RIHA Journal 0255 | 20 April 2021
Mittelalterliche Architekturterminologie
Beobachtungen und Fragen
Abstract This paper examines the role of architectural terminology in the medieval understanding of architecture. Existing dictionaries are incomplete for this purpose, ideally a relevant European database would be helpful. A first, brief analysis of the sources with regard to the function and characteristics of architectural terminology (Latin and vernacular building descriptions, poetry, construction documentation) already shows that there are no illustrative descriptions; to a non-specialised populace "architecture" as such obviously remained inaccessible. No differentiated terminology was needed on the building site, the craftsmen had learned what to do. The most important medium for understanding and communicating architecture was obviously not verbal terminology, but the image, as a mental concept and, since the beginning of the Gothic era, as a drawing.
Inhaltsverzeichnis
1 Das Problemfeld 2 Quellen und Fragen Lateinische Baubeschreibungen Volkssprachliche Baubeschreibungen Bauakten 3 Architekturvokabular auf der Baustelle Baubeschreibungen als Quelle Sprachliche Baustellenkommunikation Problematik der Primärüberlieferung Architekturterminologie oder Baubetriebsterminologie? Medium Zeichnung versus Terminologie 4 Begriffsloses Architekturverständnis? 5 Vorarbeiten. Wörterbücher und Wortverzeichnisse Eine kritische Datenbank?
Wenn überall die wörter aus den sachen entsprungen sind, so müssen, je tiefer wir noch in ihr inneres einzudringen vermögen, auf diesem wege uns verborgene bezüge auf die dinge kund gethan werden und um der dinge willen forschenswerth erscheinen. Jacob Grimm1
1 Das Problemfeld
[1] Als der Student Goethe 1770 erstmals vor der Fassade des Straßburger Münsters stand, hatte er zwar
unter die Rubrik Gothisch, gleich dem Artikel eines Wörterbuchs, […] alle synonimische Mißverständnisse, die [ihm] von unbestimmtem, ungeordnetem, unnatürlichem, zusammengestoppeltem, ausgeflicktem, überladenem jemals durch den Kopf gezogen waren,
gehäuft, konnte jedoch die ihn nun doch überwältigende Macht der Straßburger Münsterfassade nur "schmecken und empfinden, keineswegs aber erkennen und erklären".2
[…] Da offenbarte sich mir, in leisen Ahndungen, der Genius des grossen Werkmeisters. "Was staunst du", lispelte er mir entgegen: "[…] Wie über dem Haupteingang, der zwey kleinere zu’n Seiten beherrscht, sich der weite Kreis des Fensters öffnet, der dem Schiffe der Kirche antwortet, und sonst nur Tageloch war, wie, hoch drüber der Glockenplatz die kleineren Fenster forderte! das all war nothwendig, und ich bildete es schön."
Goethe war in Kenntnis kategorial abwertender Begrifflichkeiten von "Gotik" vor die Fassade getreten, fand dann zwar positive Worte für deren Anmutung, hatte aber keine Wörter, die Fassade zu "erkennen und erklären". Ihm fehlten nach Kant die Begriffe zu seiner Anschauung (Wahrnehmung), genauer gesagt die Fachtermini der einzelnen architektonischen Fassadenelemente, um sie begrifflich in ihrer Besonderheit bewusst werden zu lassen und erst dadurch die Fassade begreifen zu können. Unsere Zeit hat damit kein Problem und vermag allein schon für die Beschreibung der Straßburger Fensterrose mit 35 Fachtermini aufzuwarten.3
[2] Detailscharfe Begrifflichkeit bildet heute die Grundvoraussetzung jeglichen architektonischen Verständnisses. "Begriff" wird dabei als "Denkeinheit, die aus der Menge von Gegenständen unter Ermittlung der diesen Gegenständen gemeinsamen Eigenschaften mittels Abstraktion gebildet wird" verstanden, einschlägige "Terminologie" als der Gesamtbestand der Begriffe und ihrer Bezeichnungen in einem Fachgebiet; wobei "Bezeichnung" als "Repräsentation eines Begriffs mit sprachlichen oder anderen Mitteln" definiert ist.4 Noch kaum einmal wurde jedoch die Frage aufgeworfen, inwieweit eine mittelalterliche Allgemeinheit begrifflich in der Lage war, 'Architektur' als rein formal beschreibbares, baulich in sich stringentes System zu verstehen. Stimmt es, dass man nur sieht, was man weiß, und dies, weil man es benennen kann?5
[3] Schon für mittelalterliche Benennungen von Grundbegrifflichkeiten ist man ganz auf Gelegenheitsfunde angewiesen. "Fensterrose" wird allgemein nur als Rundfenster oder bisweilen "rundes Glas" bezeichnet, so bei Villard de Honnecourt zu Lausanne als reonde veriere, um 1220 in Lincoln als fenestris tondis; seit dem späteren 13. Jahrhundert dann auch als Radfenster (rota), was zu roë und bildhaft zu grant O führen konnte. Im Deutschen scheint kein Terminus aufzufinden sein. Die Straßburger Fensterrose wird erst 1617 von Oseas Schadaeus als "Radfenster" genannt.6 "Pässe" als aus Kreisen entwickelte Detailform begegnen 1408 in Troyes für die Rundpässe in den vier Eckzwickeln und die acht anderen des Querhausrundfensters als quatre rons und huit autres rons.7 Für "Vierpass" stößt man 1458 auf mittelenglisch "katurs" (aus französisch quatre).8 Tripassen (Dreipässe) begegnen als Elemente von Gottes Thron im frühneuhochdeutschen Gedicht Die Erlösung (1. V. 14. Jh.).9
[4] "Maßwerk" scheint als maswerck erst in Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein 1484/1489 zu fassen sein.10 Villard de Honnecourt spricht zu den Seitenschifffenstern der Kathedrale von Reims von formes (Villard fol. 10 v), was als formae und formellae 1249/1269 für die Westminster Abbey und als form fenestre maioris noch 1386 für die Abteikirche Altenberg überliefert ist.11 Zum Mailänder Dom sind 1390 zur Auswahl vorgelegte diversa designamenta fenestrarum überliefert,12 zur Kathedrale von Troyes findet sich 1396–97 volkssprachlich cloison und entablement de pierre, zu Arras 1397 remplages.13
[5] Zu "Spitzbogen" scheint man erst am selben Ort wie Goethes Hymnus fündig zu werden.14 Für das Französische wird auf tiers point ("dritter Punkt") bei Villard de Honnecourt verwiesen und der Terminus aus der zeichnerischen Konstruktion des Formelements abgeleitet.15 Die Formulierung arc en ogive ist in den etymologischen Wörterbüchern erst seit 1325 nachgewiesen und gilt als Bezeichnung anfänglich nur einer Gewölbeform, wobei ogive von alğibb, einer mundartlichen Form für arabisch alğubb, der vielfach spitzbogigen Decke einer Zisterne, abgeleitet sei.16 Für Dagmar Hinker und Hans R. Hahnloser bedeutete ogive dagegen "Rippe", genauer "Kreuzrippe".17 Die Bauakten des Mailänder Doms zitieren den Franzosen Mignot 1400 mit voltae acutae im Gegensatz zu voltae retondae.18
2 Quellen und Fragen
[6] Für Erkenntnisse zum Verständnis und zur Kommunikation architektonischer Form wären bereits Untersuchungen solcher Einzelfragen hilfreich. Sie hätten an den in der Folge nur knapp charakterisierten und mit jeweils nur beispielhaften Hinweisen auf Forschungsbedarf versehenen Quellengattungen anzusetzen, die jeweils schon für sich einer vergleichenden Untersuchung ihres spezifischen Wortschatzes bedürften. Ihre Autoren waren regelhaft Absolventen von Kathedral- und Klosterschulen oder Universitäten, die entweder weiter diesen Milieus angehörig blieben oder als weltlicher Klerus tätig wurden, wobei clericus und seine volksprachliche Entsprechung pfaffe auch als litteratus im Sinn des "Gebildeten" verstanden werden konnte. Selbst die Autoren volkssprachlicher Epik hatten ihre Bildung an kirchlichen Schulen erworben.19 Und regelmäßig waren es Angehörige des niederen Klerus, die mit Schreibaufgaben, zum Beispiel in der Bauverwaltung, betraut waren (vgl. noch heute englisch clerk = "Schreiber").
Lateinische Baubeschreibungen
[7] Obwohl die im "Gelehrtenlatein biblischer Prägung"20 verfassten Baubeschreibungen zu Saint-Bénigne in Dijon, zu Saint Denis, Santiago de Compostela und zur Kathedrale von Canterbury ausführliche Analysen erfahren haben, blieb ihr jeweiliges Architekturvokabular bestenfalls nur gestreift, geschweige, dass eine vergleichende Untersuchung vorläge.21 Ausnahme bildete allein der kritische Wortschatzvergleich zwischen Suger und Gervasius durch Iva Adámková mit dem Ergebnis einer deutlich fortschrittlicheren Terminologie des letzteren.22
[8] Der Grundbestand lateinischen Architekturvokabulars der Autoren beruhte zunächst einmal auf traditionellem Bildungswissen und Terminologieaustausch innerhalb der mittelalterlichen Überlieferung selbst. Zweifellos eine Rolle spielte antik römische Literatur. Vergils Aeneis wurde schon für das sogenannte Karlsepos ausgewertet; in erstaunlichem Umfang sind mittelalterliche Abschriften und Auszüge aus Vitruvs De architectura nachgewiesen.23 Das Werk hatte zunächst einem baulich aktiven Einhard im Umfeld Karls des Großen begriffliche Verständnisschwierigkeit bereitet,24 wurde dann aber von Scholastikern wie von Hugo von St. Victor, Albertus Magnus, Thomas von Aquin und besonders ausführlich Vinzenz von Beauvais rezipiert. Dies aber unter weitgehender Auslassung der Bücher 5–6 und 9–10, die jene detaillierten Baubeschreibungen enthalten, die im engeren Sinn 'Architektur' betreffen. Lehrreich könnte deshalb eine Analyse jenes Vokabulars Vitruvs sein, das in mittelalterlichen Baubeschreibungen nicht enthalten ist. Grundsätzlich bestand ja im Mittelalter das Problem, ein durch antike Textüberlieferung geprägtes Vokabular auf die stetigem Wandel unterworfene Formenwelt eigener Architektur anzuwenden. Was auch für die von Hieronymus, Beda sowie von Richard und Hugo von St. Victor eingehend kommentierten alttestamentlichen Beschreibungen des Tempels Salomons und der Ezechielvision gilt.25 Allerlei Architekturbemerkungen fanden sich bei weiteren lateinischen Kirchenvätern, darunter erstaunliche bei Augustin.26 Isidors von Sevilla Etymologiae blieben weitgehend auf gebäudetypologische Begrifflichkeiten beschränkt.
[9] Alle Baubeschreibungen erfolgen nach jeweils eigenem Muster ihres Autors, ebenso sind einzelne bauliche Termini immer wieder einmal originäre Latinisierungen oder Neuschöpfungen. Bei Gervasius wird beispielsweise das volkssprachliche pilar zu "pilarius";27 ausdrücklich von ihm begründet setzt er clavis (eigentlich "Schlussstein") für "Gewölbefeld".28 Direkt aus dem Alten Testament übernommen ist lilium (Lilie) für "Kapitell" im Liber pontificalis und in der Chronik von Montecassino29 aufgrund 1 Reg. 7, 19 und 22, wo zum Tempelbau Salomons die Kapitelle hebräisch als schoschan oder schoschana = "Lotus" bezeichnet werden, was die Septuaginta mit κρένον = Lilie übersetzte und darüber in den lateinischen Vulgatatext kam.30 Burkhard von Hall benutzt kurz vor 1300 in seiner Beschreibung der Stiftskirche in Wimpfen im Tal zur Charakterisierung der "Fenster und Säulen" (fenestras et columpnas) den Terminus ad instar anaglifi operis ("gleich reliefartig erhabener Arbeit"), ein Ausdruck, der gleichfalls bereits biblisch zu Salomons Tempel genannt ist,31 vom dortigen Bezug auf Kleinkunst nun aber auf monumentale Architektur übertragen wurde.
