RIHA Journal 0175 | 27 June 2017

Gefallen – Gefangen – Begraben. Kriegsgräberstätten sowjetischer Kriegsgefangener seit 1945

Jens Nagel

Abstract
Until the German reunification, public perception of the graves and cemeteries of Soviet prisoners of war has been rather marginal in both German states, in Europe and in the Soviet Union. Due to Stalinist repression, the names of Russian prisoners of war were intentionally not named; captivity remained a taboo issue in the soviet sphere of control until the collapse of the Soviet Union. During the Cold War, the cemeteries of Russian prisoners of war on the sites of former camps were reshaped and reinterpreted. It is only after the discussions that started in the mid-1990s regarding the participation of the Wehrmacht in war crimes that the graves and cemeteries of Russian prisoners of war are treated in a scholarly way. The article sketches this continuous process in an European context.

Soldatenfriedhöfe sowjetischer Kriegsgefangener – Erinnerungsorte für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung

[1] Thema dieses Beitrags ist die Gestaltung von Soldatenfriedhöfen sowjetischer Kriegsgefangener seit 1945 und die mit diesen Orten verbundene Erinnerungs- und Gedenkkultur. Diesen Soldaten war ein Schicksal widerfahren, das neben Tod, Verwundung und Krankheit seit dem Ersten Weltkrieg mit seinen Millionen von Kriegsgefangenen in Europa weithin bekannt war. Wenngleich ihre Behandlung völkerrechtlich verbindlich geregelt war sprengten die zahlenmäßige Dimension dieser Begleiterscheinung kriegerischer Auseinandersetzungen sowie die an Kriegsgefangenen verübten Verbrechen alle bisherigen Erfahrungen. Weit über 5 Millionen Rotarmisten gerieten im Verlauf des Zweiten Weltkrieges in deutsche Kriegsgefangenschaft.1 Kriegsgefangenschaft durfte dabei weder Strafe noch Vergeltung beinhalten, sie sollte vielmehr allein der Verwahrung gegnerischer Soldaten für die Dauer der Kampfhandlungen dienen, und zwar unter Gewährleistung der körperlichen Unversehrtheit. Damit verbunden war die Pflicht, die Gefangenen ebenso sorgfältig zu behandeln wie die eigenen Soldaten und sie im Falle des Todes würdig zu bestatten.2 In Artikel 76 des "Abkommens über die Behandlung der Kriegsgefangenen" heißt es: "Die Kriegführenden werden dafür sorgen, daß die in der Gefangenschaft verstorbenen Kriegsgefangenen in würdiger Weise bestattet, ihre Gräber mit allen nötigen Angaben versehen, geachtet und angemessen unterhalten werden."3

[2] Nach dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurden diese wie auch alle sonstigen völkerrechtlichen Maßgaben und dienstlichen Bestimmungen zum Schutz und Erhalt der körperlichen Unversehrtheit und Würde seitens der NS- und Militärführung für die sowjetischen Kriegsgefangenen vorsätzlich und systematisch durch Erlass von Sonderbefehlen außer Kraft gesetzt. Die Lebensbedingungen für die Rotarmisten in der Gefangenschaft unterschieden sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fundamental von denen der anderen sich in deutschem Gewahrsam befindlichen Kriegsgefangenen. Ohne an dieser Stelle detailliert auf die Ursachen für dieses Vorgehen eingehen zu können, ist zu konstatieren, dass es dadurch zu katastrophalen Lebensbedingungen für die sowjetischen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam kam. Einem bis dahin in der Kriegsgeschichte nicht gekannten Massensterben fielen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als 3 Millionen Angehörige der Roten Armee in den Kriegsgefangenenlagern zum Opfer.4 Verantwortlich für dieses Kriegsverbrechen war in erster Linie die Wehrmacht, deren Führung willfährig die Vorgaben des antislawischen Rassismus der nationalsozialistischen Ideologie umsetzte und dabei den Bruch des Völkerrechts bewusst in Kauf nahm.5

[3] Die ausbleibende Bereitstellung ausreichender Ressourcen für die Versorgung und Unterbringung der Millionen erwarteten sowjetischen Gefangenen und das dadurch verursachte Massensterben war kein regionales, zeitlich begrenztes Phänomen, sondern eines von europäischer Dimension, das sich mit unterschiedlicher Intensität über weite Teile Ost- und Mitteleuropas erstreckte, ja sogar bis nach Belgien und Frankreich reichte. Insbesondere in Deutschland, Polen, Tschechien und den während des Zweiten Weltkrieges von deutschen Truppen zeitweise besetzten Gebieten der ehemaligen Sowjetunion befinden sich heute die für die Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen relevanten Erinnerungsorte. Diese sind mittlerweile, mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in der Regel an diesen Orten nur anhand dort existierender Soldatenfriedhöfe erkennbar. Bei Besuchen findet man Stätten der Ehrung und Erinnerung von überwiegend anonym bestatteten Soldaten der Roten Armee. Dass sie Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung in der Gefangenschaft geworden sind, wird Besucherinnen und Besuchern in der Regel nicht deutlich.

[4] Welche Stellung haben diese Orte und diese Opfergruppe heute in der deutschen und in den anderen europäischen Erinnerungskulturen, die der nationalsozialistischen Verbrechen gedenken? Trotz der politischen Veränderungen in Osteuropa und Deutschland seit 1989 muss man feststellen, dass die historischen Orte der Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen überwiegend nicht konserviert wurden und viele der Friedhöfe lange Zeit oder nach wie vor nicht eindeutig dieser Opfergruppe zuzuordnen waren bzw. sind. Dies gilt für Deutschland genauso wie für seine osteuropäischen Nachbarstaaten, wobei ich dies kurz am Beispiel von Łambinowice (Lamsdorf) in Polen vorstellen werde.6

[5] Zunächst möchte ich aber die Entwicklung in Zeithain seit 1945 beispielhaft für die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und spätere DDR vorstellen, um diese anschließend mit Beispielen aus der alten Bundesrepublik Deutschland zu kontrastieren. Trotz unterschiedlicher politischer Systeme in Ost und West hat es während des Kalten Krieges hier wie dort eine parallele Entwicklung in Bezug auf das Gedenken an die sowjetischen Kriegsgefangenen und den Umgang mit den Friedhöfen dieser Opfergruppe gegeben.

