bemerkenswert. Bereits bei der international beachteten Einweihung der Tobruker Kriegsgräberstätte am 20. November 1955 war die religiöse Feier – Vertreter beider großer Konfessionen weihten den Bau ein – abgetrennt am Nachmittag vollzogen worden. Dies war vor allem politisch-religiöser Rücksichtnahme geschuldet, da für den ersten, offiziellen Teil der libysche König eingeladen war.24 Dort erfolgten die Festansprachen der politischen Vertreter und des Volksbundes; Rommels Witwe Lucie Maria (1894-1971) wurde hier wie auch bei der Einweihung der Anlage in El Alamein als Ehrengast hofiert.25
[13] In Tobruk ist der zentrale Innenhof auf eine mittige, drei Meter hohe, von knienden Engeln getragene Feuerschale ausgerichtet; die angrenzenden Arkaden wurden mit Flachreliefs (überlebensgroße trauernde Soldaten) und Namenstafeln (Schlachtorte und Gefallene) verschlossen.26 Im Innenhof von El Alamein erhebt sich ein elf Meter hoher Obelisk (Abb. 5).
[14] Geschaffen wurde er aus deutschem Material: eigens aus der Eifel herantransportierter Basaltlava. Dessen Form und die Sockelskulpturen – Horusfalken ähnelnde Adler – sollten den Bezug zur altägyptischen Kultur im Niltal herstellen und muslimischen Besuchern gegenüber vertraut wirken. Dagegen erhoben die Deutsche Botschaft in Kairo und der Bundesverkehrsminister nachdrücklich Protest: Sie bemängelten das Fehlen eines zentralen christlichen Symbols. Daraus entstand ein schwerer Konflikt, der 1958 und 1959 unter Einschaltung mehrerer Bundesminister ausgetragen wurde. Die Lösung brachte erst eine dezidiert christliche Ikonografie des Mosaiks im Eingangsraum und eine Anbringung von Kreuzzeichen über den jeweiligen Namenstafeln.27
[15] Eine große Gruft unterzieht in Tobruk als Einraum den Hof. In El Alamein befinden sich jenseits des Hofumganges in sieben rechteckigen Nischen symbolische Sarkophage aus Eifeltuff und gusseiserne Namenstafeln der Gefallenen, darunter liegen die einzelnen Grüfte. Beiden Lösungen gemeinsam ist der Wille zu einer Entindividualisierung des Totengedenkens; statt einer persönlichen Grabstelle kam es zu einer kollektiven, architektonisch überhöhten und auch politisch aufgeladenen Bestattung.
Der Schulterschluss mit der jüngsten Vergangenheit
[16] Auf den ersten Blick ging es in Tobruk und El Alamein um die Schaffung dauerhafter, zeichensetzender und würdiger Kriegsgräberstätten. Stereotyp wird in damaligen Publikationen des Volksbunds das Bild bemüht, der am Ort der Schlacht behelfsmäßig bestattete deutsche Soldat sei bald schon vom wehenden Sand verschlungen, auch würden die lediglich umfriedeten provisorischen Friedhöfe langfristig dem wüstenhaften Klima nicht standhalten, die Lösung sei allein ein schützendes Gehäuse gegen die Wüste.28 Dahinter stand die Durchsetzung der bereits geschilderten Konzepte für Totenburgen. Der Chefarchitekt Tischler und das ihm unterstehende Münchner Baubüro des VDK hatten bei der Positionierung der "Ehrenstätten" auf weithin sichtbaren Anhöhen und bei gestalterischen Fragen weitestgehend freie Hand.29 Zur Fernwirkung der beiden Kriegsgräberstätten trat die Möglichkeit einer weiträumigen Erschließung der Landschaft von den begehbaren Dächern der Anlagen aus. Während sich die arabischen Stellen hinsichtlich der Form und Positionierung der deutschen Kriegsgräberstätten konzessionsbereit zeigten, reagierten die ehemaligen britischen Gegner bezüglich der beherrschende Lage und Monumentalität der Anlage in Tobruk anfänglich verstimmt.30
[17] Als sich 1953 die Planungen der Kriegsgräberstätte in El Alamein konkretisierten, war zuerst daran gedacht, eine gemeinsame Anlage mit den Italienern zu errichten. Das entsprach den politischen Realitäten von 1941/42 und spiegelte die besonderen kulturellen Beziehungen der beiden Staaten, die 1953 mit der Rückgabe der Bibliotheca Hertziana und des Kunsthistorischen Instituts in Florenz an Deutschland eine neue Dimension erfahren hatten.31 Tischler hatte für diese spezifische Situation eine wenig originelle Lösung auf dem Reißbrett: Er legte seinen Entwurf für Bitolj aus den Jahren 1935-1937 zugrunde, der aus einem turmartig überhöhten Eingangsriegel und einem sich dahinter in ovalem Grundriss entwickelnden, begrünten und umfriedeten Gräberrund besteht. Einzige substanzielle Variation: Der eine Turm sollte nun die deutsche, der andere die italienische Gedenkstätte aufnehmen (Abb. 1 und 6).