[10] Unsicherheit besteht bei der Benennung von "Pfeiler" und "Säule".32 Porticus kann "Vorhalle" bei Alexander Neckam, "Seitenschiff" in der Chronik von Saint-Bénigne oder "Apsis" bei Gervasius bezeichnen.33 Für dieselbe Sache können verschiedene Wörter stehen, z. B. für "Gewölbe" fornix (= Gewölbe als Konstruktion) und ciborium (= Gewölbefläche als Ansichtsfläche).34 Bei Villard de Honnecourt gibt es für ein Fenster drei Bezeichnungen: fenestre für Fensteröffnung allgemein, forme für Maßwerkfenster und veriere für ein vollständig verglastes Fenster, die Bezeichnung pil(i)er steht sowohl für einen Freipfeiler wie für einen Strebepfeiler.35 Unser heutiger Terminus "Obergadenfenster" wird 1438 in Saint-Hippolyte de Poligny als fenestres des grans voltes = "Fenster der großen (= hohen) Gewölbe" umschrieben.36 Gervasius und der Liber Sancti Jacobi schreiben caelum = "Himmel" für die Decke eines Langhausmittelschiffs.37 Volksetymologische Erklärungen deuten auf ein gewisses Interesse an der Entstehung ungeläufiger Termini: Bei Lambert von Ardres wird das logium eines um 1117 errichteten hölzernen Wohnturms von logos = "Gespräch" abgeleitet,38 Alexander Neckam deutet atrium aus "ater" = "schwarz" als der Farbe der benachbarten verrauchten Küche.39
[11] Das heutige Verständnis eines überlieferten Handlungsablaufs kann durch die Unkenntnis der genaueren Bedeutung eines Terminus erschwert werden: Ein nur karolingisch zu Centula/St. Riquier genanntes buticum wurde in erstaunlicher Bandbreite zunächst als "ciborium? Altartabernakel?", dann als "Langhaus" und zuletzt als "östliche Turmrotunde" zu deuten versucht.40 Grundsätzlich zu fragen ist nach der zeitlichen Relation vom ersten Auftreten einer neuen Sache und deren Erstnennung.41 Beispielsweise wird "triforium" erstmals im Tractatus des Gervasius zu Canterbury genannt.42 Bei Du Cange findet sich dazu der Hinweis auf Griechisch τρίθυρον bei "Macar. Homil. 27" [= 27, 19], was im Zeremonienbuch Konstantins VII. den offensichtlich dreitürigen Eingang des Daphnevestibüls im oströmischen Kaiserpalast bezeichnet.43 Inwieweit trifft hier die Feststellung der Wörter/Sachen-Forschung zu, dass im Fall entscheidender Veränderungen im Bereich der Sachkultur dennoch gewohnte Bezeichnungen beibehalten werden?44 Wie aber kam Gervasius zu dem Terminus?
Volkssprachliche Baubeschreibungen
[12] Baubeschreibungen volkssprachlicher Dichtung, vorrangig der hochmittelalterlichen Heldenepik (Chansons de geste), sind insofern wichtig, als Latein selbst einer gebildeten Oberschicht nur beschränkt geläufig war, Allgemeinverständnis von Architektur sich aber volkssprachlich artikulierte.45 Dies mit sprachgeschichtlich unterschiedlich geprägtem Vokabular: Das mittelalterliche Deutsch hatte für den Holzbau von Anfang an germanische Bezeichnungen tradiert und sich dann zum Steinbau am Latein orientiert, ähnlich blieb im Englischen die Terminologie des Holzbaus angelsächsisch geprägt und wurde später die des Steinbaus durch das normannische Französisch bestimmt.46 Die an ein höfisches, sich eher an Phantastischem und kostbarem Detailreichtum erfreuendes Publikum gerichteten Baubeschreibungen hatten ihren Schwerpunkt auf dem Profanbau und entlehnten nunmehr Wörter wie kastēl (= Burg), turn (= Turm) und erker aus dem Französischen, was auch vor dem Hintergrund der Gotikrezeption und Übernahme von Bautypen im Burgenbau zu sehen ist.47
[13] Vollständig erfasst und sowohl sprachlich wie auf sein Bedeutungsfeld hin ausführlich analysiert ist das umfangreiche Architekturvokabular der Gralstempelbeschreibung des um 1260/75 entstandenen Jüngeren Titurel.48 Dessen Autor verzichtete offensichtlich auf fachterminologische Begrifflichkeiten zugunsten eigener Formulierungsphantasie, um scheinbar unbeholfen, wenn nicht sogar bewusst unverständlich seine durchaus genaue Vorstellung von einer baulichen Situation bis ins Detail zu schildern.49 So werden beispielsweise Gewölbe von swibogen (Rippen), mit manich riche list daran alumbe, wol ergraben (hier wohl als "reich profiliert" zu verstehen), getragen, die sich über Säulen (sůlen; später pfiler; in einer anderen Handschrift pheylæren) schwingen (Wolf 343-344); später ergänzt durch den Hinweis, dass die swibogen von vier ecken ausgingen, sich dort an ihnen Erzengel und Evangelisten befanden und sie Schlusssteine hatten (schiben inmitten, Wolf 419-420). Dies sind insgesamt klare Beschreibungen von Kreuzrippengewölben. Die fünf Bogen der Tempelportale (vumf zirkel wit alumbe geboget, Wolf 390) lassen diese zwanglos als Stufenportale verstehen.
[14] Architekturgeschichtliche Kenntnisse fehlten, wenn in Texteditionen ein Wort fälschlich einer bestimmten Sache zugeordnet ist: Die im Kudrunlied um 1250 genannten venstersteine, durch die man die Helme der in die Burg Eindringenden glänzen sah,50 lassen sich schwerlich als "steinerne Fensterrahmen" deuten, vielmehr dürfte an eine Säulenteilung der Fenster, vielleicht sogar an ein frühes Fenstermaßwerk zu denken sein. Bleiben noch die volkssprachlich verfassten Rechtsquellen zu erwähnen, soweit sie ein bestimmtes Vokabular zu Baulichkeiten enthalten.51
Bauakten
[15] Einen Überlieferungskosmos für sich stellen die verstärkt erst seit dem ausgehenden Hochmittelalter meist lateinisch und volkssprachlich gemischt geführten Bauakten dar (Ausgabenauflistungen, Verträge, Diskussionsprotokolle). Als Folge damals verstärkt einsetzender Verschriftlichung von Bauvorgängen spiegeln sie nicht zuletzt die ausgeprägte personelle Dynamik mittelalterlicher Architekturentwicklung.52 Ihre Editionen sind immer wieder einmal, wenn auch meist unzureichend, mit Wortregistern versehen.53 Nur von Fall zu Fall sind sie detaillierter als baugeschichtliche Quelle ausgewertet, weitergehend nur hinsichtlich der Bauorganisation,54 zu ihrem Architekturvokabular fehlt ein kritischer Gesamtüberblick. In ihrem Wortschatz unterscheiden sie sich von literarischen Architekturbeschreibungen durch ihre ausgeprägte Detailbezogenheit. Sie dienten überwiegend der Protokollierung von Arbeitsabläufen und Abrechnung von Baukosten. In großer Fülle dominiert daher Sachterminologie. So enthalten die lateinisch und niederdeutsch geführten Ausgabenregister zum Bau der Nordhalle des Braunschweiger St. Blasiusstifts von 1463–1466 Termini wie asseres (Latten, Stangen), brednägel (Brettnägel), dunnegel (große Nägel), spundnegel (Dielennägel), dacksten, lateres ad tectum und tegulum (Dachziegel), krampe (Eisenklammer), span (Dachsparrenpaar, Gebinde), longa lapis ad finestras (langer Maßwerkpfosten) und so fort.55 Genannt werden sonst wenig registrierte Baugattungen, so ein edificium domus schulpture ("Steinmetzhaus" = Bauhütte) mit lobium (Speichergeschoss?), ein bickhus (Geräteschuppen) und ein kalkhus, edificium, ubi calx extingwitur et paratur in Pfostenkonstruktion (statue, hier = "Pfosten"). Die Bauakten zu Saint-Hippolyte in Poligny (1414–1457) nennen unter anderem Termini wie cintre für die hölzernen Lehren zur Bogenkonstruktion oder roues du grans engin für die Räder eines Aufzugsgeräts sowie dessen Seil (corde) und Steinzange (forzeps).56 Selbst zu einem Profanbau wie der spätmittelalterlichen Porte Notre-Dame in Douai (Dép. Nord) werden Steinformen wie carreaux, boutisses, cuins für eine erstaunliche Zahl unterschiedlicher Einzelbauteile wie abbatus, asselers, becs, chimayes, cuins dubleaux, dubleaux, esconchons, estocs, listes, quarches, sourveaux, seullets genannt.57 Gezielter Auswertung bedürften die Bauakten zum Vokabular des Holzbaus.58 Nur eher selten wurden Fragen ästhetischen Belangs berührt, so in den gutachterlichen Äußerungen von Werkmeistern hochgotischer Zeit wie in Chartres, Gerona oder Mailand.
3 Architekturvokabular auf der Baustelle
[16] Wie ausdifferenziert war das bauliche Vokabular der Werkmeister und ihrer Leute auf der Baustelle? Wir geraten in eine höchst dürftige Quellenlage, da eindeutige Primärüberlieferung erst zu Ausgang des Mittelalters einsetzt, wir es also wahrscheinlich zuvor nur immer mit punktueller Sekundärüberlieferung zu tun haben.