Sowjetische Kriegsgefangene in der Erinnerungskultur der DDR und der Volksrepublik Polen bis 1990

[6] Zeithain, etwa 60 km nördlich von Dresden an der Elbe gelegen, war zunächst Standort eines "Russenlagers". Diese Lager wurden von der Wehrmacht in Vorbereitung des Überfalls auf die Sowjetunion ab April 1941 im Reichsgebiet und im Generalgouvernement Polen errichtet. Weitere sollten nach dem Angriff auf die Sowjetunion in den eroberten Gebieten folgen. Zeithain war nach Kriegsende das einzige solche Lager auf dem ehemaligen Gebiet der SBZ/DDR. Ab September 1942 wurde das Lager in eines der größten Kriegsgefangenen-Reservelazarette im Deutschen Reich umgewandelt und wurde dem benachbarten Kriegsgefangenenlager Stalag IV B Mühlberg als Zweiglager unterstellt.7

[7] Damit begann die zweite Phase der Geschichte dieses Lagers, in deren Verlauf auch Gefangene anderer Nationalitäten – insbesondere Italiener (nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943), Polen (nach dem Ende des Warschauer Aufstands im Oktober 1944) und Briten – zeitweise oder dauerhaft in größerer Zahl dort untergebracht waren. Für die sowjetischen Kriegsgefangenen blieb Zeithain für die Dauer des Zweiten Weltkrieges ein Sterbelager. Insgesamt sind von 1941 bis 1945 auf dem Gelände des damaligen Truppenübungsplatzes Zeithain vier Soldatenfriedhöfe angelegt worden, auf denen zwischen 25.000 und 30.000 sowjetische Kriegsgefangene überwiegend in Massengräbern bestattet wurden.8 Daneben bestand noch ein weiterer Friedhof für italienische, polnische und serbische Kriegsgefangene mit 905 Einzelgräbern, der heute nicht mehr existiert.9 Auf dem Schema (Abb. 1) sind die Standorte der Friedhöfe, der Gedenkstätte sowie des ehemaligen Lagergeländes dargestellt. Mit den fünf verbliebenen Friedhöfen ist Zeithain der größte Kriegsgräberkomplex im Freistaat Sachsen und zählt angesichts der Gesamtzahl der Toten zu den größten in der Bundesrepublik Deutschland.10

1 Übersichtsplan Gedenkstättenkomplex Zeithain (© Archiv der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, bearb. von Schulz & Drieschner GbR, Berlin)

[8] Als die Rote Armee am 23. April 1945 bei Zeithain die Elbe erreichte und am selben Tag das Kriegsgefangenenlager Zeithain befreite, waren die vier Friedhöfe für die sowjetischen Kriegsgefangenen mit Ausnahme von etwa 1.500 bis 2.000 im Sommer/Herbst 1941 zunächst angelegten Einzelgräbern nicht als solche zu erkennen. Die meisten Massengräber waren in keiner Weise gekennzeichnet. In einem Fall wurden die Grabflächen sogar schon wieder durch ortsansässige Bauern für landwirtschaftliche Zwecke genutzt.11

[9] Während bei Kriegsende auf drei der vier erwähnten Friedhöfe bereits keine Bestattungen mehr stattfanden, wurde der zum Zeitpunkt der Befreiung des Lagers genutzte "Russenfriedhof Truppenübungsplatz, Parzelle 84“ auch danach weiter für Bestattungen genutzt. Zeithain war 1945 ein Zentrum für die Repatriierung sowjetischer Staatsbürger in Sachsen, und das ehemalige Kriegsgefangenenlager wurde in diesem Zusammenhang weiter als Lazarett genutzt. Infolge von Krankheiten und fortgeschrittener Entkräftung verstarben dort 453 Personen, ehemalige sowjetische Kriegsgefangene, die überwiegend schwer an Tuberkulose erkrankt waren, sowie ehemalige sowjetische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, die bis Anfang Dezember 1945 in Einzelgräbern bestattet worden sind.12

[10] Die 1945 neu angelegten sowie die bereits 1941 auf dem sogenannten Russenfriedhof Zeithain, dem heutigen Ehrenhain Zeithain, entstandenen Einzel- und Gemeinschaftsgräber wurden auf Befehl der zuständigen Kreiskommandantur der Roten Armee in Großenhain bereits 1945 provisorisch neu gestaltet, indem man beide Friedhofsanlagen mit neu errichteten Holzzäunen umgab und jedes der Gräber mit einer Holztafel mit den persönlichen Daten der Toten versah (Abb. 2). Jede der hölzernen Grabtafeln wurde mit einem rot lackierten Sowjetstern verziert.13

2 Einzelgräber im Ehrenhain Zeithain, 1946 (© Bildarchiv der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, Nr. 2639)

[11] Erst im August 1946 setzte die sowjetische Militäradministration in Sachsen schließlich eine Untersuchungskommission ein, um die Ursachen des Massensterbens in Zeithain zu klären. Die bereits genannten Gründe bestätigten sich im Zuge der Öffnung der Massengräber, wobei die Leichen z. T. vollständig exhumiert und durch deutsche Gerichtsmediziner untersucht wurden.14 Im Nachgang wurden schließlich alle vier Friedhöfe für die sowjetischen Kriegsgefangenen bis 1949/50 grundlegend neu gestaltet.

[12] Während drei der vier Friedhöfe nach Abschluss der Untersuchungsarbeiten lediglich eine Umzäunung erhielten und auf ihnen jeweils ein zentraler Obelisk errichtet wurde, entstand am Standort des "Russenfriedhofs" Zeithain der heutige Ehrenhain Zeithain. Es handelt sich um eine parkähnlich gestaltete, ca. 30.000 qm große Anlage, die in ihrer Architektur den weithin bekannten sowjetischen Ehrenmalen, wie man sie aus Berlin-Treptow oder Berlin-Pankow kennt, entspricht. In Bezug auf die im Ehrenhain verwendete Formensprache ist anzumerken, dass sich kein sowjetischer, sondern ein lokaler Architekt aus Großenhain, Hellmuth Müller, dafür verantwortlich zeichnete, der im Übrigen kurze Zeit später die sowjetische Besatzungszone gen Westen verließ.15 Als Material wurde roter Granit aus dem Elbtal bei Meißen verwendet. In einem dazugehörigen ehemaligen Wohnhaus ist seit April 1985 die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain untergebracht, die seit dem Jahr 2000 durch eine ehemalige Lagerbaracke ergänzt wird. Obwohl er nicht der Friedhof mit der höchsten Opferzahl war, lag Zeithain als einziger außerhalb des von den sowjetischen Streitkräften bis 1992 weiter genutzten und als militärisches Sperrgebiet deklarierten Truppenübungsplatzes Zeithain.

[13] Der Ehrenhain hat den Charakter einer Friedhofsanlage weitgehend hinter sich gelassen. Alle zuvor bestehenden Einzel- und Gemeinschaftsgräber wurden im Zuge der Umgestaltungsarbeiten eingeebnet und trotz Kenntnis ihrer genauen Lage wurde darauf verzichtet, die Standorte der Massengräber durch Einfassungen oder Bepflanzung zu kennzeichnen. Blieben die Namen der in den Massengräbern verscharrten sowjetischen Kriegsgefangenen bereits von vornherein ungenannt, waren nunmehr auch alle ursprünglich einmal namentlich gekennzeichneten Gräber anonymisiert. Die Namen der verstorbenen Rotarmisten fehlten fortan ebenso wie jeder Hinweis darauf, dass es sich bei den Verstorbenen um Kriegsgefangene gehandelt hatte. Als einziger Hinweis auf die Toten wurde vor einem Obelisken eine Gedenktafel mit der Inschrift "Ruhm und Ehre den Kämpfern gegen den Faschismus" aufgestellt. Auf den anderen drei Friedhöfen brachte man an den dort aufgestellten Obelisken jeweils unterhalb des Sowjetsterns Tafeln mit der Inschrift "Ehrendes Gedenken den Kämpfern gegen den Faschismus" an.