[18] Ebenso problematisch sind die zentralen Elemente im Innenhof der "Ehrenstätte" von El Alamein: vier Horusfalken ähnelnde Adlerskulpturen und der Obelisk (Abb. 5). Im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde diese Formenwahl damit begründet, dass es sich um einen Verweis auf den (alt-)ägyptischen Totenkult handele und dass Ägypten das strategische Ziel des Afrikakorps gewesen sei.32 Damit erfuhr das Leiden und Sterben auf dem "Afrikafeldzug" eine Sinnstiftung über die Ikonografie. Politisch hochproblematisch ist dabei, wie unbekümmert distanzlos sich die Architektur der Kriegsgräberstätte eines demokratischen Staates zum Angriffskrieg des nationalsozialistischen Regimes verhielt.
[19] Wie die Anlagen in Tobruk und El Alamein zeigen, bestand gerade in den frühen und mittleren 1950er Jahren im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, aber auch bei den beteiligten staatlichen Stellen keinerlei Bedarf an einer kritischen Revision der Tischler‘schen Konzepte aus der NS-Zeit.33 Gedenkpolitisch handelte es sich um bedrückend stille Jahre, die bekanntlich vom Beschweigen und Verdrängen der jüngsten deutschen Geschichte gekennzeichnet waren; Schulddelegierungen auf Hitler und wenige Hauptkriegsverbrecher, Rechtfertigungsliteratur überlebender Nationalsozialisten und Erinnerungen von Wehrmachtsoffizieren dominierten die damalige publizistische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit. In einem solchen Klima gediehen keine Neuanfänge. Nicht einmal nach Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs und bei einem so sensiblen Thema wie der deutschen Memorialarchitektur im Ausland.
Präfigurationen im Südreich der Staufer
[20] Wie erwähnt, war bei den Planungen der "Ehrenstätte" von El Alamein anfänglich an eine gemeinsame Anlage mit den Italienern gedacht. Diese sollte die einstige militärische Allianz sichtbar zum Ausdruck bringen. Doch gestalteten sich im Verlauf des Jahres 1953 die Verhandlungen zwischen dem Volksbund, in die Tischler und das Münchner Baubüro involviert waren, und dem italienischen Architekten Paolo Caccia Dominioni (1896-1992), einem hochdekorierten Teilnehmer der Kämpfe um El Alamein, als zunehmend schwierig.34 Auf deutscher Seite monierte man die formale Unangemessenheit der italienischen Entwürfe, nicht zuletzt hinsichtlich der Verwendung von "Ersatzstoffen" (also Beton). Nach dem Austausch diverser Entwurfsvarianten ging man schließlich eigene Wege.