Baubeschreibungen als Quelle
[17] Die Annahme, Baustellenterminologie könne in lateinischen Baubeschreibungen gespiegelt sein, würde entsprechende Sprachkenntnis voraussetzen. Die Einzelbezeichnung eines Werkmeisters als architectus doctus – die vielleicht nur auf der Kenntnis aristotelischer Hochschätzung des Architektenwissens und auf der Erkenntnis einer Lehrbarkeit von Geometrie beruhte – hatte mit zu Erwägungen beigetragen, die Werkmeister zumindest der gotischen Kathedralen Frankreichs hätten "höchstwahrscheinlich" ein Studium der Freien Künste absolviert.59 Eindeutige Belege dafür fehlen jedoch, ebenso aber auch für die gegenteilige Meinung, dass die Werkmeister der großen Kathedralen bis in das 13. Jahrhundert in der Regel der lateinischen Sprache nicht fähig und illiterat gewesen seien.60
[18] Gegen eine Spiegelung von Baustellenterminologie in lateinischen Baubeschreibungen sprechen ihre immer wieder einmal anzutreffenden Übernahmen volkssprachlicher Termini, häufig als "vulgo" vermerkt.61 Bereits um 860 schreiben die Miracula S. Bertini von einem ꞋtristegumꞋ enim, ut vulgariter loquamur.62 Mehrere solche Verweise enthält die Klostergeschichte Montecassinos von Leo Marsicanus († 1115): mirificam arcem, que vulgo ꞋcampanariumꞋ nuncupatur, erexit […]; atrium ante ecclesiam, quod nos Romana consuetudine ꞌparadysumꞌ vocitamus […]; fornices, quos vulgo ꞌspiculoꞌ dicimus.63 Im Liber Sancti Jacobi findet sich: duplices pilares, qui a lapicidibus uocantur ꞌmedie cintrieꞌ […] inter pilares singulos, due simul columpne semper sunt, que vocantur ꞌcolumpne cindrieꞌ a lapicidibus.64 Gervasius schreibt von columnae […], quae vulgo pilarii dicuntur.65 Die Verfasser lateinischer Baubeschreibungen hatten also Zugang zu volkssprachlichen Termini, setzten solche aber nur ein, wenn ihnen ein lateinischer Ausdruck fehlte. Weithin dürfte für die gesamte Sekundärüberlieferung zutreffen, was Jochen Schröder zu Gervasius feststellte: "Eine bauhüttenspezifische Fachterminologie ist im Tractatus trotz Vertrautheit des Autors mit dem Baubetrieb nicht zu finden."66
[19] Auch die volkssprachlichen Baubeschreibungen dürften sie kaum genauer spiegeln. Ihre Übersteigerungen von Bauwerken bis ins Phantastische geben zwar immer wieder einmal eine allgemeine bauliche Realität zu erkennen, haben jedoch keine real existierenden Bauwerke zum Objekt oder verzichteten bewusst auf fachterminologische Begrifflichkeit. Allein für das Gedicht Die Erlösung hatte die Fülle der großenteils in derzeitigen Datenbanken nicht nachweisbaren Termini zum Thron Gottes einen geistlichen Autor vermuten lassen, der "selbst praktischer Architekt" war.67
Sprachliche Baustellenkommunikation
[20] Bereits die Gespräche zwischen den Auftraggebern und ihren Werkmeistern dürften volkssprachlich geführt worden sein, wie es die auf Miniaturen dargestellten gemeinsamen Besichtigungen von Baustellen mit dem Bauherrn und seinem Gefolge vermuten lassen oder wie es für die Überwachung der Bauleute und Inspektion von Bauwerken durch laikale Vertreter der Stadtbürgerschaft und des Stadtrats überliefert ist.68 Die lateinisch geführten Baurechnungen zum Prager Dom 1372–1378 enthalten Sachbezeichnungen überwiegend in der Volkssprache, in teilweise latinisiertem Deutsch und Tschechisch.69 Auf der Baustelle ging es demnach zweisprachig zu. Die einschlägige Sprachkenntnis der Parler ergibt sich aus tschechisch aufgesetzten Verträgen ihrer Haustransaktionen in Prag.70
[21] Wie aber verständigte man sich mit Bauleuten in anderen Sprachregionen? Einen inzignerium nach Mailand zu holen, reiste [Giov]anni di Fernach, teutonicus und magister a lapidibus vivis der Mailänder fabbrica del duomo, im späten 14. Jahrhundert nach Köln.71 Ein Begleitschreiben Herzog Gian Galeazzo Sforzas 1481 an die Straßburger Bauhütte mit der Bitte um einen Architekten war auf Italienisch verfasst, ein zweites 1482 auf Lateinisch. Ein Empfehlungsschreiben der Stadt Esslingen für Meister Lorenz Lacher (Lechler) an Mailand wiederum wurde 1489 auf Lateinisch verfasst.72 In der Fremde hatte man sich auf der Baustelle zu verständigen. Als Dolmetscher Heinrichs von Gmünd wird ein in seiner Mailänder Herberge lebender Johannes genannt; Ulrich von Füssingen (Ensingen) aus Ulm hatte aus seiner Stadt einen Heinrich von Esselin (Esslingen?) als solchen mitgebracht.73 Man konnte sich in der Fremde aber auch die dortige Sprache aneignen, was die Aufzeichnungen Hans Hammers in Ungarn erweisen.74
Problematik der Primärüberlieferung
[22] Ob auf einer monastischen Baustelle mit entsprechend kundigen 'Baumönchen' und Laienbrüdern auf Lateinisch gearbeitet wurde, dürfte allein aus der Benennung des bauleitenden St. Galler Mönchs Isenricus mit dem biblischen Baumeisternamen Beseleel, seines Mönchskollegen Winihardus gar als Daedalus, nicht zu schließen sein. Ebenso wenig gibt die paläographische Untersuchung der detaillierten Gebäudebeischriften auf dem St. Galler Klosterplan, die für seine Zeit umfangreichste baustellennahe Quelle, darüber Aufschluss: Sie ergab die Hände zweier Schreiber, auf deren eine die bauliche Beschriftung zurückgeht, ohne dass sie für den Zeichner des Plans gesichert werden könnte.75
[23] In vergleichbarer Geschlossenheit ist baunahes Vokabular erst wieder im schon mehrmals angesprochenen, etwa 1220/1240 angelegten und mit einer großen Zahl lateinisch und altfranzösisch (genauer: picardisch) beschrifteter Zeichnungen ausgestatteten Manuskript Villards de Honnecourt (Paris, Bibliothèque nationale, Ms. fr. 19093) zu greifen. Bereits seine erste Publikation durch Jean-Baptiste Antoine Lassus 1858 enthielt ein schmales Glossar mit Übersetzung und teilweise Angaben von Parallelen in anderen Quellen, dies mit der Bemerkung, man habe zu Villards Zeit noch nicht über eine "terminologie rigoureuse" verfügt.76 Eine sprachliche Untersuchung 1901 beschränkte sich weitgehend auf "Lautlehre" und "Formenlehre".77 Die bislang tiefgründigste Analyse legte 1935 Hans R. Hahnloser vor.78 Blatt für Blatt werden die Texte in Transkription und deutscher Übersetzung vorgestellt und auf die Sachbedeutung von Termini hin ausgewertet, in den Nachträgen der überarbeiteten Auflage 1972 ergänzt aufgrund der zwischenzeitlich erschienenen Arbeit Dagmar Hinkers. 2015 thematisierte Carl F. Barnes anhand von Beispielen die Sachbedeutung einiger Termini und legte dazu ein Verzeichnis sämtlicher Wörter bei Villard mit englischer Übersetzung vor.79
[24] Inwieweit das Manuskript einen authentischen Einblick in die Sprache am Bau überliefert, ist bisher nicht eindeutig geklärt.80 Der sich selbst nennende Villard de Honnecourt, dem Namen seines Herkunftorts nach aus der Picardie stammend, bezeichnete das Werk einfach als livre, also "Buch". Darin wurden zumindest drei unterschiedliche Zeichner zu erschließen gesucht, ebenso mehrere Schreiber. Villard ist als ein Architekt oder nur ein Bauhandwerker (Steinmetz) angesprochen worden, als interessierter Goldschmied, genauer sogar Niellierer, aber auch einfach als "interessierter Laie".81 Der oder die Zeichner seien zudem Analphabeten gewesen, die ihre Texte professionellen Schreibern diktiert hätten. Die Villard-Publikation Jean Wirths geht jedoch wieder von einem Werkmeister als einheitlichem Gesamtautor aus. Selbst wenn Villard kein Architekt gewesen sein sollte, ist doch keine weitere Quelle aus dem hohen Mittelalter überliefert, die im selben Umfang Architektur sowohl in Ansichten, Grund- und Aufrissen zeichnerisch darstellt und mit sachlich breiterem, bis ins gestalterische Detail reichendem, einschlägigem Vokabular verbindet. Barnes resümierte: "It is undeniable, that Villard possessed a sophisticated architectural vocabulary, probably learned from his talks with masons in the various workshops he visited."82
[25] Bauliche Termini des Baustellenbetriebs am sichersten enthält, obwohl nur sekundär protokolliert, deren Überlieferung in den Bauakten. Dies gilt, auch wenn ihren bisweilen bauunkundigen und der überwiegend oralen Baustellenkommunikation wegen von der Sprechsprache abhängigen Schreibern Missverständnisse und Hörfehler unterlaufen konnten.83 Die Fülle der in den Akten genannten Begrifflichkeiten darf allerdings nicht ohne weiteres in ältere Zeiten zurück projiziert werden. Eine Vermehrung des Vokabulars schon vom 9. bis zum 13. Jahrhundert wurde mit dem sich herausbildenden, offenbar aber in keinem Fall dezidiert architekturbezogen überlieferten Begriff varietas bzw. varium opus (Abwechslungsreichtum) begründet.84 War dagegen die markante Zunahme und stärkere Berücksichtigung architektonischer Details zu Beginn des Spätmittelalters nur eine Frage der Quellengattung: aktenmäßige Bauverwaltung versus literarische Baubeschreibung? Es dürfte nicht zuletzt der Übergang von der Zeitlohnarbeit (Tages-/Wochenlohn) zur Stücklohnarbeit gewesen sein, der jetzt im Zuge der Verschriftlichung von Bauvorgängen und deren Abrechnung zur Notwendigkeit führte, jeweilige Werkstücke begrifflich genauer zu bezeichnen.85 Dieser Vorgang mag die Vermehrung architektonischer Termini zumindest befördert haben.
[26] Nur die frühneuhochdeutschen sogenannten Werkmeisterbücher, die in anderen europäischen Regionen spätgotischen Bauens ohne Pendant sind, überliefern Termini der Leute am Bau eindeutig authentisch. Sie haben nicht 'Architekturtheorie', sondern Erklärung geometrisierter Entwurfsabläufe baulicher Einzelheiten zum Inhalt.86 Ihrer Terminologie wäre dieselbe intensive Aufarbeitung zu wünschen, die bereits 1881 August Essenwein dem Fialenbüchlein Hans Schmuttermayers widmete.87 Wenn Lorenz Lechler 1516 in seinen Unterweisungen allein für "Gesims" schon die Termini simbs, gesimbs, Schregsims, Kapsims, Kropfsims, trouffsims und dachsims nennt, möchte man ein Begriffsdenken bereits in Renaissancekategorien vermuten und hat dazu auf seine Tätigkeit am einschlägig aufgeschlossenen kurpfälzischen Hof in Heidelberg verwiesen.88
Architekturterminologie oder Baubetriebsterminologie?
[27] Trotz aller Überlieferungsdefizite zum Wortschatz der Bauleute stellt sich doch die Frage, inwieweit das Errichten eines Bauwerks terminologische Bezeichnungen architektonischer Begrifflichkeiten auf der Baustelle selbst tatsächlich benötigte? Trifft wirklich zu, was schon 1838 ein englischer Autor resümiert hatte: "A vocabulary of all the terms used by the mediaeval architects would require a thick volume"?89 Seien wir gegenüber einer denkbaren Vorstellung einer Vitruv’schen Fülle von Begrifflichkeiten skeptisch.
[28] Auf einer Darstellung des Turmbaus zu Babel in einem Codex von 1459 der Weltchronik des Rudolf von Ems ruft ein Bauarbeiter den Bedienern der Winde eines Steinaufzugs "züch", also "zieh [hoch]" zu, ein Wort, das keine Bauform bezeichnete, sondern eine Handlungsanweisung war.90 Was auch uns aufhorchen lassen sollte. Ging es auf der Baustelle weniger um architektonische Begrifflichkeit als um Bauanweisung? Aus einer Beischrift der Darstellung erfahren wir: "Der werklüt sprach wart entrichtet ["aus der Ordnung gebracht"], darumb wart der turn vernihtet." Man konnte sich nach der göttlichen Strafe der Sprachverwirrung auf der Baustelle nicht mehr verständigen, weswegen der Turm zur Ruine wurde. Worüber man sich zu verständigen hatte, formulierte Mitte des 13. Jahrhunderts der Franziskaner Nicolas de Biard, als er von Werkmeistern schrieb, die mit der Rute in der Hand und in Handschuhen auf der Baustelle nur mit (volkssprachlichen!) Wörtern arbeiten: "Hier, behaue mir den Stein (par ci me le taille)".91 Auf der Baustelle ging es nicht um Fragen baulicher Gestalt, sondern um Handlungsvorgänge.92 Innerhalb der einzelnen Gewerke verfügte man durch seine Ausbildung und berufliche Praxis über hinreichend konkrete Kenntnis über die zur Erstellung eines Bauwerks notwendigen Arbeitsvorgänge, um den baulichen Gesamtkontext, in den man sich einzufügen hatte, zu verstehen. Selbst die Errichtung eines mittelalterlichen Großbaus war ein Vorgang, innerhalb dessen es daher eines formenbezogenen Vokabulars nicht bedurfte. Ein Steinmetz hatte ein "Kapitell" zu verfertigen, nähere Spezifizierungen wie "Palmettenringblattkapitell" lagen da fern.
Medium Zeichnung versus Terminologie
[29] Erst das Aufkommen des gotischen Steinmetzgliederbaus führte zur Notwendigkeit differenzierterer Arbeitsvorgaben, die nicht mehr rein erfahrungsbasiert eingelöst werden konnten. Ganz im Sinn unserer anfänglich zitierten Definition von "Bezeichnung" als "Repräsentation eines Begriffs mit sprachlichen oder anderen Mitteln" wurde als neues Kommunikationsmedium die maßstäbliche Zeichnung ausgebildet, die dem Steinmetzen für die Erstellung der detaillierten Formenwelt selbst einer Straßburger Fensterrose ausreichte.93 Sie musste "gelesen" und handwerklich umgesetzt werden, was ein Steinmetz aber erlernen konnte.94 Und es war die geometrische Konstruktion eines Spitzbogens aufgrund von Zirkeleinstechpunkten auf seiner Grundlinie, die ihm – aufschlussreich für das Primat der Zeichnung gegenüber dem Wort – den Terminus arc en tiers point ("Bogen im dritten Punkt") abgab.95