[14] In den folgenden Jahrzehnten bis 1989 fungierte der Ehrenhain Zeithain nicht als Erinnerungsort an die Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen, sondern diente primär als regionales Symbol des Machtanspruchs der Sowjetunion, als Zeichen des Sieges gegen Nazideutschland. Dementsprechend wurde der Ort bei allen sich bietenden Gelegenheiten für Aufmärsche von Massenorganisationen und Militär genutzt, um die verordnete deutsch-sowjetische Freundschaft zu zelebrieren und allgemein der Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere der sowjetischen, zu gedenken. Die verstorbenen Kriegsgefangenen als Individuen hatten keinen Platz in den praktizierten Erinnerungsritualen und fanden bestenfalls als anonyme Masse Erwähnung in Gedenkreden. Dagegen spielten die anderen drei Friedhöfe neben dem Ehrenhain überhaupt keine Rolle, weil sie bis 1992 im militärischen Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes Zeithain lagen und für die Bevölkerung damit vollständig unzugänglich waren.16

[15] Dass die Anonymisierung der Opfer eine bewusste Entscheidung war, ist daran abzulesen, dass die Sowjetunion, wie wir heute wissen, 1945 den Großteil der Wehrmachtsunterlagen zu den im Reichsgebiet verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen von den USA erhalten hatte. Die US-Armee hatte bei ihrem Vormarsch die Akten der im thüringischen Meiningen und Saalfeld untergebrachten Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt) erbeutet. Die Registrierungsunterlagen der verstorbenen und entlassenen sowjetischen Kriegsgefangenen wurden entsprechend den Bestimmungen der Genfer Konvention unmittelbar nach Kriegsende an die Sowjetunion übergeben.17

[16] Dass die Wehrmachtsunterlagen vorhanden waren und eine Zuordnung der Toten auf die Friedhöfe möglich war, ist für Zeithain durch einen DEFA-Film über die Arbeit der Untersuchungskommission in Zeithain von 1946 belegt. Darin werden sogenannte Personalkarten I18 mit Angaben zur Grablage der Verstorbenen präsentiert und sogar Einzelschicksale beispielhaft vorgestellt.19 Die bewusste Anonymisierung der Toten war in Zeithain, wie auch anderswo, in der stalinistischen Verfolgungs- und Diskriminierungspolitik gegenüber ehemaligen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern begründet.20 Die Stigmatisierung der vermeintlichen Verräter reichte über den Tod hinaus. Ihnen wurde insbesondere dort, wo große, in sich geschlossene Friedhofsanlagen existierten, überwiegend als anonyme Opfer im Kampf gegen den Faschismus gedacht. Helden im Kampf gegen den Faschismus waren allein die im Kampf gefallenen Rotarmisten. Ihre Namen wurden nicht dem Vergessen preisgegeben, denn Ihre Namen waren nicht verbunden mit der "Schmach der Gefangenschaft". Nur langsam hat sich seit dem Zerfall der Sowjetunion das Bild vom "Veteranen zweiter Klasse" zu wandeln begonnen.21

3 Ehrenmal auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Łambinowice, 2006 (Foto: Jens Nagel, 2014)

[17] Die für Zeithain dargestellte Entwicklung war symptomatisch für den Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen und den diese betreffenden Erinnerungsorten im ehemaligen sowjetischen Herrschaftsbereich. Dies bestätigt sich bei einem Besuch des Friedhofs für sowjetische Kriegsgefangene im polnischen Łambinowice (Lamsdorf). Es überrascht, dass sich auf dem das Friedhofsgelände überragenden Mahnmal (Abb. 3) kein Hinweis dazu findet, dass dort ausschließlich sowjetische Gefangene des ehemaligen "Russenlagers" Stalag 318 (VIII F) oder zumindest sowjetische Bürger bestattet worden sind. Stattdessen ist das Mahnmal universell den verstorbenen Kriegsgefangenen aller Nationen gewidmet, die in den beiden in Lamsdorf errichteten Stalags22 1939-1945 untergebracht waren.23 Die Situation in Lamsdorf bestätigt die Entwicklung in Zeithain und verdeutlicht den geringen Stellenwert der Erinnerungsorte für sowjetische Kriegsgefangene, wobei die Umdeutung in einen universellen Erinnerungsort für Kriegsgefangene aller Nationalitäten sich von Zeithain und anderen ehemaligen Standorten von "Russenlagern" unterscheidet.

[18] Die heutige Situation in Lamsdorf ist umso erstaunlicher, weil die Rote Armee nur dort sowie in Zeithain Untersuchungskommissionen für ein ehemaliges "Russenlager" auf dem ehemaligen Gebiet des Deutschen Reiches eingesetzt hatte. Die Akten der Untersuchungskommission können heute im Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF)24 in Moskau eingesehen werden und dokumentieren umfassend das Leiden und Sterben der sowjetischen Kriegsgefangenen in Lamsdorf.

[19] Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass angesichts des umfangreichen Wissens über die Zustände und Gründe für das Massensterben in Zeithain und Lamsdorf die Nachkriegsgestaltung der Friedhöfe nur als bewusste Entscheidung gegen ein individuelles wie auch kollektives Gedenken an die Opfergruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen interpretiert werden kann. Es wirkt diese Praxis bis heute in den Gesellschaften der postsowjetischen Nachfolgestaaten und deren Erinnerungskultur an die Opfer des Großen Vaterländischen Krieges nach. Das Thema der Kriegsgefangenschaft und die daraus resultierenden Opfer werden nicht explizit benannt und erinnert; dies findet allein im – stark ausgeprägten – familiären Gedenken statt. Wenngleich es vielfach zu einer generellen Vernachlässigung der Gräber von Kriegstoten kommt, so gilt dies ganz besonders für diejenigen der in deutscher Gefangenschaft verstorbenen Rotarmisten.25 Nicht durch die Pflege von Friedhöfen und Ehrung der Toten hat sich die Erinnerung an die verstorbenen Gefangenen erhalten, sondern vielmehr durch eine Kultur nichtöffentlichen familiären Gedenkens. Viele Familien bewahrten über mehrere Generationen und bewahren nach wie vor die Erinnerung an die in der Gefangenschaft verschollenen Verwandten und besuchen heute, wo immer mehr Grablagen bekannt werden, die Friedhöfe, um sie zu ehren. Hier bewahrheitet sich 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, dass Menschen über Generationen auf der Suche nach einem Ort der Trauer für verlorene Angehörige sind, wenn deren Schicksal ungewiss ist.