[21] Folgenlos blieb diese Zusammenarbeit jedoch nicht. Die Ausführungsplanungen des Volksbundes für die deutschen Anlagen von Tobruk und El Alamein nahmen hinsichtlich des regelmäßigen Grundrisses und des äußeren, von Kurtinen und Türmen geprägten Aufrisses Anleihen bei den zwischen 1220 und 1250 entstandenen Kastellbauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien und Sizilien (insbesondere Castello Ursino in Catania, Castello Maniace in Syrakus und Castel del Monte [Abb. 7]).35
7 Castel del Monte, Apulien, begonnen in den 1240er Jahren (Foto: Kai Kappel, 2016)
[22] Die 1954-1958 von Caccia Dominioni errichtete italienische Kriegsgräberstätte in El Alamein als im Kern zeichenhaft aufragendes, sich konisch verjüngendes Oktogon schöpfte aus ganz ähnlichen historischen Vorbildern.36 Sich konisch verjüngende Turmoktogone fanden sich als Doppelturmlösungen auch in den genannten frühen Planungen des VDK für die gemeinsame italienisch-deutsche Anlage;37 ebenso zeigt die schließlich ausgeführte deutsche Kriegsgräberstätte in El Alamein derartige Aufrisse der Türme.38
[23] Die Gesamtdisposition und Details seiner beiden nordafrikanischen Totenburgen verraten, dass Tischler die spätstaufischen, castrumartigen, teils regelmäßigen, teils symmetrischen Anlagen mit Ecktürmen unmittelbar rezipierte. Verwiesen sei etwa auf die portalrahmenden Kissenquader der Anlage von El Alamein39 – ein genuin arabisches, auch an der Grabeskirche in Jerusalem wie an normannischer und staufischer Architektur Süditaliens (Turm der Martorana in Palermo; Bareser Hafenkastell Friedrichs II.) anzutreffendes Motiv. Nach Aussage des Volksbundes erfolgte die schöpferische Aneignung der Stauferkastelle Süditaliens gerade auch deshalb, weil diese in arabischen Bauformen und von arabischen Bauleuten errichtet worden seien.40
[24] Robert Tischler fühlte sich tief mit dem Mittelalter verbunden. Doch war sein Rekurs auf die Kastellbauten Kaiser Friedrichs II. im Süden alles andere als neu: Seit der Romantik handelte es sich hierbei um ausgesprochene Sehnsuchtsorte der Deutschen, und bereits in der späten wilhelminischen Zeit gab es am Deutschen Historischen Institut in Rom ein ambitioniertes Projekt zur Dokumentation dieser Kastelle.41 Namentlich konservative Wissenschaftler, die sich mit der vermeintlichen Größe des deutschen Mittelalters über die für sie heillos plurale und irrlichternde Moderne hinwegzutrösten versuchten, empfanden die Bauten Friedrichs II. im fernen Süden als feste mentale und politische Bezugspunkte. Diese spätstaufischen Kastelle waren in den frühen und mittleren 1920er Jahren durch Fotobücher und großformatige Mappenwerke sowie durch die Burgenforschungen Bodo Ebhardts, Ende der 1920er Jahre dann durch Ernst Kantorowics epochales Werk Kaiser Friedrich der Zweite und durch das auch Castel del Monte verarbeitende Tannenberg-Nationaldenkmal überaus präsent. Die einschlägig interessierten Leser in der NS- und Nachkriegszeit informierten sich in den stark bildorientierten Publikationen des Hertziana-Direktors Leo Bruhns und des Bonner Historikers Carl Arnold Willemsen.42 Auch ist auf das 1953 endgültig eingerichtete Süditalienreferat der Bibliotheca Hertziana hinzuweisen.
[25] Besonders im Nationalsozialismus, wesentlich bedingt durch die politische "Achse Berlin-Rom" und die damit verbundenen Großmachtträume, waren die Bauten Kaiser Friedrichs II. im kulturellen Gedächtnis der Deutschen besonders verankert. Auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zählte diesbezüglich zu den Akteuren: 1935 erschien in dessen Zeitschrift Kriegsgräberfürsorge ein Bildvergleich zwischen der Totenburg Bitolj und Castel del Monte.43 Später wurde die Totenburg Quero durch einen Verweis auf das süditalienische Stauferkastell Lagopesole nobilitiert.44 Schließlich verstieg sich der politisch einflussreiche Wilhelm Kreis 1944 zu einer kühn konstruierten Genealogie: "Die Gräber der Skalinger [sic!] in Verona und das gewaltige als Ringburg und Grab des großen Hohenstaufen Friedrich des Zweiten erdachte Castel del Monte sind die aus dem frühen Mittelalter stammenden besten Zeugen germanischer Heldenehrungen"45. Gerade weil das Castel del Monte historisch betrachtet in keinster Weise mit einer Grabstätte in Verbindung zu bringen ist, dürfte Tischler unmittelbar von solchen Sentenzen des Generalbaurats für die Gestaltung der deutschen Kriegerdenkmäler geprägt gewesen sein.