4 Begriffsloses Architekturverständnis?
[30] Ohne uns darin zu verlieren: Bereits kursorische Auszählungen ihrer architektonischen Fachtermini bestätigen die schon mehrfach geäußerte Beobachtung, dass die immer wieder analysierten Beschreibungen großer Bauwerke regelhaft, wenn auch auf unterschiedliche Weise, auf die Vermittlung ihres typologischen Baugefüges abheben, dagegen ihr architektonisches Detail als elementarer Aussageträger dessen, was 'Architektur' im Sinn der formalästhetischen Struktur eines Gebäudes ausmacht, und dem Alberti unter der Bezeichnung "ornamentum" ein ganzes Buch seines Werks widmen sollte, keine Beachtung findet.96 Eine rein bautechnische Detailbeobachtung wie zur Kathedrale von Lincoln, die Henri d’Avranches um 1235 als aus solch peinlich genau gehauenen Steinen zusammengefügt schildert, dass sie statt künstlich zusammengesetzt wie ein natürliches Ganzes erscheine, bleibt ein Rarissimum.97 Selbst die terminologisch gesättigten Bauakten erlauben keine Vorstellung eines architektonischen Ganzen.98 Alle Überlieferungsgattungen richteten sich zudem an ein zahlenmäßig eher überschaubares Publikum mit dazuhin jeweils unterschiedlichen Erwartungshaltungen: An einen lateinisch gebildeten, klerikalen Leserkreis, einen höfisch disponierten Zuhörerkreis, an den Verwalterkreis einer fabrica ecclesiae. Kein einziges Schriftzeugnis ermöglichte jedoch eine genauere Vorstellung der 'Architektur' des in ihm behandelten Bauwerks – ein Phänomen, das konsequent zu Ende gedacht zu werden verdiente. Dass dem mittelalterlichen Menschen vorrangig die ikonologische Verweisfunktion eines Bauwerks wichtig gewesen sei, kann keine Antwort sein. Symbolik, Allegorik und Metaphorik blockieren jegliches architektonisches Verständnis baulicher Form grundsätzlich, ebenso aber auch pauschale ästhetische Allgemeinformulierungen wie "kostbarste Vielfalt des Werks" (operis pretiotissima varietas).99
[31] Waren die Aachener Marienkirche Karls des Großen, der Speyerer Dom, die Kathedrale von Amiens oder, um an unseren Anfangsbau zurückzukehren, die Fassade des Straßburger Münsters wirklich zu ihrer Zeit dinglich real anwesend, ohne begrifflich als formal beschreibbares, baulich in sich stringentes System verstanden zu werden? Gervasius vermerkte: Das alles, was er beschreibe, werde sich dem, der verstehen will, besser im Sehen als im Hören erschließen (Quae omnia visu melius quam auditu intelligere volenti patebunt), und bekräftigte etwas später nochmals: All dies könne deutlicher und angenehmer mit dem Auge gesehen als durch Rede und Schrift gelehrt werden (Haec omnia clarius et delectabilius oculis possunt videri quam dictis vel scriptis edoceri).100 Solches Denken hatte Parallelen: Der Verfasser der Vita Bischof Ottos I. von Bamberg würdigte 1140/1146 dessen Erneuerungsarbeiten an Klausur und Dom deshalb nur knapp, weil weitere Wörter überflüssig seien; besser "spräche" (!) darüber das Erscheinungsbild der Kirche (hȩc melius vel claustri ipsius vel ipsa ȩcclesiȩ facies consulta loquntur).101
[32] Beide Äußerungen waren nicht reine Bescheidenheitstopoi, sondern hoben auf die Wirklichkeit eines begriffslosen und damit averbalen Formverständnisses ab. Schon der ein Bauwerk realisierende Werkmeister ging von einer zuvor konzipierten und darin seit antiker Zeit als iam in mente conceptum immer wieder vermerkten, rein anschaulichen Vorstellung der baulichen Struktur seines Bauwerks aus.102 Detailscharfes Verständnis von Architektur, dem jegliche verbale Beschreibung nicht im Entferntesten nahe kam, war erlernbar. Spätestens Jan van Eyck demonstrierte dies in einer Zeichnung der hl. Barbara vor der Baustelle eines riesigen, gotischen Turms: Die minutiös genaue Darstellung dessen von Grund auf achteckigen Gestalt gibt selbst noch das Tretrad eines Krans im Innern zu erkennen und ließ wie andere Architekturfiktionen des Malers an "eine geradezu professionell anmutende Kenntnis der Architektur" denken.103 Die "Mikroarchitektur" ebenso kenntnisreich und bisweilen souverän einfallsreich entworfener Altarschreine, Reliquiare und Monstranzen aus der Hand primär nicht dem Bauwesen zugehörender Handwerker benötigte keine ausgefuchste Kenntnis der Architekturterminologie, sondern neben Kenntnissen von Bauten Wissen und Erfahrung in einschlägigen Entwurfstechniken.104 Innerhalb der arbeitsteiligen Gesellschaft jener Zeit verfügte darüber außerhalb der Baustellen nur eine begrenzte Gruppe von Wissensträgern. Dass darüber hinaus eine mittelalterliche Allgemeinheit all die Bauwerke, deren Einzelzüge aus doch wohl eher formalen Absichten in einer gotischen Kathedrale wie der in Reims verarbeitet worden waren, selbst nur auf bildlicher (geschweige verbaler) Ebene als in ihr bewusst "zitiert" wiedererkannte, wird man bezweifeln dürfen.105
[33] In provozierender Kürze sei vielmehr resümiert: Architektonische Form entstand nicht anhand baulicher Sprachbegrifflichkeit, sondern durch bauliches Handeln, das auf hochdifferenzierter bildlicher Vorstellung gründete. Wie die große Zahl bildlicher Baustellendarstellungen erweist, war es der Realisierungsvorgang von Architektur, an dem eine nichtfachliche Allgemeinheit Interesse hatte. Die 'Architektur' eines Bauwerks blieb ihr verbalbegrifflich unzugänglich. Wozu dann Terminologieforschung? Um kritisch das hier Beobachtete zu vertiefen und Antwort auf die gestellten Fragen zu erhoffen.
5 Vorarbeiten. Wörterbücher und Wortverzeichnisse
[34] Einschlägige Vorarbeiten lägen dazu durchaus vor. So begegnet das Thema 'Architekturvokabular' als Problematik schon bei Vitruv, wenn er auf die unterschiedliche Bedeutung und Bezeichnung architektonischer Termini im Lateinischen und Griechischen verwies.106 Im Mittelalter hatte man das Thema als solches nicht im Blick, jedoch finden sich in des Augustiners Alexander Neckam (1157–1217) Werk De nominibus utensilium Termini zur Architektur französisch glossiert und in Jean de Garlands Dictionarius (der Terminus wird hier erstmals genannt), für Studenten in Paris um 1220 als eine Art Sprachführer zu lateinischen Alltagsbegriffen und deren französischen Entsprechung verfasst, solche zum Wehrbau und Holzbau.107 Der Werkmeister Hans Hammer († 1519) notierte auf seiner Wanderschaft bis Ungarn in seinem Skizzenbuch nur ungarisch-deutsche Alltagsvokabeln ohne Architekturbezug (fol. 26r-27r).108
[35] Erst Alberti reflektierte Architekturterminologie, indem er die Schwierigkeiten sowohl von Sacherklärungen wie von Bezeichnungsfindungen (difficultates et rerum explicandarum et nominum inveniendorum) beklagte; dies bei seiner Darstellung des ornamentum, also jener architektonischen Detailform, die ihm recht eigentlich 'Architektur' ausmachte.109 Unter nunmehr entstehenden Wörterverzeichnissen sei hier nur der von Vincenco Scamozzi bearbeitete "Indice copiosissimo delle cose più degne che si trovano per tutti i sette Libri d’Architettura del Serlio" der Serlio-Ausgabe 1584 mit seinen von vielen Sacherklärungen zu Architekturbegrifflichkeiten durchsetzten 1500 (!) Einträgen genannt.110
[36] Die aufgrund eines neu erwachten Epocheninteresses im 19. Jahrhundert verfassten Wörterverzeichnisse zur Architektur des Mittelalters waren überwiegend gegenwartsbezogen baupraktisch orientiert.111 Dagegen beruhte das kritisch mit Blick auf unterschiedliche Sprachentwicklungen in den europäischen Ländern verfasste und unterschiedlicher Benennungen derselben Sachen wegen nicht alphabetisch, sondern von einzelnen Bauteilen ausgehend angelegte Werk des Cambridger Gelehrten Robert Willis (1844) allein auf publizierten Bauakten, Verträgen, Chroniken und Viten, verfügte aber doch auch über ein Gesamtwörterverzeichnis.112 Gänzlich ohne historische Belege blieben Heinrich Ottes Archäologisches Wörterbuch (1857) und Viollet-le-Ducs Dictionnaire raisonné de l’architecture française du XIe au XVIe siècle (Paris 1854–1868).113 Steigendes historisches Interesse fand mittelalterliche Architekturterminologie erst in der zweiten Jahrhunderthälfte.114
[37] Uns hat der heutige Publikationsstand zu interessieren.115 Hier ist zunächst auf die klassischen, inzwischen meist digital zugänglichen Wörterbücher zum lateinischen und volkssprachlichen Wortschatz zu verweisen.116 Übergreifend sind sie für den deutschen Sprachraum durch das an der Universität Trier angesiedelte "Wörterbuchnetz" greifbar, darunter die umfangreich Belegstellen zu Termini in ihrem jeweiligen textlichen Zusammenhang zitierende Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank.117 Hilfreich ist das altgermanistische Informationsportal "Mediaevum.de".118 Für Frankreich sei der unter dem Dach des Centre National de Ressources Textuelles et Lexicales (CNRTL) angesiedelte Dictionnaire du Moyen Français (1330–1500) (DMF) genannt,119 für England der Anglo-Norman Dictionary (mit Zitaten in Quellenauszügen), die Wörterbücher von Joseph Bosworth und Clark J. R. Hall (mit Quellenangaben) und das rein digitale Altenglische Wörterbuch von Gerhard Köbler.120 Umfassend und übersichtlich informiert für Italien der ausführliche Tesoro della Lingua Italiana delle Origini (TLIO) unter auszugsweisem Quellenzitat selbst über metaphorische Bedeutungen.121 Weitere Sprachen erschließt auf der Basis einer Vielzahl von Wörterbüchern und Links das Internetunternehmen "lexilogos".122
[38] In all den genannten Werken sind architektonische Termini zwar mit enthalten, aber bei weitem nicht vollständig erfasst, wie ein Vergleich mit den Wortregistern der von Julius von Schlosser, Victor Mortet, Paul Deschamps und Otto Lehmann-Brockhaus vorgelegten Quellensammlungen zur mittelalterlichen Architektur erweist.123 Unter ihnen bereitet vor allem das Sachregister der letzteren Genuss, wenn Termini wie beispielsweise columna mit Baubezug ("-a quae arcus et fornicem undecunque venientes sustentabat"), Aktivitäten ("firmare -as"), Material ("-a lignea, marmorea") und anderen Bezügen aufgeführt sind.124 Im Liber pontificalis, der bis 1464 reichenden Sammlung von Papstbiographien, sind architektonische Sachbegriffe in den Angaben zu päpstlichen Bauaktivitäten aufgeführt.125 Die umfängliche Quellenzusammenstellung von Günther Binding und Susanne Linscheid-Burdich zum mitteleuropäischen Baubetrieb bis 1250 enthält leider kein Wortregister. Bisweilen werden die Erstnennung und Etymologie von Einzelbegriffen in den jüngeren Lemmata der vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München betriebenen Online-Plattform "rdklabor. Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte" genannt.126 Punktuell finden sich Studien zur Sachbedeutung einzelner Wörter.127
[39] Quellenübergreifend ist im deutschsprachigen Raum mittelalterliche Architekturterminologie, abgesehen von einer Arbeit zum Haus im Französischen von 1903, nur von Dagmar Hinker 1967 in ihrer ungedruckten und daher schwer zugänglichen Dissertation zum Wortschatz der gotischen Architektur in Nordfrankreich bearbeitet worden. Diese gründet in ihrer Reflexion von Erstnennungen, Etymologien und begrifflichen Sachgehalten auf der Auswertung von Villard de Honnecourt, Rechnungen, Werkverträgen, Testamenten und Inventaren und reicht bis zum Ausgang des Mittelalters.128 Defizite bestehen zur Auswertung des Wortschatzes von Bauakten. Bemerkenswert unberührt blieb die architekturgeschichtliche Forschung durch die von der Volkskunde und Archäologie ausgehende Forschungsrichtung "Wörter und Sachen".129
Eine kritische Datenbank?
[40] Bis heute gilt Paul Frankls Resümee seines Werks zu den literarischen Quellen der Gotik:
There is no presentation of the material that is both philologically reliable and as complete as possible, while penetrating deeply into problems of semantics and semantic changes. Unqestionably this latter requirement is already being satisfied by numerous specialized studies, but a synthesis is needed.130
Ideales Forschungsinstrument wäre in der Tat ein das Gesamtfeld mittelalterlicher Überlieferung auswertendes, als fortschreibbare Datenbank erstelltes Wörterbuch zumindest zum baulichen Sachwortschatz mit Aussagen zur Wortbedeutung (Semantik), Wortbildung (Etymologie) und Quellenangabe von Erstbelegen,131 wenn nicht darüber hinaus auch Bezeichnungen baulicher Tätigkeiten ("Versetzen" eines Steins, "Aufschlagen" eines Dachwerks) und einschlägigen Werkzeugs aufgenommen werden sollten.