Sowjetische Kriegsgefangene in der Erinnerungskultur der alten Bundesrepublik Deutschland

[20] Tabuisierung und Marginalisierung waren jedoch nicht auf den sowjetischen Machtbereich in Europa beschränkt. Auf dem Gebiet der drei Besatzungszonen der Westalliierten entstanden nach dem Kriegsende Hunderte von Ehrenmalen für verstorbene sowjetische Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter. In der Regel veranlassten die Vertreter der sowjetischen Militärmissionen in Abstimmung mit der jeweiligen Militärregierung den Bau dieser Ehrenmale. In den meisten Fällen handelte es sich hierbei um kleinere Anlagen auf kommunalen und kirchlichen Friedhöfen. Die großen Ehrenmale entstanden auf rein für sowjetische Kriegsgefangene bestimmten Friedhöfen: Schloß Holte-Stukenbrock, Oerbke (Abb. 4), Wietzendorf, Hörsten (Bergen-Belsen), Hemer, Bathorn oder Sandbostel sind in diesem Zusammenhang beispielhaft zu nennen. Die sowjetischen Ehrenmale in den westlichen Besatzungszonen unterschieden sich in ihrer architektonischen Gestaltung nicht grundlegend von denen in der sowjetischen Besatzungszone. Vergleichbar war die weitgehende Anonymisierung der Kriegsgefangenen; eine Abkehr von dieser Praxis findet sich in der Regel lediglich bei kleineren Anlagen mit lokaler Bedeutung, dort sind heute vielfach Ehrenmale oder Grabsteine mit den Namen der Verstorbenen anzutreffen. Dass diese bekannt waren, ist i. d. R. auf Initiativen der jeweiligen Friedhofsträger, seien es Kommunen oder Kirchen, zurückzuführen. Obwohl Sterbefälle sowjetischer Kriegsgefangener nicht standesamtlich beurkundet wurden,26 finden sich zumindest in den Sterbebüchern vieler Friedhöfe auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches immer wieder die Namen der Verstorbenen, die an diesen Orten schon während des Krieges oder dann häufig nach Kriegsende auf Grabsteinen/-tafeln oder kleinen Ehrenmalen auf Befehl der jeweils zuständigen Militärkommandantur vermerkt worden sind.27

4 Ehrenmal auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Oerbke, 1945 (© Archiv der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Celle)

[21] In der alten Bundesrepublik Deutschland wurden in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Zuge des zum Kalten Krieg eskalierenden Ost-West Konflikts sowie des ungeklärten Schicksals deutscher Kriegsgefangener und Gefallener in der Sowjetunion die sowjetischen Ehrenmale mit zunehmender Intensität als Provokation und "Schandmale" empfunden. Als Erinnerungs- und Gedenkorte für die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen wurden sie nicht akzeptiert. Als Folge kam es an vielen Orten zu Initiativen, die die Zerstörung oder Umdeutung der Ehrenmale anstrebten. Ein Beispiel hierfür ist der Umgang mit dem sowjetischen Ehrenmal in der niedersächsischen Ortschaft Sandbostel.

[22] Sandbostel liegt zwischen Hamburg und Bremen unweit Bremervörde und war 1939-1945 Standort des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B, durch das neben einer Vielzahl von Kriegsgefangenen anderer Nationen auch Zehntausende sowjetische Kriegsgefangene gegangen sind. Einige Tausend von ihnen sind dort verstorben und auf einem ausschließlich mit sowjetischen Toten belegten Soldatenfriedhof in Massengräbern bestattet worden. Nach dem Kriegsende wurde auf Anweisung der sowjetischen Militärmission mit Zustimmung der britischen Militärregierung ein sehr großes, etwa 8-10 Meter hohes Ehrenmal errichtet, versehen mit den staatlichen Insignien der Sowjetunion und gekrönt von fünf Kanonenrohren. Die Namen der verstorbenen Rotarmisten waren darauf nicht vermerkt, aber die Zahl der sowjetischen Opfer: 46.000. Dass diese Zahl bei weitem zu hoch gegriffen ist, wissen wir heute dank der digitalen Erschließung und Auswertung der Kriegsgefangenenunterlagen deutscher Provenienz in russischen, weißrussischen und ukrainischen Archiven seit der Jahrtausendwende.28

[23] In der lokalen Bevölkerung wurde die Opferzahl von Beginn an angezweifelt und das Ehrenmal als "Stein des Anstoßes" angesehen. Aus Angst vor dem "Russen" gab es zunächst von Seiten der Bevölkerung und der Kommunalverwaltung keinerlei unmittelbare Reaktionen auf den Bau. Nachdem die sowjetische Militärmission Ende der 1940er Jahre bei der britischen Militärregierung den Pflegezustand des Friedhofs nachdrücklich bemängelt hatte, sah sich die niedersächsische Landesregierung veranlasst, die Pflege des inzwischen verwahrlosten Friedhofs dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (Volksbund) zu übertragen. Die eigentlich für die Pflege zuständige Kommunalverwaltung Sandbostel hatte sich zuvor gegenüber der Landesregierung für überfordert erklärt, womit sie ihre Geringschätzung für das Ehrenmal und den Friedhof deutlich zum Ausdruck brachte.

[24] Der Landesverband Niedersachsen des Volksbundes veranlasste im Frühjahr 1949 die Instandsetzung der Anlage, was aber einer vollständigen Umgestaltung gleichkam. Die 53 gekennzeichneten Massengräber wurden zu 26 flächenmäßig kleineren Gräbern zusammengefasst. Parallel dazu veranlassten Volksbund und Bremervörder Kreistag Recherchen bzw. Untersuchungen zur Ermittlung der tatsächlichen Zahl der sowjetischen Opfer. Am Ende wollte man, als Korrektur zu der Inschrift auf dem sowjetischen Ehrenmal, eine Tafel mit Nennung der "offiziell ermittelten Opferzahl" von 8.765 Toten am Eingang zum Friedhof anbringen. Dazu kam es aber nicht, da das Land Niedersachsen 1956 die Zerstörung des sowjetischen Ehrenmals veranlasste und es durch ein neues Denkmal ersetzen ließ. Der Abriss des "Russendenkmals" wurde mit breiter Zustimmung in der lokalen Bevölkerung aufgenommen. In der sich daran anschließenden Neugestaltung entstand ein neues "Universal-Denkmal", bestehend aus drei Säulen mit der Inschrift: "Euer Opfer – Unsere Verpflichtung – Friede" (Abb. 5). Das Denkmal war somit allen Opfern gewidmet – an die toten sowjetischen Kriegsgefangenen erinnerte außer 14 verbliebenen Massengräbern ohne Namen nichts mehr.29

5 Denkmal auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Sandbostel, 2004 (© Archiv der Stiftung Lager Sandbostel)