[26] Robert Tischlers Rezeption der staufischen Kastelle in Süditalien und Sizilien für Tobruk und El Alamein war alles andere als unzeitgemäß: Zumindest aus nationalkonservativer Sicht hatte die junge Bundesrepublik erheblichen Bedarf an Kompensation verlorener Größe durch Geschichte. Dass Tischler die Gestaltfindung seiner nordafrikanischen Kriegsgräberstätten vor allem von den eben genannten Kastellbauten ableitete, zeigen die zeitgenössischen Druckschriften des Volksbundes: In hoch affektiver Tonlage ist dort von Kaiser Friedrich II. und seinem Castel del Monte als politisch-imperialem beziehungsweise formalem Vorbild die Rede.46
[27] Eine historische Tiefenschärfe und eingehende Beschäftigung mit dem Genius Loci schlossen solche Projektionen nicht ein. So schwärmte die libysche Gazette Sunday Ghibli 1956 davon, dass Tischlers Tobruker Monument ("a massive and austere fort more like some Crusader fortress in Syria than an erection of the present century") doch auf ganz hervorragende Weise die örtliche Tradition aufgreife. Tobruk hätten schon in historischer Zeit Türme ausgezeichnet, es habe eine justinianische Festung gegeben. Im VDK war man von diesen historischen Dimensionen angenehm überrascht.47 Selbstredend zeigen Tischlers Totenburgen Bezüge auch zu römischen Castra (Vierflügelanlage, Symmetrie, Ecktürme). Doch hatte der Chefarchitekt des Volksbundes keine umfassende Kenntnis davon, dass deren Schema nach dem Ende der Antike in das Byzantinische Reich und in die arabische Welt vermittelt worden war, von wo es für einzelne Burgen der Kreuzfahrer (beispielsweise Belvoir im Heiligen Land) prägend wurde.48 Die Semantik der Totenburgen von Tobruk und El Alamein bezeichnet also weniger das ephemere Heer- und Legionslager als den dauerhaft befestigten und damit langfristig Zeugnis ablegenden Ort. Das hohe Mittelalter und damit die expansivsten Phasen des römisch-deutschen Imperiums wurden hier aufgerufen, um über die Bauform und die damit verbundene historische Erinnerung eine Nobilitierung des deutschen Afrikakorps zu erreichen.
Tischlers Totenburgen und wir
[28] Wie bereits ausgeführt, besteht vor Ort ein dringender Bedarf nach historischer Kontextualisierung. Auch bleibt bei beiden Kriegsgräberstätten bis heute unhinterfragt, dass und wie dort das Gefallenengedenken und das Gedenken an Erwin Rommel miteinander verbunden werden. In Tobruk lautet der Text der von einem Ehrenkranz umzogenen Gedenkplatte vor dem Hochkreuz: "Das deutsche Volk seinen in Libyen gefallenen Soldaten und ihrem Feldmarschall Rommel."49 Trotz der hier gewählten leichten grammatikalischen Distanzierung wäre es in Anbetracht der heute sehr ambivalenten Sicht auf die politische Rolle Rommels und einer weitgehenden Dekonstruktion des Rommel-Mythos hoch an der Zeit, derlei Inschriften vor Ort deutlich zu kommentieren.
[29] Zweifellos sind die burgartigen Kriegsgräberstätten von Tobruk und El Alamein unbequeme Baudenkmäler. Sie sind steinerne Zeugnisse eines anachronistischen, dabei politisch hoch brisanten Beharrens. Die zweite deutsche Demokratie bedurfte wahrlich formal wie inhaltlich anderer Kriegsgräberstätten als der Nationalsozialismus. Was ebenso viel Unbehagen bereitet, ist vor allem die buchstäblich unverrückbare memoriale Deutungshoheit dieser Architekturen. Robert Tischler und die damaligen Verantwortlichen des Volksbundes haben die Toten des "Afrikafeldzuges" umfassend instrumentalisiert: Diese verloren ihre individuelle Grabstelle und wurden absichtsvoll in die strategisch vorderste Linie verbracht – somit auch unser Gedenken an sie. Diese wurden in Architekturen gezwungen, die sich unmissverständlich am Gestaltungswillen nationalkonservativer Kreise beziehungsweise totalitärer Systeme orientierten. Offenkundig schien es eine ernsthafte Option, dem Sterben für Hitler und den Nationalsozialismus durch eine entsprechende formale Gestaltung solcher "Ehrenstätten" ex post Sinn zu verleihen.
Gastherausgeber des Special Issues
Christian Fuhrmeister und Kai Kappel (Hg.), War Graves, War Cemeteries, and
Memorial Shrines as a Building Task, 1914-1989. Die Bauaufgabe
Soldatenfriedhof/Kriegsgräberstätte zwischen 1914 und 1989, in:
RIHA Journal 0150-0176
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Commons License CC-BY-NC-ND 4.0
1 Grundlegend für das spezifische Thema sind das Archiv des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel (fortan: A-VDK) und das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin (fortan: PA AA), die Druckschrift: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Aufgaben und Dienst, Heft 1: Kriegsgräberstätten in Nordafrika, Kassel 1961, sowie als wichtigste Sekundärliteratur: Meinhold Lurz, Bundesrepublik, Heidelberg 1987 (= Kriegerdenkmäler in Deutschland, 6), 156-159, und Alexander Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk der Architektur Friedrichs II. von Hohenstaufen im Königreich Sizilien (1220-1250), Marburg 2001 (= Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte 16), hier 135-138. Verwiesen sei auch auf www.volksbund.de/kriegsgraeberstatte/tobruk.html bzw. /el-alamein.html (Download am 1. März 2017). PD Dr. Christian Fuhrmeister (München) und Peter Paeßler (VDK Kassel) sei für vielfältige Unterstützung herzlich gedankt.