[41] Nötig wäre eine Indexierung mittels Schlagworten: baubezogenen ("Gattung", "Typus", "Detail"), quellenbezogenen ("Chronik", "Dichtung", "Bauakte") und autorenbezogenen ("Gervasius", "Gottfried von Straßburg"). Bereits existente Indices sind für architekturgeschichtliche Fragestellungen unbrauchbar. Das auch vom Bildarchiv Foto Marburg für Architektur benutzte, internationale "Iconclass" (= ICONographic CLASSification System) ist ganz auf Bildkunst bezogen; die rein literaturwissenschaftlich ausgelegten "Indices zur Deutschen Literatur" rubrizieren Bauliches je nachdem unter "Ritterwesen" ("Burg"), "Welt der Arbeit" ("Landwirtschaft"/"Gehöft"), "Wohnen/Haushalt/Heim" ("Gebäude/Bauen") oder "Mythologie/Religion/Kirche".132
[42] Das Grundproblem eines solchen Wörterbuchunternehmens, das seiner Dimension und seines damit notwendigen Arbeitsaufwands, ist allerdings offenkundig. Man denke nur an den inhaltlichen Umfang allein hinsichtlich der europäischen Sprachräume: Alt-, Mittel-, Frühneuhochdeutsch; entsprechende Differenzierungen im Französischen, Italienischen und Spanischen; die Sprachschichtung Angelsächsisch/ Normannisch in England; kleine Sprachräume wie der Niederländische; die vielfältigen skandinavischen und slawischen Sprachräume. Und selbstredend natürlich das Latein …
[43] Das Auskämmen baulicher Termini aus allgemeinen Wörterbüchern könnte zwar eine erste Basis abgeben, zu fragen wäre jedoch nach der weiteren Sinnhaftigkeit eines terminologischen Großprojekts. Viele unserer Überlegungen mussten primär auf dem Wortschatz lateinischer Baubeschreibungen des Hochmittelalters beruhen und konnten kaum auf den des Spätmittelalters und der Volkssprachen zurückgreifen. Weiterführen dürften hier bereits einschlägige Einzelstudien, vor allem zur Bauterminologie der Bauakten und der Dichtung. Mehrere unserer Beobachtungen könnten aufgrund längst vorhandener Quelleneditionen und Wörterbücher ergänzt und vertieft werden. Noch kaum ausgereizt sind die Erkenntnischancen vergleichender Untersuchung von Einzelwortschätzen.133 Schon solche Studien würden es nicht zuletzt erlauben, die hier angestellten Überlegungen zu Grundfragen zu präzisieren. War es wirklich so, dass einer nichtfachlichen Allgemeinheit die Totalität der baulichen Gesamtheit dessen, was die 'Architektur' eines Bauwerks ausmachte, deshalb unverständlich blieb, weil sie ihr verbalbegrifflich unzugänglich war? Bedurften die sie konzipierenden Werkmeister und ihre Handwerker tatsächlich keiner ausgefeilten Bauterminologie? Was auch immer getan werden mag: Es würde sich lohnen, die Thematik 'mittelalterliche Architekturterminologie' zu vertiefen.
Gutachter Bruno Klein, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft, Technische Universität Dresden Marc C. Schurr, Institut d'histoire de l'art, Université de Strasbourg
Redaktion Andrea Lermer, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Lizenz
Der Text dieses Artikels wird unter den Bedingungen der Creative
Commons Lizenz CC-BY-NC-ND 4.0 bereitgestellt.
1 Jacob Grimm, "Das Wort des Besitzes. Eine linguistische Abhandlung", in: ders., Kleinere Schriften, Bd. 1, Berlin 1881 (Nachdruck 1992), 113-144, hier 124.
2 N.N. [Johann Wolfgang Goethe], "Von Deutscher Baukunst. D. M. Ervini a Steinbach. 1773", in: Von Deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter, hg. v. Johann Gottfried Herder, Hamburg 1773, 121-136, hier 127 f.
3 Christian Kayser, Die Baukonstruktion gotischer Fenstermaßwerke in Mitteleuropa, Petersberg 2012 (zugl. Diss. TU München, 2011), 410 f.: Alte Ebene, Okulus, spitzbogige zentrifugale Bahnen, Speichen, Bahnscheitel, Umfassungsring, Jüngere Ebene, Spitzbogenbahn, Reimser Fenster, Scheitelbereich, Zwickel, umlaufender Ring, Alte Spitzbögen, "zentripetale" Spitzbögen, Innere Ebene, Bahnenschlüsse, genast, mittlere Ebene, Werkstücke, Fünfpässe, Innerer Ring, Junge Pfosten, Kernprofil, Versatz, Schrägflanken, Runddienste, Altes Profil, Glasanschlag, Gewände, Kehlen, Birnstäbe, Versprünge, Rose, Mauerquerschnitt.
4 Zitiert nach der vom Deutschen Institut für Normung e.V.festgelegten, für unseren Fall durchaus brauchbaren DIN 2342:2011-08.
5 Zum Forschungsdefizit: Lothar Hoffmann, Hartwig Kalverkämper und Herbert Ernst Wiegand (Hg.), Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft, Bd. 2, Berlin 1999, 1655 u. 1658 nennt nur Helmut Erdmann, Studien zur Geschichte der Sprache des deutschen Bauwesens, Bad Pyrmont 1939 (überwiegend sprachgeschichtlich orientiert, ohne Belege bis an die Gegenwart reichend).
6 Friedrich Kobler, "Fensterrose", in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 8 (1982), Sp. 65-203, hier 74; online in: RDK Labor, https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88830 (Zugriff 14. März 2021). Kayser, Die Baukonstruktion gotischer Fenstermaßwerke in Mitteleuropa, 23. Die Übersetzung bei Stephen Murray, Building Troyes Cathedral. The Late Gothic Campaigns, Bloomington u.a. 1987, 127 und 131 von roë 1380/81 als "rose window" ist insofern nicht ganz richtig, als der französische Terminus sich von lateinisch rota = Rad, Kreis ableitet (Frédéric Godefroy, Dictionnaire de l’ancienne langue française et de tous ses dialectes du IXe au XVe siècle, Bd. 7, Paris 1892, 216 f.; ebenso das Complement des Werks, Bd. 10, 581 mit Zitat mehrerer Textzeugnisse). Für 1388–89 l’oo und grant O siehe: Murray, Building Troyes Cathedral, 131 und 135. Noch Eugène-Emmanuel Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonné de l’architecture française du XIe au XVIe siècle, Paris 1854–1868 spricht in den Lemmata "Fenêtre" und "Rose" für Maßwerk unterschiedlich von panneaux, entrelacs de fenêtre, réseaux de pierre, system de fenestrage à la rose, u.s.w.
7 Murray, Building Troyes Cathedral, 140.
8 L[ouis] F. Salzman, Building in England down to 1540, 2. Aufl., Oxford 1967, 112 f.
9 Friedrich Maurer, "Die Erlösung". Eine geistliche Dichtung des 14. Jahrhunderts, Leipzig 1934, Nachdruck Darmstadt 1964, 37-40.
10 August Essenwein, "Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein", in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 28 (1881), 65-78, hier 73 f. Das "Wörterbuchnetz", https://woerterbuchnetz.de/#0 (Zugriff 6. April 2021), führt nur zu Heinrich Otte, Geschichte der kirchlichen Kunst des deutschen Mittelalters in ausgewählten Beispielen. Mit einer archäologischen Einleitung, 2. Aufl., Leipzig 1862, 98. "Schleiermaßwerk" und "Harfensaitenbespannung" des Straßburger Münsters sind Wortschöpfungen des 20. Jahrhunderts.
11 Westminster: Howard Montagu Colvin (Hg.), Building Accounts of King Henry III, Oxford 1971, 230 u. 260; Altenberg: Kayser, Die Baukonstruktion gotischer Fenstermaßwerke in Mitteleuropa, 22.
12 Annali della fabbrica del duomo di Milano dall’origine fino al presente, Bd. 1-6 und 3 Bde. Verzeichnisse, Mailand 1877–1885, https://www.duomomilano.it/it/doc/142/29e097e8ea7a4e24b06fd916f657eb11/ (Zugriff 14. März 2021), hier Bd. 1, 31 f.
13 Murray, Building Troyes Cathedral, 136. Arras: Dagmar Hinker, Studien zum Wortschatz der gotischen Architektur in Nordfrankreich, Phil. Diss. Universität Wien 1967, 97.
14 [Paolo] Frisi, "Versuch über die Gothische Baukunst" [Livorno 1766], aus dem Italienischen in: Von Deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter, hg. v. Johann Gottfried Herder, Hamburg 1773, 137-162, hier 142: "Spitzbögen". Siehe auch Christian Ludwig Stieglitz, Encyklopädie der bürgerlichen Baukunst, 5 Bde., Leipzig 1792–1798, Bd. 2 (E – J), 110: Fenster mit einem "spitzigen […] Bogen".
15 Werner Müller, "Le dessin d’architecture à l’époque gothique", in: Les batisseurs des cathedrales gotiques, hg. v. Roland Recht, Strasbourg 1989, 227-254, hier 246 f. mit Abb. 18: Konstruktionsdiagramme.
16 Émile Littré, Le dictionnaire de la langue française, https://www.littre.org/definition/ogive (Zugriff 14. April 2021): "XIVe s. La dicte chapelle est volue [voûtée] de trois croisiées d'ogive", "Deux crois d'augives pour faire les voultes sus, avec une arche entre deux crois augiveres". Arabische Wurzel: Georges S. Colin, "Origine arabe du mot français 'ogive'", in: Romania 63 (1937), Heft 251, 377-381; Ernst Gamillscheg, Etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache, 2. Aufl., Heidelberg 1969, 655. Walther von Wartburg, Französisches etymologisches Wörterbuch: eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes, Bd. 7 (N – Pas), Basel 1955 kennt ogive nicht. Die etymologische Frage hat bisher keine gesicherte Lösung gefunden.
17 Hinker, Studien zum Wortschatz der gotischen Architektur, 177; Hans R. Hahnloser, Villard de Honnecourt. Kritische Gesamtausgabe des Bauhüttenbuches ms. fr. 19093 der Pariser Nationalbibliothek, 2., rev. und erw. Aufl., Graz 1972, 172.
18 Annali della fabbrica del duomo di Milano, Bd. 1: 1387–1411, Mailand 1877, 209.
19 Joachim Bumke, Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im Hohen Mittelalter, 2 Bde., 6. Aufl., München 1992, hier Bd. 2, 682-685.
20 Jens Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation. Studien zur mittelalterlichen Gestaltungspraxis und zur Methodik ihrer Erschließung am Beispiel baugebundener Skulptur, Berlin 2014, 398.
21 Die Literatur erschlossen bei Arwed Arnulf, Architektur- und Kunstbeschreibungen von der Antike bis zum 16. Jahrhundert, München/Berlin 2004; Jochen Schröder, Gervasius von Canterbury, Richard von Saint-Victor und die Methodik der Bauerfassung im 12. Jahrhundert, 2 Bde., Köln 2000 (zugl. Diss., Univ. Köln, 1998), Bd. 1, 52-60: terminologische Einzelbeobachtungen und Abschnitt "Vokabular"; Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation (290-410 vertieft auch auf Architektur eingehend).
22 Iva Adámková, "Gibt es eine Fachsprache für die Beschreibung mittelalterlicher Architektur?", in: Archivum latinitatis medii aevi 71 (2013), 257-266.
23 Stefan Schuler, Vitruv im Mittelalter. Die Rezeption von "De architectura" von der Antike bis in die Frühe Neuzeit, Köln/Weimar/Wien 1999.
24 Siehe "Einharti epistolae", in: Epistolae Karolini aevi (III), hg. v. Ernst Dümmler und Karl Hampe, Berlin 1899, unveränd. Nachdruck München 1995 (= Monumenta Germaniae Historica, Epistolae, 5), S. 105-145, hier Epistola 57, S. 138 zu scenographia: "verba et nomina obscura ex libris Vitruvi".
25 Zur Übernahme von superliminare = "Oberschwelle" = Türsturz aus 2. Mose 12,7 und 12,22 siehe z. B. Jens Rüffer, Die Kathedrale von Santiago de Compostela (1075–1211). Eine Quellenstudie, Freiburg im Breisgau u. a. 2010, 187.
26 Verstreut z. B. in Augustin, De vera religione.
27 Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 1, 118.
28 Gervasius, Tractatus 244 (= Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 2, 352-354): "Clavem pro toto pono ciborio, eo quod clavis in medio posita partes undecunque venientes claudere et confirmare videtur."