[25] Ähnliches ereignete sich auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Oerbke, nördlich von Hannover in der Lüneburger Heide nahe Fallingbostel gelegen. Dort war 1941 ebenfalls ein "Russenlager" in Ergänzung zu dem bereits seit 1939 in Fallingbostel bestehenden Kriegsgefangenenlager Stalag XI B entstanden.30 Unmittelbar nach Kriegsende ließ die sowjetische Militärmission in der britischen Besatzungszone den Friedhof des ehemaligen "Russenlagers" Oerbke umgestalten und ein Mahnmal errichten. Die Inschrift zur Erinnerung an die bis zu 14.000 dort bestatteten Rotarmisten lautete: "Ihr seid gefallen, aber wir, die Lebenden, werden immer uns erinnern an die Folter der Henker. Und unserem Volk erzählen wir über den Hass der von den Faschisten zu Tode gequälten Menschen".31 Im Laufe der Jahre verfiel der Friedhof und schließlich wurde das Mahnmal im Zuge einer Neugestaltung der Anlage Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts abgetragen. An seiner Stelle entstand ein neues, vom Maler und Bildhauer Klaus Seelenmeyer entworfenes Ehrenmal aus Beton mit der Inschrift "Zum Gedenken an die hier ruhenden vielen Tausend sowjetischen Soldaten, die in der Kriegsgefangenschaft verstorben sind" auf einer darunter eingelassenen Bronzetafel.32 Anders als in Sandbostel wurde die Opfergruppe hier also zumindest namentlich genannt und die Dimension des Massensterbens angedeutet. In späteren Jahren folgten einige Grabsteine mit den Namen sowjetischer Gefangener, deren Tod vom Standesamt Fallingbostel bis zum Verbot durch das Reichsinnenministerium 1942 beurkundet worden waren.33

[26] Seit einigen Jahren führt ein breites bürgerschaftliches Bündnis immer am Buß- und Bettag eine Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof durch. Bei dieser Gelegenheit werden u. a. von Schülerinnen und Schülern selbst gefertigte Tontafeln mit den Namen von Verstorbenen an Holzsäulen angebracht, um den Namenlosen ihre Identität wiederzugeben. Gleiches geschieht mittlerweile auch in Sandbostel und auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Hörsten, wo die annähernd 20.000 Opfer des "Russenlagers" Bergen-Belsen bestattet sind. Auch dort wurde die von der sowjetischen Militärmission in der britischen Besatzungszone initiierte ursprüngliche Gestaltung vollständig verändert und erst vor wenigen Jahren das ursprüngliche sowjetische Mahnmal mit dem Relief "Die Trauernde" nachgebildet und in der Anlage wieder aufgestellt. Trotz dieses bürgerschaftlichen Engagements bleibt der Eindruck anonymen Gedenkens auf diesen Friedhöfen allerdings erhalten. Die geringe Zahl der mittlerweile verzeichneten Namen (500 in Hörsten) im Vergleich zu den jeweils in die tausende, ja zehntausende gehenden Opferzahlen können daran nur geringfügig etwas ändern.34

[27] Die vorgestellten Fälle können als exemplarisch für den Umgang mit Grabstätten sowjetischer Kriegsgefangener und den damit verbundenen Ehrenmalen in der alten Bundesrepublik betrachtet werden. Bei der Mehrzahl der Kommunalverwaltungen existierte kein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein im Hinblick auf die kontinuierliche Pflege dieser Kriegsgräberstätten, die vielmehr ob ihrer Symbolik und Inschriften als Provokation und Zumutung des Gegners im Kalten Krieg empfunden wurden. Konsequenz dieser Haltung war die Zerstörung, Verwahrlosung oder Umdeutung durch Umgestaltung von Mahnmalen und Friedhöfen. Diese Haltung offizieller Stellen spiegelte ganz offensichtlich eine Grundstimmung in der bundesdeutschen Gesellschaft wieder. Eine Auseinandersetzung mit den Schicksalen der Opfer und die Frage nach der Schuld ist im Zusammenhang mit den sowjetischen Kriegsgefangenen bis in die zweite Hälfte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts tabuisiert worden.35

[28] Die deutsche Wiedervereinigung sowie die damit einhergehende Neugewichtung von Erinnerungsorten und Opfergruppen nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung und insbesondere die beiden Ausstellungen über die Verbrechen der Wehrmacht – "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1945" und "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" –, die zwischen 1995 und 2004 als Wanderausstellungen in Deutschland und Österreich in vielen Städten gezeigt wurden, haben eine breitere, überregionale Öffentlichkeit in der Bundesrepublik für das Thema sowjetische Kriegsgefangene sensibilisiert. Trotz dieser Erfolge wird das Gedenken und Erinnern, sei es institutionell in Gedenkstätten oder im öffentlichen Bewusstsein, nach wie vor nicht der ungeheuerlichen Dimension der Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen gerecht. Darauf hat Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Rede auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Schloß Holte-Stukenbrock am 6. Mai 2015 nachdrücklich aufmerksam gemacht:

Aus mancherlei Gründen ist dieses grauenhafte Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland nie angemessen ins Bewusstsein gekommen, es liegt bis heute in einem Erinnerungsschatten. […] In der DDR wurde zwar die Erinnerung an das heldenhafte sowjetische Brudervolk groß geschrieben, aber der amtlich verordnete Heldenmythos ließ auf der anderen Seite wenig Raum für die Empathie mit denjenigen, die als Kriegsgefangene in Deutschland keine strahlenden Sieger waren, sondern Opfer, Entrechtete, Geschlagene.36

Diese Rede ist weithin rezipiert worden und war ein wichtiger Beitrag, die Anonymität der Opfer zu beenden. Denn wenngleich seit 2003 für den Friedhof Schloß Holte-Stukenbrock bekannt ist, wie der Friedhof so rekonstruiert werden könnte, dass die Position der Gräber ersichtlich wird, sind die Namen der Toten erst im Nachgang zum Präsidentenbesuch auf 51 Namenstafeln vermerkt worden.37

Namensträger für die in Zeithain verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen

[29] Diese ermutigenden Worte des Bundespräsidenten auf einem Soldatenfriedhof für sowjetische Kriegsgefangene zeigen trotz der nach wie vor bestehenden Defizite, dass die Anerkennung und Einbindung als Opfer nationalsozialistischer Verbrechen in die deutsche Erinnerungskultur langsam Fortschritte macht. Dies ist auch anhand anderer Friedhöfe ablesbar. Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain verfügt heute über 22.802 Datensätze von dort im Zeitraum 1941-1945 verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen. Deren Namen konnten anhand der durch die Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft im Zeitraum 2000-2014 digitalisierten und in eine Datenbank eingearbeiteten Wehrmachtskarteiunterlagen zu den sowjetischen Kriegsgefangenen ermittelt werden. Die Originaldokumente lagern seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Zentralarchiv des russischen Verteidigungsministeriums (CAMO)38 in Podolsk, in diversen Regionalarchiven des russischen Inlandsgeheimdienstes (FSB)39 sowie in Archiven in Weißrussland und der Ukraine.