2 Zur Biografie Tischlers siehe insbesondere: Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 137-138; Christian Fuhrmeister, "Der Volksbund Deutsche Kriegsfürsorge im 20. und 21. Jahrhundert. Bemerkungen aus Sicht der politischen Ikonographie", in: Ellen Ueberschär (Hg.), Soldaten und andere Opfer. Die Täter-Opfer-Problematik in der deutschen Erinnerungskultur und das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Rehburg-Loccum 2007 (= Loccumer Protokolle 73/05), 45-66. Verwiesen sei auch auf die Rückblicke des VDK: Fritz Debus, "Robert Tischler zum Gedenken", in: Kriegsgräberfürsorge 5 (1959), 67; Hans Soltau, "Zum 100. Geburtstag von Robert Tischler", in: Kriegsgräberfürsorge 61 (1985), 20-21. Siehe in diesem Special Issue Christian Fuhrmeister, "Robert Tischler, Chefarchitekt 1926-1959. Ein Desiderat".
3 Hierzu und zum Folgenden insbesondere Fuhrmeister, "Der Volksbund Deutsche Kriegsfürsorge im 20. und 21. Jahrhundert", und ders., "'Die unsterbliche Landschaft', der Raum des Reiches und die Toten der Nation. Die Totenburgen Bitoli (1936) und Quero (1939) als strategische Memorialarchitektur", in: kritische berichte 29 (2001), 2, 56-70. Andere sprechen von der "Installation einer den Denkmalsaspekt und den Wachgedanken hervorkehrenden Ikonographie": Monika Kuberek, "Die Kriegsgräberstätten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge", in Michael Hütt [u. a.] (Hg.), Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und Sterben in den Kriegsdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkrieges, Marburg 1990 (= Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte 8), 75-90, hier 80-81. Der Begriff "Totenburg" wurde erstmals im Kontext der Anlage von Bitolj verwendet: Gunnar Brands, "Bekenntnisse eines Angepaßten. Der Architekt Wilhelm Kreis als Generalbaurat für die Gestaltung der deutschen Kriegerfriedhöfe", in: Ulrich Kuder (Hg.), Architektur und Ingenieurwesen zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933-1945, Berlin 1997, 124-156, hier 132.
4 Fuhrmeister, "'Die unsterbliche Landschaft'", 56-70.
5 Tischlers für den VDK errichtete Totenburgen wurden in der NS-Zeit publizistisch eingehend gewürdigt, vgl. Hubert Schrade, Die Bauten des Dritten Reiches, Leipzig 1937, 38; Das Bauen im Neuen Reich, hg. in Verbindung mit Frau Professor Gerdy Troost, Bayreuth 31941, 34-41, hier 40 (Zitat); Wilhelm Kreis, Soldatengräber und Gedenkstätten, München/Wien 1944, 6, 21f., 26 (Quero, Bitolj und Annaberg unter den Exempla "von beispielhafter Einfachheit und kostbarer Handfertigkeit"). Hierzu in großer Deutlichkeit Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 137-138.
6 Ekkehard Mai, "Von 1930 bis 1945: Ehrenmäler und Totenburgen", in: Winfried Nerdinger und Ekkehard Mai (Hg.), Wilhelm Kreis. Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie, München/Berlin 1994, 157-167; Brands, "Bekenntnisse eines Angepaßten", 124-156; Wolfgang Schäche, "Die 'Totenburgen' des Nationalsozialismus", in: Helmut Weihsmann, Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs, Wien 1998, 206-210. Zu der Vermutung einer Mitarbeiterschaft Tischlers bei Kreis in der späten NS-Zeit: Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 138; vgl. hingegen Soltau, "Zum 100. Geburtstag von Robert Tischler", 20-21.
7 Friedrich Tamms, "Die Kriegerehrenmäler von Wilhelm Kreis", in: Die Baukunst. Die Kunst im Deutschen Reich 7 (1943), 50-57, hier 50-51. Vgl. Janusz L. Dobesz, "Góra św. Anny – symbol uniwersalny", in: Ewa Chojecka (Red.), Sztuka Górnego Śląska na przecięciu dróg europejskich i regionalnych, Katowice 1999, 203-226, hier 208.