29 Louis Duchesne (Hg.), Le liber pontificalis, 2 Bde., Paris 1886 und 1892, Bd. 1, 417 (Gregorius III.) und Bd. 2, 53 (Paschalis); Hartmut Hoffmann (Hg.), Die Chronik von Montecassino, Hannover 1980 (= Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, 34), 394: Erwerb von columnas, bases ac lilia in Rom für den Bau der Klosterkirche. Vgl. dazu Beda, De templo 18: "Quid per lilia nisi supernae claritas patriae, atque immortalitatis floribus redolens, paradise designatur amoenitas?"
30 Othmar Keel, Max Küchler und Christoph Uehlinger, Orte und Landschaften der Bibel, Bd. 1: Geographisch-geschichtliche Landeskunde, Zürich/Göttingen 1984, 87.
31 Adolf Hofmeister (Hg.), Scriptores supplementa, pars 2: Supplementa tomorum I-XV, Leipzig 1934, unveränd. Nachdruck 1976 (= Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, 30, 2), 666: "idem vero artifex […] fenestras et columpnas ad instar anaglifici operis […] fecerat"; dazu 1Reg 6, 31-32.
32 Ausführlich dazu Günther Binding und Susanne Linscheid-Burdich, Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter nach den Schriftquellen bis 1250, Darmstadt 2002, 343-364.
33 Arnulf, Architektur- und Kunstbeschreibungen, 275, Anm. 205.
34 Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 1, 53 und 124 f.
35 Carl F. Barnes, The Portfolio of Villard de Honnecourt (Paris, Bibliothèque Nationale de France, MS Fr 19093). A New Critical Edition and Color Facsimile, Burlington u.a. 2009, 16 und 18 f.
36 Muriel Jenzer, "Le chantier de Saint-Hippolyte de Poligny (1414–1457) d'après les comptes de construction", in: Bulletin monumental 152 (1994), Heft 4, 415-458, hier 446.
37 Gervasius, Tractatus 145 (= Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 2, 342); Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation, 387 Anm. 610.
38 "Lamberti Ardensis historia comitum Ghisnensium", in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Bd. 24, hg. v. Georg Waitz, Hannover 1879, 550-642, hier 624: "[…] logium, quod bene et procedente ratione nomen accepit – ibi enim sedere in deliciis solebant ad colloquendum – a ꞌlogosꞌ quod est sermo nomen accepit."
39 Tony Hunt, Teaching and Learning Latin in Thirteenth-Century England, Bd. 1, Cambridge, UK 1991, 185: " [aula] atrium etiam habeat, quod ab atro (ater = schwarz) dicitur, eo quod coquine iuxta plateas fieri solebant".
40 Julius von Schlosser, Schriftquellen zur Geschichte der karolingischen Kunst, Wien 1892, Nachdruck Hildesheim 1974 (= Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit, N.F. 4/5), 238 (Quellentext) und 471; Wilhelm Effmann, Centula – St. Riquier. Eine Untersuchung zur Geschichte der kirchlichen Baukunst in der Karolingerzeit, Münster 1912, 44; Friedrich Möbius, Buticum in Centula. Mit einer Einführung in die Bedeutung der mittelalterlichen Architektur, Berlin 1985 (= Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Phil.-hist. Kl., 71,1), 28-33.
41 Der Erstnennung von "Rippe" ist beispielsweise Paul Frankl, The Gothic: Literary Sources and Interpretations through Eight Centuries, Princeton 1960, 154 f. nachgegangen.
42 Gervasius, Tractatus 143 (= Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 2, 342). Zur Erstnennung Binding/Linscheid-Burdich, Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 365; zur Entstehung des Tractatus siehe Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation, 367.
43 Hermann Dörries, Erich Klostermann und Matthias Kroeger (Hg.), Die 50 geistlichen Homilien des Makarios, Berlin 2011 (= Patristische Texte und Studien, 4), 228.
44 Ruth Schmidt-Wiegand, "Wörter und Sachen: Zur Bedeutung einer Methode für die Frühmittelalterforschung. Der Pflug und seine Bezeichnungen", in: Wörter und Sachen im Lichte der Bezeichnungsforschung, hg. v. ders., Berlin 1981, 1-41, hier 33.
45 Otto Söhring, "Werke bildender Kunst in altfranzösischen Epen", in: Romanische Forschungen 12 (1900), 491-640; Heinrich Lichtenberg, Die Architekturdarstellungen in der mittelhochdeutschen Dichtung, Münster 1931 (= Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung, 4); Frankl, The Gothic: Literary Sources and Interpretations, 159-205: Abschnitt "The Architectural Fantasies of Mediaeval Poets"; Alain Labbe, L'architecture des palais et des jardins dans les chansons de geste. Essai sur le thème du roi en majesté, Genf 1987. Zur Abgrenzung gegenüber der lateinischen Literatur s. Arnulf, Architektur- und Kunstbeschreibungen, 487-489.
46 Kurt Gärtner, "Lehnübersetzung und Lehnbedeutung vs. Lehnwort: Zu den Entlehnungen aus dem Lateinischen und Französischen in das mittelalterliche Deutsch", in: Studies in Multilingualism, Lingua Franca and Lingua Sacra, hg. v. Jens Braarvig und Markham J. Geller, Berlin 2018 (= Max Planck Research Library for the History and Development of Knowledge, Studies, 10), https://mprl-series.mpg.de/studies/10/6/index.html (Zugriff 14. März 2021). Für den Hinweis auf das Englische bin ich Prof. Michael J. Lewis, Williams College, Williamstown (Mass.) zu Dank verpflichtet.
47 Cord Meckseper, "Frankreich und das Reich. Die europäische Burg im Vergleich", in: Bilan des recherches en castellologie, Caen 2008 (= Études de castellologie médiévale, 23), 279-288.
48 Albrechts von Scharfenberg Jüngerer Titurel, nach den ältesten und besten Handschriften kritisch hg. v. Werner Wolf, Bd. 1 (Strophe 1-1957), Berlin 1955 (= Deutsche Texte des Mittelalters, 45), (hiernach in der Folge zitiert); Steffen Brokmann, Die Beschreibung des Graltempels in Albrechts "Jüngerem Titurel", Diss. Univ. Bochum 1999 (mit kommentierter Übersetzung der Graltempelbeschreibung), https://d-nb.info/978070062/34 (Zugriff 14. März 2021); Katrin Woesner (Hg.), Begriffsglossar und Index zu Albrechts Jüngerem Titurel. Alphabetischer Index, 4 Bde., Tübingen 2003 (= Indices zur deutschen Literatur, 32-35).
49 Volker Mertens, "Kontingenz und Sprache im ꞌJüngeren Titurelꞌ: Der Text, der nicht verstanden sein will", in: Der "Jüngere Titurel" zwischen Didaxe und Verwilderung, hg. v. Martin Baisch et al., Göttingen 2010 (= Aventiure, 6), 183-199.
50 Kudrun, Strophe 1396: Otto L. Jiriczek, Kudrun und Dietrich-Epen in Auswahl. Mit Wörterbuch, 6. Aufl., Stuttgart 1957, hier S. 169: "venstersteine – steinerner Fensterrahmen".
51 Ausführlich Martina Hilker-Suckrau, "Sachbezeichnungen aus dem Bereich des Hausbaus im Frühmittelalter", in: Wörter und Sachen im Lichte der Bezeichnungsforschung, hg. v. Ruth Schmidt-Wiegand, Berlin 1981, 58-73.
52 Hagen Keller, "Die Entwicklung der europäischen Schriftkulturen im Spiegel der mittelalterlichen Überlieferung", in: Geschichte und Geschichtsbewußtsein. Festschrift Karl-Ernst Jeismann, hg. v. Paul Leidinger und Dieter Metzler, Münster 1990, 173-204; Hagen Keller, "Vom Ꞌheiligen BuchꞋ zur ꞋBuchführungꞋ. Lebensfunktionen der Schrift im Mittelalter", in: Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 26 (1992), 1-31. Alfred Schottner, Die "Ordnungen" der mittelalterlichen Bauhütten. Verschriftlichung und Fortschreibung der mündlich überlieferten Regeln der Steinmetzen, Münster 1994 (= Volkskunde, 7), bringt für unser Thema nichts!
53 Hier nur in knappster Auswahl: 1129/30 erstmals fassbare, seit 1155/56 kontinuierlich geführte "Pipe rolls", publiziert seit 1883 durch die Pipe Roll Society (Bauterminologie ist selbst in Fällen eines "Index rerum" nicht aufgelistet!); Colvin, Building Accounts of King Henry III; anglonormannische und mittelenglische Werkverträge des 14. bis 16. Jahrhunderts: Salzman, Building in England down to 1540, 103-118: "Masonry: technical terms" mit 30 Seiten langer Diskussion der Termini zur Eisenverwendung! Mailand: Annali della fabbrica del duomo di Milano; Prag: Josef Neuwirth, Die Wochenrechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues in den Jahren 1372–1378, Prag 1890.
54 Wolfgang Schöller, Die rechtliche Organisation des Kirchenbaues im Mittelalter, vornehmlich des Kathedralbaues. Baulast, Bauherrenschaft, Baufinanzierung (mit Anhang: Fabrikrechnungen und sonstige Kirchenbaurechnungen des 13. und 14. Jahrhunderts), Köln/Wien 1989 (zugl. Diss., Univ. Marburg, 1985/86), geht auf sprachliche Fragen nicht weiter ein; 158-161 lediglich Hinweis auf eher regional begründete unterschiedliche Amtsbezeichnungen wie operarius, structurarius, magister structurae, provisor operis, provisor fabricae, receptores et provisores, provisores seu rectores.
55 Gesine Schwarz und Ulrich Schwarz, "Eine Bauhütte entsteht. Aus den Rechnungen des Blasiusstifts in Braunschweig (1463–1466)", in: Braunschweigisches Jahrbuch 76 (1995), 9-62, hier 61 f.
56 Jenzer, Le chantier de Saint-Hippolyte de Poligny, 415-458.
57 Alain Salamagne, "L'approvisionnement en pierre des chantiers médiévaux: l'exemple de Douai (Nord) aux XIVe et XVe siècles", in: Archéologie médiéval 26 (1996), 45-76, hier 59-62 mit Fig. 8; Alain Salamagne, Construire au Moyen Âge: Les chantiers de fortification de Douai, Villeneuve-d’Ascq 2001, 161-164.
58 Auswertung nur zu technischen Bauabläufen: Binding/Linscheid-Burdich, Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 184-212. Cecile Alec Hewett, English Historic Carpentry, London 1980 (mit Glossar mittelalterlicher Ausdrücke!). Frédéric Épaud, De la charpente romane à la charpente gothique en Normandie. Évolution des techniques et des structures de charpenterie au XIIe–XIIIe siècle, 2. Aufl., Caen 2012. Ein historisches "Vocabulaire de la Charpenterie" ist derzeit anhand mittelalterlicher Bauakten für die Provence in Arbeit: https://vocabulairedelacharpenterie.lamop.fr (Zugriff 14. März 2021).
59 Otto von Simson, Die gotische Kathedrale. Beiträge zu ihrer Entstehung und Bedeutung, Darmstadt 1968, 50. Paul Binski, "ꞌWorking by Words Aloneꞌ. The Architect, Scholasticism and Rhetoric in Thirteenth-Century France", in: Rhetoric Beyond Words. Delight and Persuasion in the Arts of the Middle Ages, hg. v. Mary Carruthers, Cambridge, UK 2010, 14-51.
60 Günther Binding, "Bauwissen im Früh- und Hochmittelalter", in: Wissensgeschichte der Architektur, Bd. 3: Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, hg. v. Jürgen Renn, Wilhelm Osthues und Hermann Schlimme (= Max Planck Research Library for the History and Development of Knowledge, Studies, 5, 2014), https://www.mprl-series.mpg.de/studies/5/index.html (Zugriff 14. März 2021), 9-94, hier 81-84. Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation, 296 Anm. 320, bezieht es nur auf die "einfachen Bauleute".
61 Zur Formulierung "vulgo" siehe Michel Parisse, "ꞌQuod vulgo diciturꞌ: La latinisation des noms communs dans les chartes", in: Médiévales 42 (2002), 45-53 (ohne Architektur/Baubeispiel).
62 Schlosser, Schriftquellen zur Geschichte der karolingischen Kunst, 198.
63 Alle in: Hartmut Hoffmann, Die Chronik von Montecassino, 395; zum vulgo-Gebrauch Leos hier S. XXII. Spiculos wurde als "spitzbogig" interpretiert: K. J. Conant und H. M. Willard, "Early Examples of the Pointed Arch and Vault in Romanesque Architecture", in: Viator 2 (1971), 204-209.