[30] In Zusammenarbeit mit dem Landesverband Sachsen des Volksbundes, der Gemeindeverwaltung Zeithain und dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales ist es der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain/Stiftung Sächsische Gedenkstätten und dem Förderverein Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e. V. gelungen, einen Beschluss der sächsischen Landesregierung zu erwirken, demzufolge alle bekannten Namen bis zum 70. Jahrestag der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain auf den vier Kriegsgefangenenfriedhöfen vermerkt sein sollen. Daraufhin erarbeitete das von der Gemeindeverwaltung Zeithain mit der Neugestaltung beauftragte Dresdner Architekturbüro May ein Gestaltungskonzept, das mit der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland abgestimmt wurde (Abb. 6). Rechtsgrundlage hierfür ist das 1992 geschlossene bilaterale Abkommen über die Pflege und Erhaltung der Kriegsgräber.40

6 Gestaltungsplan Ehrenhain Zeithain, 2011 (© Archiv der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, bearb. v. Architekturbüro May, Dresden)

[31] Schließlich wurden seit Oktober 2013 sukzessive Stelen, gefertigt aus Cortenstahl, auf den Zeithainer Friedhöfen aufgestellt. Sie sind z. T. einseitig, überwiegend aber beidseitig mit Namenstafeln bestückt. Name, Vorname und der Vatersname sind in kyrillischer Schrift zusammen mit dem jeweiligen Geburts- und Todesdatum auf den Tafeln vermerkt. Die Anordnung der Stelen ist angepasst an die jeweiligen Gegebenheiten der Friedhöfe. Einmal sind sie streng symmetrisch angeordnet, um großen Rasenflächen, auf denen sich die Massengräber befinden, eine Struktur zu geben, in einem anderen Fall sind sie so angeordnet, dass sie die ursprünglich vorhandenen 18 Grabreihen symbolisieren. Leider fehlen bis heute mit einer Ausnahme die zeitgenössischen Friedhofspläne, sodass die ursprüngliche Friedhofsstruktur nur durch Auswertung von Personaldokumenten für die Gefangenen der Wehrmacht in Kombination mit zeitgenössischem Fotomaterial ehemaliger Wachsoldaten ganz oder zumindest teilweise rekonstruiert werden kann.

[32] Bis April 2014 konnten der Ehrenhain Zeithain und der Kriegsgefangenenfriedhof Jacobsthal (Abb. 7) fertiggestellt werden, bis zum 23. April 2015 folgten die Kriegsgefangenenfriedhöfe Zschepa I und II. Alle Friedhöfe wurden anlässlich des 70. Jahrestages der Lagerbefreiung am 23. April 2015 im Rahmen der jährlichen Gedenkfeier durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, dem Präsidenten des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler, sowie dem Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland, Wladimir Grinin, offiziell eingeweiht.

[33] Auf allen Friedhöfen stehen zusätzlich mehrsprachige Informationstafeln, die über die Geschichte des jeweiligen Friedhofs informieren. Daneben wurden an den Friedhöfen Tafeln aufgestellt, an denen Angehörige die Möglichkeit haben, individuelle Erinnerungstafeln mit Bildern ihrer Angehörigen anbringen zu lassen. Die Idee dazu ist aufgrund vielfältiger Nachfrage seitens der Angehörigen entstanden, die in der Tradition ihrer Begräbniskultur ein individuelles Abbild des Angehörigen am Ort seines Begräbnisses anbringen wollten.

7 Kriegsgefangenenfriedhof Jacobsthal (Foto: Jens Nagel, 2014)

[34] Obschon diese Entwicklung in Sachsen positiv zu bewerten ist, bleibt zu hoffen, dass der Freistaat nicht eine Sonder-, sondern eine Vorreiterrolle einnehmen wird und weitere Bundesländer folgen werden. Insbesondere auf der Ebene des Bundes fehlt es aber bisher an Problembewusstsein, und man verspürt ganz offensichtlich keinen akuten Handlungsdruck. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es an politischer Lobbyarbeit auf verschiedenen Ebenen fehlt, die Anonymität der auf deutschem Boden ruhenden sowjetischen Kriegsgefangenen zu beenden. Zunächst zu nennen ist in diesem Zusammenhang der Volksbund. Aus der erfolgreichen und verdienstvollen Arbeit bei der Klärung von individuellen Schicksalen deutscher Soldaten in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion seit 1990 und der Anlage vieler neuer Soldatenfriedhöfe ergibt sich m. E. eine moralische Verpflichtung für den Volksbund, sich stärker als bisher als Lobbyist für die Belange der sowjetischen Kriegsgefangenen in der Bundesrepublik Deutschland einzusetzen. Wenngleich einzelne Landesverbände wie Niedersachsen und Sachsen sich erfolgreich engagieren, vermisse ich ein erkennbares kohärentes Konzept der Bundesgeschäftsstelle.

[35] Ein weiterer gravierender Mangel ist das nach wie vor zu geringe Engagement seitens der Regierungen der Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Diese unterstützen zwar die Gedenkstättenarbeit und laufende Forschungsprojekte auf der Ebene der Archive, aber sie haben es bisher versäumt, deutlich zu machen, dass sie die Erwartung haben, dass die Namen der Opfer auf den Grabstätten der sowjetischen Kriegsgefangenen in der Bundesrepublik vermerkt werden. Dies erstaunt umso mehr, als die Originaldokumente infolge ihrer Digitalisierung und datenbankmäßigen Erfassung bekannt und mittlerweile im Internet veröffentlicht sind.41

[36] Seitdem das russische Verteidigungsministerium 2007 auf der Webseite www.obd-memorial.ru u. a. Namen verstorbener Kriegsgefangener publik machte, steigen die Anfragen und Besucherzahlen von Angehörigen in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain und andernorts stetig an. Es gibt eine große Nachfrage nach weiteren Informationen und ein ebenso großes Bedürfnis, die Todesorte der Angehörigen trotz des mittlerweile bald 70 Jahre zurückliegenden Kriegsendes zu besuchen. Mit Blick auf die seit 1990 neu entstandenen deutschen Soldatenfriedhöfe in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion fällt es schwer zu begründen, warum trotz der verfügbaren Daten die Namen der Verstorbenen nicht auf den Friedhöfen in Deutschland vermerkt sind. Zeithain sollte ein Anfang sein, dem Orte des Massensterbens wie Bergen-Belsen, Oerbke, Wietzendorf, Sandbostel, Bathorn u. a. in naher Zukunft folgen. Schloß Holte-Stukenbrock und der in Neubrandenburg liegende Kriegsgefangenenfriedhof Fünfeichen42 sind ermutigende Beispiele. Angesichts der andauernden Suche der Angehörigen besteht ein sehr großer Bedarf, diese Ausnahmen zur Regel werden zu lassen, um den Opfern einen Namen und ihren Angehörigen endlich einen würdigen Ort der Trauer zu geben.