8 Tamms, "Die Kriegerehrenmäler von Wilhelm Kreis", 55; Mai, Wilhelm Kreis. Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie, 165.
9 Siehe in diesem Special Issue: Klaus Tragbar, "Die Inszenierung der Toten. Italienische Kriegsgräberstätten im Alpenraum als Mittel faschistischer Propaganda".
10 Zum Ringen Tischlers um die Qualität der Steinmetzarbeiten s. Hans Gstettner, "Welcher Art ist Robert Tischler’s Werk?", o. D., Abschrift vom 21.8.1959, in: A-VDK, Personalakte Robert Tischler, sowie N. N. [Bauleiter Adalbert Huber], "Tobruk", 1954/55, in: A-VDK, Mappe A 10/78. Wie Dr. habil. Wolfgang Voigt (Frankfurt) auf dem Berliner Kolloquium über Die Bauaufgabe Soldatenfriedhof äußerte, könnte diesbezüglich auch Paul Bonatz mit seinem Stuttgarter Hauptbahnhof prägend gewesen sein.
11 Hierzu etwa Kuberek, "Die Kriegsgräberstätten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge", 76, und Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 137-138 sowie 337 Anm. 275.
12 Hauptkammer München, "Sühnebescheid", 10.2.1950, in: A-VDK, Personalakte Tischler.
13 Hierzu Meinhold Lurz, "'ein Stück Heimat in Fremder Erde'. Die Heldenhaine und Totenburgen des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge", in: Arch plus 71 (1983), 66-70, hier 66; Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 137.
14 Dieter Oesterlen, Bauten und Texte 1946-1991, Tübingen/Berlin 1992, 84.
15 Winfried Nerdinger, "Wilhelm Kreis – Repräsentant der deutschen Architektur im 20. Jahrhundert", in: Nerdinger/Mai, Wilhelm Kreis. Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie, 10.
16 Brands, "Bekenntnisse eines Angepaßten", 143.
17 Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk; Fuhrmeister, "Der Volksbund Deutsche Kriegsfürsorge im 20. und 21. Jahrhundert", 45-66; Debus, "Robert Tischler zum Gedenken", 67; Soltau, "Zum 100. Geburtstag von Robert Tischler", 20-21; Fuhrmeister, "Robert Tischler, Chefarchitekt 1926-1959. Ein Desiderat".
18 Die Bezeichnung Totenburg verwendeten Günter Seefried, "Die Ehrenstätte Tobruk", in: Kriegsgräberfürsorge 31 (1955), 184-189, hier 189, sowie Richard Wagner: "El Alamein. Bericht einer unvergeßlichen Reise", in: Kriegsgräberfürsorge 35 (1959), 115-123, hier 120-121.
19 Hierzu und zum Folgenden: Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 5-8.
20 Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 45-46.
21 Hans Gstettner, "Der Stein im deutschen Ehrenmal", in: Kriegsgräberfürsorge 22 (1942), 74-76, hier 76.
22 Robert Tischler an den Bundesvorstand [des VDK], 17.3.1955, in: A-VDK, Personalakte Tischler.
23 Chr. Eulen, "Aktenvermerk", 12.12.1955, in: A-VDK, Mappe A 100/166.
24 Gustav Ahlhorn an Bundeskanzler Konrad Adenauer, 26.7.1955, in: PA AA, B 92, Bd. 48.
25 Dr. [Hans] Seydel, "Betr. Einweihung Ehrenmal Tobruk", 29.11.1955, in: PA AA, B 11, 000288.
26 Die zugrundeliegenden Vorlagen stammen nicht zuletzt aus der früh- und hochmittelalterlichen Kunst (Flechtbandmotive in Handschriften und auf Elfenbeinen, Bronzetaufbecken mit knienden Trägerfiguren); die Flachreliefs in den Tobruker Hofarkaden müssten hinsichtlich ihres Stils auch auf gestalterische Kontinuitäten zur Kunst der NS-Zeit untersucht werden.