64 Rüffer, Die Kathedrale von Santiago de Compostela, 113-115.
65 Gervasiusvon Canterbury, Tractatus 2, 38 (= Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 2, 330).
66 Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 1, 59.
67 Maurer, "Die Erlösung", 37-40. Genannt sind unter anderem pinâkel (Giebel), posten (Pfosten), capitel, gevieret unde sinewel (Kapitell, vierseitig und rund), viôlen (Fialen), wintburgelin (kleine Zinnen), gargôlen (Wasserspeier), gesimse (Gesimse), trîpassen. Zum Autor als Architekt Julius von Schlosser, Quellenbuch zur Kunstgeschichte, 298.
68 Ausführlich Schöller, Die rechtliche Organisation des Kirchenbaues im Mittelalter, 200-215 und 346-349.
69 Neuwirth, Die Wochenrechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues, 361: "Dresdin habet drianglstrepogen pro XXXIIII gr. sol."; 12: Beispiel Latinisierung: klamerones (aus "Klammern"); Auflistung 443-447. Der Rechnungsführer Andres Kotlik war Tscheche.
70 Klára Benešovská, "D’artistes exogènes en artistes établis: l’exemple des Parler en Bohême (1356–1420)", in: Les transferts artistiques dans l’Europe gothique, hg. v. Jacques Dubois, Jean-Marie Guillouët und Benoît Van den Bossche, Paris 2014, 189-207, hier 196 mit Abb. 4.
71 Annali della fabbrica del duomo di Milano, Bd. 1, 45.
72 Annali della fabbrica del duomo di Milano, Bd. 3, 7 und 14; Franz Bischoff, "Wie kamen die Werkmeister an ihre Aufträge bzw. in ihre Dienststellungen? Bewerbungs-, Empfehlungs- und Anforderungsschreiben", in: Werkmeister der Spätgotik. Position und Rolle der Architekten im Bauwesen des 14. bis 16. Jahrhunderts, hg. v. Stefan Bürger und Bruno Klein, Darmstadt 2009, 111-128 und 181-228, hier 207 f. Alle übrigen der 103 hier abgedruckten Schreiben sind deutsch abgefasst.
73 Annali della fabbrica del duomo di Milano, Bd. 1, 71 und 134.
74 A[nne]-C[hristine] B[rehm], "Hans Hammers Skizzenbuch", in: Baustelle Gotik. Das Freiburger Münster, Ausst.kat., hg. v. Peter Kalchthaler, Guido Linke und Mirja Straub, Petersberg 2013, 104-105.
75 Umfassende Dokumentation in Walter Horn und Ernest Born, The Plan of St. Gall. A Study of the Architecture and Economy of, and Life in a Paradigmatic Carolingian Monastery, 3 Bde., Berkeley/Los Angeles/London 1979, hier Bd. 3, Appendix 1: "Catalogue of the explanatory titles of the Plan of St. Gall"; inzwischen nützlicher Zugang zu den Beischriften: http://www.stgallplan.org/index.html (Zugriff 14. März 2021); Bernhard Bischoff, "Die Entstehung des Klosterplanes in paläographischer Sicht", in: Studien zum St. Galler Klosterplan, hg. v. Johannes Duft, St. Gallen 1962 (unveränd. Nachdruck 1983) 67-78.
76 Jean-Baptiste Antoine Lassus, Album de Villard de Honnecourt architecte du 13. siècle. Manuscrit publié en fac-simile, Paris 1858, 227-232.
77 Friedrich Eduard Schneegans, "Über die Sprache des Skizzenbuches von Villard de Honnecourt", in: Zeitschrift für romanische Philologie 25 (1901), 45-70.
78 Hahnloser, Villard de Honnecourt, 5-176.
79 Dagmar Hinker, Studien zum Wortschatz der gotischen Architektur in Nordfrankreich; Barnes, The Portfolio of Villard de Honnecourt, 16-19: "Villard’s Technical Vocabulary: Architecture", 231-239: "Glossary". Jean Wirth, Villard de Honnecourt. Architecte du XIIIe siècle, Genf 2015 thematisiert Villards Vokabular nicht ausdrücklich.
80 Hahnloser, Villard de Honnecourt; Barnes, Portfolio of Villard de Honnecourt; Wilhelm Schlink, "War Villard de Honnecourt Analphabet?", in: Pierre, lumière, couleur: Études d’histoire de l’art du Moyen Âge en l’honneur d’Anne Prache, hg. v. Fabienne Joubert und Dany Sandron, Paris 1999, 213-221; Jean Wirth, Villard de Honnecourt. Architecte du XIIIe siècle, Genf 2015; Renaud Beffeyte, "The Oral Tradition and Villard de Honnecourt", in: Villard’s Legacy: Studies in Medieval Technology, Science and Art in Memory of Jean Gimpel, hg. v. Marie-Thérèse Zenner, Aldershot 2017, 93-120 (Funktion der Zeichnungen als "memory drawings").
81 "Interessierter Laie": Dieter Kimpel und Robert Suckale, Die gotische Architektur in Frankreich 1130–1270, überarbeitete Studienausgabe München 1995, 366.
82 Barnes, The Portfolio of Villard de Honnecourt, 19.
83 Ambrogio Nava, Memorie e documenti storici intorno all’origine, alle vicende ed ai riti del Duomo di Milano, Mailand 1884, 14 mit Anm. und 86: ausdrücklicher Hinweis auf sprachlich unveränderten Abdruck der zitierten Dokumente; Annali della fabbrica del duomo di Milano, Bd. 1, Appendice 2, 291-316.
84 So anhand vor allem von Bescheibungen bischöflicher Bautätigkeit in Le Mans, s. Lindy Grant, "Naming of Parts: Describing Architecture in the High Middle Ages", in: Architecture and Language. Constructing Identity in European Architecture, c. 1000–c. 1650, hg. v. Georgia Clarke und Paul Crossley, Cambridge, UK 2000, 46-57, hier 54-56. Zum Begriff "Varietas": Mary J. Carruthers, The Experience of Beauty in the Middle Ages, Oxford 2013, 135-164.
85 Jens Rüffer, "Arbeitsorganisation und Lohnmodelle in den Baurechnungen von Westminster Abbey und Exeter Cathedral", in: Kirche als Baustelle. Große Sakralbauten des Mittelalters, hg. v. Bruno Klein, Katja Schröck und Stefan Bürger, Köln u.a. 2013, 169-181.
86 Wiener Werkmeisterbuch, Autor unbekannt (1. Hälfte 15. Jh.); Hans Schmuttermayer, Das Fialenbüchlein (um 1485); Matthäus Roriczer, Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit (1486) und Die Geometria Deutsch (um 1487/88); unbekannter Autor, Von des Chores Maß und Gerechtigkeit (um 1500); Lorenz Lechler, Unterweisung, 1516. Grundlegend Ulrich Coenen, Die spätgotischen Werkmeisterbücher in Deutschland. Untersuchungen und Edition der Lehrschriften für Entwurf und Ausführung von Sakralbauten, München, 2. Aufl. 1990 (zugl. Diss., Technische Hochschule Aachen, 1988), leider ohne Wörterverzeichnis.
87 Essenwein, "Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein".
88 Siehe zuletzt Krista de Jong, "Early Modern Netherlandish Artists on Proportion in Architecture or ꞌde questien der Simmetrien met redene der Geometrienꞌ", in: Proportional Systems in the History of Architecture, hg. v. Matthew A. Cohen and Maarten Delbeke, Leiden 2018, 249-276.
89 Zitiert nach John Britton bei Matthias Noell, "Wörterbücher zur Architektur des Mittelalters. Anmerkungen zur Etablierung einer Wissenschaftssprache 1820–1850", in: Wissensformen. Sechster Internationaler Barocksommerkurs, Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, hg. v. Zoe Arnold, Zürich 2008 (= Studien und Texte zur Geschichte der Architekturtheorie, 6), 254-271, hier 263.
90 Colmarer Stadtbibliothek, Ms. 305. G[uido] L[inke], "Der Turmbau zu Babel", in: Baustelle Gotik. Das Freiburger Münster, Ausst.kat., hg. v. Peter Kalchthaler, Guido Linke und Mirja Straub, Petersberg 2013, 46-47 mit Abbildung.
91 Victor Mortet und Paul Deschamps, Recueil de textes relatifs à l’histoire de l’architecture et à la condition des architectes en France au Moyen Âge, XIIe-XIIIe siècles, Paris 1929, 291: "Magistri cementariorum, virgam et cyrothecas in manibus habentes, aliis dicunt: par ci me le taille […]."
92 Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation, 380: Der Baumeister denkt "schon beim Entwerfen in logischen Arbeitsschritten".
93 Differenzierte Maßwerkterminologie taucht erst am Ausgang des 15. Jahrhunderts auf: Kayser, Die Baukonstruktion gotischer Fenstermaßwerke in Mitteleuropa, 22.
94 Lon R. Shelby, "The Geometrical Knowledge of Medieval Master Masons", in: Speculum 47 (1972), 395-431, hier 405 und 418.
95 Vgl. Anm. 15.
96 Nach Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 1, 262 wird von Gervasius die dekorative Einzelform "in Bausch und Bogen negiert". Rüffer, Werkprozess – Wahrnehmung – Interpretation, 526 stellt verallgemeinernd fest: "[…] die Schilderung architektonischer Formen und Elemente oder Hinweise zu konstruktiv-technischen Aspekten stellen nie primäre Ziele dar". Lindy Grant, "Naming of Parts: Describing Architecture in the High Middle Ages", 49, resümiert: "One thing is common to all these descriptions. That is the limited attention which the writer pays to architecture, to the building as such." Und sie fährt fort: "Perhaps this is unsurprising. Architectural description can be difficult enough for the professional architectural historian. It requires a complex technical vocabulary."
97 "Viscosusque liquor lapides conglutinat albos/ Quos manus artificis omnes excidit ad unguem/ Et paries ex congerie constructus eorum/ Hoc quasi dedignans, mentitur continuare/ Contiguas partes; non esse videtur ab arte/ Quin a naturâ; non res unita, sed una." C. Garton, The Metrical Life of Saint Hugh of Lincoln. The Latin Text with Introduction, Translation, and Notes, Lincoln 1986, V. 867-872.
98 Jenzer, Le chantier de Saint-Hippolyte de Poligny, 424: "[Les documents] n'apportent […] aucune indication précise sur l'architecture."
99 Theophilus, De diversis artibus, 3, prologus; bezogen auf eine Kirche! Siehe zu solchen Urteilen allgemein Carruthers, The Experience of Beauty in the Middle Ages.
100 Gervasius, Tractatus 362 und 373 (= Schröder, Gervasius von Canterbury, Bd. 2, 366 und 368).
101 Jürgen Petersohn (Hg.), Die Prüfeninger Vita Bischof Ottos I. von Bamberg nach der Fassung des Großen Österreichischen Legendars, Hannover 1999 (= Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germanicarum, 71), 72.
102 Siehe zum noch heute völlig gleichartigen Vorgang Theodora Vischer (Hg.), Über Architektur und Bild. Jacques Herzog und Gottfried Boehm im Gespräch. Gespräch am 18. August 2004 aus Anlass der Ausstellung "Herzog & de Meuron: No. 250. Eine Austellung" im Schaulager Basel, Göttingen 2008, https://www.herzogdemeuron.com/index/projects/writings/conversations/boehm.html (Zugriff 14. März 2021). Jacques Herzog, einer der Architekten der Hamburger Elbphilharmonie, wehrte sich dagegen, "Bild" nur als "Außenerscheinung" zu verstehen.
103 Peter Kurmann, "Herbst der Kathedrale. Die niederländische Sakralbaukunst zur Zeit Karls des Kühnen und ihre mediale Spiegelung in der 'Kirchenmadonna' des Jan van Eyck", in: Karl der Kühne von Burgund. Fürst zwischen europäischem Adel und der Eidgenossenschaft, hg. v. Klaus Oschema und Rainer C. Schwinges, Zürich 2010, 248-271. Siehe schon Werner Körte, Die Wiederaufnahme romanischer Bauformen in der niederländischen und deutschen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts, Wolfenbüttel 1930.