Gastherausgeber des Special Issues
Christian Fuhrmeister und Kai Kappel (Hg.), War Graves, War Cemeteries, and Memorial Shrines as a Building Task, 1914-1989. Die Bauaufgabe Soldatenfriedhof/Kriegsgräberstätte zwischen 1914 und 1989, in: RIHA Journal 0150-0176

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1 Die Abteilung Fremde Heere Ost meldete am 20. Februar 1945 zum Stand 31. Januar 1945 eine Gesamtzahl von 5.743.528 Gefangenen, Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg (BA-MA) RH 2/v. 2588. Eine Zusammenfassung des Forschungsstandes bei Rolf Keller, Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42. Behandlung und Arbeitseinsatz zwischen Vernichtungspolitik und kriegswirtschaftlichen Zwängen, Göttingen 2011, 15-33.

2 Die beiden "Genfer Konventionen", "Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen" und "Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Heere im Felde", vom 27.07.1929 waren während des Zweiten Weltkrieges maßgeblich für die Kriegsgefangenenbehandlung. Sie waren Dienstvorschrift der Wehrmacht und Reichsgesetz geworden. Vgl. Ernst Lodemann, Deutsches Kriegsrecht in seinem Wortlaut und Geltungsbereich gegenüber dem Ausland, Berlin 1937.

3 Heeres Druckvorschriften (H. Dv.) 38/2, Vorschrift für das Kriegsgefangenenwesen, Teil 2, vom 22. Februar 1939, unveränderter Nachdruck 1942, 32.

4 Eine Übersicht über die neueste Literatur bei Rolf Keller, Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42. Behandlung und Arbeitseinsatz zwischen Vernichtungspolitik und kriegswirtschaftlichen Zwängen, Göttingen 2011. Wichtige Dokumente veröffentlicht von Rüdiger Overmans, Andreas Hilger und Pavel Poljan (Hg.), Rotarmisten in deutscher Hand. Dokumente zu Gefangenschaft, Repatriierung und Rehabilitierung sowjetischer Soldaten des Zweiten Weltkrieges, Paderborn 2012.

5 Vgl. Christian Streit, Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945, Stuttgart 1978; Alfred Streim, Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im "Fall Barbarossa", Heidelberg/Karlsruhe 1981.

6 In Oberschlesien gelegen befanden sich dort zwei Kriegsgefangenenlager; das eine wurde 1939 für polnische und westeuropäische Kriegsgefangene eingerichtet, das andere ab 1941 als zusätzliches "Russenlager" für sowjetische Kriegsgefangene.

7 Jörg Osterloh, Ein ganz normales Lager. Das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager 304 (IV H) Zeithain bei Riesa, Leipzig 1997.

8 Jens Nagel, "Das Kriegsgefangenenlager Zeithain 1941 bis 1945", in: Gedenkbuch Zeithain für sowjetische Kriegsgefangene, Bd. 1: Das Kriegsgefangenenlager Zeithain – Vom "Russenlager" zur Gedenkstätte, hg. v. Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dresden 2005, 42-77.

9 Nach dem Auffinden der zerstörten Gräber wurden 849 italienische Tote 1991 exhumiert und nach Italien überführt und 44 polnische und 12 serbische 2004 auf den Soldatenfriedhof Neuburxdorf umgebettet. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es zudem einen deutschen Soldatenfriedhof gibt, entstanden im Ersten Weltkrieg, mit mehr als 300 Einzelgräbern. Es handelte sich bei denen, die auf diesem sogenannten Heldenfriedhof und heutigen Waldfriedhof Zeithain lagen, um Verstorbene aus einem Reservelazarett, das im August 1914 auf dem Truppenübungsplatz Zeithain eingerichtet worden war. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, insbesondere in dessen Endphase, kamen einige dutzend Gräber von Wehrmachtsangehörigen hinzu, die bei Übungsunfällen während der Ausbildung oder in einem Reservelazarett verstorben waren. Vgl. Robert Tittel, Louis Kümmel und Helmuth Stange (Hg.), Chronik Standort Zeithain, Zeithain 1942, 54.

10 Eine Übersicht über die sowjetischen Kriegsgräberstätten in der Bundesrepublik Deutschland ist unter www.sowjetische-memoriale.de (letzter Zugriff: 23.05.2017) zu finden.

11 Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin, Nr. 24490, Der Totenwald von Zeithain, DEFA-Dresden, 1946.

12 Anatolij Budko et al., "Medizinhistorische Aspekte des Lagers Zeithain", in: Gedenkbuch Zeithain für sowjetische Kriegsgefangene, Bd. 1, 122-133.

13 Diese Erstgestaltung der Einzelgräber nach der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers veranlasste die Kommandantur des Landkreises Großenhain. Die Initiative dazu ist nicht aufgrund eines zentralen Befehls der Sowjetischen Militäradministration entstanden. Diese Umgestaltung bestätigt die These von Mischa Gabowitsch, wonach die Gestaltung sowjetischer Grabanlagen sehr stark vor Ort und weniger zentral entschieden wurde.

14 Die Untersuchungsergebnisse sowie der Abschlussbericht der Kommission sind im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden unter "Ministerium des Innern, Bestand 4, Landesbehörde der Volkspolizei Sachsen, Bd. 42" zu finden.

15 Alexander Haritonow, "Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte Zeithain", in: Gedenkbuch Zeithain für sowjetische Kriegsgefangene, Bd. 1, 144-149.

16 Übergabeprotokolle zwischen dem Militärkommandanten Riesa der Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte und dem Landkreis Riesa für die drei Friedhöfe verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener auf dem Truppenübungsplatz Zeithain vom 15.05.1992, Archiv der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain.

17 Rolf Keller, Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42. Behandlung und Arbeitseinsatz zwischen Vernichtungspolitik und kriegswirtschaftlichen Zwängen, Göttingen 2011, 34-35. Vgl. Deutsche Dienststelle (WASt) 1939-1999. 60 Jahre im Namen des Völkerrechts, bearb. v. Wolfgang Remmers, Berlin 1999.

18 Die Personalkarte I war das zentrale Dokument zur Registrierung und Verwaltung durch die Kriegsgefangenenverwaltung der Wehrmacht. Sie wurde für jeden Kriegsgefangenen im Deutschen Reich angelegt. Darauf wurden Versetzungen, Strafen, Krankheiten, Fluchtversuche, Arbeitskommandos, Lazarettaufenthalte, Tod u.v.m. vermerkt.

19 Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin, Archivnummer: 24488, "Der Totenwald von Zeithain", Defa 1946.

20 Pavel Poljan, Deportiert nach Hause. Sowjetische Kriegsgefangene im "Dritten Reich" und ihre Repatriierung, Wien/München 2001; Ulrike Goeken-Haidl, Der Weg zurück. Die Repatriierung sowjetischer Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener während und nach dem Zweiten Weltkrieg, Essen 2006.