27 Vgl. hierzu nur Otto Margraf (VDK) an das Auswärtige Amt in Bonn, 14.1.1958; Botschaft der BRD in Kairo an das Auswärtige Amt, 29.1.1958; Gustav Ahlhorn (VDK) an das Auswärtige Amt, 22.3.1958; N.N. (VDK), Deutsche Ehrenstätte in El Alamein (Ägypten), 15.12.1958; alle Dokumente in: PA AA, B 2, 602. Siehe auch P. Albert Klauss, "Betr. Andachtsstätte Ehrenmal El Alamein", o. D. [Mitte 1960] sowie Vorstandssitzung des VDK, 27.6.1960, beide Dokumente in: A-VDK, Mappe A 100/171. Als Reaktion auf diese Beschwerden sind im A-VDK noch für 1961 Planungen für El Alamein zur Anbringung eines Kreuzes am Portal, an der Wand über dem Portal, an der Mauerkrone über dem Portal oder auf einer hohen Stele im Hof dokumentiert. Bezugspunkte waren die Kreuzzeichen auf den nahegelegenen italienischen und Commonwealth-Friedhöfen.
28 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Hessen, und Verband Deutsches Afrikakorps, Kreiskameradschaft Wiesbaden (Hg.), El Alamein, Wiesbaden o. J. o. S.; Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 6-7, sowie die im A-VDK bewahrten Filme Kreuze in der Wüste (1953), Schicksal und Vermächtnis. Soldatengräber vom Nordkap bis Nordafrika (1954), Tobruk (1955), Bericht einer Reise (1958) sowie El Alamein. Deutsche Totenstätte zwischen Meer und Wüste (1959). Hierzu kritisch Lurz, "'ein Stück Heimat in Fremder Erde'", 69.
29 Hierzu und zum Folgenden: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (Hg.), Tobruk, El Alamein, Kassel o. J., o. S.; S. d., "Tobruk, letzte Heimat für 6000 deutsche Afrika-Soldaten", in: Kriegsgräberfürsorge 30 (1954), 173-175, hier 173; N. N., Die Ehrenstätte El Alamein, 31.7.1956, 3, in: A-VDK; Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 136. Bei der Positionierung der Anlage in El Alamein (115 km vor Alexandria) spielte nicht die durch deutsche Sturmtruppen erreichte äußerste Position, sondern die Sichtbarkeit und auch die Nähe zu den dortigen italienischen und britischen Kriegsgräberstätten eine Rolle: Othmar Pauer an Otto Margraf, 19.10.1954, in: A-VDK, Mappe A 10/73; G. S., "Bericht über eine Reise nach Ägypten vom 16.-23.1.1955", 3.2.1955, in: A-VDK, Mappe A 10/78.
30 Schulze-Dewitz an Otto Margraf, 23.5.1953, in: A-VDK, Mappe A 10/73; Otto Margraf, "Gedanken zum Gesamtproblem", o. D. [1953], in: A-VDK, Personalakte Tischler ("Er [Tischler] hat den neuen Typ des Soldatengrabes geschaffen, der im Gegensatz zu den Engländern Innigkeit, Gläubigkeit und Seele atmet"); Dr. [Hans] Seydel, "Bericht der Gesandtschaft der BRD in Tripolis", 28.10.1955, in: PA AA, B11, 000284-000287. Für eine Abbildung der vergleichsweise schlichten, in einer Senke befindlichen britischen Anlage mit ihren individuellen Grabstellen: Michele Conte, Il sacrario di El Alamein. Il recupero della memoria del sacrario militare e del suo ideatore Paolo Caccia Dominini, Fidenza 2012, 117.
31 Grundlegend zu den im Folgenden geschilderten deutsch-italienischen Konsultationen: Conte, Il sacrario di El Alamein.
32 N. N. (VDK), "Entstehung der Ehrenstätte El Alamein", o. D., in A-VDK, Mappe A 100/171; Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 8 ("ein Obelisk […] – Sinnbild Ägyptens, des so heiß ersehnten Zieles dieses ganzen Feldzuges").
33 Hierzu eindringlich Manfred Wittig, "'Der Tod hat alle Unterschiede ausgelöscht'. Anmerkungen zur Geschichte und Ideologie des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge nach 1945", in: Hütt, Unglücklich das Land, das Helden nötig hat, 91-98; vgl. auch Sabine Stamer, "Helden von gestern. Vergessen über den Gräbern", in: Zeit Online, 13.11.1987, https://www.zeit.de/1987/47/vergessen-ueber-den-graebern (Download am 1.3.2017).
34 Otto Margraf, "Bericht über Besprechungen mit General Verdoja in Rom über die deutsch-italienische Ehrenstätte El Alamein", 15.10.1953, in: A-VDK, Mappe A 10/78; Conte, Il sacrario di El Alamein, bes. 95-105.