104 Villard soll Goldschmied oder Niellierer gewesen sein, für Hans Schmuttermayer ist es gesichert. Christine Kratzke und Uwe Albrecht (Hg.), Mikroarchitektur im Mittelalter. Ein gattungsübergreifendes Phänomen zwischen Realität und Imagination, Leipzig 2008; Klaus Niehr, "Das Retabel als Bauwerk. Der Hochaltaraufsatz der Marburger Elisabethkirche im Kontext von Architektur, Malerei und Goldschmiedekunst um 1300", in: Mittelalterliche Retabel in Hessen, 2 Bde., hg. v. Ulrich Schütte u. a., Petersberg 2019, Bd. 2, 82-93.
105 Hans-Joachim Kunst, "Freiheit und Zitat in der Architektur des 13. Jahrhunderts – die Kathedrale von Reims", in: Bauwerk und Bildwerk im Hochmittelalter. Anschauliche Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte, hg. v. Karl Clausberg, Dieter Kimpel u. a., Gießen 1981, 87-102.
106 Vitruv, De architectura libri decem, Buch 6, Kapitel 7, 5-7.
107 Alexander Neckam, De naturis rerum libri duo, cap. 172, De aedificiis (= Rerum Britannicarum medii aevi scriptores, Bd. 34, hg. v. Thomas Wright, London 1863, 281-283); Alexander Neckam, De nominibus utensilium, in: A. Scheler, "Trois traités de lexicographie latine du XIIe et du XIIIe siècle", in: Jahrbuch für romanische und englische Literatur 7 (1866), 58-74 u. 155-173 (https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/?id=5363&tx_dlf%5Bid%5D=100000&tx_dlf%5Bpage%5D=66, Zugriff 15. April 2021), daraus hier auszugsweise: "In aula sint postes (pos) debitis interstitis distincti. Claves (cloues), asseribus (es) cindulis (laz), latis (lès) opus et trabibus et tignis (chevruns) usque ad doma (sumet) aedificii attingentibus; et opus est tigillis (petit chevruns) usque ad domus commissuram porrectis" (zitiert nach Arnulf, Architektur- und Kunstbeschreibungen, 272). The Dictionarius of John de Garlande and the Author's Commentary translated into English and annotated by Barbara Blatt Rubin, Lawrence, KS 1981, 5 (Kritik, dass viele der Termini in Mittelalterlateinlexika wie DuCange nicht genannt werden), 50: "Propugnacula, Gallice barbaquenne. Antimuralia, barbechant. Lucia, Gallice lices. Propugnacula, breteche. Tabula, Gallice placeus. Craticula, Gallice engins". Holzbau baugerätehistorisch ausgewertet in: Binding/Linscheid-Burdich, Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 211.
108 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 114.1 Extrav., http://diglib.hab.de/?db=mss&list=ms&id=114-1-extrav&catalog=Butzmann&hi=hans%20hammer (Zugriff 14. April 2021). B[rehm], "Hans Hammers Skizzenbuch"; Alexandra Druzynski von Bötticher, "Migrative Bewegungen spätmittelalterlicher Steinmetze und Werkmeister", in: Migration und Baukultur. Transformation des Bauens durch individuelle und kollektive Einwanderung, hg. v. Heiderose Kilper, Basel 2019, 235-246, hier 241.
109 Leon Battista Alberti, De re aedificatoria, Buch 6,1; Hartmut Wulfram, Literarische Vitruvrezeption in Leon Battista Albertis 'De re aedificatoria', Berlin 2001.
110 Margaret Daly Davis, "Vincenzo Scamozzi als Leser der antiken Schriftquellen und Denkmäler: Der 'Indice copiosissimo' zu Sebastiano Serlio", in: RIHA Journal 0059, 13. November 2012 (Sonderausgabe "Vincenzo Scamozzi: Lektüren eines gelehrten Architekten", hg. v. Rüdiger Hoyer), https://doi.org/10.11588/riha.2012.2.69768 (Zugriff 14. März 2021), Abb. 21 (Eintragsbeispiel: "Acroterij, ò pilastrelli sono come piedistalletti per poner statue").
111 Matthias Noell, "Wörterbücher zur Architektur des Mittelalters. Anmerkungen zur Etablierung einer Wissenschaftssprache 1820–1850", in: Wissensformen. Sechster Internationaler Barocksommerkurs, Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, hg. v. Zoe Arnold, Zürich 2008 (= Studien und Texte zur Geschichte der Architekturtheorie, 6), 254-271. Siehe u. a. Friedrich Hoffstadt, Gothisches ABC-Buch, das ist: Grundregeln des gothischen Styls für Künstler und Werkleute […] nebst einem Wortverzeichnisse über deren Kunst- und Handwerks-Ausdrücke, fortgesetzt von Friedrich Lange [erschienen in sieben Lieferungen, 1840-1863], Frankfurt a. M. 1863.
112 Robert Willis, Architectural Nomenclature of the Middle Ages, Cambridge, UK 1844, gegliedert in die Abschnitte "Moldings", "Masonry, Walls, and Tablements", "Pillars, Arches, and Vaults", "Windows", "Pinnacles and Tabernacle Work"; 83-86: "Index to the mediæval words in the preceding paper". Alexandrina Buchanan, Robert Willis (1800–1875) and the Foundation of Architectural History, Cambridge, UK 2013 (= The History of the University of Cambridge, 8), 149-156.
113 Heinrich Otte, Archäologisches Wörterbuch: zur Erklärung der in den Schriften über mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrücke, Leipzig 1857; vgl. auch dessen 2. Auflage Leipzig 1877.
114 Siehe beispielsweise Essenwein, "Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein".
115 Nicht in Betracht kommen terminologisch rein gegenwartsbezogene Publikationen wie das unter dem Patronat des Comité International d´Histoire de l´Art seit 1972 erscheinende mehrsprachige Glossarium Artis und der Art & Architecture Thesaurus® (AAT) der "Getty Vocabularies".
116 Erste Übersicht: Ulrike Haß-Zumkehr, Deutsche Wörterbücher – Brennpunkt von Sprach- und Kulturgeschichte, Berlin 2001.
117 Wörterbuchnetz. Digitaler Verbund von Wörterbüchern https://kompetenzzentrum.uni-trier.de/de/projekte/projekte/woerterbuchnetz/ (Zugriff 14. März 2021). Zugänglich sind hier unter anderen das Mittellateinische Wörterbuch, das Mittelhochdeutsche Wörterbuch von Benecke/Müller/Zarncke, das Mittelhochdeutsche Handwörterbuch von Matthias Lexer, Nachträge zu diesem und das Findebuch zum mittelhochdeutschen Wortschatz; über Links zugänglich unter anderen das Altdeutsche Wörterbuch, das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch und die Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank, http://www.mhdbdb.sbg.ac.at/ (Zugriff 14. März 2021). Letztere bedürfte in ihrem "Begriffssystem" hinsichtlich Baulichem deutlicher Verbesserung und erheblich größerer Differenzierung.
118 https://www.mediaevum.de/ (Zugriff 14. März 2021).
119 http://www.atilf.fr/dmf/ (Zugriff 14. März 2021). Ausgewertet sind u. a. die Wörterbücher von Tobler-Lommatzsch (Altfranzösisches Wörterbuch), Frédéric Godefroy (Dictionnaire de l'ancienne langue francaise et de tous ses dialectes du 9e au 15e siècle; einschließlich Frédéric Godefroy, Complément), Walther von Wartburg (Französisches Etymologisches Wörterbuch), William Rothwell (Anglo-Norman Dictionary), Thomas Städtler (DictionnaireEtymologique de l’Ancien Français).
120 William Rothwell (Anglo-Norman Dictionary), Joseph Bosworth (Anglo-Saxon Dictionary), Clark J. R. Hall (Concise Anglo-Saxon Dictionary), Gerhard Köbler (Altenglisches Wörterbuch: https://www.koeblergerhard.de/aewbhinw.html [Zugriff 14. März 2021]).
121 http://tlio.ovi.cnr.it/TLIO (Zugriff 14. März 2021). Auf "colonna" wird beispielsweise unter neun unterschiedlichen Bedeutungsrubriken eingegangen.
122 https://www.lexilogos.com/ (Zugriff 14. März 2021).
123 Julius von Schlosser, Schriftquellen zur Geschichte der karolingischen Kunst; Julius von Schlosser, Quellenbuch zur Kunstgeschichte des abendländischen Mittelalters, Wien 1896, Nachdruck Hildesheim 1986 (= Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit, N.F., 7); Victor Mortet, Recueil de textes relatifs à l’histoire de l’architecture et à la condition des architectes en France au Moyen Âge, XIe-XIIe siècles, Paris 1911; Victor Mortet und Paul Deschamps, Recueil de textes relatifs à l’histoire de l’architecture et à la condition des architectes en France au Moyen Âge, XIIe-XIIIe siècles, Paris 1929; Otto Lehmann-Brockhaus, Die Kunst des X. Jahrhunderts im Lichte der Schriftquellen, Leipzig 1935 (zugl. Diss., Univ. Göttingen); Otto Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen zur Kunstgeschichte des 11. und 12. Jahrhunderts für Deutschland, Lothringen und Italien, Berlin 1938; Otto Lehmann-Brockhaus, Lateinische Schriftquellen zur Kunst in England, Wales und Schottland vom Jahre 901 bis zum Jahre 1307, 5 Bde., München 1955–1960 (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, 1).
124 Lehmann-Brockhaus, Lateinische Schriftquellen zur Kunst in England, Wales und Schottland, Bd. 5, 96.
125 Louis Duchesne (Hg.), Le Liber pontificalis, 2 Bde., Paris 1886 und 1892; Index zu Baulichem in Bd. 3 der zweiten Auflage: Cyrille Vogel (Hg.), Additions et corrections de L. Duchesne, avec l’histoire du Liber pontificalis depuis l’édition de L. Duchesne, une bibliographie et des tables générales, Paris 1957, 191-231.
126 https://www.rdklabor.de/ (Zugriff 14. März 2021).
127 Binding/Linscheid-Burdich, Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 343-364 ("5. Säule und Pfeiler"); Günther Binding, "Baubezogene Begriffe bei Vitruv sowie in spätantiken und mittelalterlichen Quellen. Ein Beitrag zur Problematik fachgerechter Übersetzung", in: Mittellateinisches Jahrbuch 51 (2016), 195-220; E. Jackson, C. Dudley und Eric G. M. Fletcher, "Porch and Porticus in Saxon Churches", in: Journal of the British Archaeological Association, Ser. 3, 19 (1956), 1-13.
128 Hermann Davidsen, Die Benennungen des Hauses und seiner Teile im Französischen, Diss. Kiel 1903 (bis auf altfranzösische Anfänge zurückgreifend); Dagmar Hinker, Studien zum Wortschatz der gotischen Architektur.
129 Wörter und Sachen. Zeitschrift für indogermanische Sprachwissenschaft, Volksforschung und Kulturgeschichte (1909–1943/44). Grundlegend resümierend die Beiträge in: "Wörter und Sachen" als methodisches Prinzip und Forschungsrichtung, hg. v. Ruth Schmidt-Wiegand, 2 Bde., Hildesheim 1999 (= Germanistische Linguistik, Heft 145-146 u. Heft 147-148). Nicht weiter Bauliches berührt Johann Knobloch, "Ergologische Etymologien zum Wortschatz des indogermanischen Hausbaus", in: "Wörter und Sachen" als methodisches Prinzip und Forschungsrichtung, hg. v. Schmidt-Wiegand, Bd. 1, 97-120. Dorothee Heller, Wörter und Sachen. Grundlagen und Historiographie der Fachsprachenforschung, Tübingen 1998.
130 Frankl, The Gothic: Literary Sources and Interpretations, 158.
131 Unter "Wörterbuch" wird hier ein eigenständiges, alphabetisch geordnetes Verzeichnis von bauliche Begrifflichkeiten bezeichnenden Wörtern ("Termini") mit Sachangaben verstanden.
132 Erstmals erläutert in Klaus M. Schmidt, Begriffsglossar und Index zur Kudrun, Tübingen 1994 (= Indices zur deutschen Literatur, 29), VII-XII und 1-8. Der z. B. bei Katrin Woesner, Begriffsglossar und Index zu Albrechts Jüngerem Titurel. Alphabetischer Index, 4 Bde., Tübingen 2003 (= Indices zur deutschen Literatur, 34), hier Band 3, 1564 zum Gralstempel genannte Terminus "Säule" (sûl) wird unter der Gliederungsrubrik "III. Mensch als soziales Wesen – C) Welt der Arbeit – 9. Wohnen/Haushalt/Heim – BB) Gebäude/Bauen" aufgeführt!
133 Verwiesen sei hier nochmals auf den einschlägigen Ansatz bei Adámková, "Gibt es eine Fachsprache für die Beschreibung mittelalterlicher Architektur?".