21 Wladimir Naumow/Leonid Reshin, "Repressionen gegen sowjetische Kriegsgefangene und zivile Repatrianten in der UdSSR 1941 bis 1956", in: Die Tragödie der Gefangenschaft in Deutschland und der Sowjetunion 1941–1956, hg. v. Klaus-Dieter Müller et al., Köln 1998; Pavel Polian, "Die Repatriierung der sowjetischen Kriegsgefangenen", in: KONTAKTE­­­­­­–КОНТАКТЫ e. V. (Hg.), Ich werde nie vergessen. Briefe sowjetischer Kriegsgefangener 2004-2006, Berlin 2007, 36-42.

22 Abkürzung für Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager, die der Unterbringung von Mannschaften und Unteroffizieren dienten, im Fall der sowjetischen Kriegsgefangenen auch der Offiziere.

23 Vgl. Edmund Nowak (Hg.), Lager in Lamsdorf/Łambinowice (1870-1946), Opole 2009.

24 Gosudarstvennyy arkhiv Rossiyskoy Federatsii.

25 Ein aktuelles Beispiel ist der Umgang mit dem Kriegsgefangenenfriedhof im russischen Pskov (Pleskau), wo sich von 1941-1944 das Kriegsgefangenenlager Stalag 372 befunden hatte. Auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs, das nicht als solcher gekennzeichnet war, hat die Stadtverwaltung die Genehmigung zum Bau von Mehrfamilienwohnhäusern erteilt, obwohl bekannt war, dass sich auf der Fläche das Kriegsgefangenenlager befunden hatte. Bei den Ausschachtungsarbeiten für die Fundamente kamen die Skelette verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener zum Vorschein, was 2014 zu einem Baustopp führte. Käufer und Interessenten der zum Verkauf stehenden Eigentumswohnungen traten von den Kaufverträgen zurück oder verloren das Interesse am Erwerb. Vgl. Soveshchaniye po sud'be zakhoroneniy Shtalag 372, http://starcom68.livejournal.com/1374332.html (aufgerufen am: 23. Mai 2017).

26 Vgl. Schreiben des Reichsministerium des Innern an das Oberkommando der Wehrmacht vom 16.03.1942, Bundesarchiv Berlin, R22/755.

27 Die Kosten dafür hatte die jeweilige Kommune zu tragen.

28 Vgl. Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer von Gewaltherrschaft (Hg.), Für die Lebenden. Der Toten Gedenken. Ein internationales Gemeinschaftsprojekt zur Erforschung des Schicksals sowjetischer und deutscher Kriegsgefangener und Internierter, Dresden 2003. Keller, Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42, 39-43.

29 Vgl. Werner Borgsen und Klaus Volland, Stalag X B Sandbostel. Zur Geschichte eines Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers in Norddeutschland 1939-1945, Bremen 1991, 240-253.

30 Zu den drei "Russenlagern" in der Lüneburger Heide, siehe "Heidelager", in: Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.), Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges, Ausst.kat., Hamburg 2002, 253-264.

31 AG Bergen-Belsen e.V. (Hg.), Kriegsgefangenenfriedhof Oerbke, Lohheide 2010, http://www.ag-bergen-belsen.de/pdf/oerbke-de.pdf (aufgerufen am 23. Mai 2017).

32 AG Bergen-Belsen e.V. (Hg.), Kriegsgefangenenfriedhof Oerbke, Lohheide 2010, http://www.ag-bergen-belsen.de/pdf/oerbke-de.pdf (aufgerufen am 23. Mai 2017).

33 Vgl. Fußnote 26 und Rolf Keller, "Grabstätten sowjetischer Kriegsgefangener: Erfassung der Todesfälle, Richtlinien für die Bestattung, Quellenüberlieferung – Möglichkeiten der Schicksalsklärung und der Rekonstruktion von Friedhöfen", http://gedenkstaettenfoerderung.stiftung-ng.de/fileadmin/dateien/GFN/PDF_AK_Friedhoefe_2._Workshop/Vortrag_Rolf_Keller_19-01-2012.pdf (letzter Zugriff: 31.05.2017).

34 Vgl. Namensziegelprojekt des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge "Wir schreiben Euren Namen", http://www.volksbund.de/niedersachsen/schularbeit/schulprojekte.html (aufgerufen am 23. Mai 2017) sowie AG Bergen-Belsen e. V. (Hg.), "Kriegsgefangenenfriedhof Hörsten", http://www.ag-bergen-belsen.de/pdf/kriegsgefangenenfriedhof-de.pdf (aufgerufen am 23. Mai 2017).

35 Vgl. Jens Nagel, "Remembering Prisoners of War as Victims of National Socialist Persecution and Murder in Post-war Germany", in: Memorialization in Germany since 1945, hg. v. Bill Niven und Chloe Paver, Basingstoke 2009, 134-145.

37 Vgl. Reinhard Otto, "Die Rekonstruktion von Gefangenenfriedhöfen am Beispiel des Lagerfriedhofes des Stalag 326 (VI K) Senne in Ostwestfalen", in: Für die Lebenden. Der Toten Gedenken, 104-119.

38 Central'nyj archiv ministerstva oborony.

39 Federalnaja sluschba besopasnosti Rossijskoi Federazii.

40 Abkommen vom 16. Dezember 1992 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über Kriegsgräberfürsorge. Zusätzlich hat Russland die Rechtsnachfolge der Sowjetunion nach deren Zerfall angetreten und ist somit alleiniger Vertragspartner der Bundesrepublik Deutschland in Bezug auf alle sowjetischen Kriegsgräberstätten auf deutschem Boden.

41 Die Daten und Dokumente von rund 900.000 sowjetischen Kriegsgefangenen sind durch das russische Verteidigungsministerium seit 2007 sukzessive auf der Webseite www.obd-memorial.ru (letzter Zugriff: 31.05.2017) frei zugänglich mit der Möglichkeit zum Herunterladen veröffentlicht worden. Diese Daten sind im Zuge des 2000-2014 durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft betreuten Forschungsvorhabens zusammengetragen worden. Vgl. http://www.dokst.de/main/content/auskuenfte/sowjetische-buerger/sowjetische-buerger (letzter Zugriff: 31.05.2017).

42 Rund 5.600 im Stalag II A Neubrandenburg verstorbene sowjetische Kriegsgefangene haben einen Namen auf dem Friedhof Fünfeichen erhalten, vgl. Nordkurier vom 06.05.2015 http://www.nordkurier.de/neubrandenburg/gedenkstaette-fuenfeichen-fast-fertig-umgestaltet-0614685605.html (aufgerufen am: 23. Mai 2017). Informationen zur Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen unter: https://www.neubrandenburg.de/Sport-Kultur/Gedenken-Erinnern- (letzter Zugriff: 06.06.2017).