35 Zu diesen Bauten im Überblick: Antonio Cadei, "I castelli, i palazzi, le città nuove", in: Federico II e l’Italia. Percorsi, luoghi, segni e strumenti, Roma 1995, 195-227. Diese Bezüge erstmals überzeugend bei Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 135. Conte, Il sacrario di El Alamein, 119, sah eine Verbindung zwischen dem Ehrenmal in Tobruk und deutschen "Trutzburgen".
36 Hier ist zudem auf die sogenannte Torre di Federico im sizilianischen Enna, wohl aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, hinzuweisen (Abb.: Heinz Götze, Castel del Monte. Gestalt und Symbol der Architektur Friedrichs II., München 1991, 80-82).
37 Vgl. die Ansichtsskizze bei Conte, Il sacrario di El Alamein, 97.
38 Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 29 und 34. Bereits hingewiesen wurde auf Wilhelm Kreis‘ Planung eines landschaftsbeherrschenden "Ehrenmals der Deutschen Panzerarmee in Afrika" von 1942 – es sollte stark geböschte, hier allerdings deutlicher ägyptisierende Eckrisalite aufweisen; vgl. hierzu Anm. 8.
39 Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 35.
40 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, "Erläuterungsbericht zum Projekt El Alamein", 8.7.1955, in: A-VDK, Mappe 100/171.
41 Hierzu und zum Folgenden als Überblicke: Kai Kappel, "Between National Appropriation and European Cultural Heritage. The Photographic Depiction of Castel del Monte", in: The Challenge of the Object/Die Herausforderung des Objekts, 33rd Congress of the International Committee of the History of Art. Congress Proceedings, G. Ulrich Großmann und Petra Krutisch (Hg.), Nürnberg 2013, Bd. 3, 784-788; Kai Kappel, "Gebrochene Tradition. Die Süditalienforschung an der Bibliotheca Hertziana (1931-1977)", in: 100 Jahre Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte. Die Geschichte des Instituts 1913-2013, Sybille Ebert-Schifferer (Hg.), München 2013, 168-181; Gabriella Cianciolo Cosentino, "On the Trail of Frederick II. Ideology and Patriotic Sentiment in the Nineteenth-Century Rediscovery of Medieval Southern Italy", in: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana 40 (2011/12), 309-341.
42 Leo Bruhns, Hohenstaufenschlösser, Leipzig 1938; Carl Arnold Willemsen, Apulien. Land der Normannen, Land der Staufer, Leipzig 1944; ders., Kaiser Friedrichs II. Triumphtor zu Capua. Ein Denkmal hohenstaufischer Kunst in Süditalien, Wiesbaden 1953; ders., Castel del Monte. Die Krone Apuliens, Wiesbaden 1955.
43 Max Arendt, "Die Bauten des Volksbundes in ihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung," in: Kriegsgräberfürsorge 15 (1935), 19-24, hier 21. Vgl. auch Brands, "Bekenntnisse eines Angepaßten", 133.
44 Kuberek, "Die Kriegsgräberstätten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge", 82.
45 Wilhelm Kreis, Soldatengräber und Gedenkstätten. Hg. vom Arbeitskreis Baugestaltung in der Fachgruppe Bauwesen des NSBDT in Verbindung mit dem Hauptkulturamt der Reichspropagandaleitung der NSDAP, München/Brünn/Wien 1944 (= Bauwerk und Landschaft 5), 5.
46 Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 3, 4 und besonders 8: "Castel del Monte […] - Sinnbild großen Planens, glänzender Taten und schließlichen Scheiterns." Vgl. Knaak, Prolegomena zu einem Corpuswerk, 136.
47 Paul Gregory: "The Towers of Tobruk", in: The Sunday Ghibli, 3.6.1956, in: PA AA, B 92, Bd. 57; Chr. Eulen (VDK) an die Gesandtschaft der BRD in Tripolis, 21.7.1956, ebenda (demnach hatte Tischler ohne spezifisches historisches Wissen die Platzwahl der Anlage vorgenommen).
48 Für eine historisch grobe Einordnung: N.N. [VDK], "Die Ehrenstätte El Alamein", 31.7.1956, S. 3, in: PA AA, B2/602.
49 Für Abb.: Kriegsgräberstätten in Nordafrika 1961, 25 oben links und unten links; vgl. ebenda, 4: "der kometenhafte, […] unvergessene Lauf Rommels". Die Inschrift der Gedenkplatte entstand in Abstimmung zwischen dem VDK und dem Verband Deutsches Afrikakorps: Chr. Eulen (VDK), "Auszug über die Niederschrift aus der Vorstandssitzung vom 27.6.1955", 25.7.1955, in: A-VDK, Mappe A 100/166.